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GEBÜHRENPFLICHTIGES
STÄNDCHEN?
Bei fast jedem Geburtstag wird die Melodie des „Happy Birthday Songs“
angestimmt. Es könnte also durchaus sein, dass auch zum Gründungs­
jubiläum der Deutschen Nationalbibliothek das bekannte Geburtstags­
ständchen erklingt. Kaum vorstellbar, dass sich daraus urheberrechtliche
Ansprüche ergeben. Schließlich sind Volkslieder Gemeingut und haben
keine Rechtsinhaber. Doch Achtung: Das Ganze könnte trotzdem ein
juristisches Nachspiel haben! Die Melodie des „Happy Birthday to You“
stammt von Mildred und Patty Hill aus Louisville, Kentucky, wo diese im
Kindergarten arbeiteten und ein morgendliches Begrüßungslied schrieben
(„Good Morning for All“). Das 1893 veröfentlichte Lied wurde 1924 von
Robert C. Coleman mit dem Geburtstagsgruß neu betextet. 1935 setzten
die Schwestern ihr Urheberrecht gegen Coleman gerichtlich durch und
proftierten bis zum Tod der letztverstorbenen Schwester Patty im Jahr
1946 von den Tantiemen. 1989 kaufte die Warner Communications Inc.
die Rechte an dem Lied für 15 Millionen Pfund – in Deutschland läuft
die Schutzfrist noch bis zum Jahr 2016. Die öfentliche Auführung des
Liedes löst somit „angemessene“ Vergütungsansprüche unabhängig von
Qualität und Lautstärke des Gesangs aus. Dies gilt auch bei einer unent­
geltlichen Präsentation – außer bei Sozialveranstaltungen beispielsweise in
der Altenpfege. Der Altenpfege unterfällt die gerade mal 100 Jahre junge
Deutsche Nationalbibliothek aber gewiss noch nicht.
Das Problem zum Urheberrecht für dieses Geburtstagslied wurde dem Beitrag von Thomas
Hoeren zur Festschrift für Otto Sandrock entnommen, Heidelberg 2000. Dort fnden sich auf
den Seiten 357 f. auch die juristischen Finessen der Causa.
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GEMEINSAM
FÜR KULTUR
Wenn zwei voneinander proftieren, wird das in der Wirtschaft als
Win-win-Situation bezeichnet. Wenn zwei kulturelle Institutionen sich
unterstützen und daraus einen Nutzen ziehen, nennt der Fachmann
das eine Kulturpartnerschaft. Solch eine Kooperation haben die Deut­
sche Nationalbibliothek und MDR Figaro für das Jahr 2012 geschlos­
sen. MDR Figaro ging aus MDR Kultur hervor und ist seit 2004 das
Kulturradio des Mitteldeutschen Rundfunks. Am 8. März von 18.05
bis 19 Uhr überträgt der Sender „Von Bücherwürmern und Maus­
klicks“ aus der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig. Mit Michael
Fernau (Deutsche Nationalbibliothek Leipzig), Dr. Stephanie Jacobs
(Deutsches Buch- und Schriftmuseum), der Schriftstellerin Angela
Krauß und Professor Elmar Schenkel (Universität Leipzig) wird Tho­
mas Bille über Bibliotheken als Orte der Begegnung, des Brütens, der
Geistesblitze, der Inspiration und Demotivation, der Bürokratie und
Magie reden. Der Eintritt ist frei.
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OFFENE
TÜREN
Am Sonntag, den 6. Mai 2012 lädt die Deutsche Nationalbiblio­
thek in Frankfurt am Main von 10 bis 17 Uhr zu einem Tag der
ofenen Tür ein: Das vielfältige Programmumfasst Führungen durch die
Bibliothek mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten: Architektur,
Kunst, Technik, IT, unterirdische Magazine, Exilarchiv 1933–1945,
Archiv und Bibliothek des Börsenvereins. Darüber hinaus stellen sich
die Stiftung Buchkunst und das Deutsche Filminstitut vor. Livemusik
des Duos „Cello meets Jazz“ rundet das Programm ab. Zu den kosten­
losen Führungen kann man sich ab 10 Uhr vor Ort anmelden.
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FELIZ
CUMPLEAÑOS
Feierlichkeiten allerorten: Auch in Madrid wird gefeiert,
und zwar das 300-jährige Bestehen der spanischen Nati­
onalbibliothek. Sie wurde 1712 auf Geheiß des ersten
spanischen Bourbonenkönigs Philipp V. gegründet.
Er brachte seine Bibliothek aus Frankreich mit, daher
beherbergt die Bibliothek eine große Zahl von franzö­
sischen Schriften und Drucken aus dem 16. und 17.
Jahrhundert. Hinzu kamen später die Bestände seiner
zweiten Frau Elisabetta Farnese. Aber es fossen auch
die Sammlungen der Habsburger seit Philipp II. mit
ein, über die Philipp V. nach dem Sieg im Erbfolgekrieg
verfügte. Daraus stammen etwa die Handschriften von
Leonardo da Vinci und andere Schätze. Die jetzigen
Feierlichkeiten begannen mit einer großen Ausstellung,
in der Raritäten aus unterschiedlichen Epochen prä­
sentiert wurden, darunter Zeichnungen von Albrecht
Dürer und Francisco de Goya sowie die Erstausgabe
des „Don Quijote“.
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EIN ROMAN
AN NEUN ABENDEN
„Der Schatten des Windes“ heißt das Buch des
mysteriösen Autors Julián Carax, das Daniel Sem­
pere auf dem „Friedhof der vergessenen Bücher“
an sich nimmt. Daniels Welt gerät mehr und mehr
aus den Fugen, als er die Schicksalsbahn dieses
geheimnisvollen Buches kreuzt. Keiner weiß,
warum jemand alle Bücher des Autors bis auf das
letzte Exemplar zu vernichten sucht. Der Schau­
spieler Mario Krichbaum liest an neun Abenden an
verschiedenen ungewöhnlichen Orten der Deut­
schen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main
aus dem gleichnamigen Bestsellerroman (Suhrkamp
Verlag) von Carlos Ruiz Zafón: im Lesesaal, in den
unterirdischen Magazinen, im Bibliotheksgarten, auf
der Dachterrasse. Alle 14 Tage von März bis Juli,
jeweils dienstags, am 27. März, 10. und 24. April, 8.
und 22. Mai, 5. und 19. Juni sowie 3. und 17. Juli,
von 19 bis 20.30 Uhr. Der Eintritt zu einem Einzel­
termin beträgt 5 Euro, eine Dauerkarte für alle neun
Termine kostet 25 Euro. Die Anzahl der Plätze ist
begrenzt, deshalb wird um Reservierung unter Tel.
069 - 15 25 10 01 gebeten.
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