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ZACK – BUMM – BÄNG
Wenn eine Comic-Koryphäe wie Prof.
Bernd Dolle-Weinkauf eine Ausstellung
über „60 Jahre Comics aus Deutsch-
land“ machen möchte, kann er zweifel-
los auf einen großen eigenen Bestand
zurückgreifen. Noch mehr Comics gibt
es allerdings in der Deutschen National-
bibliothek. Und so fand oben genannte
Ausstellung im Jahre 2008 praktischer-
weise auch in ihren Räumen statt.
Dort, in den Magazinen in Frankfurt
und Leipzig, stehen ordentlich aufge-
reiht die Donald-Duck- oder Superman-
Heftchen, wie sie auf Deutsch erschienen
sind. Doch auch deutsche Eigenproduk-
tionen gibt es zuhauf. Darunter längst
vergessene Helden wie der Ritter Sigurd
und der Weltraumfahrer Nick. Einige
von ihnen, wie Rolf Kaukas Fix und
Foxi, waren einst gar ernsthafte Rivalen
der Disney-Helden. Und wer glaubt, all
das wäre nur ein westdeutsches Phäno-
men gewesen, hat noch nie etwas von
der Comic-Zeitschrift Mosaik gehört. Es
gibt also vieles zu erforschen – nicht nur
für Donaldisten.
AUSSCHNEIDEN VERBOTEN
Aus Karton kann man ganz wunder-
bare Dinge bauen. Schife, Fahrzeuge,
Häuser, sogar ganze Städte en minia-
ture werden von unzähligen Bastlern
aus aller Welt aus den Modellbaubögen
herausgetrennt und zusammengeklebt.
Und das bereits seit der Mitte des 16.
Jahrhunderts. So lange gibt es nämlich
schon den Kartonmodellbau.
Diese ganz alten Baubögen sind in der
Deutschen Nationalbibliothek nicht zu
fnden. Was die vergangenen Jahrzehn-
te allerdings angeht, ist sie indes eine
Fundgrube für alle Kartonmodellbauer.
Zumindest für all jene, die sich – wie
der „Arbeitskreis Geschichte des Kar-
tonmodellbaus“ – mit der Erforschung
der kulturellen und wirtschaftlichen As-
pekte dieser Bastelkunst beschäftigen.
Für alle anderen Hobbybastler ist die
Deutsche Nationalbibliothek vielleicht
eher frustrierend. Denn selbstverständ-
lich gilt hier: Anschauen ist erlaubt,
doch Schere und Kleber dürfen nicht
mit in den Lesesaal!
VON FANS FÜR FORSCHER
Egal ob Fußball oder Musik, ob Lite-
ratur oder Politik: Fanzines entstehen
dort, wo es Leidenschaft gibt. Denn
Fanzines sind Magazine von Fans für
Fans. Dabei müssen sie nicht unbedingt
sehr gut gemacht sein. Sie können von
Fehlern nur so strotzen, schlecht gestal-
tet und inhaltlich völlig abseitig sein.
Es gibt Fanzines, die käufich erworben
werden können, andere werden kosten-
los unter das Volk gebracht.
So unterschiedlich Fanzines sind, so
gibt es doch eine Gemeinsamkeit. Und
das ist selbst vielen Machern dieser Ma-
gazine nicht bekannt, zumindest nicht,
bis sie einen entsprechenden Brief von
der Deutschen Nationalbibliothek be-
kommen haben: Auch Fanzines fallen
unter die Vorschrift der Pfichtexemplar-
Abgabe. Wer sich also mit Deutscher
Fanzine-(Sub)Kultur auseinandersetzen
möchte, kommt an der Deutschen Na-
tionalbibliothek nicht vorbei. Einziger
Nachteil: Man muss wissen, welchen
Titel man dort sucht. Denn als spezielle
Literaturgattung werden sie nicht erfasst.
WISSEN SCHAFFT
ALLERLEI
Bei Recherche und Forschung in der Deutschen Nationalbibliothek
denkt man erst einmal an Sach- und Fachliteratur. Doch das greift zu
kurz. Denn der Vorteil ist ja gerade, dass es dort (fast) alles gibt.
Einige Beispiele ungewöhnlicher Forschungsarbeiten.
TEXT: MARTIN SCHMITZ-KUHL FOTOS: STEPHAN JOCKEL

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