Kundenzentrierte Organisation in der Bibliothek und
Dokumentation des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
(WZB)
( Informationen zum
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Eckdaten der Bibliothek und Dokumentation des WZB)
Seit ungefähr 10 Jahren befindet sich die Bibliothek
und Dokumentation des WZB in einem Entwicklungsprozeß hin zu einer
kundenzentrierten Organisationsstruktur. (Eine ausführlichere Darstellung
finden Sie unter
http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/97_12_04.htm)
Die beiden Hauptziele sind dabei:
-
eine angemessenen Informationsversorgung für eine
sich wandelnde, moderne Forschungseinrichtung
-
eine Organisations- und Ablaufstruktur, die die Gestaltungs-
und Teilhabebedürfnisse der Mitarbeiter/innen respektiert
Folgende Rahmenbedingungen sind im WZB gegeben:
-
weitgehende Entscheidungsspielräume der
Bibliotheksleitung (die Bibliothek ist eine eigene Kostenstelle) in bezug
auf:
-
Budgetverwendung
-
Personalauswahl und -förderung
-
Organisationsstruktur
-
Informationstechnik
-
eine ausgebaute und moderne Ausstattung mit Daten- und
Informationstechnologie.
Die Tätigkeiten in der Bibliothek und, darauf aufbauend,
auch die Organisationsstruktur orientieren sich an der Forschungs- und
Projektorganisa- tion des Hauses. Das bedeutet: die Zuständigkeit eines
Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin bezieht sich nicht auf einen
Aufgabenbereich, sondern auf eine Kunden- oder Projektgruppe. Lediglich der
Info-Dienst in der Service-Ebene der Bibliothek, der erste Auskünfte
erteilt, wird von allen Mitarbeiter/innen reihum angeboten.
Bild 1 zeigt die Situation eines Benutzers
mit spezifischem Informationsbedarf vor den herkömmlichen Strukturen
einer Informationseinrichtung.
In den Betreuungsbereich einer Mitarbeiterin der Bibliothek
des WZB fällt also nicht eine Bestandsgruppe (oder spezielle
Tätigkeit), sondern jeweils eine oder mehrere Abteilungen des Hauses.
Für diese Kundengruppen ist die Mitarbeiterin die Ansprechpartnerin
für alle Informationsfragen, von der Beschaffung eines Buches über
die Katalogauskunft bis zur Recherche in externen Datenbanken. Neben der
Bearbeitung von Informationsanfragen kümmert sie sich also auch um die
Bestelllung, Einarbeitung, Inventarisierung, Katalogisierung jeglicher Art
von Literatur (ausgenommen Zeitschriften und Kopierservice).
Bild 2 verdeutlicht das Modell der Bibliothek
und Dokumentation des WZB: eine Kundin hat eine Ansprechpartnerin aus der
Bibliothek, die für die Gesamtheit der Fragen, Anforderungen und
Dienstleistungen zuständig ist.
Die Kundenzentrierung - und damit die sektorale Trennung
der Verantwortungsbereiche - umfaßt damit fast alle informationsrelevanten
und bibliothekarischen Arbeitsgänge. Es existiert jedoch eine enge
horizontale Zusammenarbeit, und durch die weitgehend identischen
Kompetenzstrukturen und praktischen Qualifikationen (also keine
Überspezialisierung und Vereinseitigung auf Teilsegmente eines
Werkstücks) ist die Vertretung in Urlaubs- oder Krankheitsfällen
unproblematisch. In einem solchen Umfeld der fachlich hohen Autonomie der
Mitarbeiter/innen ist die Leitungstätigkeit eher moderierend koordinativ.
Allerdings gilt es, die Notwendigkeit der Leitungsfunktion als
Regeleinhaltungsinstanz nicht zu vernachlässigen. In diesem Spannungsfeld
zwischen fachlicher Egalisierungsfähigkeit, moderativ-kommunikativen
Funktionen und - im Einzelfall - der Wahrnehmung formal-hierarchischer
Positionsmacht spielt sich Leitung als "soziale Interaktion" ab.
Für
die Kundinnen und Kunden bedeutet dieses System:
-
kontinuierliche und vertrauensvolle
Kooperation
-
themenspezifische Kenntnisse
-
Zeit- und Terminsensibilität
-
ständige Ansprechbarkeit
-
hohe Flexibilität
-
starke Erfolgsorientierung
der Betreuerin / des Betreuers in der
Bibliothek |
Für
die Mitarbeiter/innen bedeutet dieses System:
-
engen Nutzerkontakt
-
Einblick in die Forschungs- aktivitäten
-
ein breites und vielseitiges Tätigkeits-
und damit auch Kompetenzspektrum
-
große Gestaltungs- und
Entscheidungsspielräume
-
hohe Identifikation mit dem Gesamtgeschehen
-
aufgeschlossenes Betriebsklima
|
Der Einsatz neuer Informations- und Datentechnologie bei
Arbeitsabläufen und Dienstleistungen führt ebenfalls zu einem
erweiterten Tätigkeitsspektrum der Mitarbeiter/innen.
Bild 3 verdeutlicht, wie aus
Kundenorientierung, Arbeitsvielfalt und technischer Innovation eine flache
Hierarchie entstehen kann:
Informationen zum Wissenschaftszentrum
Berlin für Sozialforschung (WZB)
Das WZB ist eine gemeinnützige GmbH mit Bund und
Ländern als Gesellschaftern. Am WZB wird sozialwissenschaftliche
Grundlagenforschung in ausgewählten Politikfeldern durchgeführt.
Mitarbeiterinnen und MItarbeiter: ca. 100 feste oder befristete
Forschungsstellen, außerdem über Drittmittel ca. 200-300
Gastwissenschaftler, wissenschaftliche Hilfskräfte und Promovierende.
Der Haushalt des WZB ist budgetiert und wird über 25 Kostenstellen dezentral
und eigenverantwortlich verwaltet.
Eckdaten der Bibliothek und Dokumentation des WZB (Stand:
1999)
http://bibliothek.wz-berlin.de/
Klientel |
ca. 300-400 Forscher/innen plus
Gäste |
Personalstellen |
6,75 Stellen, verteilt auf 13
Personen |
Bestand |
ca. 110.000 ME, ca. 600 Zsn. |
jährlicher
Zugang |
3.500 ME |
Leihverkehrsfälle
nehmend |
4.000 ME (organisiert über einen privaten
Inter Library Loan Service) |
Öffnungsstunden/Woche |
Auskunft, Beratung, Betreuung in der Service-Ebene
8 Stunden täglich (wochentags).
Für Mitarbeiter/innen des WZB: ständig geöffnete und
unkontrolliert zugängliche Freihandbibliothek |
Entleihungen (nur
intern) |
ca. 10.000 Ausleihvorgänge pro
Jahr |
Internet-Recherchen |
Ca. 60% aller Tätigkeiten der Bibliothekarinnen
vollziehen sich via Internet. |
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Kontakt:
Gerd Paul
Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für
Sozialforschung
Reichpietschufer 50
D-10785 Berlin
Tel.: (030) 25491-521
Fax: (030) 25491-533
gerd@medea.wz-berlin.de
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