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Aus: II E aktuell, Nr. 12, 1998. - ISSN 0946-5502

Die Zukunft der GKD

von Günter Franzmeier

Über die GKD ist in der Vergangenheit erstaunlich wenig geschrieben worden. Das wurde erst kürzlich wieder deutlich, als es darum ging, erstmals Informationen über die GKD für die seit vielen Jahren jeweils zum Bibliothekartag aktualisierten "Informationen zu den regionalen und überregionalen Verbundsystemen in Deutschland" beizusteuern. In der dort für jedes Verbundsystem vorgesehenen Rubrik "Publikationen" war kaum etwas zu benennen; das wenige findet sich noch dazu in den nicht gerade überall gelesenen Hausorganen der Staatsbibliothek wie z. B. in Stichwort (N.F. 1.1992,2) oder in II E aktuell (1.1994). Gelegentlich erschienen kurze Mitteilungen über die GKD im Bibliotheksdienst; größere, gar umfassende Darstellungen waren nicht dabei. Das ist umso erstaunlicher, als es sich bei der GKD nicht nur um die älteste und am besten etablierte Normdatei der deutschen Bibliotheken handelt, sondern auch um eine Datei, die von den drei größten deutschen Bibliotheken zusammen mit dem DBI betrieben wird, Institutionen, die bzw. deren Mitarbeiter doch sonst nicht gerade wenig über ihre Aktivitäten in die Fachöffentlichkeit tragen. Vielleicht liegt der Grund für die Zurückhaltung darin, daß die GKD seit vielen Jahren problemlos funktioniert, daß sie akzeptiert, unumstritten, wie selbsverständlich "da" ist. Oder steckt vielleicht dahinter, daß wegen des gemeinschaftlichen Charakters der GKD keiner der Beteiligten sie genügend als "sein" Werk betrachtet und sich deshalb nicht ausreichend motiviert fühlt, sie einmal umfassend darzustellen und zu würdigen, ihre Bedeutung und ihre Verdienste herauszustellen und sie der besonderen Fürsorge der deutschen Bibliotheken wie insbesondere auch derjenigen ihrer Unterhaltsträger anzuempfehlen?

Wie dem auch sei: Es ist auch hier und heute nicht der geeignete Moment, eine umfassende Darstellung der GKD zu geben. Es gibt aber zumindest Anlaß, einige Überlegungen zur Zukunft der GKD anzustellen, da diese Zukunft zur Zeit wenngleich nicht unmittelbar gefährdet, so doch in ein gewisses Zwielicht geraten ist. Worum geht es?

Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, daß einer der Partner bei der GKD, das Deutsche Bibliotheksinstitut, in seiner Existenz bedroht ist, "abgewickelt" werden soll. Es ist genau der Partner bei dem Gemeinschaftsunternehmen GKD, der seit Anbeginn die "Primär"-Datei der GKD auf seinem Rechner vorhält, d. h. die einzige Datei, in der alle Änderungen und Ergänzungen online vorgenommen werden und aus der die anderen Körperschaftsdateien, wie sie z. B. an Der DB, an der Bayrischen Staatsbibliothek und in den regionalen Verbundzentralen in Kopie ebenfalls gehalten werden, regelmäßig versorgt und stetig aktualisiert werden. Lediglich Neuaufnahmen, die vor Ort sofort zur Verknüpfung mit Titeldatensätzen benötigt werden, können (bisher) zunächst außerhalb der primären GKD erstellt werden; sie fließen jedoch bald danach auf der Basis des regelmäßigen MAB-Datenaustausches in die zentrale GKD ein und werden von dort wiederum an alle anderen Partner und Interessenten weiterverteilt. Es ist inzwischen allgemein akzeptiert, daß nur so eine maximale gemeinsame Nutzung einmal erstellter Daten und zugleich die größtmögliche Einheitlichkeit der Ansetzungen erreicht werden konnte und de facto weitgehend auch erreicht worden ist.

Nun ist es schon einmal beruhigend, daß bereits der Wissenschaftsrat, der den Stein zur Abwicklung des DBI mit ins Rollen gebracht hat, frühzeitig erkannt und festgestellt hat, daß beim DBI einige Aufgaben wahrgenommen wurden und wahrgenommen werden, die als langfristig für das deutsche Bibliothekswesen "unverzichtbar" einzustufen sind, und daß dazu auch die GKD gehört. Im Frühjahr 1998 hat sich dann auftragsgemäß eine KMK-Arbeitsgruppe näher mit diesem Problem auseinandergesetzt und ein "Konzept über unverzichtbare überregionale Serviceleistungen" vorgelegt, das seit einiger Zeit auch allgemein zugänglich ist (z. B. über die Homepage des DBI, genau: http://www.dbi-berlin.de/dbi_inf/wr/wr.htm). Es ist derzeit offen, ob es in jedem Punkt bei den in diesem Konzept vorgeschlagenen Lösungen bleiben wird. Hier und heute können wir mit unseren Anmerkungen nur auf den Empfehlungen aufsetzen, wie sie derzeit lauten, wie sie nachzulesen sind. Für die GKD heißt das (in all der Kürze, mit der die GKD im dem besagten Konzept behandelt wird):

Nun haben sowohl wir in der SBB mit ihrer großen zentralen Redaktion für die GKD als auch das DBI seit Anbeginn stets gut mit Der DB zusammengearbeitet, auch und insbesondere im Bereich GKD, und wir sind weit davon entfernt, Der DB hier etwas zu neiden oder etwas nicht zuzutrauen. Natürlich könnte auch Die DB die GKD übernehmen und führen. Aber was heißt und was bedeutet das eigentlich: übernehmen, oder wie es im "Konzept" ausgedrückt ist: verlagern, überleiten? Hier scheinen uns einige Fragen offen zu sein; bis hin zu einem aufkommenden Zweifel, ob die Autoren des genannten "Konzepts" die Ausgangslage überhaupt richtig gesehen haben.

Eines ist klar: Da das "Konzept" direkt und ausschließlich der DBI-Problematik gewidmet ist, kann es sich bei der genannten Empfehlung lediglich um den Datenverarbeitungteil der GKD handeln. Die in der SBB angesiedelte Berliner GKD-Redaktion ist davon in keiner Weise betroffen. Trotzdem sind wir natürlich, in der ganz anderen Bedeutung des Wortes, insofern "betroffen", als wir wissen, daß die GKD auf dem Rechner des DBI seit eh und je die bundesweite "primäre" Normdatei und zur gleichen Zeit die interne Körperschafts-Stammdatei des ZDB-Systems ist, deren Titel in großem Umfang direkt mit den GKD-Datensätzen verknüpft sind. (Diese Verknüfungen in einem Mehrdateiensystem sind im übrigen allerorten Standard und somit bei allen deutschen Verbundsystemen in gleicher Weise realisiert; mit dem einzigen Unterscheid, daß dort lediglich identische Kopien, "sekundäre" Versionen der GKD, vorgehalten werden, nicht die Normdatei selber.) Zugleich sind wir allerdings erleichtert, denn eben daraus läßt sich ableiten, daß

Wenn also die ZDB-Zentrale weiterhin in Berlin bleibt, was bisher unbestritten und auch in dem genannten "Konzept" so vorgesehen ist; und wenn die Datenverarbeitung für die ZDB angesichts eines wegfallenden DBI von der ohnehin stark bei der ZDB engagierten Staatsbibliothek mit übernommen wird, dann ist es völlig unvermeidlich und unverzichtbar, daß auch die GKD "mitwandert" und zusammen mit der ZDB in dem zukünftigen Horizon-System an der SBB weiterbetrieben wird, weiterbetrieben werden muß. Und da es bei der in Kooperation mit 3 großen regionalen Verbundsystemen geplanten Horizon-Software nicht nur selbstverständlich die schon traditionellen MAB-Ein- und Ausgangs-Schnittstellen geben wird, sondern darüber hinaus ganz fortschrittliche Mechanismen der "automatischen" Versorgung aller Partner (durch die sog. Replikation) gerade mit Normdaten vorgesehen sind, kann und wird diese Aufgabe auch in Zukunft ohne weiteres von der Berliner GKD geleistet werden.

Es bleibt die Frage, was sich die Autoren des "Konzepts" vorgestellt haben mögen, als sie zu der Empfehlung kamen, die Datenverarbeitung für die GKD - offenbar ganz unabhängig von der ZDB - angesichts eines wegfallenden DBI am besten an Die DB in Frankfurt/Leipzig "überzuleiten". Möglich wäre das zweifellos (wenngleich nicht unproblematisch); notwendig ist es auf keinen Fall!

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