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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 2, 98

MAB2 und die Verbundkooperation

Volker Henze

Im Jahre 1996 haben die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie das Deutsche Bibliotheksinstitut vertraglich vereinbart, MAB2 für die Migration der bibliographischen Daten in die neue Systemumgebung HORIZON ebenso einzusetzen wie später auch für den laufenden Online-Datenaustausch über eine Z39.50-Schnittstelle. Um dieses Ziel zu erreichen, erwiesen sich zahlreiche Änderungen und Erweiterungen des MAB2-Formats als notwendig. Die Verbundkooperation legte daher im August 1997 ein umfangreiches Konvolut von MAB-Änderungsanträgen vor, mit denen sich der MAB-Ausschuß in zwei Sitzungen am 30. September und 26. November zu beschäftigen hatte.

Aus der Fülle der behandelten und akzeptierten Anträge werden hier diejenigen herausgegriffen und dargestellt, die entweder unmittelbare Auswirkungen auf die bestehende Formatstruktur haben oder auf die weitere Entwicklung des Formats nehmen werden.

Zusammenfassende Bestandsangaben

Bisher war in MAB-LOKAL in dem dafür vorgesehenen Satztyp "z" die Darstellung von zusammenfassenden Bestandsangaben möglich, wobei in jedem Datensatz bis zu 26 einzelne Bestandsblöcke unterschieden werden konnten. Es bestand in MAB2 keine Möglichkeit, Einzelbandaufführungen von Zeitungen, Zeitschriften, zeitschriftenartigen Reihen und eventuell Schriftenreihen einem einzigen zusammenfassenden Bestandssatz zuzuweisen: Für die Verbundkooperation ergab sich daher die Notwendigkeit, zusammenfassende Bestandsangaben in einzelnen Bestandsätzen mit nur jeweils einem einzigen Bestandsblock zu verwalten, da diesen Einzelbandaufführungen zugeordnet werden sollen. Der MAB-Ausschuß hat dieser Anforderung dadurch entsprochen, daß künftig in dem bisher für titel- oder exemplarbezogene Lokaldaten vorgesehenen Satztyp "l" auch die Abbildung einer einzigen zusammenfassenden Bestandsangabe ohne Differenzierung von Bestandsblöcken zugelassen wird. Aus diesem Grund wird eine Verknüpfungsmöglichkeit zwischen dem Satztyp "l" und dem Satztyp "z" geschaffen.

Daneben wurde von der ZDB ein Antrag mit dem Ziel gestellt, in einem Datensatz künftig auch mehr als die bisher möglichen 26 Bestandsblöcke angeben können. Hier entschlossen sich die Mitglieder des MAB-Ausschusses zu einer tiefgreifenden Änderung der Struktur des MAB-LOKAL-Formats: Die bislang im Segment 200-329 Zusammenfassende Bestandsangaben für die Abbildung der bis zu 26 Bestandsblöcke definierten Feldgruppen werden gestrichen. An Stelle dieser Felder wird für den Satztyp "z" ein neues, wiederholbares Feld 200 Zusammenfassende Bestandsangaben eingerichtet, das die Abbildung einer unbegrenzten Zahl von Bestandsblöcken erlaubt.

Schlagwortkettensätze

Im Bayerischen Verbundsystem (BVB) wird eine Schlagwortkettendatei geführt, während die Schlagwortnormdatei (SWD) im Augenblick selbst nicht vorgehalten wird. Die Schlagwortkette existiert hier als eine logische, inhaltlich auch ohne Bezug zu einem bestimmten Dokument verstehbare logische Einheit: Die Zahl der Dokumente wächst, die mit ein und derselben Schlagwortkette verknüpft sind. Die Durchführung globaler Korrekturen an einzelnen Schlagwortketten ist nur möglich, wenn diese in eigenen Datensätzen ausgetauscht werden können. Die Möglichkeit einer Abbildung von Schlagwortketten in separaten Datensätzen außerhalb von Titelsätzen war jedoch bislang in MAB2 nicht vorgesehen. Um diese Anforderung zu realisieren, beschloß der MAB-Ausschuß daher die Festlegung eines neuen Satztyps für Schlagwortkettensätze in MAB-SWD, für die die Felder des Feldsegments 9-- RSWK-Schlagwortketten zugelassen werden. Da neben den Schlagwortkettensätze auch Verweisungssätze existieren, um Verweisungen aller Art bei der Nutzung der Schlagwortkettensätze zu verwalten, sollen darüber hinaus auch die Felder 600-603 Pauschalverweisungen und Siehe-auch-Hinweise genutzt werden können. Die Definition der Felder wird daher entsprechend modifiziert.

Notationsdatei

Seit Gründung des Südwestverbundes (SWB) wurde den angeschlossenen katalogisierenden Bibliotheken die Möglichkeit eröffnet, ihre für die Zettelkataloge verwendeten Notationssysteme in die Datenbank des SWB zu übertragen und darin fortzusetzen, wovon die meisten Bibliotheken auch Gebrauch gemacht haben. In der SWB-Datenbank gibt es daher eine regionale Notationsdatei, deren Notationssätze mit Titelsätzen verknüpft werden können. Da der SWB mit den übrigen Partnern der Kooperation MAB2 als Datenformat für die Migration in das neue Verbundsystem benutzen wird, eine Notationsdatei in MAB2 bislang aber nicht existiert, wurde die Festlegung entsprechender Felder für den Transport von SWB-Notationssätzen beantragt, die gleichzeitig Grundlage für ein späteres umfassendes MAB2-Notationsformat (MAB-NOTAT) bilden könnten. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß diese Anforderung im Augenblick nur einen regionalen und damit provisorischen Charakter hat, werden die beantragten Felder für die bevorstehende Verbundmigration vorab als "inoffizielle Felder" zur Verfügung gestellt, die zunächst nur in einer kurzen tabellarischen Feldübersicht als Anhang in die MAB2-Dokumentation aufgenommen werden.

Adreßdatei

Die ZDB verwaltet eine Bibliotheksdatei, deren Funktion darin besteht, Bestandsdatensätze einer Bibliothek bzw. einem Sigel zuzuordnen, indem ein Lokaldatensatz mit dem betreffenden Bibliotheksdatensatz der Bibliotheksdatei verknüpft wird. Die Bibliotheksdatei enthält jeweils alle für eine Bibliothek relevanten Angaben (Sigel, Meldekennung, Bibliothekskennzeichen etc.). Eine solche Bibliotheksdatei könnte zugleich den Anstoß geben für die Entwicklung einer allgemeinen Adreßnormdatei, in der z.B. alle relevanten Angaben zu Verlegern oder anderen Institutionen dargestellt werden könnten. Auch hier fiel die Entscheidung dahingehend, daß die beantragten Felder vorab als "inoffizielle Felder" zur Verfügung gestellt werden und zunächst nur in einer kurzen tabellarischen Feldübersicht als Anhang in die MAB2-Dokumentation aufgenommen werden.

MAB-Feldsegment "Ausgabevermerk Nachlässe und Autographen"

Nicht in Zusammenhang mit dem Projekt der Verbundkooperation stehen neue Felder in MAB2 für die Abbildung von Angaben zu Nachlässen und Autographen: Im August 1997 erschien im Rahmen und als Ergebnis eines entsprechenden DFG-Projekts das neue Regelwerk für die Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA). Es enthält einheitliche Erfassungskriterien, die zugleich die Grundlage bilden für den Aufbau der Zentralkartei der Autographen (ZKA) an der Staatsbibliothek zu Berlin, die als zentrales Nachweisinstrument für Nachlässe und Autographen in Deutschland eingerichtet werden soll. Teil des RNA-Regelwerks ist eine Konkordanz der durch RNA festgelegten Erfassungskriterien und entsprechender Felder in MAB2, das als Datenformat für Datenlieferungen an die ZKA bestimmt wurde. Daraus resultierte nun die Anforderung, MAB2 um solche Felder für die Abbildung nachlaß- und autographenspezifischer Daten zu erweitern, die im Format bislang noch fehlen. In Zusammenarbeit mit der Zentralkartei der Autographen (ZKA) und unter Beteiligung des Deutschen Literaturarchiv Marbach wurde ein neues Feldsegment für die Angabe nachlaß- und autographenspezifischer Daten entwickelt, das der MAB-Ausschuß in seiner Septembersitzung abschließend beraten und verabschiedet hat.

2. Ergänzungslieferung zur MAB2-Dokumentation

Alle vom MAB-Ausschuß in seinen beiden Sitzungen des Jahres 1997 verabschiedeten Änderungen und Erweiterungen des MAB2-Formats werden Eingang finden in das zweite Update der MAB2-Dokumentation, das voraussichtlich im Februar 1998 erscheinen wird.


Stand: 11.02.98
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