Bibliothekswesen Hierarchiestufe höher


Aus der 29. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme

 Am 18. und 19. September 1995 kam die Arbeitsgemeinschaft in der Staatsbibliothek München zusammen. Als neuer Vertreter der Arbeitsgruppe wissenschaftliche Bibliotheken der KMK wurde Herr Dr. Kulman vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst in der AG begrüßt.

 Unter dem festen Tagesordnungspunkt Gemeinsame Verbundstrategien behandelte die Arbeitsgemeinschaft wie auch schon in den letzten Sitzungen die neuesten Entwicklungen zum Kooperationsvorhaben "Neues Verbundsystem", mit dem die Länder Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie das DBI gemeinsam eine neue Verbundsoftware auswählen, beschaffen, pflegen und einsetzen wollen. Eine Ländervereinbarung ist hierfür mittlerweile entworfen und Einvernehmen über die Organisationsstruktur erzielt worden: in einer Konferenz arbeiten die Leiter der Verbundzentralen und die jeweiligen Ministerialreferenten zusammen. Nach der Unterzeichnung des Vertrages soll möglichst noch im November die Ausschreibung stattfinden. Die Fertigstellung soll bis Ende 1997 erfolgen. Das DBI wird als zentrale Dienstleistung die Ausschreibung und ihre formelle Abwicklung übernehmen.

 Die AG beschäftigte sich ebenso mit dem Fortgang der Implementation und der Entwicklung von PICA in den Bibliotheksverbünden Niedersachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen, Norddeutschland und Hessen sowie Der Deutschen Bibliothek. Der Zusammenschluß der Bibliotheksverbünde Niedersachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen und Norddeutschland (ab 1.1.96 Göttinger Bibliotheksverbund) hat in der Zusammenführung der Bestände der beiden Verbunddatenbanken technisch funktioniert und die Eröffnung des Betriebs zum 14.8. stattgefunden. Der Entwurf des Verwaltungsabkommens zum Zusammenschluß wird derzeit in den Ministerien geprüft. Für die Zusammenführung der Verbunddatenbanken wurden Erfahrungen im Umgang mit Dubletten-Prüfungsverfahren gemacht und u.a. das OCLC-Produkt "Matching and Merging" für den Dubletten-Abgleich eingesetzt. Die AG verständigte sich darauf, in den nächsten Sitzungen Dubletten-Prüfungsverfahren, vor allem auch des Verbundkatalogs (VK) beim DBI, als regelmäßigen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Das Hessische Bibliotheksinformationssystem (HEBIS) wurde zum 2. Oktober den Routinebetrieb auf Basis PICA mit einem Zentralsystem in Frankfurt a.M. und fünf lokalen Systemen in Darmstadt, Frankfurt a.M., Gießen, Kassel und Marburg eröffnen. Verbundweit in Betrieb sind dann die Funktionen Katalogisierung und OPAC, außerdem an den Universitätsbibliotheken Gießen und Marburg die Ausleihe. Das bisherige Verfahren HEBIS-KAT beim KGRZ Frankfurt wurde zum 30.9.1995 eingestellt. Neues zentrales Rechenzentrum ist das Hochschulrechenzentrum der J.-W.-Goethe-Universität in Frankfurt a.M. Bibliothekarische Verbundzentrale ist nach wie vor der Hessische Zentralkatalog bei der StUB Frankfurt a. M. Der weitere Ausbau der Lokalsysteme (Ausleihe, Fernleihe, Erwerbung) soll sukzessive bis Ende 1996 erfolgen. Dem neuen HEBIS-Verbund gehören z. Z. 16 eigenständige Bibliotheken sowie 5 dezentrale Bibliothekssysteme an den Universitäten und Hochschulen an. Bis Mitte Oktober 1995 sollten auch die Vorbereitungsmaßnahmen für die Primärkatalogisierung der Zeitschriften in der ZDB abgeschlossen sein, um die Produktion aufnehmen zu können. In Der Deutschen Bibliothek (DDB) wurden die Recherchemöglichkeiten im PICA/ILTIS-System erheblich erweitert und die Datenbank vollständig neu indexiert und Datenbestände ab 1945, die von Saztec konvertiert wurden, ins System übernommen. Derzeit wird nach einer neuen Software gesucht, um das noch auf BS2000 laufende Bibliographie-System abzulösen. Die Vertreter der Verbundsysteme Bayerns und Nordrhein-Westfalens bekundeten Interesse an einer Kooperation bei der Auswahl eines geeigneten Systems für die Landesbibliographien.

 Im Bibliotheksverbund Bayern (BVB) wird zur Entlastung des an seine Leistungsgrenze stoßenden zentralen Verbundrechners noch 1995 ein Verbund-OPAC-Server auf UNIX-Basis installiert, der über Internet errreichbar sein wird. Ende April hat die Bayerische Staatsbibliothek mit der Online-Katalogisierung in der ZDB begonnen und im April das Ausleihsystem BIAS in Betrieb genommen. Damit sind alle drei integrierten lokalen BS2000-Systeme des Bibliotheksverbundes Bayern (UB Augsburg, UB München, Bayer. Staatsbibliothek) mit den vorhandenen Modulen OPAC, BIAS und Online-Rückversorgung ausgestattet. Die Mehrzahl der restlichen acht Universitäts- und zehn Fachhochschulbibliotheken, die mit lokalen SISIS-ONL-Systemen arbeiten, wird das mit dem OPAC verknüpfte Ausleihsystem SIAS zum Wintersemester 1995/96 in Betrieb nehmen. Das Erwerbungsmodul SIERA-ONL 1.0 wird noch 1995 bei der Universitätsbibliothek Regensburg pilotiert.

 Zu den Projekten, an denen die Verbundsysteme maßgeblich beteiligt sind, wurde berichtet: Das Projekt DBV/OSI II wird nach dem nächsten Gutachter-Termin die Probephase beginnen, in der dann Endnutzer die Recherche in heterogenen Datenbanken der Fachinformationssysteme und der Verbundsysteme durchführen können. Zukünftige Arbeitsschritte betreffen ein einheitliches Fernleihsystem, das die überregionale Direktbestellung und Dokumentenlieferung ermöglichen soll. Als Ergebnis des Projekts Online-Normschnittstelle (ONS) konnten die durch die Projektgruppe getroffenen Festlegungen als Grundlage für das "Kooperationsvorhaben Neue Verbundsoftware" dienen. Der Gutachterausschuß der DFG wird auf seiner nächsten Sitzung anhand der vorliegenden Projektergebnisse bewerten, in welchem Umfang die ursprünglichen Projektziele noch erreicht werden können. Zum Projekt Verbundkatalog maschinenlesbarer Katalogdaten (VK) des DBI wurde über den Sachstand berichtet und der zukünftig geplante Änderungsdienst angesprochen.

 Die Arbeitsgemeinschaft befaßte sich intensiv mit den aktuellen Empfehlungen der DFG. Die Empfehlung Elektronische Publikationen im Literatur- und Informationsangebot wissenschaftlicher Bibliotheken ist als Sonderdruck über die DFG zu beziehen und in ZfBB 5/95 veröffentlicht. Herr Rutz bezeichnete die Empfehlung zu elektronischen Publikationen als ein Strategiepapier, mit dem für Unterhaltsträger und Bibliotheken Positionen definiert und Entwicklungen beschrieben würden. Auf der Grundlage des Papiers sei die Einrichtung eines eigenen Förderprogramms der DFG noch in diesem Jahr beabsichtigt. Die AG vertrat die Ansicht, daß für einheitliche Anwendungen Sorge zu tragen sei. Dabei sei für die Verbundsysteme nicht so sehr die Art des Vorhaltens und Lieferns von Bedeutung als vielmehr die Erschließung. Es sollten auch bibliothekspolitische Grundsätze und Ziele geklärt werden und dann eventuell eine Expertengruppe gebildet werden. Zuerst sei die Frage zu klären, welche Rolle die Bibliotheken bzw. die Verbundsysteme als Informationsvermittler und Service-Anbieter zu übernehmen bereit sind. Dabei wurde ausdrücklich betont, daß die Initiative der DFG sehr dankenswert sei und die AG das Thema in der nächsten Sitzung mit dem Ziel diskutieren wird, eventuell einen Verfahrensvorschlag zu formulieren. Die Konzeption zur Handschriftendatenbank, ebenfalls vom Bibliotheksausschuß verabschiedet, wird in einer Kurzfassung in ZfBB publiziert werden. Die Handschriftendatenbank soll als DFG-Projekt gefördert werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme votierte für eine Beteiligung im Hinblick auf die Struktur überregionaler Katalogunternehmungen, sowie konkret im weiteren Verlauf des Projektes "Handschriftendatenbank" bereits vor Antragsstellung.

 Die Implementation von MAB2 in den Verbundsystemen wurde auf der Grundlage des Positionspapiers des MAB-Ausschusses "MAB und die Zukunft von Datenformaten" (veröffentlicht in BD 9/95) diskutiert. Die AG betonte, daß das MAB-Positionspapier im Prinzip alle Positionen der laufenden Projekte und Kooperationen berücksichtige. Zukünftige Detailfragen werden die Sacherschließung und die Lokaldatenbereiche durch das Kooperationsvorhaben "Neue Verbundsoftware" sich ergebende Probleme betreffen. MAB2 sei ein begrüßenswerter Fortschritt, die Umstellung könne aber nur sukzessive erfolgen, insbesondere für den VK. Die neuesten Festlegungen des MAB-Ausschusses zum MAB-Zeichensatz und zur Indikatorstellung wurden im Anschluß eingehend erörtert.

 Zum 86. Bibliothekartag 1996 in Erlangen werden alle Verbundsysteme anwesend sein. Präsentiert werden sollen zudem folgende Projekte: OMNIS/Myriad mit DFG-Projekt Oettingen-Wallerstein, das DFG-Projekt Fernleihe Konstanz, das DFG-Projekt PND Der Deutschen Bibliothek, elektronische Dokumentenlieferung und DBV-OSI II. Für die Vortragsveranstaltungen wurden zum Themenkreis Bestände: Besitz - Nachweis - Lieferung - Erhaltung die Verwaltung von und der Zugriff auf elektronische Dokumente am Beispiel USA und die elektronische Dokumentenlieferung als Schwerpunkt festgelegt. Außerdem wird über den Planungs- und Realisierungsstand der Kooperation der Verbundsysteme berichtet.

 Die nächste und 30. Sitzung wird am 19. und 20. März 1996 in der Deutschen Bücherei in Leipzig stattfinden. Weitere Informationen erhalten Sie im Deutschen Bibliotheksinstitut, bei Uta Kaminsky, Tel. 030 - 30977-128.
 

Bericht 28. Sitzung

  


Stand: 26.6.1996
E-mail: vsek@dbi-berlin.de

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