Bibliothekswesen  Hierarchiestufe höher


Aus der 28. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme

 ... zu der man sich am 16. und 17. März 1995 in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen traf.

 Die turnusgemäße Wahl des Vorsitzes der AG sowie der Vertretung im Steuerungsgremium für Normdateien bestätigte Frau Dr. Mallmann-Biehler in ihren Ämtern. Für weitere zwei Jahre wird sie den Vorsitz der AG und ihre Vertretung im Steuerungsgremium für Normdateien übernehmen. Die Wahl der Vertretung im MAB-Ausschuß bestätigte Herrn Dr. Gradmann in seinem Amt. Herr Saevecke, der von seinem Amt zurücktrat, wurde mit Dank für seine langjährige Tätigkeit verabschiedet. Zu seiner Nachfolge wurde Frau Katz, SWB, vorgeschlagen und die Bitte an die in der AG vertretene Vorsitzende des MAB-Ausschusses Frau Boßmeyer gerichtet, diesen Vorschlag dem MAB-Ausschuß zu unterbreiten. Darüberhinaus bat man Frau Boßmeyer, dem MAB-Ausschuß mit Blick auf die Kooperation zur Neuentwicklung einer Verbund-Software die Zulassung von Frau Scholz aus dem HBZ als Gast vorzuschlagen.

 Eine wesentliche Rolle bei der weiteren Entwicklung der Verbundsysteme wird die neueste Empfehlung des Bibliotheksausschusses der DFG zur Migration der Verbundsysteme spielen, die in ZfBB 42 (1995) 2, S. 106-136 veröffentlicht und in der AG-Sitzung erörtert wurde. Herr Dugall faßte die wesentlichen Positionen dieses Papiers zusammen: die Verbundsysteme erhalten zukünftig zusätzlich neue Aufgaben, indem sie der zentrale Informationsspeicher - z.B. für Volltexte und current contents - werden und einen Gateway zu anderen Systemen darstellen.

 Das Papier geht auch auf die Frage ein, ob die bisherige Struktur mit mehreren regionalen Verbundsystemen aufrechterhalten oder ob ein zentraler Verbund eingerichtet werden solle. Da dieser aus mehreren Gründen nicht realisierbar erscheint, empfiehlt die DFG, sich zumindest in der Verbundsoftware auf zwei Systeme zu beschränken, wovon PICA als das eine System benannt ist. Das andere System könnte eine Weiterentwicklung des DABIS-Systems, eine Neuentwicklung oder ein anderes marktgängiges Produkt sein, das den Ansprüchen an zukunftsorientierte Systeme mit Client-Server-Architektur, definierte Normschnittstellen, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit genügt.

 Diese Empfehlung ist von großer Bedeutung für das geplante Kooperationsvorhaben zur Neuentwicklung eines Verbundsystems. Hier finden zur Zeit intensive Gespräche zwischen der technischen Zentrale des Bibliotheksverbundes Berlin-Brandenburg, dem Bibliotheksverbund Bayern, dem Deutschen Bibliotheksinstitut, dem Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen und dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund statt. Dort steht als nächster Schritt der zu erbringende Nachweis an, daß eine relationale Datenbank als Standardsystem für eine Verbundanwendung geeignet ist. Dieser wird im wesentlichen an die Ergebnisse eines zur Zeit erfolgenden Performance-Tests gebunden. Als nächste Schritte sind Verhandlungen der Unterhaltsträger vorgesehen, um die technischen, organisatorischen und finanziellen Fragen zu klären. Ziel ist dann eine gemeinsame Ausschreibung auf der Basis eines Pflichtenheftes, das zur Zeit federführend vom HBZ in Köln entwickelt wird.

 In diesem Zusammenhang konnte Herr Prof. Dr. Solte, der in dieser Sitzung die KMK in der AG vertrat, vom Stand der Erörterungen auf politischer Ebene berichten. In der letzten Sitzung der KMK-AG Wissenschaftliche Bibliotheken habe man über die Migrationsempfehlung der DFG, die kooperative Neuentwicklung eines Verbundsystems und die Rolle und Funktion des DBI bei eigenen und anderen Verbundsystem-Entwicklungen im Rahmen der kooperativen Neuentwicklung gesprochen. Die Migrationsempfehlung wurde gutgeheißen, da sie durch die Empfehlung von 2 Systemen den Wettbewerb erhalte und andererseits die Kosten sehr genau in den Blick genommen habe. Man habe die Kooperationsbereitschaft bei der Neuentwicklung eines Verbundsystems auf politischer Ebene bestätigt und vorgeschlagen, Ende Mai eine Zusammenkunft der Verbundsysteme und ihrer Ministerialvertreter vorzusehen. Die Rolle des DBI in dieser Kooperation stelle sich der KMK-AG Wissenschaftliche Bibliotheken als legitime Aufgabe der Anpassung ihrer eigenen Verbundsysteme und der BVBB-Verbundsoftware an aktuelle Standards dar. Man habe deshalb unterstützt, daß sich das DBI in der Kooperation engagiert. Die Hostfunktion des DBI für den BVBB wurde als legitime und sinnvolle Aufgabe bejaht. Insofern werde aus seiner Sicht die Kooperation zur Neuentwicklung eines Verbundsystems aus den Partnern BVB, BVBB, DBI, NRW und SWB zu bestehen haben. Auch Rheinland-Pfalz und das Saarland werden angesprochen und in das Treffen einbezogen werden. Insgesamt habe sich ein breiter Konsens für die DFG-Initiative und die Legitimität des DBI, sich in der Kooperation zu engagieren, feststellen lassen.

 Ausführlich wurden die Ergebnisse des Expertengesprächs zu MAB2 erörtert, zu dem Die Deutsche Bibliothek im November 1994 gebeten hatte. Auslöser für die Reorganisation des MAB-Formates waren die Anforderungen gewesen, die an MAB gestellt wurden, um es als Online-Kommunikationssystem zwischen Lokal- und Regionalsystem zu nutzen. Schon im Vorfeld und während des Expertengespräches wurde deutliche Kritik nicht nur aus den Reihen der Öffentlichen Bibliotheken laut, daß die MAB-Reorganisation zu unzumutbaren finanziellen und personellen Belastungen führen würde. Deshalb hielt die AG fest, daß die unterschiedlichen Anforderungen und Möglichkeiten der Verbundsysteme eine Abstimmung der Umstellung zwischen den Datenlieferanten DBI (ZDB, GKD, VK) und DDB (DNB, SWD) - die die Umstellung für das 1. Halbjahr 1996 plant - noch vor der Herbstsitzung der AG Verbundsysteme dringend geboten erscheinen lassen. In jedem Fall sei auch der Aufwand für die Eingangs- und Ausgangs-Schnittstelle genauer zu kalkulieren und der geeignete Umstellungszeitpunkt auf der Basis verbindlicher Meinungsäußerungen zu ermitteln.

 Berichtet werden konnte darüber hinaus über das 4. Grundwerk der Leihverkehrsausgabe des Verbundkatalogs maschinenlesbarer Katalogdaten und den weiteren Fortgang der Entwicklung weiterer Dienstleistungen zu dieser Datenressource. Die GRIPS-Version der Leihverkehrsausgabe des VK steht seit dem 15.03.95 zur Verfügung und enthält ca. 17 Mio. Datensätze. Aus der Datenmenge des 4. Grundwerks wurden bereits Datensätze für das VD17 und EROMM (Göttingen) selektiert und geliefert. Weiterhin wird zum einen die Möglichkeit der Online-Datenübernahme, zum anderen die der Offline-Datenübernahme mittels File-Transfer, Diskette oder Magnetband aus dem Retro-VK angeboten, der als spezielle Datenressource für Konversionszwecke aufgebaut wird. Auch eine CD-ROM-Ausgabe des VK ist vorgesehen. Zukünftig soll ein Änderungsdienst den regelmäßigen Neuaufbau dieses Kataloges und seiner angeschlossenen Dienstleistungen ablösen, der näher erörtert wurde. Außerdem konnte über das positive Ergebnis einer Anfrage der Kommission für Erschließung und Katalogmanagement und der Expertengruppe RAK berichtet werden, die vorgeschlagen hatten zu prüfen, ob für die Ansetzung von Personennamen in der Vollform der VK zur Rekonstruktion der gekürzten Vornamen herangezogen werden kann.

 Weitere Themen betrafen den Stand der Implementierung des MAB-Segmentes "Ausgabevermerk Sekundärformen", das für die Lieferung von Mikroform-Masterdaten an den VK und deren Weiterleitung an EROMM herangezogen wird und den Fortgang der Projekte DBV/OSI II, Entwicklung einer Online-Normschnittstelle und Personennamendatei (PND), die für die Verbundsysteme derzeit von besonderer Bedeutung sind. Außerdem beschäftigte man sich mit der Vorbereitung des Ausstellungsstandes zum 85. Bibliothekartag 1995 in Göttingen, der in gewohnter Weise die neuesten Dienstleistungen der Verbundsysteme und interessante DFG-Projekte präsentierte. Für die 29. Sitzung der AG der Verbundsysteme wird man in München am 18. und 19. September 1995 zusammentreffen.

 Weitere Informationen erhalten Sie bei Uta Kaminsky, Tel: 030-39077 128


Stand: 12.12.1995
E-mail: vsek@dbi-berlin.de

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