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Höhepunkte
Für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum
in Leipzig begann bereits 2011 eine neue Zeit.
Mit der Eröfnung des vierten Erweiterungsbaus der Deut-
schen Nationalbibliothek wurde nicht alles, aber doch vie-
les anders. Klimatisierte Depots, erweiterte Arbeitsfächen
und großzügige öfentliche Bereiche mit einem modernen
Lesesaal bieten nun optimale Bedingungen für die Langzeit-
archivierung und Nutzung des Bestandes. Nur eines fehlte
noch: die neue Dauerausstellung. Diese wurde nun im Jahr
2012 feierlich eröfnet. Der Festakt am 13. März war zudem
Auftakt zu den Feierlichkeiten der Deutschen Nationalbib-
liothek aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens.
Die neue Dauerausstellung – eine Art „Schaufenster“ der
Deutschen Nationalbibliothek – bietet eine Rundreise
durch 5.000 Jahre Mediengeschichte. Unter dem Titel „Zei-
chen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode“
präsentiert das Museum in der knapp 1.000 Quadratmeter
großen Ausstellungshalle seine Schätze. Mit 800 Expona-
ten – vom Kerbholz über Wachstafel, Leporello, mittelalter-
lichem Pergamentcodex, Papiertheater, zensierten Büchern
und Druckerpresse bis hin zum E-Book oder iPad – bildet
die Ausstellung nicht nur Mediengeschichte ab, sondern er-
laubt auch einen Einblick in die rund eine Million Objekte
umfassenden Bestände des Museums. Objekte, die in der
fast 130-jährigen Geschichte des Museums zusammengetra-
gen wurden: 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in
Leipzig gegründet und nach dem kriegsbedingten Verlust
von Gebäude und Teilbeständen 1950 in die Deutsche Bü-
cherei integriert, gilt die Einrichtung als das weltweit älteste
und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der
bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur.
Kern der neuen Ausstellung sind die drei Medieninnovati-
onen der Menschheitsgeschichte: die Anfänge der Schrift,
die Erfndung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern
und die digitale Netzwelt. Die Ausstellung spannt dabei
einen Bogen von der Frühgeschichte bis übermorgen, han-
delt von Wissenschaft und Kommunikation, von „erlese-
nen Welten“ und Zensur, vom Buch im Industriezeitalter
und vom Buch im Konzert der neuen Medien. „Es geht
uns nicht nur darum, mit der Ausstellung auf die vergan-
gene Mediengeschichte zurückzublicken“, so die Muse-
umsleiterin Dr. Stephanie Jacobs. „Wir wollen auch einen
Ausblick wagen und dazu anregen, über die Zukunft der
Medien in unserer Gesellschaft nachzudenken.“
Statt überkommene Antworten zu konservieren, stellt die
Ausstellung Fragen und hat dabei Experten wie Laien fest
im Blick. Dabei bietet sie keineswegs nur „Flachware“ hin-
ter dicken Glasscheiben. Die Variationsbreite der Ausstel-
lung ist vielmehr überraschend: Filme und Bilder erleich-
tern den Zugang zu den Originalobjekten; bekannte und
unbekannte Akteure geben einzelnen Themen der Schrift-
und Buchgeschichte ein Gesicht; künstlerisch gestaltete
Schaukästen zeigen (durchaus auch augenzwinkernd) eine
„Kulturgeschichte der Zukunft“. Dokumentationsstätte,
Bildungsinstitution und „Schaubude“ will das Museum
sein. Ein Ort der Neugier, Entdeckung und Erkundung.
Und in der Tat, die Ausstellung wird genau so angenom-
men: Seit der Eröfnung herrscht munteres Treiben hinter
der hohen Glasfassade des Museums. Die Ausstellung bie-
tet ofensichtlich für Einheimische wie für Touristen aus
dem In- und Ausland einen neuen Anlaufpunkt in Leipzig.
Rund 26.000 Besucher haben im Jahr 2012 den Weg in das
neue Museum am Deutschen Platz gefunden – Besucher-
zahlen, die alle Erwartungen übertrefen.
Und auch die Feuilletons haben die neue Dauerausstellung
aufmerksam und mit Wohlwollen verfolgt: „Leipzig strahlt:
Die kluge Schau hat das Zeug zum Dauerbrenner“, meinte
zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Und die
Neue Zürcher Zeitung schrieb: „Ein Mauerblümchen rückt
ins Licht.“ Noch eindrücklicher als die professionellen Be-
wertungen der Journalisten sind jedoch die Einträge im
Besucherbuch des Museums: „Das ist eine grandiose In-
szenierung der Druck- und Medienwelt, herrliche Origina-
le, anregende Perspektiven, perfekte Ästhetik, wunderbare
Architektur, ein Quantensprung für ein Buchmuseum“, ist
dort beispielsweise zu lesen. Oder: „Man kann hier Stun-
den verbringen, und es kommt einem vor wie Minuten. Ich
werde noch oft die Ausstellung besuchen und ich bin mir
sicher, dass ich dabei immer wieder Neues entdecke.“ Ein
besonderes Lob kam indes von einem Kind: „Ich würde
gerne für immer bleiben. Danke für den schönen Tag.“
The new permanent exhibition of the German Museum of Books
and Writing in Leipzig was opened at an ofcial ceremony held on
13 March 2012. The opening marked the start of the celebrations
commemorating the centenary of the founding of the German
National Library. The exhibition entitled “Signs – Books – Net-
works: From Cuneiform to Binary Code” gives a brief history of
human media focusing on three media innovations – the inventi-
on of handwriting, book printing with movable characters and
digital online worlds. Starting the story in early history and bring-
ing it right up to the modern day, the exhibition whets visitors‘
appetite for the history of media and encourages them to consider
the future of media in our society. Roughly 26,000 people visited
the exhibition in 2012 – many more than had been expected.

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