Vortrag von
Wer sich mit den Rahmenbedingungen der Vernetzung von Bibliotheken näher befaßt , dem wird sehr schnell klar, daß auch diese neue Netzwelt ihre Grenzen aufweist und nicht jeder Traum realisierbar ist. Gerade in einem Flächenstaat wie Bayern mit seiner vielfach kleinräumigen, regional verstreuten, sehr differenzierten Büchereistruktur hat der Gedanke an ein abgestuftes Bibliotheksnetz zweifelsohne seine Faszination. Eine genauere Betrachtung und Untersuchung der Bedingungen zeigt jedoch, daß derzeit eine von manchen als sehr verlockend bezeichnete aktive Verbundteilnahme, etwa am Bayerischen Bibliotheksverbund, aus einer Reihe von Gründen für die Mehrzahl der öffentlichen Büchereien keine Priorität haben kann. Als Begründung sind anzuführen:
Das hier gesagte trifft nicht zu für Großstadtbibliotheken, deren Kosten-Nutzen-Analyse anders ausfällt. Die Integration der Bestände von Großsstadtsystemen in den Bayerischen Bibliotheksverbund hat deshalb durchaus hohe Priorität und wird seitens der Generaldirektion in Gesprächen mit einer Reihe von Stadtbibliotheken vorangetrieben.
Umso interessanter und wichtiger ist für uns die passive Verbundteilnahme d.h. die Eröffnung von Zugriffsmöglichkeiten auf den Verbundkatalog auch für kleine Büchereien. Dies wird nachfolgend in meinen Ausführungen zum Thema Leihverkehr und staatlicher Förderung deutlich. Bevor ich dazu Stellung nehme, sei hier in aller Kürze der Bayerische Bibliotheksverbund vorgestellt.
Die Anfänge des Bibliotheksverbundes Bayern wurzeln im Jahr 1987. Damals erhielt die Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst den Auftrag, einen "Rahmenplan für den künftigen Einsatz der Datenverarbeitung im Bereich der bayerischen staatlichen Bibliotheken" zu erstellen, mit dem ein umfassendes Konzept zum Aufbau eines bayernweiten Bibliotheksnetzes entwickelt werden sollte. Die daraus resultierende Planung sah ein zentrales System für die Recherche und kooperative Verbundkatalogisierung und dezentrale, integrierte EDV-Systeme in den einzelnen Bibliotheken mit den Anwendungsmodulen Erwerbung, Katalogrecherche und Ausleihe vor.
Die zentralen Daten des Bayerischen Bibliotheksverbundes werden in einer Katalogdatenbank auf dem Verbundrechner der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken in München gespeichert und verwaltet. Über das "Hochschulnetz" werden die lokalen Bibliothekssysteme aus dem zentralen Verbundkatalogisierungssystem mit den aktuellen Katalogdaten im realtime-update-Verfahren versorgt. Im Rahmen von BAYERN ONLINE sind seit 1996 alle 25 bayerischen Hochschulstandorte über ein Hochgeschwindigkeits-Hochschulnetz miteinander verbunden. Über dieses Netz ist auch der Zugang zum Deutschen Wissenschaftsnetz realisiert, das den Zugang zum Internet eröffnet.
Die lokalen Systeme der einzelnen wissenschaftlichen Bibliotheken bestehen ihrerseits aus den Komponenten Online-Benützerkatalog (OPAC), einem Ausleihsystem und einem Erwerbungssystem. Alle diese Softwaremodule sind "integriert", d.h. einmal erfaßte Daten stehen in allen Bereichen zum Aufruf und zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.
Die Verbundzentrale sowie die vor 1993 eingerichteten lokalen Systeme der Bayerischen Staatsbibliothek, der Universitätsbibliothek Augsburg und der Universitätsbibliothek München arbeitet auf der Basis von BS-2000 Systemen in Verbindung mit SINIX-Systemen. Die lokalen Systeme der anderen Universitätsbibliotheken, der Fachhochschul- und der staatlichen Regionalbibliotheken wenden als reine SINIX-Systeme die Bibliothekssoftware SISIS an.
Inzwischen verfügen mehr als dreißig Verbundbibliotheken über eigene Rechnersysteme und eine lokale Datenbank, 78 katalogisieren derzeit in die zentrale Verbunddatenbank, 52 Bibliotheken weisen ihren Bestand im BVK nach. Letzterer umfaßt derzeit rund 8 Mill. Titelnachweise. Da jede Titelaufnahme im Regelfall mit mehreren Bestandsnachweisen verknüpft ist, liegt die Zahl der nachgewiesenen Bände derzeit bei über 15 Mill. Exemplaren. Damit ist die zentrale Datenbank des Bibliotheks-Verbundes Bayern die größte regionale Verbunddatenbank im deutschen Bibliothekswesen.
Seit 1995 kann auf diesen bedeutenden bibliographischen Datenbestand via Internet zugegriffen werden. Jeder, der privat oder beruflich über einen Internet-Zugang mit WWW-Browser verfügt, kann auf den BVB-OPAC mit seiner graphischen Oberfläche zugreifen.
Der Bibliotheksverbund Bayern beteiligt sich auch am DBV-OSI-Projekt, das mittlerweile durch den SUBITO-Dienst mit einer Bestell- und Lieferkomponente für Dokumente (vorerst Zeitschriftenartikel) abgelöst wurde. DOD-Stationen (Document-Order-Research und Delivery-Stations), vorerst an der Bayerischen Staatsbibliothek, der UB Augsburg und der UB Regensburg installiert, ermöglichen eine weitgehend automatisierte Fernleihbestellung von maschinenlesbaren Dokumenten.
Ein Blick in die Zukunft:
Die Länder Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sind zusammen mit dem Deutschen Bibliotheksinstitut Partner bei der Erstellung einer neuen Verbundsoftware. 1995 gewann die Firma Dynix mit dem System HORIZON eine europaweite Ausschreibung. Das in Auftrag gegebene neue System erfüllt die Forderungen nach einem offenen Standard-Betriebssystem, einer Standard-Datenbank und nach Client-Server-Architekturen. Das neue Verbund-system wird sich im wesentlichen aus folgenden Teilen zusammensetzen:
In Bayern hat jede öffentliche Bibliothek seit den 60er Jahren das Recht und die Möglichkeit, am Leihverkehr teilzunehmen. Der erforderliche Ordnungsrahmen wurde durch die Bayerische Leihverkehrsordnung geschaffen.
In der Praxis bedeutet dies, daß grundsätzlich jeder Bürger in Bayern über seine örtliche Bücherei Zugriff auf die im Verbundkatalog nachgewiesenen Bestände der wissenschaftlichen Bibliotheken hat. Die Beschaffung nicht am Ort vorhandener Literatur für Aus- und Fortbildung gehört zu den selbstverständlichen Dienstleistungen öffentlicher Büchereien in Bayern. Soweit die gewünschten Titel entleihbar sind, werden sie dem Besteller ohne Kostenberechnung der liefernden Bibliothek über die örtliche Bücherei übermittelt. Kleine Büchereien, die über keinen ausreichenden bibliographischen Apparat und keine Standortnachweise verfügen, wickeln ihren Leihverkehr über die zuständige Staatliche Beratungsstelle ab. Diese bibliographiert die Bestellung ordnungsgemäß, sorgt für die vorgeschriebene Gestaltung der Leihscheineinträge und leitet die Bestellung an die zuständige Leitbibliothek weiter.
In der vor wenigen Jahren erfolgten Novellierung der Leihverkehrsordnung ist festgehalten, daß dieser Leitweg dann entfallen kann, wenn die bestellende Bücherei den Standort des gewünschten Titels kennt. Dieser war bisher über den in vielen Bibliotheken vorhandenen Bayerischen Verbundkatalog auf Micro-Fiche zu ermitteln. Da fast jede wissenschaftliche Bibliothek in Bayern inzwischen Online-Zugriffe auf den Verbundkatalog bietet und somit traditionelle Katalogformen überflüssig werden, ist die Auflage für den Microfiche-Katalog in den letzten Jahren sukzessive gesunken.1999 wird er voraussichtlich ganz eingestellt. Öffentliche Bibliotheken, die dann noch ihren Benutzern eine zügige Beschaffung von Titeln im Leihverkehr bieten wollen, müssen spätestens 1999 über Internet-Zugänge verfügen, mit denen sie im Verbundkatalog recherchieren und Bestellungen abwickeln können.
Der Bayerische Verbundkatalog enthält derzeit leider keine Bestellfunktion für nachgewiesene Titel. In ihm kann lediglich recherchiert werden mit dem Nachweis, welcher Titel an welcher Bibliothek vorhanden ist. Auch Statusanzeigen (Titel verliehen oder entleihbar) sind nicht möglich. Dies alles soll mit dem neuen Verbundsystem realisiert werden.
Online-Bestellungen sind somit derzeit nur über die lokalen Systeme möglich. Verbund-Recherche und Bestellung über den lokalen OPAC einer wissenschaftlichen Bibliothek sind leider momentan zwei nacheinander vorzunehmende Arbeitsschritte, ein zugegebenermaßen zeitraubendes und umständliches Verfahren. Um den einzelnen Bibliotheken den Zugang zu den lokalen OPACs der bayerischen wissenschaftlichen Bibliotheken zu erleichtern, hat die Generaldirektion im Frühjahr dieses Jahres jeder fernleihaktiven öffentlichen Bibliothek eine feste Benützernummer zugewiesen, mit der sie sich an jeder Universitäts- und Fachhochschulbibliothek mit SISIS-Systemen einwählen kann.
Im Zusammenhang mit dem Netzzugang öffentlicher Bibliotheken in Bayern ans Internet wird immer wieder der Begriff BAYERN ONLINE genannt. Dazu nachfolgend eine kurze Erläuterung:
Im Frühjahr 1995 hat die Bayerische Staatsregierung ein Konzept mit dem Namen "BAYERN ONLINE" zur Errichtung eines Bayernnetzes und zur Durchführung von 16 weiterenPilotprojekten beschlossen. Durch den Einsatz von 100 Millionen DM aus den Privatisierungserlösen des Freistaates, durch zusätzliche Haushaltsmittel und durch Eigenmittel der Projektpartner sollen im Rahmen eine Telekommunikationsoffensive Verbreitung und Anwendung moderner Kommunikationstechniken in Bayern gefördert werden. 1997 wurde das Förderkonzept BAYERN ONLINE II mit weiteren 37 Pilotprojekten und einer Fördersumme von 48 Millionen DM verabschiedet.
Grundlage von BAYERN ONLINE ist das sog. "Bayernnetz", ein Telekommunikationsnetz der Bayerischen Staatsregierung, für das Leitungen privater Anbieter genutzt werden. Betreiber ist das Informatik-Zentrum Bayern GmbH, ein Unternehmen der Bayerischen Landesbank. Das Bayernnetz ist an das Wissenschaftsnetz angeschlossen und damit Teil des Internets.
Das Rückgrat des Bayernnetzes bildet das Bayerische Hochschulnetz mit seinen Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen den bayerischen Universitäts- und Fachhochschulstandorten. Diese Verbindungen arbeiten mit erheblichen "Bandbreiten", die von 2 Mbits/s an den Fachhochschulstandorten bis zu 155 Mbit/s an den Standorten Erlangen und München reichen.
Der Bayerische Bibliotheksverbund und damit auch die öffentlichen Bibliotheken profitieren in erheblichem Umfange von der Leistungsfähigkeit des Bayernnetzes, ja man kann sagen, daß ohne die Nutzung der modernen Breitbandtechnologie der Katalogisierungsverbund, der kurze Antwortzeiten erfordert, schon längst nicht mehr möglich wäre.
Eine weitere Komponente von BAYERN ONLINE ist das Bayerische Bürgernetz, mit dem interessierten Privatleuten sowie kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit geboten wird, das Bayernnetz für nicht kommerzielle Zwecke zu nutzen. Bis Ende 1998 ist der Zugang zum Bayernnetz über Knoten an den Hochschulstandorten unentgeltlich möglich. Auf den einzelnen Nutzer kommen derzeit lediglich Kosten für Hard- und Software sowie Telefongebühren zum nächsten Knoten, der möglichst zum Citytarif erreichbar sein soll, zu. Gegenwärtig gibt es ca.60 Einwahlknoten, 80 sind geplant. Interessenten eines Ortes oder einer Region schließen sich zu sog. Bürgernetz-Vereinen zusammen. Diese Bürgernetz-Vereine finanzieren und organisieren die Einrichtung und den Betrieb der Einwahlknoten. Mitglieder können neben Privatleuten vor allem auch Kommunen und Landkreise, regionale Wirtschaftsbetriebe, Verbände, öffentliche Einrichtungen wie auch kommerzielle Online-Dienste sein. Derzeit existieren in Bayern ca. 80 Bürgernetz-Vereine, welche die technische Ausrüstung und den Anschluß an das Bayernnetz in der Regel aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanzieren. Ein Bürgernetz-Verein besteht normalerweise aus einem Förderverein und einem Träger, der den Einwahlknoten und einen Informationsserver betreibt.
Zahlreiche öffentliche Bibliotheken in Bayern wählen ihren Netzzugang über den regionalen Bürgernetz-Verein. Dieser Zugang wird dort üblicherweise gewählt, wo die Kommune selbst im Bürgernetzverein aktiv mitarbeitet und wo für öffentliche Einrichtungen seitens der Vereine besonders günstige Zugangskonditionen geboten werden. Gelegentlich hat sich zwischen Bürgernetzverein und Bibliothek eine wünschenswerte Symbiose entwickelt, die z.B. der Bibliothek erlaubt, auf Kräfte des Vereins zur Wartung der eigenen Anlage und zur Schulung der Benutzer zurückzugreifen, die gleichzeitig dem Bürgernetzverein über die Bücherei ein Forum für Mitgliederwerbung und Bürgerengagement bietet.
Probleme mit einzelnen Bürgernetz-Vereinen seien hier nicht verschwiegen. Besonders sind zu nennen:
All dies hat dazu geführt, daß von den derzeit ca. 80 Büchereien mit Internetzugang in Bayern nur weniger als die Hälfte ihren Anschluß über einen Bürgernetzverein finden. Besonders in den Ballungsräumen ist das Angebot kommerzieller Provider oft in Preis und Leistung attraktiver. In der Region wird sehr oft der Zugang über T-Online gewählt.
Nach dieser Schilderung der bibliotheksrelevanten Internet-Infrastruktur in Bayern sollen die konkreten staatlichen Initiativen zur Beschleunigung des Netzanschlusses öffentlicher Bibliotheken genannt werden.
Seit 4 Jahren fördert der Freistaat im Rahmen einer gezielten Projektförderung den Anschluß von Bibliotheken ans Netz, sie dies nun für Zwecke der internen Internet-Nutzung, sei dies für die Bereitstellung von Internet-Benutzerplätzen. Bezuschußt mit max. 50% der Kosten werden Investitionen für den Erwerb von Hard- und Software für den Internet-Zugang d.h. Rechner, Steckkarten, Modems und weitere Peripheriegeräte nebst dem erforderlichen Mobiliar. Nicht gefördert werden können Telefon- und Leitungskosten.
Für das Jahr 1998 wurde eine weitere gezielte Fördermaßnahme mit den Staatlichen Beratungsstellen vereinbart mit dem Ziel, die Bereitstellung von Dienstleistungen und Angebote der Bibliotheken im Internet voranzutreiben. Unterstützt werden im Rahmen der gezielten Projektförderung Aufwendungen für die Bereitstellung von OPACs im Internet wie auch für die Erstellung von Homepages. Auch hier beträgt die Förderung max. 50% der Aufwendungen, höchstens 6.000.- DM pro Maßnahme.
In diesem Zusammenhang darf hier auch die indirekte staatliche Förderung in Form von Schulungsangeboten und -maßnahmen für Bibliothekskräfte nicht verschwiegen werden. Die Staatlichen Beratungsstellen für öffentliche Büchereien haben in den letzten Jahren ihre Fortbildungsaktivitäten erheblich ausgeweitet, was nicht zuletzt auf zusätzlicher Schulungstätigkeit im EDV- und Internet-Bereich beruht. In Zusammenarbeit mit den Universitätsbibliotheken werden und wurden Kurse und Informationsveranstaltungen zum Online-Leihverkehr, zu SUBITO, zur Nutzung bibliographischer Datenbanken, zur Integration des Internet in den Auskunftsdienst durchgeführt. Die Generaldirektion bietet über die Bayerische Bibliotheksschule seit 1997 spezielle Grund- und Aufbaukurse zum Thema Internet für Kräfte aus öffentlichen Bibliotheken an.
Über das Bayerische Verbundsystem mit dem Verbundkatalog hinaus gibt es noch einige weitere Verbundansätze speziell bayerischer Prägung, die in einer Gesamtdarstellung der Situation nicht fehlen dürfen.
Die bayerische Bibliothekslandschaft wird von derzeit 6 regionalen Bibliotheksverbänden, eingetragenen Vereinen in Trägerschaft von Kommunen und Landkreisen, mitgeprägt. Diese Vereine leisten buchtechnische Dienste für ihre Mitgliedsbibliotheken, unterhalten z. T. eigene Buchhandlungen und übernehmen die Formal- und Sacherschließung für erworbene Medien. Seit einigen Jahren werden die von allen Verbänden mit dem sog. "Fachstellenprogramm" BIKAT erstellten Katalogisierungsdaten in einer zentralen Datenbank beim Bibliotheksverband Mittelfranken in Nürnberg gespeichert und von dort aus allen Verbänden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Gegenwärtig umfaßt die Datenbank ca 80.000 Titelaufnahmen. Die bisher aus DOS basierende Software wird in Kürze auf Windows-Basis umgestellt. Mit den dadurch gegebenen Systemmöglichkeiten entsteht für die öffentlichen Bibliotheken Bayern unter Umständen ein altenativer Katalogisierungs-Datenpool, der gegenüber dem Bayerischen Bibliotheksverbund und anderen Katalogdatenbanken den Vorteil aufweist, daß ÖB-gerechte Systematikdaten mitgeliefert werden, unter anderem auch die in Bayern weit verbreitete Duisburger Systematik (SSD).
So skeptisch in Bayern ein Großverbund, der die Daten aller oder der meisten öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken nachweist, bewertet werden muß, so entschieden wird die Zusammenarbeit von Bibliotheken auf lokaler Ebene befürwortet. Dies betrifft konkret vor allem die Zusammenarbeit von öffentlichen Bibliotheken mit Schulbibliotheken. In Bayern werden seit vielen Jahren erfolgreich Modelle der kooperativen und integrierten Vernetzung von Stadtbüchereien mit v.a. Gymnasialbibliotheken praktiziert. Ein wesentliches Element einer vertraglichen Kooperation von Bibliotheken am Ort ist die Entwicklung und Führung eines gemeinsamen Bestandsnachweises und eines internen Leihverkehrs. In der Praxis bedeutet dies: die Bestände der am Kooperationsverbund teilnehmenden Bibliotheken in einer Stadt werden in einem gemeinsamen Katalog nachgewiesen, werden über ein lokal organisiertes Liefersystem vermittelt und stehen allen Bürgern zur Verfügung. Damit wird ein pragmatischer, praktikabler, mit vertretbaren Kosten realisierbarer Ansatz verfolgt, lokal vorhandene Ressourcen besser auszunutzen, Bestandsüberschneidungen abzubauen und den Service für den Benutzer wesentlich zu verbessern. Angestrebt wird, diese lokalen "Zentralkataloge" auf einem Internet-Server bereitzuhalten, damit jeder Internet-Nutzer darauf zugreifen kann. Derartige Modelle werden in Bayern mit staatlichen Mitteln gefördert, was die Bereitschaft zu dieser Art der Kooperation zweifelsohne stärkt.
Zusammenfassung:
Alle öffentlichen Bibliotheken in Bayern können kostenlos passiv am Bayerischen Bibliotheksverbund teilnehmen, sofern sie einen Internet-Anschluß besitzen. Ziel ist es, in wenigen Jahren jede Bücherei in Bayern mit dem dafür erforderlichen Know-how und der notwendigen Technik als Grundausrüstung auszustatten. Gleichzeitig wird versucht, Bibliotheken auf lokaler Ebene zu vernetzen, damit dem Bürger einen zentralen Medienbestandsnachweis seiner Kommune zu bieten. Dieser Bestandsnachweis gehört ins Internet, damit komfortable Recherche- und Bestellmöglichkeiten von jedem PC aus, ob privat oder beruflich genutzt, entstehen.
Klaus Dahm
Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken München
Mail: BibstelleMuenchen@compuserve.com