Y2K:
Auch für Schulbibliotheken wichtig !
Rolf-Rainer
Laasch
Y2K
ist eine typisch amerikanische, aber durchaus einprägsame Abkürzung für Jahr
2000: Y für Year (Jahr), 2K für 2 Kilo, also 2000. Wie allseits bekannt, haben
viele PC’s und die zugehörige Software Schwierigkeiten, wenn das Jahr 2000
anbricht: einerseits speichern
ältere Rechner die Jahreszahl nicht vierstellig, sondern nur mit den letzten
beiden Ziffern, andererseits ist in vielen älteren Programmen die Jahreszahl
intern oft nur mit den beiden letzten Stellen gespeichert. Dies führt am 1.
Januar 2000 bei Hardware und / oder Software zur internen Jahreszahl „00“.
Dadurch kann es bei vielen Anwendungen, in denen Differenzen von Datumsangaben
eingesetzt werden, zu Rechenfehlern und Ausfällen kommen.
Im
Bibliotheksbereich wird so aus einer Ausleihzeit vom 14.12.1999 bis zum
14.1.2000 möglicherweise eine Ausleihdauer von – 99 Jahren. (Ob die
entsprechende „negative Mahngebühr“ dann als Guthaben gerechnet wird?)
Die
weltweiten Anstrengungen zur Lösung dieses schon lange bekannten, aber nur den
Experten bewußten Problems sind sehr unterschiedlich weit gediehen. Viele
Einrichtungen hängen inzwischen von einer funktionierenden EDV ab, auch in
Bereichen, in denen man das zunächst überhaupt nicht vermutet. Was also am
1.1.2000 mit der Stromversorgung, dem öffentlichen Personennahverkehr, dem Funktionieren
von Flughäfen, Tankstellen, Parkautomaten, Heizungen, Klimaanlagen,
Kernkraftwerken, Banken, Geldautomaten, Rolltreppen in den Kaufhäusern,
Schulbibliotheken, .... passiert, werden wir erleben. Wie es heißt, seien
alleine in Hessen 5 % aller Betriebe durch das Jahrtausendproblem vom Konkurs
bedroht und nach einer weltweiten Umfrage haben sich die Hälfte der Betriebe
überhaupt noch nicht mit diesem Problem auseinandergesetzt!
Was
also tun? Zunächst gibt es einen Konsens darüber, was eine EDV (Rechner und
Software) u. a. können muß, wenn das Jahr-2000-Problem kein Problem sein
soll:
1. Jedes Datum
bis zum Jahr 2035 muß korrekt angezeigt werden.
2. Das Jahr 2000
muß als Schaltjahr erkannt werden.
3. Für alle Tage
zwischen den Jahren 1980 und 2035 muß der Wochentag korrekt angegeben werden.
4. Für alle Tage
zwischen 1980 und 2035 muß die Datumsdifferenz zwischen 2 Tagen korrekt ermittelt
werden können.
5. Beliebige
Datumsangaben müssen korrekt sortiert werden.
6. Bei
Datumsangaben vor 1980 und nach 2035 muß mit einer Fehlermeldung reagiert
werden.
Wie
kann nun in der Schulbibliothek überprüft werden, ob der Rechner (zunächst noch
nicht das Bibliotheksprogramm!) die obigen Forderungen erfüllt?
In verschiedenen Internetquellen wird das folgende oder
ein ähnliches
Verfahren zur Überprüfung des Computers selbst vorgeschlagen:
Bei Windows 95/98-Rechnern zunächst eine Boot-Diskette
erstellen: „Systemsteuerung“, „Software“, „Startdiskette“ anklicken, Diskette einlegen
und „Diskette erstellen“ anwählen (es kann sein, dass hierfür
die Windows 95/98-CD-ROM benötigt wird).
Rechner
neu starten (bei Win 95/98 mit eingelegter Boot-Diskette) und auf die DOS-Ebene
gehen.
1. Auf der
DOS-Ebene die Systemuhr mit dem DOS-Befehl „DATE
<return>„ auf den 31.12.1999 und mit dem DOS-Befehl „TIME <return>„ auf 23:58 Uhr
(Doppelpunkt beachten!) vorstellen und den Rechner ausschalten.
2. Nach
mindestens drei Minuten wieder einschalten. Wiederum auf der DOS-Ebene mit „DATE <return>„ das Systemdatum überprüfen.
Bei einer Datumsanzeige 01.01.2000 ist der Hardwaretest bestanden. Eine Anzeige
00 ist fehlerhaft.
3. Die Systemuhr
mit dem DATE-Befehl auf den 01.01.2000 einstellen. Nach Aus- und Wiedereinschalten
überprüfen, ob das Datum weiter korrekt angezeigt wird. Wichtig ist die
vierstellig angezeigte Jahreszahl.
4. Die Tests
unter 1., 2. und 3. auch für den Wechsel vom 28.2.2000 auf den 29.2.2000 ausprobieren.
Rechner,
die den Datumstest erst im Schritt 3 schaffen, müssen am 1.1.2000 von Hand
eingestellt werden. Rechner, die Schritt 3 und 4 nicht schaffen, sollten
ausgetauscht werden (!). Alternativ dazu kommen auch ein BIOS-UPDATE, Austausch
der Systemuhr oder Hilfsprogramme für die AUTOEXEC.BAT oder die
CONFIG.SYS-Dateien in Frage. Hier sollte der Computerfachmann vor Ort helfen!
Auch
für die auf dem Rechner installierte Software sollte nach jeder der oben
genannten Einstellungen der Systemuhr geprüft werden, ob alle Funktionen noch
fehlerfrei funktionieren.
Kritisch
sind natürlich alle Anwendungen, die mit Datumsdifferenzen arbeiten, z. B.
die Bibliotheksprogramme, die Mahnzeiträume berechnen müssen. Kritisch sind
aber auch Internetprogramme, die z. B. die E-Mails nur über einen
bestimmten Zeitraum speichern.
Nach
den Tests, die unbedingt mit „Dummy-Daten“ und einer Programminstallation
erfolgen sollte, die wieder gelöscht werden kann, muß die Systemuhr wieder auf
den alten Stand zurückgesetzt werden. Vorsicht: Manche Anwenderprogramme
reagieren auf das Vorsetzen und wieder Zurücksetzen der Systemuhr mit
Fehlermeldungen, die bis zu einer Sperrung des Programmzugangs führen können
(weil zwischenzeitlich möglicherweise die vertragliche Nutzungsdauer abgelaufen
ist). Daher im Zweifelsfall zunächst beim Softwarehersteller nachfragen, ob das
oben beschriebene Verfahren Schäden für die Software bringen kann.
Auch
das hessische Schulbibliotheksprogramm LITTERA 2 in der Version 2.4 ist vom
Jahr-2000-Problem betroffen. Daher ist es unbedingt notwendig, sowohl den
Rechner zu überprüfen (siehe oben) als auch das bis zur Jahresmitte allen
Lizenznehmern zugehende UPDATE auf die Version 2.5 einzuspielen. (Das UPDATE
nutzt allerdings nichts, wenn die Hardware nicht Jahr-2000-fähig ist!) Bitte
vor der Überprüfung der Hardware unbedingt das gesamte Unterverzeichnis LITTERA
2 z. B. auf ZIP-Diskette, Streamer oder CD-ROM auslagern und nach den Tests und
dem Zurücksetzen der Systemuhr wieder einspielen.
Im
Internet gibt es eine Fülle von weiteren Informationen zum Thema Y2K. Zum
Einstieg seien hier genannt:
1. http://ourworld.compuserve.com/homepages/jahr2000 Diese Adresse
beschreibt mit kurzen Aufsätzen z. T. aus dem Jahr 1997 (!) das Problem aus
Sicht eines Softwarehauses. Besonders interessant ist dabei das „Geständnis
eines Programmierers“ (wenngleich es einem Nichtprogrammierer kurz vor dem Jahr
2000 auch nicht weiter hilft).
2. Sehr amtlich
ist dagegen die Homepage des BSI, des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik,
die unter http://www.bsi.de
erreichbar ist. Hier ist der Punkt „Zusammenfassung“ sicher der geeignete
Ausgangspunkt zur weiteren Erforschung von Problemlösungen, vor allem im Bereich
der „Bürokommunikation“, also aller Büroarbeitsplätze, die mit PC´s ausgestattet
sind. Auch der Bericht der Bundesregierung zum Thema ist hier zu finden.
3. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie erklärt auf seiner Infoseite
zum Thema das Jahr-2000-Problem zunächst zur „Chefsache“, nach einigen Klicks
kann man dann aber doch auf einer recht praxisbezogenen „Checkliste“
Jahr-2000-Tests für PC´s“ landen: http://bmwi.gmd.de/jahr2000/htdocs/verweise/
4. Die Adresse http://www.jahr-2000.de
bietet kommerzielle Hilfe, insbesondere auch Programmtools zur Bewältigung der
Hardware- und Softwaretests sowie weiterführende Literatur und Video-Informationen.
5. Ähnlich
kommerziell sind die Hilfangebote und Informationen auf der amerikanischen
Seite http://www.year2000.com . Es ist absolut überwältigend, was
alles schon zum Thema gedacht und geschrieben worden ist. Dabei ist es doch
eigentlich leicht zu umreißen: alte Computer werden nicht mehr richtig
funktionieren!
6. Schließlich
hat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung etwas beizutragen: Unter
http://www.iid.de/jahr2000
findet sich eine sehr ausführliche kommentierte Link-Liste zum
Jahr-2000-Problem.
Eine
Sorte von Links fehlt allerdings in der obigen Liste: Die Internet-Adressen, in
denen besorgte Zeitgenossen beschreiben, wie sie sich mit der erforderlichen
Überlebens-Ausrüstung rechtzeitig vor dem 31.12.1999 in das australische
Hinterland zurückziehen, um allen Eventualitäten aus dem Weg zu gehen.
In
der Hoffnung auf einen erfreulichen Jahreswechsel 1999/2000!
(Rolf-Reiner Laasch Schulleiter
der Weidigschule (Gymnasium) in Butzbach und zugleich Leiter der „Servicestelle
für EDV in Schulbibliotheken“ des Hessischen Kultusministeriums.
Anschriften: Im Vogelsang 8, 35510 Butzbach, Tel: (06033)
911755, Fax: (06033) 191733, E-Mail: Schulleitung@Weidigschule.de
)