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Bibliothekswesen international in den Zeitschriften des DBI
Tschechien

Das Bibliothekswesen der Karls-Universität in Prag

Die dezentrale Organisationsstruktur einer 650 Jahre alten Universitätsbibliothek

Helmut Hilz, Irmhild Schäfer

Die Prager Karls-Universität, die Univerzita Karlova, wie sie im Tschechischen heißt, feiert 1998 ihr 650jähriges Bestehen. Ebenso alt ist auch die Universitätsbibliothek, die damit eine der ältesten Bibliotheken der Tschechischen Republik ist. Die nach ihrem Gründer, Kaiser Karl IV. (+ 1378), benannte Universität ist mit ihren rund 35.000 Studierenden heute mit Abstand die größte Hochschule unseres östlichen Nachbarlandes. Die Karls-Universität besitzt ein dezentrales, über das gesamte Stadtgebiet und teilweise darüber hinaus verteiltes Bibliothekssystem. Der vorliegende Beitrag stellt nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Universitätsbibliothek in erster Linie die gegenwärtige Struktur des Bibliothekswesens an der Karls-Universität vor. Da den Verfassern lediglich deutsche und englische Publikationen sprachlich zugänglich waren, stammen wesentliche Informationen direkt von den Kollegen an der Prager Universitätsbibliothek. Für ihre Kooperationsbereitschaft danken wir besonders Frau Bibliotheksdirektorin Mgr. Paráková und Herrn Dr. Feil1).

Die Tschechische Republik verfügt heute über acht Universitäten, die sich in Prag, Brünn (Brno), Olmütz (Olomouc), Budweis (Ceské Budejovice), Pilsen (Plzen), Aussig (Ústí nad Labem) sowie Königgrätz (Hradec Králové) befinden. Daneben gibt es in Prag, Pardubitz (Pardubice), Pilsen (Plzeň), Reichenberg (Liberec) und Brünn (Brno) Technische Hochschulen sowie in Prag und Brünn (Brno) Landwirtschaftliche Hochschulen. Mit der Karls-Universität und der Technischen Hochschule befinden sich die bei weitem größten und ältesten akademischen Unterrichtsstätten jedoch in der Metropole. Im Verlauf ihrer vielhundertjährigen Geschichte gestaltete die Karls-Universität, an der auch Franz Kafka studierte, wiederholt die Geschichte Böhmens mit. Die Verwaltung mit dem Rektorat dieser traditionsreichen Universität befindet sich noch immer auf dem Gelände, auf dem sie im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Gegenwärtig ist die Universität in die folgenden 16 Fakultäten gegliedert:

Die Universität bietet damit heute ein breites Spektrum geistes-, sozial- und naturwissenschaftlicher Studiengänge an, das an die Leistungsfähigkeit eines heute 65.000 Leser versorgenden universitären Bibliothekssystems erhebliche Anforderungen stellt2).

Geschichte der Prager Universitätsbibliothek

Die Prager Universität erhielt ihre ersten Handschriften 1366 von ihrem Gründer, Kaiser Karl IV., geschenkt. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wuchs der Bestand der Bibliotheken der einzelnen Kollegien der Karls-Universität auf rund 5.000 Codices an. Im Jahre 1622 wurde den Jesuiten, die 1556 in einen als Clementinum bezeichneten Gebäudekomplex nahe dem Moldau-Ufer eingezogen waren, die Verwaltung der Kollegienbibliotheken übergeben. Diese wurden allerdings schon bald ins Clementinum verlegt, wo auch die Bibliothek des Jesuitenkollegs aufgestellt war. Damit waren die großen Prager Bibliotheken an einem Ort vereint. 1727 erhielten die Bibliotheken im Clementinum, dem nach der Prager Burg damals größten Gebäudeensemble der Stadt, einen repräsentativen barocken Bibliothekssaal.

Die großen, im Clementinum untergebrachten Bibliotheken, sowie die Bibliothek der Grafen Kinsky wurden 1777, also vier Jahre nach der Auflösung des Jesuitenordens, zur "Öffentlichen k. u. k. Universitätsbibliothek" vereinigt. Seit diesem Jahr stand sie ähnlich wie andere Universitäts-, Kloster- und Adelsbibliotheken in den Habsburgischen Ländern der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Der ehemalige Prämonstratensermönch Raphael Ungar (1743-1807), ein Illuminat, wurde der erste Direktor der neuen, rund 50.000 Bände umfassenden Bibliothek. Ihm ist die Rettung vieler kostbarer Handschriften und Drucke aus den in den 1770er und 1780er Jahren unter Kaiser Joseph II. aufgehobenen Klöstern und Jesuitenkollegien zu verdanken. Vor allem in dieser Zeit erwarb die Bibliothek ihren ehemals bedeutenden Altbestand, der rund 6.000 Handschriften, 2.200 Frühdrucke sowie griechische Papyri und orientalische Handschriften umfaßte. In der Zeit Ungars erlangte die Universitätsbibliothek, die seit 1807 das Pflichtexemplarrecht für die in den Böhmischen Ländern veröffentlichten Druckwerke besaß, praktisch die Funktion einer böhmischen Nationalbibliothek. Während des 19. Jahrhunderts wurde die Bibliothek, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs einen Bestand von 420.000 Bänden aufwies, meist von bedeutenden böhmischen Wissenschaftlern geleitet, erlangte jedoch über die Landesgrenzen hinaus kaum Beachtung. Dies sicherlich zu Unrecht, wurde doch bereits 1868 ein Fernleihverkehr eingerichtet und so ein erster Schritt in Richtung einer landesweiten Literaturversorgung getan3).

Mit der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei im Jahr 1918 wurde die Universitätsbibliothek die zentrale Bibliothek des Landes. Seit 1925 gab es innerhalb der Universitätsbibliothek eine bereits als Nationalbibliothek bezeichnete Abteilung für Altbestände. Bis 1937 wuchs der Bestand der seit 1935 als "National- und Universitätsbibliothek" bezeichneten Bibliothek auf 1 Million Bände an. Erst 1948 aber wurde die Nationalbibliothek aus der Universitätsbibliothek herausgelöst. Die völlige formelle Trennung in National- und Universitätsbibliothek bestand aber nur zehn Jahre. Bereits im Jahre 1959 wurden die Universitätsbibliothek, die Akademische Bibliothek, die Nationalbibliothek, die Slawische Bibliothek sowie einige kleinere Bibliotheken unter dem Namen Staatsbibliothek organisatorisch zusammengefaßt. Der Gesamtbestand der Staatsbibliothek, des Kernstücks des ehemaligen tschechoslowakischen Bibliothekssystems, umfaßte zu dieser Zeit vier Millionen Bände. Der überwiegende Teil der Bestände dieser Bibliotheken befand sich im Clementinum4).

Während die Altbestände der Universitätsbibliothek in den Folgejahren in den Bestand der zur Staatsbibliothek gehörigen Nationalbibliothek integriert wurden, erfolgte an der Universitätsbibliothek die Gründung von Fachbibliotheken, die sich am aktuellen studentischen und wissenschaftlichen Bedarf orientierten. Die Bibliothek der ältesten Universität Mitteleuropas hat aus diesem Grund heute keine nennenswerten Altbestände mehr aufzuweisen. Nach der Neuorganisation verblieben lediglich wenige Werke aus der Barockzeit an der Universitätsbibliothek. Trotz vereinzelter Initiativen, die Altbestände wieder an die Universitätsbibliothek zurückzuführen, kam es in den neunziger Jahren zu keiner grundlegenden Veränderung der in den Nachkriegsjahrzehnten entstandenen Bibliotheksstrukturen in Prag.

Die moderne Universitätsbibliothek

Die räumliche Verteilung der Karls-Universität über viele Standorte in und außerhalb Prags sowie auch die oben dargestellte historische Entwicklung führten zu einer strikt dezentralen Organisationsstruktur in der Literaturversorgung. Im Gegensatz zu alten, größeren Universitäten in Deutschland gibt es jedoch in Prag keine Zentralbibliothek mit den klassischen Linienabteilungen Erwerbung, Katalogisierung und Ausleihe. Daher verfügt dieses Bibliothekssystem weder über eine zentrale Ausleihbibliothek noch über eine Lehrbuchsammlung. Da sich die Altbestände ganz überwiegend in der Nationalbibliothek befinden, entfällt mit der Pflege des Bestandes an Handschriften und alten Drucken ein ganz wesentliches Aufgabengebiet, für das in Deutschland häufig die Zentralbibliotheken zuständig sind.

Die beim Rektorat der Universität angesiedelte Verwaltungszentrale der Universitätsbibliothek besteht aus der Direktion mit einer kleinen Zahl von Mitarbeitern. Der Direktor der Universitätsbibliothek wird vom Rektor aufgrund einer Stellenausschreibung ausgewählt. Die Verwaltungszentrale hat vorwiegend Koordinationsaufgaben und vertritt die bibliothekarischen Belange gegenüber der Universitätsleitung. Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten in dem vernetzten Verwaltungsgebäude kommen diesem Aufgabengebiet zugute. Außerdem fällt der Aufbau eines Gesamtkatalogs der Karls-Universität sowie der Betrieb und die Verwaltung der Speicherbibliothek in Lešetice bei Přibram in ihr Ressort. Hinsichtlich der Erstellung eines Gesamtkataloges steht die Prager Universitätsbibliothek erst am Anfang, beispielsweise existiert bisher noch kein Gesamtkatalog der Zeitschriften. Den sicherlich wichtigsten Aufgabenbereich bildet jedoch die EDV, wobei die Bibliothek hierbei mit dem universitätseigenen Rechenzentrum eng zusammenarbeitet. Nicht zuständig ist die Direktion dagegen für Personalfragen, da die Bibliotheksmitarbeiter direkt den einzelnen Fakultäten unterstehen. 1997 umfaßte die Gesamtzahl der an den verschiedenen Bibliotheksstandorten beschäftigten Mitarbeiter 235 Personen.

Wie überall stellt auch für die Prager Universitätsbibliothek die Automatisierung die wohl wichtigste Herausforderung dar, die Systemverwaltung wurde deshalb direkt der Direktion zugeordnet. Die EDV-Katalogisierung der Literatur wurde ab 1990 schrittweise an den einzelnen Fakultätsbibliotheken eingeführt, wobei jedoch unterschiedliche Datenbankprogramme verwendet wurden. Um die verteilten Bibliotheken mit einem einheitlichen, professionellen Bibliothekssystem auszustatten und in kooperativer Katalogisierung einen Gesamtkatalog der Karls-Universität aufzubauen, wurden die alten EDV-Systeme 1993 durch das vor allem an britischen, italienischen und ostmitteleuropäischen Bibliotheken weit verbreitete System TINLIB (The Information Navigation Library der Firma IME in London) abgelöst. Dabei bereitete die Datenkonversion von den älteren Datenbankprogrammen zu dem neuen Bibliothekssystem häufig erhebliche Schwierigkeiten. Wie so oft stellt die technische Betreuung der Server ein erhebliches Problem dar, wobei vor allem die Besetzung der Stellen mit geeignetem Personal nicht leicht fällt. Mit Hilfe von TINLIB, das Katalogisierungs-, Ausleih- und Recherchemodule vereint, ist die Literatursuche auch über das WWW möglich. Die Benutzer können an den OPACs im elektronisch erfaßten Gesamtbestand der Karls-Universität recherchieren und erhalten nach erfolgter Bestellung die Literatur in der für sie zuständigen Teilbibliothek. Besonders hervorzuheben ist, daß die tschechischen wie auch die slowakischen Bibliotheken intensiv am Aufbau des gemeinsamen Verbundsystems CASLIN (Czech and Slovak Library Information Network) arbeiten, damit nach den Beständen der zentralen Bibliotheken der seit 1993 getrennten Länder recherchiert werden kann. Da bei CASLIN die Anglo-American Cataloguing Rules ebenso angewandt werden wie das bibliographische Austauschformat UNIMARC, ist zu erwarten, daß internationalen Kooperationen tschechischer und slowakischer Bibliotheken schon bald keine Hindernisse mehr im Weg stehen werden5).

Die Bibliotheken der Karls-Universität erwarben 1997 für 20,4 Millionen Kronen Literatur (rund 1,0 Million DM). Da die einheimische Literaturproduktion noch immer zu sehr niedrigen Preisen angeboten wird, ist es trotz des geringen Erwerbungsetats möglich, auch fremdsprachige Literatur in nennenswertem Umfang zu erwerben. Vor allem bei den Naturwissenschaftlern, aber auch bei den Juristen, stehen zahlreiche englisch-, sowie deutsch- und französischsprachige Werke in den Regalen. Fremdsprachige Literatur spielt an der Prager Universität insgesamt eine wichtige Rolle, wobei es je nach Fach sicherlich gewisse Unterschiede gibt. Da die Fremdsprachenkenntnisse in den wichtigsten westeuropäischen Sprachen auch während des Studiums weiter vertieft werden müssen, werden fremdsprachige Werke zweifellos intensiver benutzt als in vielen deutschen Bibliotheken.

Der hohe Anteil fremdsprachiger Literatur wird nicht etwa erst seit 1990 erworben, sondern kennzeichnete schon zur sozialistischen Zeit die Erwerbungspolitik der Prager Universitätsbibliothek. 1989 lag der Anteil der für Literatur aus dem westlichen Ausland ausgegebenen Mittel bei fast 67 %, war in den einzelnen Fächern aber unterschiedlich hoch. In der Rechtswissenschaft lag der Anteil bei 4 %, in der Pädagogik bei 27 %, in den Naturwissenschaften bei 69 %, in der Medizin bei 80 % und in der Pharmazie bei 94 %. Wegen des Währungsgefälles zwischen der tschechischen Währung und westlichen Währungen spiegelt sich in diesen Prozentzahlen freilich die tatsächliche Zahl der erworbenen Bücher nicht in gleichem Maße wider6). In den neunziger Jahren ist der Anteil westeuropäischer Literatur noch weiter angestiegen und liegt in früher stark weltanschaulich geprägten Fächern, wie auch gerade der Rechtswissenschaft, wesentlich höher.

Im gesamten Universitätsbereich waren 1989 rund 3,7 Millionen Bände vorhanden, bis 1997 stieg der Bestand auf 3,9 Millionen Bände. Die Gesamtzahl der neu erworbenen Bücher betrug im letzten Jahr 42.510 Bände. 1997 wurden an der Karls-Universität knapp 4.600 Zeitschriften gehalten, wobei in dieser Zahl die Kleinbibliotheken der Philosophischen Fakultät nicht enthalten sind. Der Buchbestand befindet sich, da es keine große Zentralbibliothek gibt, vollständig in 67 dezentralen Bibliotheken. Von den 16 Fakultäten der Karls-Universität besitzen mit Ausnahme von zwei Fakultäten alle eine zentrale Fakultätsbibliothek. Überwiegend handelt es sich bei diesen Bibliotheken um Präsenzbibliotheken, deren Bestände nur sehr eingeschränkt entleihbar sind. Ähnlich wie in größeren Teilbereichsbibliotheken in Deutschland wurde seit Ende der achtziger Jahre häufig der Zugang zu Online-Datenbanken angeboten. Diese haben zwischenzeitlich jedoch erheblich an Bedeutung verloren und wurden durch ein größeres CD-ROM-Angebot ersetzt. Die einzelnen Fakultätsbibliotheken weisen erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Umfangs ihrer Bestände auf. Die Hussitische Theologische Fakultät besitzt mit 20.000 Bänden die kleinste Fakultätsbibliothek, die Medizinische Fakultät I mit 350.000 Bänden die größte. Ein erheblicher Teil der an den fünf medizinischen Fakultäten vorhandenen 920.000 Bände befindet sich jedoch nicht in Prag, sondern an den Fakultätsbibliotheken in Königgrätz (Hradec Králové) und Pilsen (Plzeň). Keine zentrale Fakultätsbibliothek gibt es lediglich an der Philosophischen Fakultät und an der Naturwissenschaftlichen Fakultät. Während sich bei letzterer die Zahl der Bibliotheken mit vier noch in Grenzen hält, existieren an der Philosophischen Fakultät nicht weniger als 49 Bibliotheken mit einem Gesamtbestand von rund 970.000 Bänden7)

Die 1997 nach einem kompletten Umbau neu eröffnete Teilbereichsbibliothek der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ist in einem in den 1920er Jahren errichteten Universitätsgebäude am Moldau-Ufer untergebracht. Ausstattung und Einrichtung dieser Präsenzbibliothek sind nach dem Vorbild der Universitätsbibliotheken in Bayreuth, Passau und Regensburg konzipiert worden. Neben einem mit einer umlaufenden Galerie ausgestatteten Lesesaal finden sich kleinere Arbeitsräume und auch ein Seminarraum, in dem dekorativ die wenigen Altbestände aufgestellt sind. Der Gesamtbestand, der zu zwei Dritteln in mehreren Leseräumen frei zugänglich nach einer Haussystematik aufgestellt ist, umfaßte 1997 rund 280.000 Bände sowie 307 laufende Zeitschriften. Sechzehn Fachkräfte betreuen die knapp 5.000 Benutzer. Der vorwiegend tschechisch-, englisch- und deutschsprachige Bestand wird durch eine Buchsicherungsanlage geschützt. Ein mit einer Kompaktregalanlage ausgestattetes Magazin befindet sich hochwassergeschützt in den Kellerräumen.

Schlußbemerkung

Das Bibliothekswesen der Karls-Universität stellt ein Musterbeispiel für ein durchgängig dezentral gestaltetes Bibliothekssystem dar, das auf die Besonderheiten der Prager Universität zugeschnitten ist. Die zahlreichen, teilweise modern ausgestatteten Fakultätsbibliotheken kommen den Bedürfnissen sowohl der Studierenden als auch der Lehrenden entgegen. Die Bibliotheken sind von ihren potentiellen Hauptnutzern ohne lange Wege erreichbar. Doch weist dieses System auch Nachteile auf; es sei hier nur die mangelnde Koordination der Erwerbung zwischen den einzelnen Standorten sowie das Fehlen einer zentralen Lehrbuchsammlung erwähnt. Die Struktur des Bibliothekssystems an der Prager Karls-Universität mit all seinen Vor- und Nachteilen kann aber sicherlich Anregungen für ähnliche Systeme in Deutschland liefern.

Insgesamt aber sollte die Entwicklung des Bibliothekswesens in der Tschechischen Republik, das sich in einer Periode tiefgreifender Veränderungen befindet, in Deutschland stärker beachtet werden. Bisher hat wohl vor allem die Sprachbarriere eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Bibliothekswesen dieses Nachbarlandes verhindert. Durch die Entwicklung eines landesweiten Verbundsystems rücken aber die tschechischen Bibliotheken näher. Mit der fortschreitenden Erfassung der Altbestände dürften sich auch den Bibliotheksbenutzern in Deutschland neue Möglichkeiten der Literatursuche eröffnen. Gerade die Bibliotheken der Tschechischen Republik besitzen bedeutende Bestände älterer deutschsprachiger Literatur, die für historische und literaturwissenschaftliche Forschungsarbeiten von Interesse sein dürften.

1) Der Artikel geht auf gegenseitige Besuche von Bibliotheksdirektorin Mgr. Paráková, Mgr. Kulhanková und Dr. Feil von der Universitätsbibliothek Prag und von Dr. Tietze-Netolitzky sowie der Autoren von der Universitätsbibliothek München zurück.

2) Marie Štemberková, Universitas Carolina Pragensis, Prag 1996, S. 131 ff.

3) Jörg K. Hönsch, Geschichte Böhmens, München 1987, S. 301; Herbert Schur, Czechoslovakia, London 1990 (=National surveys of library and information services, 3), S. 11; Petr Voit, Prazzské Klementinum. Prag 1990, S. 162 f .; Štemberková (1996), S. 39.

4) Marek Cigánik, Libraries in Czechoslovakia, in: Encyclopedia of Library and Information Science, Bd. 6, New York 1971, S. 395.

5) http://www.nkp.cz/caslin/Welcome.eng.html

6) Schur (1990), S. 31.

7) http://www.ff.cuni.cz/~cumpl/angl.html