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Bibliothekswesen international in den Zeitschriften des DBI
Polen

Schulbibliotheken in Polen
Barbara Tomkiewicz

Die Autorin schildert die Situation der Schulbibliotheken und geht insbesondere auf die Arbeit der Schulbibliothekare ein.

Gemäß polnischem Schulrecht soll jede Schule über eine Bibliothek verfügen. Am häufigsten ist sie in Klassenräumen zu finden, aber zunehmend auch in größeren Räumen. Dann hat sie oft nicht nur einen davon getrennten Lesesaal, sondern auch einen zusätzlichen Raum für die Bibliotheksverwaltung.

Da die Schulbibliothek eine wichtige Rolle bei der Erziehung, im Unterricht und bei der Freizeit spielt, soll das Bibliothekspersonal auf seine Aufgaben entsprechend vorbereitet werden. Meistens sind es Lehrer, die außer ihren verschiedenen Unterrichtsfächern zusätzlich den Beruf eines Lehrer-Bibliothekars erlernt haben. Die bibliothekarischen Qualifikationen kann man als ergänzendes Studium an Universitäten und in Kursen bei der bibliothekarischen Ausbildungsstätte (CUKB) erwerben.

Eine Vollzeitstelle von 30 Stunden wöchentlich darf in einer Schulbibliothek erst eingerichtet werden, wenn in dieser Schule mindestens 300 Schüler sind. Pro 250 Schülern steht ihr das Recht auf zusätzliche Beschäftigung von 15 Stunden wöchentlich zu. In einer Schule mit beispielsweise 900 Schülern sollen zwei Vollzeitbibliothekare angestellt sein. Diese übernehmen zusätzlich auch die restlichen Stunden.

Es besteht jedoch die Möglichkeit, nachträglich eine Stelle von 15 Stunden wöchentlich einzurichten, wenn ein Lesesaal vorhanden ist und die Bibliothek mehr als 10.000 Bände besitzt.

Die Bibliotheksbestände bestehen immer aus verschiedenen Teilen:

Darüber hinaus sammelt man in Schulbibliotheken auch andere Medien wie z.B. Videokassetten. In einigen Schulen sind auch schon Computerprogramme und CD-ROMs zu finden.

Die Bücher werden von den Bibliothekaren gemäß den Bedürfnissen ihrer Schule gekauft und eingearbeitet. Die Bearbeitung besteht aus den Arbeitsgängen:

Die Mehrzahl der Schulbibliotheken benutzt einen Zettelkatalog, aber immer öfter wird er durch einen Computerkatalog ersetzt. Hierbei kommen meistens zwei Programme zur Anwendung: 'MOL' (von einer privaten Firma) und 'MAK' (von der Nationalen Bibliothek in Warschau).

Die Aufgaben der Lehrer-Bibliothekare sind nicht nur auf die Bücherausleihe begrenzt. Sie führen auch Unterricht durch: Bibliothekarische Einführungen für Grundschüler und Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten für die Oberschüler.

Sie organisieren ferner Stunden, die der Lesemotivation dienen. Heutzutage ist diese Tätigkeit besonders wichtig, weil die anderen Medien bei den jungen Leuten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Man organisiert z.B. literarische Wettbewerbe. Die Bibliothekare regen die Schüler zu eigenem literarischen und gestaltenden Schaffen an.

In Zusammenarbeit mit anderen Fachlehrern tragen sie zur Bildung der Schüler durch unterrichtlichen Einsatz interessanter Literatur und anderer Medien bei. Bibliotheken werden immer öfter ein Zentrum der Schulen - der Hauptarbeitsraum für unterrichtliche Tätigkeiten. Abhängig von den Bedingungen und der Ausstattung einer Bibliothek kann Unterricht in verschiedenen Fächern stattfinden.

Der Standard polnischer Schulbibliotheken ist sehr unterschiedlich. In einigen Schulbibliotheken können die Schüler umfangreiche Sammlungen benutzen und sich z.B. intensiv mit Musik beschäftigen. Auch stehen dort Computer zur Verfügung, mit deren Hilfe Referate und Abfassungen vorbereitet werden können.

Daneben lassen sich in den Dörfern und Kleinstädten Bibliotheken mit geringen Sammlungen in kleinen Räumen finden. In diesen Bibliotheken ist ein Lehrer nur für einige Stunden wöchentlich angestellt (1 Stunde wöchentlich pro 10 Schüler). Es wird leider noch Jahre dauern, bis sich die Bedingungen in den polnischen Schulbibliotheken wesentlich bessern und einander angleichen.

(Barbara Tomkiewicz ist Präsidentin des Polnischen Verbandes der Lehrer-Bibliothekare, Warschau)