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Australien

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National Library of Australia1

Bruno Bauer

Zuständigkeit

Commonwealth of Australia - 17,5 Mio. Einwohner

Adresse

Parkes Place, Canberra ACT 2600, Australia

Kontakt

Email: infoserv@nla.gov.au

Gründungsjahr

1901

Bestand

4,7 Mio. Bände, davon: 2.583.692 Monographien
168.833 Zeitschriften u.a. Serien,
davon 43.105 laufende Abos

Personal

468

WWW

URL: http://www.nla.gov.au

 

1 Historische Entwicklung der National Library of Australia 1901-1960

1901 wurde in Melbourne, dem damaligen Sitz der Bundesregierung, die Commonwealth Parliamentary Library errichtet. Die neue Bibliothek sollte als Public Library für die gesamte australische Nation jene Rolle einnehmen, die von der Library of Congress in Washington für die Vereinigten Staaten von Amerika erfüllt wird. Nicht nur die Literatur eines Staates oder einer Periode sollte gesammelt werden, sondern die Literatur der gesamten Welt und aller Zeiten.

Im Gegensatz zu diesen umfassenden Plänen fungierte die Commonwealth Parliamentary Library zunächst nur als Parlamentsbibliothek und an diesem Status änderte sich auch wenig, als die Bibliothek 1923 den inoffiziellen Namen Commonwealth National Library erhielt. Während ihrer Zeit in Melbourne konnte die Bibliothek nur beschränkt ein eigenständiges Profil gewinnen, war sie doch provisorisch bei der Victorian Parliamentary Library untergebracht und stand überdies im Schatten der älteren und bedeutend größeren Public Library of Victoria. Dennoch konnte diese Bibliothek in den schwierigen Anfangsjahren einige wichtige Erfolge erreichen.

1909 übernahm die Commonwealth Parliamentary Library von Edward Augustus Petherick (1847-1917) eine Sammlung von Australiana, bestehend aus 10.000 Büchern und 6.500 Broschüren, Landkarten und Handschriften. Aufbauend auf diesen Bestand wurde 1919 eine separate Abteilung für Australiana nach dem Vorbild der an der State Library of New South Wales in Sydney etablierten Mitchell Library errichtet. Diese ist nach David Scott Mitchell, benannt, der als bedeutendster privater Sammler Australiens gilt und an den Petherick 1903, in einer finanziellen Notlage, seine Sammlung verkaufen wollte. Weil keine Einigung über den Kaufpreis erzielt wurde, kam das Geschäft nicht zustande. Im folgenden Jahr scheiterte auch die von Petherick beabsichtigte Übergabe der Sammlung an die Public Library of South Australia.

1912 erlangte die Commonwealth Parliamentary Library mit dem neuen Copyright-Gesetz das Pflichtexemplarrecht, wodurch jeder australische Verleger zur Ablieferung eines Exemplars jeder Publikation verpflichtet wurde.

1923 wurde bei einer Auktion in London das Endeavour Journal erworben, ein von Captain James Cook verfasstes Tagebuch für den Zeitraum 1768 bis 1771. Dieser Ankauf wird als bedeutendstes Einzelereignis in der Geschichte der Bibliothek bezeichnet.

Als die Commonwealth National Library 1927 in die neue Hauptstadt Canberra übersiedelt wurde, verfügte sie über einen Bestand von 65.000 Bänden, darunter war ein beträchtlicher Anteil an Unterhaltungsliteratur, um den Politikern ihre langen Bahnreisen von und nach Melbourne zu verkürzen.

Die Standort Canberra brachte für die Commonwealth National Library bessere Entwicklungsmöglichkeiten als Melbourne. In den folgenden Jahren wurde auch den Studenten des Canberra University College und der Öffentlichkeit von Canberra die Benutzung der Bibliothek ermöglicht. 1935 erfolgte die ausdrückliche Anerkennung der außerparlamentarischen Funktionen der Bibliothek durch das Parlament. Die Australiana-Sammlung wurde in ein neues Gebäude übersiedelt.

Im selben Jahr wurde die Bibliothek in einem Gutachten von Ralph Munn und Ernest Pitt mit einem Bestand von mehr als 110.000 Bänden als sechstgrößte Australiens angeführt, nach der Bibliothek der University of Sydney und den state libraries von New South Wales, Victoria, Western Australia und South Australia.

Die Bestände der Commonwealth National Library wurden in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut; auch ihre außerparlamentarischen, nationalen Aufgaben wurden ständig weiterentwickelt.

1936 begann die Commonwealth National Library, ihre Dienstleistungen auch im Northern Territory und in den australischen Außengebieten anzubieten. Im selben Jahr erschien mit dem ersten Band des Annual Catalogue of Australian Publications erstmals eine fortlaufend erscheinende Nationalbibliographie Australiens.

Von einigen frühen Erfolgen abgesehen setzte ein nachhaltiger Aufschwung der Bibliothek erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein, als auch das Bibliotheksbudget deutlich erhöht wurde.

1946 begann John Alexander Ferguson (1881-1969), der Verfasser der sieben Bände umfassenden Bibliography of Australiana und wichtigster privater Sammler Australiens nach David Scott Mitchell, seine 34.000 Titel umfassende Sammlung in die Commonwealth National Library zu transferieren. Die wertvolle Sammlung vereinigt eine Vielzahl von Australiana und Pacificana, darunter eine Menge seltener und einzigartiger Titel.

1958 überließ der in Neuseeland geborene Londoner Kunsthändler Sir Rex de Charembac Nan Kivell (1898-1977) den ersten Teil seiner einzigartigen Sammlung, bestehend aus Gemälden, Drucken, Handschriften und Landkarten zum Thema Australien, der National Library.

Als 1956 das Australian Bibliographical Centre als Koordinationsstelle für bibliographische Aktivitäten in Australien errichtet wurde, lag der Schwerpunkt der Tätigkeiten der Commonwealth National Library bereits deutlich auf nationalen Aufgaben; nur mehr ein Viertel des Budgets wurde für parlamentarische Dienstleistungen verwendet.

 

2 Entwicklung der National Library of Australia seit 1960

1960 wurde per Gesetz (National Library Act) die Bezeichnung National Library of Australia festgelegt; der Bibliothek wurde der Status einer autonomen Institution zuerkannt. Die Aufgaben der National Library werden explizit angeführt:

6.

The functions of the Library are, on behalf of the Commonwealth -

(a)

to maintain and develop a national collection of library material, including a comprehensive collection of library material relating to Australia and the Australian people;

(b)

to make library material in the national collection available to such persons and institutions, and in such manner and subject to such conditions, as the Council determines with a view to the most advantageous use of that collection in the national interest;

(c)

to make available such other services in relation to library matters and library materials (including bibliographical services) as the Council thinks fit, and, in particular, services for the purposes of (i) the library of the Parliament; (ii) the Departments and authorities of the Commonwealth; and (iii) the Territories of the Commonwealth; and

(d)

to co-operate in library matters (including the advancement of library science) with authorities or persons, wheter in Australia or elsewhere, concerned with library matters.

7.

(1) The Library has power to do all things necessary or convenient to be done for or in connection with the performance of its functions.

Mit diesem Bibliotheksgesetz wurde die Einrichtung eines Council of the National Library of Australia vorgeschrieben. Diesem Gremium, das aus zwölf jeweils für drei Jahre bestimmten Mitgliedern besteht und alle zwei Monate zusammentrifft, obliegt die Erstellung von langfristigen Konzepten für die Bibliothek; neben dem Director-General der National Library gehören ihm u.a. ein gewähltes Mitglied des Senates und ein gewählter Vertreter des House of Representatives an, was den hohen Stellenwert spiegelt, welchen die National Library in der australischen Öffentlichkeit genießt.

Bereits ein Jahr später kam es zur Trennung der verschiedenen Zuständigkeitsbereiche: die parlamentarischen Agenden wurden der neu errichteten Commonwealth Parliamentary Library überantwortet, der Archiv-Bereich dem Commonwealth Archives Office. Bei der National Library of Australia verblieb der nationale Aufgabenbereich.

Weil die Bestände an bis zu 14 verschiedenen Standorten in Canberra untergebracht waren, wurde die Errichtung eines eigenen Bibliotheksgebäudes beschlossen. Als die National Library 1968 in das neue Gebäude am idyllisch gelegenen Südufer des Lake Burley Griffin übersiedelt werden konnte, beinhaltete der Bestand bereits mehr als eine Million Monographien, ca. 35.000 laufende Serientitel, über eine halbe Million Landkarten und Luftbildaufnahmen, 100.000 Fotos und 25.000 Bilder und Drucke.

Verfügte die Bibliothek 1947 über einen Personalstand von 25 Mitarbeitern, so erhöhte sich diese Zahl bis 1985 auf 650, während sie in den letzten Jahren aufgrund von Einsparungsmaßnahmen auf 468 (141 Männer und 327 Frauen) gefallen ist.

Zwischen 1989 und 1992 erfolgte eine Neugestaltung des Erdgeschosses der National Library, wo auch ein Besucherzentrum mit grundlegenden Informationen über die Sammlungen und Dienstleistungen der Bibliothek (The Kenneth Baillieu Myer Visitor Centre) und eine Galerie für Ausstellungen eingerichtet wurden. Für die Recherche im Online-Katalog bzw. in den CD-ROM-Datenbanken wurden zusätzliche EDV-Arbeitsplätze geschaffen.

Um den Besuchern der Bibliothek eine freundlichere Atmosphäre zu bieten, wurden eine Buchhandlung (National Library Shop) und mehrere Lokale (The Brindabella Bistro, The Southbank) eröffnet, die an einen privaten Betreiber vermietet wurden. Diese Innovationen fanden allerdings nicht überall ungeteilte Zustimmung. So bemerkte ein Kritiker, dass nach einer für den Umbau erforderlichen 18-monatigen Sperre nunmehr in der National Library of Australia 150 Plätze für Kaffeehaus- und Restaurantbesucher zu Lasten der Leseplätze geschaffen wurden. Sinn und Aufgabe der National Library sei es aber nicht, Canberra-Touristen nur für die Einnahme von Erfrischungen in das Bibliotheksgebäude zu locken.

Um den Kontakt zur australischen Bevölkerung zu verbessern, wurde 1990 die Vereinigung Friends of the National Library gegründet, für die im Erdgeschloß der Bibliothek ein eigenes Büro eingerichtet wurde. Mitglieder werden regelmäßig zu kulturellen Veranstaltungen eingeladen und erhalten monatlich die neueste Ausgabe der Zeitschrift National Library of Australia News mit aktuellen Informationen über die Bibliothek.

Für die interessierte Öffentlichkeit werden laufend Führungen durch die Bibliothek angeboten und Ausstellungen aus den Bibliotheksbeständen organisiert.

Die bibliothekarische Öffentlichkeit in Australien und Übersee wird mit der Zeitschrift National Library of Australia Gateways, die sechsmal pro Jahr erscheint, über Projekte und Initiativen der National Library informiert.

Seit 1995 ist die National Library of Australia mit einem Informationsserver im World Wide Web präsent. Umfangreiche Informationen über die Sammlungen und die Serviceleistungen der Bibliothek stehen seither online zur Verfügung; auch im OPAC kann online recherchiert werden. Umfangreiche Link-Sammlungen zu anderen WWW-Seiten und Datenbanken ergänzen diese Informationen. Seit 1996 wird auch eine Liste der australischen E-Journals betreut, die bereits auf mehr als 1.000 Titel angewachsen ist; die entsprechenden Links sind zum Teil im OPAC verzeichnet.

Auf den Informationsserver der Bibliothek wurde 1998 täglich durchschnittlich ca. 28.000 mal zugegriffen.

Vom wohl populärsten Einzeltitel der National Library of Australia konnte 1999, nach dreijährigen Vorbereitungsarbeiten, in Kooperation mit dem Australian Maritime Museum die CD-ROM-Ausgabe Endeavour - Captain Cook’s Journal 1768-71 produziert werden. Die CD-ROM enthält die vollständigen Aufzeichnungen von James Cook und die klassische Übersetzung von J.C. Beaglehole von 1955, darüber hinaus 3-D-Simulationen, Video- und Tonsequenzen, hunderte Abbildungen und ausführliche Kommentare, die jede Facette der für Australien so bedeutsamen Reise der Endeavour beschreiben.

 

3 Bestand der National Library of Australia und Benutzungsmöglichkeiten

Die National Library of Australia verfügt 1999 über einen Bestand von mehr als 7 Millionen Informationsträgern. Davon fallen über 2,5 Millionen in die Kategorie Monographien und Druckschriften. Von 168.833 Serientiteln werden 43.105 laufend abonniert.

Besonders erwähnenswert ist die starke Ausrichtung nach Asien, die in einer Reihe von Spezialsammlungen ihren Niederschlag gefunden hat: Chinese Collection (ca. 220.000 Monographien, 5.100 Serien, 250 Zeitungen), Indonesian Collection (ca. 160.000 Monographien, 5.000 Serien, 250 Zeitungen), Japanese Collection (ca. 90.000 Monographien, 4.500 Serien), Korean Collection (25.000 Monographien, 1.400 Serien, 39 Zeitungen), Malaysia, Philippines and Singapure Collection (ca. 19.000 Monographien, 2.000 Serien und Zeitungen), Thai Collection (28.000 Monographien, 1.400 Serien und Zeitschriftentitel). Die angeführten Sammlungen sind jeweils die größten in Australien.

Die National Library verfügt auch über die größte Sammlung Australiens an Rara und alten Büchern.

In der Map Collection werden ca. 577.000 Karten aufbewahrt. Weiters zählt der Bestand 836.000 Luftaufnahmen.

Mit 172.000 Notendrucken bildet die Musiksammlung der National Library die größte derartige Sammlung Australiens.

16.000 Titel umfasst die Sammlung der Film- und Videokassetten.

Die Manuscript Collection verfügt über Dokumente von Einzelpersonen, Familien und Organisationen von nationaler oder internationaler Bedeutung, Briefe, Tagebücher, literarische Skizzen, Reden, Drehbücher, Fotos und andere Memorabilien. Für diesen Bestand wird mittlerweile eine Stellfläche von ca. 10.735 lfm. benötigt.

In den späten 50-er Jahren wurde die Oral History Collection gegründet, die heute über ca. 60.000 Oral History-Bänder verfügt.

Die Newspaper / Microscopy Collection besteht aus mehr als 4.500 Titeln, von denen ein großer Teil nur auf Mikrofilm und Mikrofiche zur Verfügung steht. Laufend werden mehr als 850 australische Titel und ca. 900 Überseetitel bezogen.

Die Australian Ephemera Collection besteht einerseits aus Publikationen mit einem Umfang von weniger als fünf Seiten, wie Flugblätter, Broschüren, Werbezettel, Einladungen oder Speisekarten, andererseits auch aus umfangreicheren Druckschriften, wie Theaterprogrammen oder Versandkatalogen.

Die Pictorial Collection, deren Rückrat die Rex Nan Kivell Collections bildet, besteht aus ca. 43.000 Gemälden, Zeichnungen und Drucken sowie ca. 568.000 Fotos. 1992 wurden mit dem Projekt Apollo Videodisc erstmals Erfahrungen mit der Digitalisierung von ca. 12.000 Bildern gewonnen; die Bildplatte konnte allerdings ausschließlich in der National Library benutzt werden. Das aktuelle Projekt IMAGES1 beinhaltet bereits mehr als 20.000 historische und zeitgenössische Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Fotos, die online über das Internet aufgerufen werden können. Die Palette der digitalisierten Abbildungen, die bibliographisch komplett erschlossen sind, reicht von Landschaftsaufnahmen bis zu Porträts.

Über 2,5 Millionen Informationsträger - Monographien, Zeitschriften und Zeitungen, Mikroformen, Karten, Bilder, Musikalien, Filme und Videos, Oral History-Aufzeichnungen und Handschriften - sind im OPAC der National Library of Australia erfasst.

Anlaufstelle für jeden Bibliotheksbenutzer ist der Hauptlesesaal im Erdgeschoß (Main Reading Room), mit 250 Sitzplätzen der größte Lesesaal der National Library of Australia. Geöffnet ist dieser Bereich von Montag bis Donnerstag von 9.00 Uhr bis 21.00 Uhr, Freitag und Samstag von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr, am Sonntag von 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr. In diesem Raum befinden sich zahlreiche PCs, welche einen Zugang zum OPAC, ins CD-ROM-Netz und ins Internet ermöglichen, weiters eine frei zugängliche Sammlung von 11.350 gedruckten Nachschlagewerken, aktuelle Zeitschriftenhefte und neu erworbene Bücher. Der Großteil der Literatur ist in Magazinen untergebracht und kann mittels Bestellschein binnen 30 Minuten angefordert werden.

Die wertvollen Bestände der diversen Sammlungen der National Library sind in zahlreichen Sonderlesesälen (Asian Collections Reading Room, Manuscript Reading Room, Map Reading Room, Newspaper/Microform Reading Room, Oral History Reading Room, Petherick Reading Room, Pictorial Reading Room) zu benützen.

Für behinderte Personen wird der Zugang zur Bibliothek und zur Literatur durch besondere Maßnahmen, wie spezielle Park- und Zugangsmöglichkeiten, automatisch öffnende Eingangstüren und behindertengerechte Lifte, erleichtert. Aber auch technische Hilfsmittel (Kurzweil Personal Reader, Kassettenrekorder und Kopfhörer, Vergrößerungsgläser) werden bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Vom Personal wird behinderten Personen Unterstützung bei der Anfertigung von Kopien und bei der Recherche im OPAC angeboten.

Für die Sammlungen und Dienstleistungen der National Library werden Informationsfalter zur Verfügung gestellt, um den Benutzern den Zugang zur entsprechenden Literatur zu vereinfachen. Zur Verfügung stehen etwa Beschreibungen für folgende Sammlungen: Reference Collection, Australian Electoral Rolls, Rare Books Collection, Newspapers Collection, Asian Collection, Pacific Collection, Resources on Aboriginal & Torres Strait Islander People.

Im Rahmen der Fernleihe werden Bibliotheken in Australien und in Übersee durch das Document Supply Service (DocSS) jährlich mehr als 150.000 Monographien bzw. Aufsatzkopien aus Zeitschriften aus dem Bestand der National Library of Australia übermittelt. Damit ist die National Library Australiens am meisten frequentierte Bibliothek, was insbesondere auf die umfangreichen Australiana- und Asiatika-Bestände zurückzuführen ist. Sowohl für die Bestellung als auch für die Lieferung kann der Besteller zwischen Post, Fax und E-Mail wählen. Während beim Standard Service die Lieferzeit bei vier bis acht Tagen liegt, erfolgt beim Fast Track Service eine garantierte Lieferung binnen 24 Stunden, bei Fast Track plus binnen zwei Stunden.

Die Bibliothek ist Partner des internationalen Projektes Joint Electronic Document Delivery Software (JEDDS), womit die Dokumentenlieferung durch Ein-
scannen und Versenden über Internet verbessert werden soll

In Australien nicht vorhandene Literatur kann über das im Mai 1996 an der National Library eingerichtete Service SUPPLY1 von Bibliotheken und kommerziellen Lieferdiensten aus dem Ausland angefordert werden; genutzt werden u.a. die Dienste von UnCover, CISTI (Canadian Institute for Scientific and Technical Information) und BLDSC (British Library).

In Kooperation mit der US UnCover Company wurde von der National Library of Australia UnCover Australia, ein spezieller Informationsdienst für australische Bibliotheken, entwickelt. Für eine monatliche Gebühr kann in den Inhaltsverzeichnissen von mehr als 17.000 Zeitschriften darunter auch Titel aus Australien und Neuseeland, recherchiert werden. Zu moderaten Preisen werden Volltexte binnen 36 Stunden per Fax übermittelt.

 

4 Sammelpolitik der National Library of Australia

Mit den angeführten Beständen präsentiert sich die National Library of Australia heute als größte Bibliothek des Landes. Ein beträchtlicher Zuwachs erfolgte erst in den letzten Jahrzehnten, verfügte doch die Bibliothek noch 1968 erst über eine Million Bände. Bis 1966 gab es keine offiziellen Sammelrichtlinien, sieht man von der allgemeinen Vorgabe aus den Gründungsjahren der Bibliothek ab, sie solle eine down-under Library of Congress werden. 1966 wurden erstmals konkrete Sammelrichtlinien (Selection Policy: Printed Materials) erstellt, an denen vor allem die Forderung bemerkenswert ist, verstärkt fremdsprachige Literatur anzuschaffen. In der Folge wurden Daueraufträge eingerichtet und Sammlungen angekauft, darunter die Korn Collection, bestehend aus indonesischer Literatur, die Braga Collection über die portugiesische Expansion in Asien und die H.S.Williams Collection, eine Sammlung von Büchern über Japan in verschiedenen europäischen Sprachen.

1972 wurde ein kooperativer Erwerbungsplan mehrerer Bibliotheken für indonesische Literatur entwickelt und ein Erwerbungsbüro (Indonesian Acquisition Office) in Jakarta eingerichtet; aufgrund dieser Initiative verfügt die National Library of Australia über eine der drei großen Sammlungen an indonesischer Literatur.

1981 wurden unter dem Titel National Library of Australia Selection Policy umfassende Sammelrichtlinien veröffentlicht. Alle Gebiete der Literatur wurden bewertet und einer der vier folgenden Stufen zugeordnet: umfassend, in die Tiefe gehend, auswählend bzw. in einem repräsentativen Querschnitt. Festgelegt wurde, daß Australiana, abgesehen von bestimmten lokalen Zeitungen, umfassend zu sammeln sind, während Pacificana und bestimmte Literatur aus Übersee in die Tiefe gehend erworben werden. In letztere Kategorie fallen etwa bestimmte Typen von Zeitschriften aus Ländern, die einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung Australiens hatten, wie Großbritannien oder die Vereinigten Staaten.

Während die Selection Policy von 1981 trotz strenger Auswahl des Neuzuganges das Ideal von Universalität weiterhin postulierte, wurde dieser Anspruch, die National Library of Australia als eine Art down-under Library of Congress zu entwickeln, 1990 mit der Collection Development Policy endgültig aufgegeben.

Die knappen Budgetmittel sollen nicht mehr auf ein weites Feld verteilt, sondern für erreichbare Ziele konzentriert werden. Nur mehr für wenige Bereiche, darunter natürlich Australiana, wird eine möglichst vollständige und umfassende Erwerbung gefordert. Zugleich wurde der Sammelschwerpunkt von Europa weg und hin zu Südostasien und dem pazifischen Raum verschoben.

Naturwissenschaften und Technik werden in Australien traditionell vor allem von den Universitätsbibliotheken betreut, die ihre Aktivitäten im 1975 gegründeten Council of Australian University Libraries (CAUL), dem zur Zeit 39 Mitglieder angehören, aufeinander abstimmen. Ein aktueller Schwerpunkt von CAUL, das ein eigenes Büro in Canberra unterhält, liegt auf elektronischen Medien, die zum Teil über Konsortien bezogen werden.

Aufgrund der Initiativen von CAUL soll sich die National Library of Australia auf dem Gebiet Naturwissenschaften und Technik mit einer Sammelpolitik auf einer grundlegenden Stufe begnügen; nur Zeitschriften, welche im Index Medicus (Medline) aufgenommen sind, sollen weiterhin abonniert werden.

Die Umsetzung der neuen Collection Development Policy bedeutete, dass der Ankauf von ausländischer Literatur um 60 Prozent reduziert wurde.

Die neuen Sammelrichtlinien der National Library of Australia stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Grundsätzen für eine nationale Sammelpolitik, die 1988 am Australian Libraries Summit beschlossen wurde. Alle Bibliotheken und Datensammlungen, sofern sie Australien betreffen, sind in der Distributed National Collection (DNC) erfasst. DNC verfolgt das Ziel, jedem Bürger Zugang zu den benötigten Daten zu ermöglichen, und durch Absprachen zwischen den Bibliotheken und Informationsstellen unnötige Doppelanschaffungen in Australien zu vermeiden. Seit 1994 ist die Zentrale der DNC an der National Library of Australia eingerichtet, wo die Australian Conspectus Database, ein Verzeichnis der Sammlungen und der Schwerpunkte australischer Bibliotheken, erstellt und laufend aktualisiert wird. Die National Library of Australia kann allerdings im Gegensatz zum deutschen System der überregionalen Literaturversorgung durch Sondersammelgebietsbibliotheken, zentrale Fachbibliotheken und Spezialbibliotheken kein bestimmtes Sammelgebiet zuordnen, sondern die DNC basiert auf freiwilliger Kooperation von Bibliotheken und sonstigen Institutionen.

1990 wurde vom Council of the National Library of Australia unter dem Titel Shaping Our Future: Preserving Our Past ein Konzept für die Jahre 1990 bis 1995 vorgelegt. Darin wird von der Verpflichtung der National Library geschrieben, die Leitungsrolle in der australischen Bibliothekslandschaft wahrzunehmen.

1993 folgte mit Service to the Nation: Access to the Globe ein weiteres Konzept für die Jahre 1993 bis 1998. Erneut wird die besondere Rolle der National Library hervorgehoben, die den Angelpunkt im nationalen Netzwerk der Bibliotheken Australiens einnehme. Etatkürzungen zwingen alle Bibliotheken zu einer Reduzierung des Bestandsaufbaues. Das moderne Konzept der National Library of Australia sieht als Alternative zu teuren Anschaffungen, dass entweder billigere elektronische Versionen an die Stelle des gedruckten Materials treten oder dass vor allem im Bereich der Zeitschriften Literatur durch die neuen elektronischen Technologien aus anderen australischen Bibliotheken oder von Übersee angefordert wird.

Die neue Sammelpolitik der National Library of Australia führte zu einer heftigen Kontroverse mit australischen Wissenschaftlern, die ihren Niederschlag auch in den australischen Medien (Canberra Times, The Australian) fand; kritisiert wurde die drastische Reduktion der Erwerbungen aus Überseeländern, welche etwa im Bereich der Musiksammlung zu einem vollständigen Abbruch der Sammlung von europäischer und amerikanischer Musik führte, die mangelhafte Umsetzung des zu unverbindlich formulierten Konzeptes der kooperativen Erwerbung (DNC), welche die Grundlage für die neue Erwerbungspolitik der National Library bilden sollte, die Ineffizienz des elektronischen Zugriffs als Alternative zu diesen Druckwerken sowie die Weitergabe der von der Bibliothek hiermit eingesparten Erwerbungsaufwendungen an die Benützer durch Zugriffsgebühren.

Im Bereich der Pacificana hat die neue Sammelpolitik allerdings bereits zu unbestreitbaren Erfolgen geführt. Höchste Priorität wird hier neben Neuseeland auch kleinen und kleinsten Ländern eingeräumt, wie Amerikanisch-Samoa, Cook-Inseln, Fidschi, Französisch Polynesien, Guam, Kiribati, Marshall-Inseln, Mikronesien, Nauru, Neukaledonien, Niue, Nördliche Marianen, Palau-Inseln, Papua Neuguinea, Pitcairn-Insel, Salomonen, Tokelau-Inseln, Tonga, Tuvalu, Vanuatu, Wallis und Futuna, West-Samoa.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt auf Ländern Südostasiens, nämlich Bangladesch, Burma, China, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Laos, Kambodscha, Malaysia, Pakistan, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

In den letzten Jahren wurde der pazifische Raum und Südostasien von Mitarbeitern der National Library of Australia bereist, um die einschlägige Literatur vor Ort umfassend zu erwerben, Daueraufträge einzurichten und Kontakte zu Bibliotheken, Buchhändlern und Verlagen herzustellen.

Einen besonderen Schwerpunkt der Sammeltätigkeit der National Library of Australia bilden bedeutende Ereignisse, wie bundesweite Wahlen, die Expo in Brisbane, die australische Zweihundertjahrfeier oder die Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Die im Zuge derartiger Veranstaltungen produzierten Publikationen und Kleinschriften, wie Flugblätter, Plakate, und Prospekte werden von der National Library umfassend gesammelt.

Anlässlich der Wahlen von 1996 ging die Bibliothek strategisch in vier Schritten vor. Alle 1.200 registrierten Kandidaten wurden schriftlich kontaktiert mit dem Ersuchen, eine Kopie von sämtlichen von ihnen erstellten Materialien der Bibliothek zur Verfügung zu stellen. Derselbe Wunsch wurde schriftlich und telefonisch an alle 72 registrierten Parteien herangetragen; die Hauptquartiere der Parteien in Canberra wurden persönlich kontaktiert. Auch zu den Lobbies wurde der Kontakt gesucht, um deren Materialien zur Wahl für die Bibliothek zu erwerben. Und als letzter Schritt wurden die Internet-Auftritte von Parteien, Lobbies und Privaten gesammelt.

Anlässlich der Olympischen Spiele 2000 wurde bereits 1993, als Sydney zum Veranstaltungsort bestimmt wurde, der Kontakt zu den Veranstaltern (Sydney Organising Committee for the Olympic Games) hergestellt und eine aufwendige Kampagne gestartet, in der u.a. jeder nationale Sportverband, der an den Olympischen Spielen teilnimmt, angesprochen wurde, eine Kopie von sämtlichen anlässlich der Spiele erstellten Materialien der National Library zur Verfügung zu stellen.

Neben traditionellen Medien widmete sich die National Library of Australia bereits sehr früh der Archivierung elektronischer Materialien, die aus Australien stammen bzw. die Australien betreffen; die Palette reicht dabei von wissenschaftlichen Zeitschriften bis zu persönlichen Homepages. Seit 1997 betreibt die Bibliothek das Projekt PANDORA (Preserving and Accessing Networked DOcumentary Resources in Australia), um Erfahrungen beim Sammeln, Auswerten und Bereitstellen von Internet-Dokumenten zu gewinnen. PANDORA ist kein retrospektives Digitalisierungsprojekt, sondern eine Initiative, die grundsätzlich nur Publikationen berücksichtigt, die ausschließlich in elektronischer Form erscheinen. PANDORA betreibt eine sehr restriktive Auswahl. Bis Dezember 1997 fanden von ca. 2.000 für eine Archivierung in Betracht gezogenen Internet-Titeln nur ca. 150 Aufnahme im PANDORA-Projekt. Aufgenommen im PANDORA-Archiv, das mittlerweile auf 320 - auch im OPAC der National Library nachgewiesene - Titel angewachsen ist, sind u.a. die anlässlich der Wahlkämpfe 1996 bzw. 1998 von den australischen Parteien erstellten Internet-Seiten und die Homepage der Olympischen Spiele 2000. Eines der wesentlichen Ziele von PANDORA ist die Anpassung des Pflichtexemplarrechts an die Gegebenheiten elektronischer Medien.

 

5 Zentrale Dienste der National Library of Australia

Ein wichtiger Schwerpunkt der Aktivitäten der National Library of Australia liegt auf der Erstellung von zentralen Bestandsnachweisen. So werden Zentralkataloge für Zeitschriften (NUCOS: National Union Catalogue of Serials) und Monographien (NUCOM: National Union Catalogue of Monographs) erstellt. Daneben gibt es Spezialkataloge, etwa für Zeitungen (Newspapers in Australian Libraries) oder für ostasiatische Literatur, wo chinesische, japanische und koreanische Titel aufgelistet sind (National Union Catalogue of East Asian Monographs). Bibliotheksmaterialien für Behinderte sind in einem eigenen Zentralkatalog erfasst (NUC:D: National Union Catalogue of Library Materials for People with Disabilities). Ein weiterer Zentralkatalog wurde für Musik erstellt, in dem neben Monographien und Zeitschriften auch Partituren und Tonbandaufnahmen aufgenommen sind (NUCOMUSIC: National Union Catalogue of Music).

Nachdem von der National Library of Australia nach 1945 mehrere kurzzeitige Versuche unternommen worden waren, vor allem für mittlere Bibliotheken zentral Katalogkarten zur Verfügung zu stellen, begann die Bibliothek 1960 mit der Erstellung der Australian National Bibliography (ANB), die seit 1980 online als National Bibliographic Database (NBD) zur Verfügung steht. Seit 1981 kooperieren die australischen Bibliotheken als Australian Bibliographic Network (ABN) bei der Produktion der NBD. Von den größeren Bibliotheken und besonders von der National Library werden bibliographische Daten eingebracht, die allen Bibliotheken, auch den kleineren, für die eigene Katalogisierung zur Verfügung stehen. Daneben verfügt ABN unter anderem über Katalogdaten der Library of Congress, der British National Bibliography, der United States National Library of Medicine, der National Library of Canada und der National Library of New Zealand. Aufgenommen sind auch Katalogisate von chinesischer, japanischer und koreanischer Literatur, weiters Katalogdaten von Oral History-Aufnahmen, Landkarten, Bilder und Filmrollen.

Die Verantwortung für ABN liegt bei der National Library of Australia, die als Eigentümerin auch die Kosten für die Datenbank trägt; je nach Nutzung werden die zusätzlich anfallenden Kosten von den beteiligten Bibliotheken übernommen. Die Bibliotheken senden Vertreter in das ABN Committee, das der National Library beratend zur Seite steht. 1996 waren am ABN 1.400 Bibliotheken beteiligt, die in vier Kategorien zu gliedern sind: Bibliotheken, die auch Daten einbringen; Nutzer, die recherchieren und Daten zur Weiterverarbeitung herunterladen; Nutzer, die ausschließlich recherchieren; Nutzer, die nur Produkte, wie Katalogkarten- oder Magnetbanddienst, in Anspruch nehmen.

Die Datenbank verzeichnet 10 Millionen Datensätze mit 27 Millionen Bestandsnachweisen; der Zugang erfolgt über das 1990 eingerichtete AARNet (Australian Academic and Research Network), das für die meisten Universitäten und Forschungseinrichtungen eine freien Zugang zum Internet ermöglicht.

Bereits 1945 wurde mit der Erschließung der australischen Zeitschriftenliteratur mit Schwerpunkt Sozial- und Geisteswissenschaften begonnen und mit APAIS (Australian Public Affairs Information Service) eine eigene Bibliographie dafür erstellt.

Nachdem viele australische medizinische Zeitschriften in den großen Datenbanken, wie MEDLINE, nicht aufgenommen sind, wird seit 1985 die Datenbank AMI (Australasian Medical Index) für diese Literatur erstellt. Diese Fachbibliographie, in der auch die medizinische Literatur Neuseelands verzeichnet ist, setzt besonderes Augenmerk auf Themen wie Gesundheit der Aborigines, Drogen, Altern und AIDS.

1969 begann die National Library of Australia mit ihren EDV-Dienstleistungen. In Absprache mit der US National Library of Medicine wurde an der National Library ein regionales australisches Zentrum für MEDLARS bzw. später MEDLINE errichtet, das neben Australien auch für den Süd-West-Pazifik zuständig ist.

Ein zweites Netzwerk wurde von der Bibliothek 1987 unter der Bezeichnung OZLINE eröffnet, in dem online auf Datenbanken der Sozial- und Geisteswissenschaften mit Australienbezug zugegriffen werden kann, darunter die bereits genannten Datenbanken APAIS und ANB, weiters AHRG (Australian Historic Records Register), AUSPORT (Australian Sports Database), CINCH (Australian Criminology Database), HERA (Australian Heritage Information System), MAIS (Multicultural Office Information Service) und RASA (Register of the Archives of Science in Australia).

Aufgrund der veralteten Software und zusätzlicher neuer Wünsche an das Netzwerk wurde 1990 von der National Library of Australia in Kooperation mit der National Library of New Zealand das Konzept für NDIS (National Document and Information Service) zur Zusammenführung von OZLINE und ABN sowie Kiwinet, dem Netz der Bibliotheken Neuseelands, entwickelt. WORLD1- online information service for Australian and overseas document discovery, so der vielversprechende Titel des neuen Netzwerkes seit 1995, das 80 getrennte Datenbanken von unterschiedlichen Lieferanten mit der National Bibliographic Database als Kern integrieren und allen Anforderungen der Bibliothek von der Katalogisierung bis zur Fernleihe gerecht werden sollte, konnte nicht realisiert werden.

Die Entwicklung von NDIS wurde 1996 aufgegeben und mit NSP (Networked Services Project) eine neue Initiative zur Weiterentwicklung von ABN gestartet, wobei nunmehr die Wahl auf AMICUS fiel, eine fertig entwickelte Bibliothekssoftware, die nicht nur für die Katalogisierung, sondern auch für die elektronische Fernleihe eingesetzt werden kann.

1998 begann die Ablösung von ABN durch das neue System, das unter der Bezeichnung Kinetica an der National Library of Australia eingeführt wurde. Das neue Kinetica Service wird bereits von 1.250 Bibliotheken genutzt.

Über Kinetica Web ist auch das Australian National Chinese, Japanese and Korean Service aufrufbar, das 1996 zur Vertiefung der engen Beziehungen Australiens zu Asien für den Nachweis chinesischer, japanischer und koreanischer Literatur eingerichtet wurde und mittlerweile auf annähernd 1 Million bibliographischer Daten und 312.000 Bestandsnachweise angewachsen ist. Teilnehmer am CJK Service sind 22 australische Bibliotheken.

Die nationale Konferenz Towards Federation 2001: Linking Australians with their Heritage, an der 1992 in Canberra Vertreter von Bibliotheken, Archiven und anderen Institutionen teilgenommen haben, welche das kulturelle Erbe Australiens publizieren, sammeln und bewahren, postulierte das Ziel, bis zum Jahr 2001, genau 100 Jahre nach der Gründung des Commonwealth of Australia, das beste nationale Zugangssystem der Welt zum kulturellen Erbe zu entwickeln. Dieses System soll jedem Australier über das Internet einen raschen und kostengünstigen Zugriff auf alle wichtigen Dokumente des australischen kulturellen Erbes ermöglichen und ihn dadurch zum besseren Verständnis der Geschichte und Entwicklung von Nation und Volk befähigen.

Als eine wichtige Folge der genannten Konferenz etablierte sich die Arbeitsgruppe PADI (Preserving Access to Digital Information), der Vertreter von Bibliotheken, Archiven, Museen, Ministerien, aber auch der australischen Informationsindustrie angehören. Zahlreiche Informationen über Australien werden zwar bereits in digitaler Form produziert, verteilt und aufbewahrt, Fragen der Langzeitarchivierung und der späteren Zugänglichkeit zum kulturellen Erbe werden allerdings von den Herstellern vielfach nicht berücksichtigt. Seit 1997 präsentiert die National Library of Australia eine PADI Website mit gezielten Informationen (etwa über Migration von Daten, Metadaten, Copyright) und ausgewählten Links zu einschlägigen Internet-Ressourcen.

Die Forderung nach einem durch die neuen Technologien ermöglichten optimalen Zugang zum australischen kulturellen Erbe ist bereits weit über den Status theoretischer Konzepte gediehen. Neben der Archivierung von bereits in elektronischer Form vorliegendem Material liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten der National Library auf der Digitalisierung ihrer Bestände. Neben dem bereits genannten Projekt IMAGES1 sind etwa die Digitalisierung von ca. 90% der Artikel von APAI und von AMI sowie die Übertragung der Oral History Collection von einem analogem in ein digitales Format anzuführen.

In diesem Zusammenhang ist auch die beispielhafte Kooperation der University of Sydney Library, der State Library of New South Wales, der Monash University Library und der National Library of Australia zu nennen, die gemeinsam das Australian Cooperative Digitisation Project, 1840-45 betreiben. Ziel dieses Projektes ist die digitale Konversion von wichtigem australischem Material des 19. Jahrhunderts, um die historische Forschung über Australien zu fördern. Der gesamte Inhalt - Text und Abbildungen - von Zeitschriften und Zeitungen, welche in Australien in der Zeit 1840 bis 1845 publiziert wurden, wird eingescannt und über das World Wide Web als PDF-Files zugänglich gemacht. Wichtigster Teil dieses Projekts ist die Digitalisierung der Australian Periodical Publications 1840-1845. Als bibliographische Quelle dient Fergusons Bibliography of Australia, wo 90 Zeitschriften und Zeitungen dieser Epoche aufgelistet sind. Für die Digitalisierung sind 74 Titel vorgesehen, von denen die Hälfte bereits online weltweit abrufbar ist.

Mit den genannten Projekten und Initiativen setzt die National Library of Australia konsequent und erfolgreich ihr Leitbild um: "The mission of the National Library is to be the world’s leading documentary resource for learning about and understanding Australia and Australians, linking closely with other sources of information throughout the nation. In partnership with other institutions, the Library aims to lead and facilitate developments to achieve a highly effective national network of libraries."

 

Literatur

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1 Der Beitrag bildet die Ergänzung zu "Welcome Down Under! State Libraries in Australien", veröffentlicht im Bibliotheksdienst 33 (1999) 1, 10-32. Auch online im Internet: http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/bd_99/99_01_01.htm


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