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Kommissionen des Deutschen Bibliotheksinstituts

Tätigkeitsberichte 1997

(4) Kommission des DBI für Bestandserhaltung


Vorsitz:Dr. Yorck Haase, Darmstadt
Weitere Mitglieder:Dr. Helmut Bansa, München
Reinhard Feldmann, Münster
Dr. Berthold Jäger, Fulda
Betreuung im DBI:Ulla Usemann-Keller
Berichterstatter im Fachbeirat:Dr. Eilhard Cordes, Osnabrück
Sitzungen:20./21.3. Berlin
13.11. Mainz
Öffentliche Veranstaltung:22.5. Dortmund, Bibliothekskongreß
Fortbildung:12.11. Mainz

Die Kommission sieht für die Amtsperiode 1997-1999 ihre Aufgabe schwerpunktmäßig in der Erarbeitung von Entscheidungshilfen zur Vorbeugung und Behandlung von Schäden am Bibliotheksgut, in der Erarbeitung von Hinweisen zur Bestandssicherung im Katastrophenfall, in der Evaluierung der Wirksamkeit von Verfahren der Massenentsäuerung und in der Schimmelpilzbekämpfung. Die meisten der Vorhaben wurden im Berichtsjahr in Angriff genommen. Das Faltblatt, das über die Aufgaben, die Arbeitsweise und die Vorhaben der Kommission für Bestandserhaltung informiert, wurde aktualisiert.

Massenentsäuerung

Zur Massenentsäuerung säurehaltiger Papiere werden in Deutschland zwei Verfahren für Bücher angeboten: Das von Battelle/Papersave in Eschborn bei Frankfurt und von Libertec in Nürnberg. Bei Battelle werden die vorgetrockneten Bücher in einem Flüssiggasbad behandelt; als Behandlungschemikalie wird Magnesium-Titanethylat verwendet, als Lösemittel Hexamethyldisiloxan. Bei Libertec wird das neutralisierende Agens Magnesiumoxid + Calciumoxid als extrem feiner Staub (Kerngröße 1 µ) in die aufgefächerten Bücher eingeblasen. Beide Verfahren lassen eine deutliche Anhebung des pH-Wertes erkennen.

Für die Vorbereitung einer Round-table-Diskussion wurde von Dr. Bansa (BSB) eine Umfrage in Bibliotheken und Archive durchgeführt, die bereits die Angebote zur Massenentsäuerung nutzen, und um Mitteilung ihrer Erfahrungen gebeten.

Festigung von Papieren an ganzen Büchern

Der Kenntnisstand im Bereich der Festigung von Papieren an ganzen Büchern bzw. an unzerlegten Buchblöcken soll in einem Projekt aufgearbeitet werden. Auch wenn Skepsis darüber angebracht ist, ob die Festigung von wirklich brüchigem Papier in absehbarer Zeit erreicht werden kann, erscheint der Kommission zumindest eine Literaturdiskussion sinnvoll.

Richtlinien zum Katastrophenschutz / Notfallvorsorge

Eine wichtige Aufgabe sieht die Kommission in der Erstellung von Richtlinien zur Schadensminimierung im Katastrophenfall. Hierbei geht es weniger um den Personenschutz - dafür gibt es allgemeingültige Richtlinien - als vielmehr um den Objektschutz. Vordringlich ist die Erarbeitung von Kurzinformationen für Mitarbeiter über Vorbeugungsmaßnahmen und Verhaltensregeln im Schadensfall. Da selbst bei Brandkatastrophen die Hauptschäden in der Regel durch Wasser (Löschwasser) entstehen, konzentriert sich die Arbeit an den Richtlinien zunächst auf Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Behebung von Wasserschäden (vor allem durch Tieffrieren und Gefriertrocknen). Dabei gilt es vor allem, den Schimmelbefall zu verhindern oder wenigstens unter Kontrolle zu bringen.

Mit der Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz im Bundesamt für Zivilschutz, die Seminare zum Thema "Kulturgutschutz" durchführt, wurden Kontakte aufgenommen mit dem Ziel einer engeren Zusammenarbeit, insbesondere bei der Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen.

Schimmelpilzbekämpfung

In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Archiv- und Museumsamt des Landschaftsverbandes Rheinland wird ein Konzept für ein geplantes gemeinsames Projekt zum Vergleich von Verfahren zur Schimmelpilzbekämpfung bei Archiv- und Bibliotheksgut erarbeitet.

Verzeichnis von Restaurierwerkstätten

Die von der European Commission on Preservation and Access erstellte "Preservation Map of Europe" weist Unzulänglichkeiten auf. Die Kommission, die von der European Commission um Unterstützung gebeten worden war, hält es für notwendig, zunächst für Deutschland ein Verzeichnis der Restaurierwerkstätten in Bibliotheken und der freien Restaurierwerkstätten sowie der Ausbildungsstätten zu erstellen. In einer Fragebogenaktion werden die Institutionen nach Arbeitsschwerpunkten, Arbeitsumfang und nach der Ausstattung der Werkstätten gefragt. Das fertiggestellte Verzeichnis kann für eine Neuauflage der "Preservation Map of Europe" als Grundlage dienen.

Fortbildung

Auf dem Bibliothekskongreß 1997 in Dortmund war die Kommission mit einer öffentlichen Arbeitssitzung vertreten. Themen der Referate waren: Vergaberichtlinien im Buchbinderhandwerk, neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Konservierung und Probleme der Bestandserhaltung im Katastrophenfall/ Notfallvorsorge.

Um allgemeine Fragen der Bestandserhaltung in Bibliotheken ging es auf einer Fortbildungsveranstaltung, die die Kommission am 12. November 1997 im Gutenberg-Museum in Mainz durchführte. Insbesondere wurden die Teilnehmer mit Präventivmaßnahmen, mit der Konservierung mittels "Boxing", mit Problemen der Bestandserhaltung wertvollen Bibliotheksgutes und mit der Vergabe von Restaurieraufträgen vertraut gemacht. Die Restaurierpraxis wurde am Beispiel des Arbeitsprogramms der Restaurierwerkstatt des Gutenberg-Museums demonstriert.

Der Bedarf an Fortbildung zum Thema Vergabe von Restaurieraufträgen wurde in der Veranstaltung deutlich.

Mediensicherheit

Die Kommission analysierte erneut ihre erforderliche Aktivität für die Sicherung von Nicht-Papier-Medien. Filmlagerung in den unterschiedlichen Qualitäten kann als bekannt vorgesetzt werden. Fotoaufbewahrung soll per DIN 1907 TS = ISO 10214-1991 erfolgen.

Klärungsbedarf wird weiterhin bei elektronischen Medien gesehen.

Veröffentlichungen

Kriterienkatalog für bestandssichernde Maßnahmen der Bibliotheken. Hartmut Böhrens, Yorck Haase, Harald Weigel. In: BIBLIOTHEKSDIENST 31. (1997), 3, S. 404 - 410.

Tätigkeitsbericht 1996. Kommission des DBI für Bestandserhaltung. In: BIBLIOTHEKSDIENST 31. (1997), 5, S. 866 - 868.

Dr. Yorck Haase


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