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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 8, 99

Wege zur Fachinformation : Konzeptionelle Überlegungen zum Entwurf einer "Virtuellen Fachbibliothek Psychologie"

Aus dem gleichnamigen DFG-Projekt am SSG Psychologie in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (SULB)

Andrea van den Born

 

1. Was ist eine Virtuelle Bibliothek?

"Der Benutzer soll zukünftig in der Lage sein, sich mit seinem Informationswunsch an eine fachliche Organisationseinheit - die Virtuelle Fachbibliothek - wenden zu können, in der die Nachweisfunktion, die Zuordnung und die Vermittlung fachlicher Informationen in gedruckter und elektronischer Form organisatorisch vorbereitet und in der Durchführung kooperativ sichergestellt sind." Rutz (1997), S. 4.1)

Das oben formulierte Zielszenario steht für eine Reihe von Maßnahmen, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und koordiniert werden. Sie basieren auf dem System der überregionalen Literaturversorgung und berücksichtigen die mit neuen Informationstechniken veränderten Anforderungen in der wissenschaftlichen Informationslandschaft. Die DFG hat in ihrem Memorandum 19982) hierzu eine umfassende Empfehlung vorgelegt. In diesem Zusammenhang wird seit November 1998 auch das Projekt Virtuelle Fachbibliothek Psychologie von der DFG gefördert. Der Darstellung unseres Ansatzes sei zunächst eine Begriffsklärung vorangestellt:

Virtuelle Bibliothek bezeichnet, in Abgrenzung zur Digitalen Bibliothek, nicht allein die Erweiterung des Angebots um elektronische Medien. Die Sammlung von elektronischen wie gedruckten Dokumenten ist nur ein Teil des Dienstleistungsangebotes von Bibliotheken. In einer Virtuellen Bibliothek ist diese Sammlung nicht mehr notwendigerweise auf einen Ort (Bibliothek) beschränkt. Die Möglichkeiten moderner Netze, insbesondere die des Internets, bieten die Organisation als virtuelle (d.h. nicht physisch an einem Ort lokalisierte) 'Bibliothek' an: die Sammlung von Informationen und Dokumenten auf verteilten Servern.

Es geht aber nicht in erster Linie um die Speicherung im Magazin oder auf Servern, sondern vielmehr darum, diese zugänglich zu machen. Unabhängig von der Art des Datenträgers stehen wir damit vor der Aufgabe, dem Benutzer die neuen Wege zur Information aufzuzeigen und bereitzustellen. Es geht vorrangig nicht um die digitale Abbildung von früher vornehmlich gedruckten Informationen, sondern um die Modellierung der Dienstleistungen, mit der die Bibliothek den Benutzer bei seiner Informationssuche unterstützt.

Ausgangspunkt der Arbeiten im Projekt 'Virtuelle Fachbibliothek Psychologie' waren daher zunächst konzeptionelle Fragen hinsichtlich der Modellierung dieser Dienstleistung. Die in diesem Rahmen erstellte Arbeitsgrundlage zur Bestimmung notwendiger Voraussetzungen und möglicher Maßnahmen ist in Abb.1 schematisch dargestellt:

2. Wege zu Informationen: "Das leisten Datenbanken (nicht)

Damit Sie die Leistungen einer Recherche in Datenbanken genau abschätzen können, werde ich Ihnen sicherheitshalber als Erstes sagen, was eine Datenbank nicht kann:

Die Datenbankrecherche kann Ihnen nicht sagen, was es zu einem bestimmten Thema zu wissen gibt.

Die Datenbankrecherche steht eher am Ende und nicht am Anfang der Suche nach Informationen. Wer nicht genau weiß, was er sucht, wird auch nichts finden (...)

Eine Datenbankrecherche kann Ihnen nicht sagen, was alles in einer Datenbank verzeichnet ist.

Bevor Sie überhaupt sinnvoll recherchieren können, benötigen Sie einen Überblick über die Art und den Inhalt der in einem Fachgebiet vorhandenen Datenbanken." Steinhaus (1997), S.21ff.3)

An dieser Stelle setzt unser Konzept an.

3. Entwurf eines Fachinformationsführers für die Psychologie (FIPS) im Internet

Aufgrund der oben formulierten Auffassung einer Virtuellen Bibliothek mit dem Schwerpunkt der Dienstleistungskomponente für die Informationsrecherche betrachten wir den Aufbau eines Fachinformationsführers für die Psychologie im Internet als wichtige infrastrukturelle Voraussetzung. Daran können alle weiteren Module einer Virtuellen Fachbibliothek anknüpfen. Die Entwicklung eines solchen Eingangsmoduls für die Virtuelle Fachbibliothek Psychologie ist daher Schwerpunkt der ersten Projektphase. Der Entwurf ist angelehnt an das ebenfalls im Rahmen eines DFG-Projektes an der SUB Göttingen entwickelte SSG-FI-Konzept.4)

3.1 Informationsanforderungen

Übersicht über den Informationsraum und das SSG-FI-Konzept

Zweck dieses Eingangsinstrumentes ist es, den immer schneller wachsenden Informationsraum für ein Fach von professioneller Seite transparent zu machen. Es soll eine originär bibliothekarische Dienstleistung modelliert werden: die intellektuelle Erschließung des Informationsmarktes für den Benutzer. Ziel ist eine Auskunftsdienstleistung, die über automatische Verfahren hinausgeht und gleichzeitig organisatorisch bewältigbar bleibt. Ein Kernpunkt des Modells ist daher die Beschränkung auf solche Informationsressourcen, die den Informationswert von (fachspezifischen) Katalogen, Bibliographien, Verzeichnissen und Faktendatenbanken bieten.

In der Entwicklungsphase liegt der Schwerpunkt zunächst bei freien Internetressourcen. Der Umfang der dort verfügbaren Informationsangebote spielt zunächst eine sekundäre Rolle. Server oder einzelne Website als technische Entitäten stellen aufgrund der Vielfalt der Abstraktions- und Informationsebenen in Hypertextstrukturen nicht unbedingt eine sinnvolle Einheit dar. Es muß vielmehr für Hypertext-Dokumente, die in diesem neuen, veränderten Informationsraum die zentrale Rolle spielen, eine sachliche Abgrenzung für die zu erschließenden Einheiten gefunden werden. Im Zuge der Göttinger SSG-FI-Entwicklung wurde hierzu der Begriff des "thematischen Servers" eingeführt.5)

Für FIPS greifen wir darauf zurück, und wir nutzen dabei die vorhandenen Informationsstrukturen insoweit, als wir an thematische Gliederungen ansetzen und gegebenenfalls auf der Ebene themenspezifischer Verzeichnisse und Linklisten erschließen. Auch wir verfahren nach dem in Göttingen zugrunde gelegten Konzept einer "Bibliographie der Bibliographien" - oder besser: Fachbibliographien. Dieses Konzept sieht auf der Basis der sachlich begründeten Auswahl außerdem die integrierte Erschließung von Online-, Offline- und Print-Ressourcen vor.

Wir halten eine intellektuelle Erschließung auf dieser Ebene der Informationsmittel, über die der Benutzer in den Informationsprozeß einsteigt, für sinnvoll und notwendig. Im Gegensatz zum Göttinger Konzept soll jedoch in FIPS keine Bewertung der Quellen erfolgen, abgesehen davon, ein Werk überhaupt in FIPS aufzunehmen. Über die Entscheidung einer Aufnahme in den bibliographischen bzw. Lesesaalapparat einer Fachbibliothek hinaus halten wir eine Bewertung von Informationsquellen, gerade angesichts der Vielfalt möglicher Fragestellungen, nicht für sinnvoll. In Abgrenzung zu den Göttinger Fachinformationsführern sei außerdem der Verzicht auf die eigene Erschließung von Informationsanbietern bzw. ihrer Homepages genannt. Sofern deren Informationsangebot über eine Homepage hinausgeht, sind diese mittelbar über die dafür verantwortlichen Institutionen nachgewiesen.

Verwendung von Standards

Anhand der auf dem Göttinger "Metadata Server"6) zusammengestellten Informationen haben wir zunächst das "Dublin Core Metadata Set" für die Beschreibung von Internetressourcen zugrunde gelegt. In der FIPS-Datenbank sind daher die dort vorgesehenen Elemente abgebildet. Sie stehen damit grundsätzlich für einen standardisierten Nachweis unabhängig von den in FIPS geplanten Informationsdienstleistungen offen. In der folgenden Beschreibung der Datenbank sind in der tabellarischen Darstellung zusätzlich zu den FIPS-Kategorien immer auch die korrespondierenden Dublin Core-Elemente aufgeführt.

Über die Dublin Core-Elemente hinaus haben wir insbesondere auf das Göttinger Metadaten-Template7) zurückgegriffen, das ebenfalls auf Dublin Core basiert.8) Der größte Teil der dort abgebildeten Informationen ist in FIPS in ähnlicher Form vorgesehen. Der auf dieser Basis "top down" entwickelte Entwurf ist als Ausgangspunkt für die Datenaufnahme verwendet worden. Wir setzen in der Folge auf eine kontinuierliche, datengeleitete Anpassung ("bottom up") im Sinne einer ständigen konzeptuellen Weiterentwicklung.

Als Informationsquelle dient immer die Vorlage, der Quellcode und gegebenenfalls interne Metadaten und Links. Es werden keine weiteren Recherchen vorgenommen. Wo es sinnvoll ist, wird auch unter Angabe der Quelle direkt aus der Vorlage zitiert.

Einheitliche Bibliographische Beschreibung

Die Dokumentbeschreibung nach Dublin Core (DC) ist vom Grundsatz her auf das Notwendigste beschränkt und gegenüber den bibliothekarischen Regelwerken vereinfacht. Die große Zahl der Subelemente bzw. Qualifier und angewandten Schemata im Rahmen der Dublin Core Entwicklung weist auf die damit verbundenen Probleme hin. Diese können jedoch an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Wir folgen in FIPS dem Prinzip einer auf das Notwendige beschränkten bibliographischen Beschreibung. Eine Spezifizierung der einzelnen Kernelemente, wie sie in der DC-Diskussion von den "Strukturalisten"8) inzwischen vielfach vorgeschlagen wurde, ist nur eingeschränkt nach rein funktionalen Kriterien vorgesehen.

Was Verweise zwischen Ressourcen betrifft, so ist es für die Funktionalität von FIPS wichtig, daß

1) die bei Hypertexten übliche "Verschachtelung" sowie
2) veränderte, gegebenenfalls Teil- und Parallel-Versionen elektronischer Quellen
durchschaubar bleiben. Im Printbereich entspricht dies in weiten Teilen den Informationen, die sich in mehrbändigen Werken, Serien sowie Auflagen- und Ausgabebezeichnungen verbergen.

Verbesserung des Informationswertes
Intensivierte fachliche Erschließung

Die Schaffung eines fachlich strukturierten Zugangs gehört zu den Kernelementen des SSG-FI-Modells. Auch in FIPS soll eine klassifikatorische und verbale Sacherschließung des Materials angeboten werden. Und auch dabei möchten wir auf etablierte Standards zurückgreifen: Für die Psychologie ist hier ohne Zweifel das Instrumentarium der American Psychological Association (APA) maßgeblich. Dessen Verwendung soll über die Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) geklärt werden. Die ZPID hat sowohl das "Classification Scheme" als auch den "Thesaurus of Psychological Index Terms" für die wichtigste Datenbank für deutschsprachige psychologische Literatur PSYNDEX - analog zum APA-Produkt PsycLit im Bereich der englischsprachigen Fachliteratur bearbeitet. Die "PSYNDEX Terms" sind als Wortliste (ohne Abbildung der Beziehungen zwischen den Deskriptoren) Basis der Verschlagwortung in FIPS. Unabhängig davon kämen als Alternativen, von einer Eigenentwicklung abgesehen, auch geeignete bibliothekarische Instrumente wie z.B. die Basisklassifikation (BK) in Betracht, ebenso die Verwendung freier Schlagworte. Solche Schlagworte sind im übrigen in Websites häufig auch von den Autoren selbst beigegeben.

Eine textuelle Beschreibung soll ebenfalls angeboten werden. Sie beschränkt sich in FIPS jedoch auf geeignete Zitate aus der Quelle selbst, gegebenfalls auch unter Rückgriff auf die Inhaltsverzeichnisse. Die zusätzliche Erstellung von Abstracts halten wir, angesichts i.d.R. vorliegender Hinweise in den Websites selbst, gemessen am Nutzen für zu aufwendig. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf eine Einbindung in den Routinebetrieb.

Benutzungsspezifische Informationen

Unter diesem Label sind eine Vielzahl von Informationen zusammengefaßt, die - obgleich formaler Natur - doch relevant sind für die Entscheidung, ob eine Informationsquelle im konkreten Fall in Frage kommt. Solche Informationen sind auch in der klassischen Formalerschließung in der bibliographischen Beschreibung enthalten. Auch nach Dublin Core sind formale Elemente wie "DC.Language" und "DC.Format" sowie "DC.Coverage" und "DC.Type" als Formalschlüssel vorgesehen. Für das Göttinger Modell wurde zur Typisierung der Ressourcen für den "Source Guide" eine eigene Bearbeitung vorgelegt, die wir im Grundsatz übernehmen wollen. In Anlehnung an das Göttinger Modell haben wir außerdem "statistische Informationen" vorgesehen: die Zahl der Zugriffe, Backlinks und Links sowie Angaben zur Größe. Zu unterscheiden ist hier zwischen der formalen Größe im Sinne der Seitenzahl und dem Umfang der Einträge (z.B. der Anzahl der Forschungsprojekte, die in einem entsprechenden Verzeichnis beschrieben sind).

Beigabe benutzungs- und zugriffsrelevanter Zusatzinformationen:

Zusätzlich zu der reduzierten bibliographischen und intensivierten sachlichen Erschließung ergeben sich durch die Veränderungen im Informations- und Publikationsbereich neue Erschließungsanforderungen. Dafür sollen mit der Beigabe dieser Zusatzinformationen Lösungen erarbeitet werden. Die Veränderungen betreffen die vielzitierte "Informationsflut" (die mit neuen Medien und Informationstechnologien exponentiell steigende Menge an Informationen), die trotz ständig verbesserter Techniken der Informationsverarbeitung subjektiv immer weniger überschaubar und damit nutzbar erscheint. Im Göttinger Projekt ist diese Aufgabe zum Teil durch die Entscheidung für eine Bewertung der Informationsquellen durch den Fachreferenten gelöst worden.

In FIPS haben wir aus den eingangs skizzierten Gründen eine andere Strategie gewählt. In mehreren neu bearbeiteten Kategorien nehmen wir Informationen auf, die dem Benutzer den Vergleich und die bedarfsgerechte Auswahl unter der Vielzahl der Informationsmittel und -möglichkeiten erleichtern sollen. Diese sind, in Erweiterung des Göttinger Konzepts, als explorativ zu verstehen: Sie sollen im Verlauf des Projekts getestet und weiterentwickelt werden.

1. Benutzungsspezifische Zusatzinformationen

 

Feld

Feldinhalt

Funktionen

z.B.
[kein Eintrag] bei reinen Auflistungen
Gliederung
Inhaltsverzeichnis
Register
...
Suchmaske
Benutzerführung

Anleitung

ggf. Link zu Benutzungsanleitungen

Indexierungsstandards

z.B. Verwendung eines Thesaurus

2. Zugriffsspezifische Zusatzinformationen

Nach dem folgenden Muster ist in FIPS die Beschreibung von bis zu fünf verschiedenen Zugriffsmöglichkeiten für eine Quelle vorgesehen.

 

Feld

Feldinhalt

Zugriff

z.B. über
WWW/frei
Bibliotheken
[Anbieter, z.B. Name eines Hosts]

Zugriffsbeschränkungen

z.B.
kostenpflichtig
...
eingeschränkter Funktionsumfang
eingeschränkte Verwendung
eingeschränkte Benutzergruppe
...
Identifizierung erforderlich
Registrierung erforderlich
Autorisierung erforderlich

Technische Anforderungen

immer Angabe der Mindestanforderung für eine adäquate Nutzung der Informationsquelle

Serviceangebote

anbieterspezifische Dienstleistungen über die notwendigen Funktionen hinaus
z.B.
Online Ordering
Dokumentlieferung

Solche Zugriffsinformationen sind im Göttinger Modell in ähnlicher Weise als Qualifier zu dem Dublin Core Element DC.Rights abgebildet. Auch wir sind der Meinung, daß Informationen über Zugriffskonditionen differenziert betrachtet werden müssen. Wir möchten aber unsere Zugriffshinweise vorerst nicht als Qualifier im Kontext der Vielzahl von DC-Dialekten verwendet sehen. Sofern in einem Dokument explizit Copyright-Hinweise enthalten sind, werden sie für FIPS lediglich zitiert.

Copyright-Hinweise

DC.Rights

Die seit April 1999 angelegten Datensätze beschränken sich zunächst auf Aufnahmen frei zugänglicher Internet-Ressourcen. Zusätzlich sollen CD-ROM-Datenbanken sowie ausgewählte Bestände aus dem gedruckten bibliographischen Apparat exemplarisch nach diesem Schema beschrieben werden. In einem weiteren Schritt kann dann die Aufnahme von Datenbanken mit kostenpflichtigen Onlinezugängen folgen.

3.2 Funktionsanforderungen

Umfassende Informationsmöglichkeiten

Zentrale Zielsetzung von FIPS ist es, eine Dienstleistung zu schaffen, die dem Benutzer die Wege zur Fachinformation aufzeigt. Die Recherchemöglichkeiten in FIPS sollen daher von einfachen und komplexen Suchmöglichkeiten ausgehend sukzessive ausgebaut werden: Über die Bereitstellung eines Browsinginstruments nach dem Vorbild des Göttinger Subject und Source Guide bis hin zur Entwicklung von Suchoptionen, die eine schrittweise Eingrenzung von individuellen Browsing-Teilmengen nach verschiedenen Kriterien ermöglichen.

Verbesserung der Nachweissituation

Daneben bietet sich durch die Verwendung des Dublin Core Standards auch die Option, aus der FIPS-Datenbank heraus eine 'Virtuelle Katalogkarte' zu erzeugen. Diese soll im HEAD des Dokuments in Form entsprechender HTML-Tags die Metadaten zum Dokument enthalten. Auf einem Server bereitgestellt wären diese auch unabhängig von FIPS für den Zugriff herkömmlicher Suchmaschinen offen. Es eröffnet sich damit zumindest die Möglichkeit, daß sich im Zuge der weiteren Entwicklung in diesem Bereich die Nachweissituation für psychologische Internetquellen grundsätzlich verbessern ließe.

Die möglichen Funktionalitäten von FIPS sind in Abb. 2 schematisch dargestellt:

Nach der technischen Umsetzung der Grundfunktionen soll zunächst eine Testphase im Netz folgen. Dann soll FIPS auch in der psychologischen Fachwelt eigens vorgestellt und als Ausgangspunkt für eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung in Zusammenarbeit mit den institutionellen Funktionsträgern des Fachs diskutiert werden. Vor dem Hintergrund der Präsentation von FIPS wie auch anderer Informationsangebote können dann Teilprojekte für eine modellhafte Erprobung in Kooperation mit den Fachvertretern entwickelt werden. Deren Durchführung haben wir für den Ausbau der Virtuellen Fachbibliothek in der zweiten Projektphase vorgesehen. Möglichkeiten zum Ausbau seien daher im Folgenden nur exemplarisch kurz skizziert.

4. Ausgangspunkte für den modularen Auf- und Ausbau einer Virtuellen Fachbibliothek Psychologie

Für die Virtuelle Fachbibliothek Psychologie wurde eine umfassende Komplettlösung der Fa. IHS Technologies gewählt, bestehend aus den Software-Komponenten BRS/Search & Dataware NetAnswer, Dataware II Information Publisher und Dataware Query Server. Auf Hardware-Seite stehen eine SUN-Platform (Sun Ultra Enterprise 2) sowie 4,5 Gigabyte-Plattenspeicher zur Verfügung. Für FIPS sind derzeit die Komponenten BRS/Search und NetAnswer im Einsatz. Der Query Server wurde von IHS Technologies bislang nur für NT geliefert. Eine entsprechende Version für die SUN-Plattform ist jedoch angekündigt. Es bestehen umfangreiche Möglichkeiten im Volltextbereich, so daß die technische Infrastruktur nach Einschätzung der DV-Abteilung grundsätzlich gegeben ist. Angedacht sind - bei prinzipieller Offenheit für Wünsche und Vorschläge seitens der Fachöffentlichkeit - insbesondere zwei Module.

Katalogmodul

Gebündelter Zugang zu Informationen

Der Query Server bietet die parallele Suche in Informationsangeboten mit WWW- oder Z39.50-Schnittstelle. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, in allen Informationsquellen, die etwa in FIPS erschlossen und entsprechend zugänglich sind, direkt über eine Internetoberfläche zu recherchieren.

Zeitschriftenmodul

Erschließung auf Titelebene, Online-Contents, Abstracts, Volltexte und Anknüpfung an bestehende Informations- und Dienstleistungsstrukturen

Zeitschriften bieten sich aus zwei Gründen für die Erprobung im Rahmen eines weiteren Teilprojektes an: Zum einen handelt es sich um eine Publikationsform mit zahlreichen Variationen (reine Print-Zeitschriften, elektronische Teil- und Parallelversionen, reine E-Journals). Zum anderen sind verschiedene informationelle Abstraktionsebenen repräsentiert (Titel, Inhaltsverzeichnisse, Abstracts, Volltexte).

Die gut eingeführte Internet-Site 'Links to Psychological Journals'9 bietet einen strukturierten Zugang zu mehr als 1.500 psychologischen Zeitschriften mit WWW-Angebot (Contents, Abstracts, Volltexte). Seine rege Nutzung und Verbreitung (9 Mirror-Sites) weist auf die Bedeutung dieser Publikationsform für die Psychologie im Internet hin. Was den Bereich gedruckter psychologischer Zeitschriften angeht, so hat die SULB mit der Test-Produktion von Contents-Daten 90 ausgewählter Titel im Kontext der SSG-S-Online-Contents-Initiative begonnen. In diesem Zusammenhang wurden auch die 1.200 laufenden Zeitschriften des SSG Psychologie auf Titelebene klassifiziert und auf das Vorliegen elektronischer Inhaltsverzeichnisse recherchiert. Die SSG-S Online-Contents-Initiative in Zusammenarbeit mit dem GBV versteht sich als Erweiterung zu SSG-S. Dieser mit DFG-Förderung aufgebaute Dokumentlieferdienst wurde an der SULB aufgrund der positiven Resonanz von Kundenseite inzwischen in den Routinebetrieb überführt. Eine Integration der verschiedenen Dienste wäre aus unserer Sicht ein sinnvoller Schritt zum Ausbau der Virtuellen Fachbibliothek Psychologie im Sinne der Zielvorstellung der DFG einer Bündelung der Informationsangebote am SSG.

 

1) Rutz, Reinhard: SSG-Programm, Virtuelle Fachbibliotheken und das Förderkonzept der DFG. Bonn, 1997

2) Deutsche Forschungsgemeinschaft: Weiterentwicklung der überregionalen Literaturversorgung / Deutsche Forschungsgemeinschaft. - http://www.dfg-bonn.de/foerder/biblio/memo.html und in: Z. Bibl.wes. Bibliogr. - Frankfurt a. M. - 45 (1998),1, S. [135] - 164

3) Steinhaus, Ingo: Online recherchieren : Ökonomische Wege zu Informationen / Ingo Steinhaus. Reinbek bei Hamburg : Rohwohlt, 1997. (rororo computer).

4) System Information SSG-FI. - http://www.sub.uni-goettingen.de/ssgfi/projekt/

5)Fischer, Thomas: Wie kann man das Internet erschließen? Sondersammelgebiete und das World Wide Web. in: Host-Retrieval und Global-Research : Frankfurt am Main, 5. bis 7.Mai 1998 / 20. Online-Tagung der DGD. Hrsg. von Marlies Ockenfeld und Ralph Schmidt. - DGD, Deutsche Gesellschaft fuer Dokumentation. - Frankfurt am Main : DGD, 1998. - S. 175 - 186

6) SUB Göttingen Metadata Server. - http://www2.sub.uni-goettingen.de/

7) SSG-FI Metadaten Koncept (Template). - http://www.sub.uni-goettingen.de/ssgfi/projekt/doku/templ-de.html

8) Dokumentation - SSG-FI Projekt, SUB Göttingen . -
http://www.sub.uni-goettingen.de/ssgfi/projekt/doku/dokumentation.html#I9:
vgl. dort: "daß es zwei grundsätzlich verschiedene Lager innerhalb des Workshops gibt: Die sog. Minimalisten wollen sich auf die 15 Grundelemente beschränken, wohingegen die sog. Strukturalisten die Einführung von Substrukturen (qualifiers) fordern."

9) Links to Psychological Journals (by Armin Günther). - http://www.wiso.uni-augsburg.de/sozio/hartmann/psycho/journals.html


Stand: 06.08.99
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