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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 99

Einsatz von EDV-Bibliothekssystemen in Bibliotheken

Ergebnisse der DBI-Umfrage 1998

Katrin Pieschel

In Jahr 1998 hat der EDV-Beratungsdienst des DBI bereits zum vierten Mal (zweijährlich seit 1992) eine Umfrage sowohl in Öffentlichen als auch wissenschaftlichen (Spezial-)Bibliotheken bzw. Bibliothekssystemen durchgeführt.

Alle Fragebögen (FB) werden seit 1992 in einer kumulierenden Datenbank erfaßt, d.h. wenn kein aktueller FB vorliegt, bleibt der alte FB in der Datenbank erhalten. Diese Datenbank bildet die Basis für die Beantwortung der verschiedenartigen Anfragen aus der Bibliothekspraxis nach bestimmten Hardwareausstattungen, z.B. zum CD-ROM-Einsatz, Scannern, Anschlüssen für Datenkommunikation, PC-Netzen u.ä.

Hauptanliegen dieser Datenbank ist es vor allem Anwenderbibliotheken, auch unter ganz verschiedenen Aspekten wie Bestandsgröße, Entleihungen, regional/bundesweit usw., nachweisen zu können. Damit haben Bibliotheken, die sich für den Einsatz bzw. die Ablösung eines bestehenden EDV-Bibliothekssystems entscheiden wollen, die Möglichkeit, Erfahrungen von Praxisnutzern (im alltäglichen Crashtest) in ihre eigene Entscheidung einfließen zu lassen. Darüber hinaus besteht aber die Möglichkeit, gezielt zu ermitteln, wieviele OPAC-Arbeitsplätze Bibliotheken einer bestimmten Größenordnung anbieten, wie hoch die Anzahl der Internet-Anschlüsse für Bibliotheksmitarbeiter bzw. für Benutzer ist, usw. Diese Angaben können auch als Argumentationshilfe gegenüber Unterhaltsträgern von Bibliotheken verwendet werden, wenn es um die konkrete EDV-Ausstattung, z.B. mit OPACs für die Benutzer, in der Bibliothek geht.

Mit der jüngsten Umfrage wurden neben den Öffentlichen Bibliotheken/Bibliothekssystemen auch wieder, wie bereits 1992 und 1994, ausgewählte wissenschaftliche Bibliotheken, die zur DBS melden, bei der Umfrage berücksichtigt. Inzwischen hat die kumulierende Datenbank einen Umfang von 1.553 Datensätzen (Fragebögen). Allerdings können mit diesen Befragungen nicht alle Bibliotheken in Deutschland komplett erfaßt werden.

1998 wurden insgesamt 2.545 Fragebögen verschickt, davon 2.200 an Öffentliche und 345 an wissenschaftliche Bibliotheken. Die Rücklaufquote betrug dieses Jahr insgesamt 1.606 Fragebögen, das entspricht 63,1% (+ 11% gegenüber 1996). Für den Bereich der Öffentlichen Biblioheken betrug die Rücklaufquote 1.281 Fragebögen (+ 6% gegenüber 1996) und für die wissenschaftlichen Bibliotheken 325 Fragebögen. (Das spricht für sich!)

Insgesamt waren 1.179 Bibliotheken mit EDV-Einsatz zu erfassen. Die folgende Tabelle gibt eine detaillierte Übersicht:

FragebogenBemerkungen
absolutin %
Rücklauf insg.1.60663,1
davon ÖB ins.1.28158,23der von ÖB zurückgeschickten FB insg.
davon WB ins. 32594,2der von WB zurückgeschickten FB insg.
ÖB mit EDV90970.96 bezogen auf die von ÖB zurückgeschickten FB insg.
ÖB ohne EDV37229,4bezogen auf die von ÖB zurückgeschickten FB insg.
WB mit EDV27083,1bezogen auf die von WB zurückgeschickten FB insg.
WB ohne EDV5516,9bezogen auf die von WB zurückgeschickten FB insg.

Öffentliche Bibliotheken

Plazierung der EDV-Bibliothekssysteme in Öffentlichen Bibliotheken 1998

909ÖBs setzen insgesamt EDV ein
897arbeiten mit einem marktüblichen EDV-System(= 96,7%)
30setzen eine Eigenentwicklung ein(= 3,3%)

(Aufgeführt werden alle Bibliothekssysteme mit mehr als einer Nennung: Platz 22 mit jeweils einer Nennung teilen sich 15 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme.)

PlatzSystemAnzahl der
Nennungen
davon Einplatz-
systeme
Mehrplatz-
systeme
1.BIBLIOTHECA WIN (ÖB)12419105
2.ALLEGRO-C1124270
3.BIBLIOTHECA III1063076
4.SISIS84381
5.BIAP761462
6.BIBLIS39237
7.LIBRARY 200038434
8.BBCOM371423
URICA37334
9.BIBDIA35035
10.BIS-LOK24420
11.BBV22022
12.BIS21021
13.DATALIBRIS17017
14.MERITUS12012
15.BIBLIOMATIK1156
BIBLIOTHECA LIGHT11110
16.WIN-BIAP826
17.BASIS707
BIS (EXL)707
18.DOBIS/LIBIS624
19.BIBLOS422
BIWES413
COMPRIS422
HORIZON404
20.BIBLIX303
LITTERA321
21.BIBAS202
BUBIS202
COMBO202
EASYLIB202

Bei den Öffentlichen Bibliotheken hat es gegenüber 1996 doch beträchtliche Verschiebungen bei der Plazierung von Bibliothekssystemen auf den ersten zehn Plätzen gegeben:

Wie bereits 1996 bleibt festzustellen, daß Großrechnersysteme in Bibliotheken nicht mehr die zentrale Rolle spielen. Eine Ausnahme bei den Großrechnersystemen bildet nur das System BBV, ein integriertes Bibliothekssystem auf Großrechnerbasis vom kommunalen Rechenzentrum Niederrhein (s.a. Internet-Übersicht über Bibliothekssysteme). Die erfaßten 22 Bibliotheken befinden sich fast ausschließlich im Regierungsbezirk Essen.

Die Mehrfachnennungen eines bestimmtes Systems (> 20) lassen sich auf 13 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme reduzieren. In der Regel handelt es sich dabei, bis auf SISIS und URICA (welches nicht mehr aktiv vertrieben wird), um PC-Bibliothekssysteme. Für das Bibliothekssystem HORIZON, Platz 19, werden zum ersten Mal vier Anwenderbibliotheken im Datenbestand nachgewiesen.

Wie auch in allen vorangegangenen Befragungen zeigt sich, daß die Bibliotheksgröße (Bestand in Medieneinheiten = ME) die Entscheidung zum Einsatz eines bestimmten Bibliothekssystems beeinflußt: (Es werden jeweils die drei erstplazierten Systeme genannt.)

Wissenschaftliche Bibliotheken

Plazierung der EDV-Bibliothekssysteme in wissenschaftlichen Bibliotheken 1998

270Bibliotheken setzen insgesamt EDV ein
241arbeiten mit einem marktüblichen EDV-System (= 89,26%)
29setzen eine Eigenentwicklung ein (= 10,74%)

(Aufgeführt werden alle Bibliothekssysteme mit mehr als einer Nennung: Platz 10 mit jeweils einer Nennung teilen sich 25 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme.)

PlatzSystemAnzahl der
Nennungen
davon Einplatz-
systeme
Mehrplatz-
systeme
1.ALLEGRO-C724230
2.BIS-LOK 49742
3.LARS II 1468
4.BISMAS862
5.BIBLIOTHECA WIN (WB)743
SISIS716
6.LARS642
URICA606
7.ADIS/BMS 404
FAUST422
PICA404
TINLIB413
8.BIS303
DOMESTIC303
HORIZON303
LIDOS330
9.AUGIAS220
BIAP211
BIBDIA202
BIBLIOTHECA III211
BIBLIOTHECA LIGHT220
BIBLOS202
CDS/ISIS 202
CTO-BIBLIO220
MIDOS220

Gegenüber der Befragung von 1994 sind die Verschiebungen bei den wissenschaftlichen nicht so gravierend wie bei den Öffentlichen Bibliotheken.

Die ersten drei Plätze werden wie 1994 von Allegro-C, BIS-LOK und LARS II (die DOS-Applikation LARS wird nicht mehr vertrieben, liegt aber immerhin noch auf Platz 6!) behauptet.

Auch bei den wissenschaftlichen Bibliotheken bestimmt die Bestandsgröße, welches EDV-Bibliothekssystem eingesetzt wird. (Jeweils Nennung der drei erstplazierten Systeme!):

Veränderungen 1992 - 1998

Aus beiden Gegenüberstellungen wird deutlich, daß Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken unterschiedliche EDV-Bibliothekssysteme einsetzen. Ursache dafür ist sicherlich das unterschiedliche Aufgabenspektrum. Die Veränderung der Plazierung von EDV-Bibliothekssystemen von 1992 bis 1998 soll an Hand der nachfolgenden Tabellen noch einmal aufgezeigt werden:

1. Öffentliche Bibliotheken

Platz1992199419961998
1SISISBIAPBibliotheca IIIBibliotheca Win (ÖB)
2BIAPSISISSISISAllegro-C
3BIWESBibliotheca IIIBIAPBibliotheca III
4BASISAllegro-CAllegro-CSISIS
5Allegro-CURICAURICABIAP
6URICABASISBIBLISBIBLIS
7DATALIBRISBIS-LOKBBCOM
BIBDIA
LIBRARY 2000
8BISDATALIBRISBIS-LOKBBCOM
URICA
9BIBDIABIWESBIS
DATALIBRIS
BIBDIA
10BIBLISBIBDIABibliotheca Win (ÖB)BIS-LOK
11Bibliotheca IIIBIBLISBibliomatik
LIBRARY 2000
BBV

2. Wissenschaftliche Bibliotheken*)

Platz199219941998
1Allegro-CAllegro-CAllegro-C
2BISBIS-LOKBIS-LOK
3LARSLARS + LIDOSLARS II
4LIDOSSISISBISMAS
5MIDOSTINLIBBibliotheca Win (WB)
SISIS
6TINLIBBISMASLARS
URICA
7BISMASURICA
FABIAN
ADIS/BMS
FAUST
PICA
TINLIB
8URICADOBIS/LIBIS
DYABOLA
BIS
DOMESTIC
HORIZON
LIDOS
9SISISBBCOM
ComBO
Nennung von 9 verschiedenen Systemen
10Domesticnicht ausgewiesenkeine
11CICADEkeine

*) 1996 wurden nur Öffentliche Bibliotheken befragt

Internet-Nutzung

Gegenüber der Umfrage von 1996 zeigt sich außerdem, daß sowohl in Öffentlichen als auch in wissenschaftlichen Bibliotheken das Internet zunehmend für die tägliche Arbeit genutzt wird, was an Hand der nachfolgenden Zahlen verdeutlicht werden soll:

Angaben zur Internet-NutzunggesamtÖffentl. B.Wiss. B.
Internet-Nutzung 651422229
aktiv (eigene Angebote)23214191
davon mit eigener Homepage18311568
davon mit eigenem OPAC18711
passiv (Fremdangebote)419281138
Nuztg. fremder Bibliothekskataloge20512580
Nutzg. von Suchmaschinen22414579
Nutzung Mailboxen/ Diskussionsforen1387266
Nutzung von Fremddatenbanken577344233
national29019793
international641945
Online-Datenbanken22312895

ca. 46% aller Öffentlichen und ca. 85% aller wissenschaftlichen Bibliotheken nutzen das Internet für ihre Arbeit

ca. 15% aller Öffentlichen und ca. 34% aller wissenschaftlichen Bibliotheken bieten eigene Informationen im Internet an

ca. 31% aller Öffentlichen und ca. 51% aller wissenschaftlichen Bibliotheken nutzen das Internet zur Information

ca. 38% aller Öffentlichen und ca. 86% aller wissenschaftlichen Bibliotheken nutzen Fremddatenbanken für ihre Arbeit

Die diesjährige Umfrage zeigt auch, daß die technische Ausstattung in Bibliotheken in der Regel gut ist, was die folgenden Zahlen für die Nutzung von ausgewählten Hardware-Komponenten noch einmal verdeutlichen sollen:

ca. 62% aller Öffentlichen (1996 51%) und 63% aller wissenschaftlichen Bibliotheken arbeiten mit einem PC-Netzwerk

ca. 13% aller Öffentlichen (1996 9%) und 17% aller wissenschaftlichen Bibliotheken setzen ein CD-ROM-Netz ein

ca. 70% aller Öffentlichen (1996 52%) und ca. 72% aller wissenschaftlichen Bibliotheken setzen ein Einzel-CD-ROM-Laufwerk ein

ca. 25% aller Öffentlichen und ca. 41% aller wissenschaftlichen Bibliotheken verfügen über PCs mit Internet-Anschlüssen, davon stellen ca. 18% aller ÖB's und ca. 20% aller wissenschaftlichen Bibliotheken ihren Benutzern einen PC mit Internet-Anschluß zur Verfügung

ca. 16% aller Öffentlichen und ca. 45% aller wissenschaftlichen Bibliotheken haben einen E-Mail-Anschluß


Einsatz von ausgewählten Hardware-Komponenten
CD-ROM-Nutzung

CD-ROMs werden sowohl in Öffentlichen als auch in wissenschaftlichen Bibliotheken vor allem für folgende Einsatzgebiete genutzt:

Anzahl der Nennungen in
Öffentlichen Bibiotheken
Anzahl der Nennungen in
wissenschaftlichen Bibliotheken
Edutainment350 9
Nachschlagewerke41682
Software16523
Spiele258 3
Wörterbücher20628

Neben den genannten Gebieten werden in wissenschaftlichen Bibliotheken CD-ROMs vor allem auch für Datenbanken, fachspezifische Informationssammlungen, Bibliographien / Lexika / Atlanten, Zeitschriftenindices / Kataloge und Archivdaten genutzt.

OPAC

Erkennbar ist ebenfalls die Nutzung von solchen Komponenten wie Z39.50-Schnittstelle, Remote-Zugriff (Zugriff von PCs aus, die nicht zum lokalen Netz gehören), Buchsicherung und graphische bzw. WWW-OPAC sowohl in Öffentlichen als auch in wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Zahl der Bibliotheken, die diese Komponenten nutzen liegt aber z.Z. noch unter 10% der befragten Bibliotheken.

Gegenüber 1996 hat sich das Angebot von Kinder- und Erwachsenen-OPACs verbessert, wie folgende Zahlen zeigen:

ca. 75% aller Öffentlichen Bibliotheken, die EDV nutzen, (1996 54%) setzen Kinder- oder Erwachsenen-OPAC ein

ca. 43% aller wissenschaftlichen Bibliotheken setzen OPACs ein.


Angebot von Kinder- und Erwachsenen-OPACs in ÖBs
(1996 und 1998 im Vergleich)

Außerdem ist festzustellen, daß sich die Anzahl der OPACs in den Öffentlichen Bibliotheken, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, erhöht hat. Folgende Tabelle soll das im Vergleich zu 1996 noch einmal verdeutlichen:

Kinder-OPACs1998 in %1996 in %
17582
2 bis 52317

Erwachsenen-OPACs1998 in %1996 in %
1 bis 310687
4 bis 8149
9 bis 1243
13 bis 172

Bei Kinder-OPACs sind mit jeweils einer Nennung folgende Werte Spitzenwerte:

Für Erwachsen-OPACs in Öffentlichen Bibliotheken wurden mit jeweils einer Nennung folgende Spitzenwerte ermittelt:

Erhebungsdaten

Soweit zu den wichtigsten und herausragenden quantitativen Aussagen und Ergebnissen der 1998er Auswertung der Fragebogen. Neben der Nennung von Anwenderbibliotheken zu einem bestimmten EDV-Bibliothekssystem (auf der Basis der erfaßten Fragebogen) bietet der EDV-Beratungsdienst allen Interessenten den Gesamtdatenbestand (1992-1998 kumulierend) auf einer Diskette an. Zum Lieferumfang gehört außerdem das Rechercheprogramm BIBSOFT und eine kurze Systembeschreibung. Alle genannten und weiteren Daten sind auf dieser Diskette verfügbar.

Alle Recherche-Eergebnisse können direkt auf den Drucker oder in eine Datei ausgegeben werden. Bei der freien Recherche besteht für den Benutzer außerdem die Möglichkeit, die Listenüberschrift selber festzulegen.

Folgende Voraussetzungen sind für den Einsatz des Programms BIBSOFT erforderlich:

Die Diskette sowie eine dazugehörige Systembeschreibung können über das Deutsche Bibliotheksinstitut, Abteilung Publikationen, Kurt-Schumacher-Damm 12-16, 13405 Berlin, zum Preis von 30,- bezogen werden.

Allen Bibliotheken, die sich die Mühe gemacht haben, den Fragebogen auszufüllen und zurückzusenden, sei an dieser Stelle noch einmal besonders gedankt.


Stand: 08.01.99
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