Der 1995 erstmals veröffentlichte Harrassowitz-Preisindex für Zeitschriften konnte zuletzt für das Berichtsjahr 1997 publiziert werden.1) Der Index dokumentiert in dem genannten Zeitraum die Preisentwicklung der in Deutschland, der Schweiz und Österreich erscheinenden wissenschaftlich relevanten Zeitschriften in Print- und Mikroform wie als CD-ROM-Ausgabe. In den Jahren 1995 bis 1997 war die Kontinuität im Titelbestand - die entscheidende Prämisse jedes Zeitschriften-Preisindex - gegeben: die Abweichungen von der Titelzahl des Jahres 1995 (4.132) lagen sowohl 1996 (4.171) als auch 1997 (4.097) unter 1 %. Die für 1998 vorliegenden Daten (4.403 Titel) basieren dagegen auf einem gegenüber 1995 signifikant veränderten Titelbestand. Die Abweichung gegenüber 1997 beträgt insgesamt betrachtet 8 %, in knapp einem Viertel der Fächer liegt sie zwischen 20 % und 70 %. Da die Voraussetzung einer weitgehend konstanten Titelbasis nicht mehr gegeben ist, können die für das Berichtsjahr 1998 ermittelten Preise nicht mit denen des Vorjahres verglichen werden, d.h. aus den vorliegenden Daten können keine Indexwerte abgeleitet werden.
Die Ursache für die starke Veränderung im Titelbestand liegt darin, daß Titel, die in der Vergangenheit wegen fehlender Preisangaben für den Preisindex unberücksichtigt bleiben mußten, aufgrund verstärkter Anstrengungen bei der Preisermittlung und bei der Pflege der Preisdatei in die Datenbank einbezogen werden konnten. Nach Einschätzung der Firma Harrassowitz, der wiederum für den geleisteten Arbeitsaufwand und die konstruktive Zusammenarbeit zu danken ist, wird künftig wieder die Voraussetzung für die Kontinuität im Titelbestand gegeben sein, sofern nicht massive Nachfrageschwankungen eintreten.
Da die Durchschnittspreise für das Berichtsjahr 1998 aus den dargelegten Gründen nicht mit den Preisen der Vorjahre vergleichbar sind, können 1998 keine Indexwerte veröffentlicht werden. Lediglich in einigen wenigen Fächern erlaubt die Stabilität der Titelbasis Aussagen über die Preisentwicklung. So erhöhten sich etwa die Zeitschriftenpreise in den Fächern Recht sowie Musik/Theater 1998 um jeweils 6 %. In den Fächern Bildende Kunst und Geschichte/Archäologie lag die Preissteigerung bei 3 % und 1 %.
Der Swets-Zeitschriftenindex weist für die deutschen Zeitschriften auf der Basis von 1.582 Titeln einen Preisanstieg von 10 % aus. Während die Naturwissenschaften und die Medizin eine Preissteigerung von 12 % und 10,9 % aufweisen, liegt sie in den Sozial- und Geisteswissenschaften bei 5,5 % und 3,1 %.2)
Im folgenden werden auf der Grundlage der Harrassowitz-Datenbank nur die Durchschnittspreise für 1998 zusammengestellt. Basierend auf 4.403 Zeitschriftentiteln, womit der wissenschaftlich-relevante Zeitschriftenmarkt hinreichend abgedeckt ist, liegt der Gesamtdurchschnittspreis bei DM 383. An der Spitze stehen unverändert die Fächer Chemie (DM 2.557), Physik/Astronomie (DM 1.267) und Mathematik (DM 1.182), gefolgt von den allgemeinen Naturwissenschaften (DM 805), Biologie (DM 628), Technik (DM 584) und Medizin (DM 461). In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften liegen die Durchschnittspreise zwischen DM 110 (Politik/Verwaltung) und DM 293 (Recht), in den Geisteswissenschaften zwischen DM 77 (Musik/Theater) und DM 176 (Klassische Philologie).
Abb. 1 und Abb. 2 dokumentieren die Preisstruktur in der Aufteilung nach Preisgruppen. 64 % aller in dem Index erfaßten Zeitschriftentitel liegen in der Preisgruppe unter DM 200, 8 % in der Preisgruppe über DM 1.000. Auf die Zeitschriften in der Preisgruppe bis DM 200 - knapp zwei Drittel aller Zeitschriften - entfällt 1998 ein Anteil von 15 % der finanziellen Aufwendungen für die Gesamtheit der Titel. Demgegenüber beanspruchen die Zeitschriften, die oberhalb der Preisgrenze von DM 1.000 liegen - weniger als ein Zehntel der Titel - einen Anteil von 55 % der Gesamtaufwendungen
Betrachtet man die Preisstruktur der Zeitschriften in der Aufteilung nach Fächergruppen (Abb. 3 und Abb. 4), so werden die Unterschiede zwischen den Durchschnittspreisen innerhalb des Fächerspektrums immer größer. Während der Durchschnittspreis in den Geisteswissenschaften 1998 bei DM 102 liegt, erreicht er in den Naturwissenschaften DM 1.145. In Medizin liegt er mit DM 461 mehr als doppelt so hoch wie in den Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften mit DM 208.
Für 1.129 Zeitschriften in den Geisteswissenschaften waren 1998 finanzielle Aufwendungen in Höhe von DM 114.944 erforderlich. Dagegen mußten für 519 naturwissenschaftliche Titel DM 594.254 bezahlt werden. Während auf die Zeitschriften in den Geisteswissenschaften (28 % aller Titel) ein Anteil von 7 % der Gesamtaufwendungen entfällt, erfordern die Zeitschriften in den Naturwissenschaften (13 % aller Titel) 37 % der Ausgaben für das gesamte Zeitschriftenpaket. Faßt man die Geistes- und die Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften zusammen (53 % aller Titel), so sind für diese lediglich 20 % der Gesamtaufwendungen erforderlich, d.h. nur etwas mehr als die Hälfte der Aufwendungen für die naturwissenschaftlichen Titel.
Harrassowitz-Preisindex für Zeitschriften
| DBS- | 1998 | ||
| Code | Fach | Titel/Jahr | Durchschnittspreis / DM |
| 1 | Allgemeines | 195 | 453,99 |
| 2 | Philosophie | 34 | 116,29 |
| 3 | Psychologie | 51 | 135,87 |
| 4 | Religion/Theologie | 241 | 97,67 |
| 5 | Soziologie/ Gesellschaft | 206 | 117,57 |
| 6 | Politik/Verwaltung | 223 | 110,26 |
| 7 | Wirtschaft/Arbeit | 341 | 284,11 |
| 8 | Recht | 212 | 293,20 |
| 9 | Erziehung/Bildung | 122 | 85,77 |
| 10 | Volks-,Völkerkunde | 26 | 129,37 |
| 11 | Naturwissenschaft | 144 | 804,84 |
| 12 | Mathematik | 80 | 1.181,62 |
| 14 | Physik/Astronomie | 68 | 1.267,26 |
| 15 | Chemie | 85 | 2.556,52 |
| 16 | Geowissenschaft | 48 | 444,73 |
| 17 | Biologie | 94 | 628,20 |
| 18 | Medizin | 642 | 460,86 |
| 19 | Technik | 499 | 584,29 |
| 23 | Land-/Hauswirtschaft | 254 | 280,04 |
| 27 | Architektur | 46 | 135,71 |
| 28 | Bildende Kunst | 80 | 124,70 |
| 29 | Musik, Theater | 105 | 76,74 |
| 30 | Sport, Spiele | 86 | 84,38 |
| 31 | Sprachu. Lit.wiss. | 123 | 133,11 |
| 32 | Englische Philologie | 8 | 81,39 |
| 33 | Deutsche Philologie | 70 | 86,24 |
| 34 | Romanische Philologie | 19 | 109,27 |
| 35 | Klassische Philologie | 10 | 175,80 |
| 36 | Slawische Philologie | 8 | 118,52 |
| 37 | Sonstige Philologie | 20 | 128,43 |
| 39 | Geschichte/Archäologie | 226 | 90,13 |
| 41 | Geographie, Atlanten | 37 | 127,99 |
| Summe | 4.403 | 382,59 | |
1) R. Griebel, W. Reinhardt: Harrassowitz-Preisindex: Zeitschriften. In: Bibliotheksdienst 32, 1998, S. 332-339.
2) R. Griebel/U. Tscharntke: Analyse der Etatsituation der wissenschaftlichen Bibliotheken 1997/98. Studie im Auftrag des Bibliotheksausschusses der DFG, München 1998, T.1, S. 9.
