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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 99

Informationen der Kommission für Erwerbung und Bestandsentwicklung

Harrassowitz-Preisindex für die wissenschaftliche Buchproduktion 1997

Werner Reinhardt, Rolf Griebel

Wie in den Vorjahren bildet die Datenbank der Firma Otto Harrassowitz, Wiesbaden, die Basis für den Preisindex. Dem Haus Harrassowitz und insbesondere den dort beteiligten Mitarbeiterinnen gilt wieder der Dank für Bereitstellung und Aufarbeitung der Daten.

Erfassungsgrundlage und Vorbemerkungen

Entscheidendes Kriterium für die Aufnahme in die Datenbank ist der Bedarf wissenschaftlicher Bibliotheken, wie er sich im Anforderungsprofil der Harrassowitz-Kunden (nach wie vor überwiegend amerikanische Bibliotheken) widerspiegelt. Der Anteil der auf Autopsie beruhenden Angaben liegt nach wie vor bei ca. 50%, auch der Anteil grauer Literatur ist gleichbleibend.

Ausgewertet wurden alle Monographien mit Impressum 1997, die bis Juli 1998 erfaßt waren. Die Gesamtzahl von 18.222 Titeln weist gegenüber 1996 (20.800 Titel) einen Rückgang von 12,6% auf, was jedoch nicht auf ein geändertes Kaufverhalten sondern auf Systemumstellungen bei Harrassowitz zurückzuführen ist. Diese hatten zur Folge, daß Bücher des Erscheinungsjahres 1997 bis zum Stichtag unbearbeitet bleiben mußten. Insgesamt bildet der Datenbestand nach wie vor eine ausreichende und gute Basis zur Preisanalyse der wissenschaftlichen Buchproduktion Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Auf einen Vergleich eines Zuwachses oder Rückganges der Buchproduktion im wissenschaftlichen Bereich mit der deutschen Gesamttitelproduktion, die für 1997 eine Steigerung von 8,9% aufweist,1) muß wegen des eben genannten Grundes jedoch verzichtet werden.

Für die Ausschlußkriterien sei auf den Preisindex des Jahres 19952) verwiesen. Sofern unterschiedliche Einbandarten angeboten werden, ist der Preis für die gebundene Ausgabe angesetzt worden. Bei Werken, die zur Subskription ausgeschrieben sind, wurde i.d.R. der endgültige Preis erfaßt. Die Zähleinheit ist nach wie vor der Titel und nicht die Anzahl der Bände, eine Änderung ist wahrscheinlich erst ab dem Index 1999 möglich.

Im Fach 19 (Technik) sind wieder alle ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen zusammengefaßt; Titel des Faches 40 (Wirtschafts- und Sozialgeschichte) sind bei Fach 39 (Geschichte, Archäologie) erfaßt; Fach 38 (Belletristik) ist bei Fach 33 (Deutsche Philologie) enthalten. Kunstausstellungskataloge (458 Titel, Durchschnittspreis DM 65,74, eine Steigerung um 35,7% gegenüber DM 48,43 im Vorjahr!) sind ebenso wie Texte noch nicht etablierter deutscher Autoren (188 Titel, Durchschnittspreis DM 29,42) nicht für den Gesamtindex berücksichtigt worden.

Kommentar

Der Gesamtdurchschnittspreis erhöhte sich von DM 89,09 für das Jahr 1996 auf DM 97,95 im Jahr 1997 um 9,9%. Läßt man wie im vergangenen Jahr das Fach Allgemeines unberücksichtigt, ergibt sich ein Gesamtdurchschnittspreis für 1997 von DM 95,99 (1996: DM 87,47), somit ein Anstieg um 9,7% mit nur noch marginalem Unterschied zur prozentualen Gesamterhöhung.

War im Vorjahr der prozentuale Preisanstieg noch fast identisch mit der Erhöhung des Durchschnittsladenpreises aller lieferbaren Bücher (damals 4,8%), so gilt für das Jahr 1997, daß gegenüber den 4,7% für alle lieferbaren Bücher3) in 1997 im wissenschaftlichen Bereich die prozentuale Preissteigerung fast doppelt so hoch ausfällt. Auch gegenüber der vom Statistischen Bundesamt im Buchpreisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte ermittelten Steigerung von 2,2% des Preises für Bücher3) ist für 1997 ein gravierender Unterschied festzustellen. Bei wissenschaftlichen Monographien ist somit für den zu betrachtenden Zeitraum eine wesentliche Abweichung zur Gesamtentwicklung im Buchbereich festzustellen.

Von 34 Sachgruppen des Index wurden 10 wegen Preissteigerungen (in 9 Fällen) bzw. -reduzierungen (im Fach 37 : Sonstige Philologien) von mehr als 20% gegenüber dem Vorjahr genauer untersucht; in weiteren 5 Fächern geschah dies, um die Aussagen des vergangenen Jahres zu überprüfen und fortzuschreiben:

Fach 1 (Allgemeines)

Der Preisanstieg beträgt im Jahr 1997 14%, die Titelmenge hat sich um 9,8% von 367 auf 331 Titel verringert, während der Gesamtwert aller im Index erfaßten Titel um 2,6% von DM 65.796 in 1996 auf DM 67.511 in 1997 anstieg. Ähnlich wie in den Vorjahren sind neun Titel enthalten, die mehr als DM 1.000 kosten:

Der Gesamtpreis für die aufgeführten Titel beträgt DM 30.925,- (1996 : 8 Titel mit DM 34.768,-). Der Durchschnittspreis ohne diese besonders teuren Werke liegt bei DM 113,62 gegenüber DM 78,13 im Jahr 1996. Dies bedeutet eine Steigerung um 45,4%, was vor allem aus einer wesentlich größeren Zahl an Titeln mit Preisen über DM 500 resultiert: waren 1996 nur 3,8% der Titel in dieser Preiskategorie, so sind es 1997 mit 7,5% fast doppelt so viele. Auch der Rückgang von Titeln mit Preisen unter DM 50 von 49,1% auf 42,1% schlägt sich hier nieder.

Fach 4 (Religion/Theologie)

Gegenüber dem Vorjahr ist ein Preisanstieg von 27% festzustellen. Dieser wird vor allem durch die folgenden Titel hervorgerufen:

Im Vorjahr war nur ein vergleichbarer Titel zum Preis von DM 2.800,- enthalten, ohne den sich der Durchschnittspreis für 1996 auf DM 74,46 erniedrigt. Ohne die teuren Werke ergibt sich in 1997 ein Durchschnittspreis von DM 80,99 und damit eine Preissteigerung von 8,8% gegenüber 1996.

Fach 11 (Naturwissenschaft)

Der Preisanstieg beträgt 25%. Mit 46 Titeln ist die Basis sehr klein, weshalb Preisschwankungen leicht hohe Prozentzahlen erreichen können. Im Jahr 1997 sind zwei Titel mit Preisen über DM 500 (in 1996 lag der höchste Einzelpreis bei DM 358,-) enthalten, ohne deren Berücksichtigung der Durchschnittspreis sogar um 5,3% gegenüber 1996 auf DM 84,70 zurückgeht.

Fach 16 (Geowissenschaft)

Die enorme Preissteigerung um 389% erklärt sich aus der Aufnahme von sieben Programmpaketen:

Diese sieben Titel - vergleichbare sind für das Vorjahr nicht nachgewiesen - repräsentieren einen Wert von DM 29.067,40. Ohne sie ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 92,32 und damit nur eine Steigerung von 0,8% gegenüber dem Jahr 1996. Die Anzahl der (nicht elektronischen) Titel mit Preisen über DM 200 liegt wie 1996 bei 5, was die im Vorjahr gegebene Erklärung des hohen Preises für 1995 (überproportionaler Anteil an teuren Titeln) bestätigt.

Fach 18 (Medizin)

Im Vorjahr war vermutet worden, daß der Preisanstieg von 21% möglicherweise auf eine relativ hohe Anzahl (29 Titel mit Einzelpreisen von über DM 400) hochpreisiger Titel zurückzuführen sei. Diese Vermutung wurde nicht bestätigt, da für 1997 wieder 33 Titel mit Einzelpreisen über DM 400 nachgewiesen sind. Da dennoch der Durchschnittspreis um 17% auf DM 101,21 zurückging, deutet die Entwicklung daraufhin, daß das Jahr 1996 im Fach Medizin eine Ausnahmeerscheinung war.

Unter den Titeln des Jahres 1997 fällt "Kastner, Raimund Friedrich: Materia medica homoeopathica. 24 Bände + Indexband. Heidelberg: Haug 1997. DM 7.900,-" preislich aus dem Rahmen. Ohne diesen reduziert sich der Durchschnittspreis auf DM 96,92, was einem Indexwert von 102 entspricht.

Fach 19 (Technik)

Diese Fach weist eine Preissteigerung von 28% auf, was vor allem auf vier "elektronische" Titel zurückzuführen ist:

Ohne diese Titel ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 102,18. Im Vorjahr waren 6 von der Erscheinungsform her vergleichbare Titel enthalten, deren Preise jedoch DM 589,- nicht überstiegen; ohne diese erhält man einen korrigierten Durchschnittspreis von DM 91,75 für 1996 und damit eine Preissteigerung von 11,4%.

Fach 28 (Bildende Kunst)

Nach den Preisrückgängen in den beiden vergangen Jahren ist für 1997 eine Anstieg von 13% zu verzeichnen. Waren in 1996 nur 6 Titel mit Einzelpreisen über DM 400 nachgewiesen, sind es 9 Titel (darunter eine Faksimile-Ausgabe zum Preis von DM 2.480,- und der Reprint eines 17-bändigen Werkes zum Preis von DM 2.856,-) im Jahr 1997. Ohne diese Titel im Gesamtwert von DM 9.824,- ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 86,92 und damit eine Steigerung von 5,7% gegenüber dem Vorjahr.

Fach 29 (Musik)

Die nachgewiesene Preissteigerung von 30% ist auf zwei Microfiche-Ausgaben zurückzuführen:

Ohne diese beiden Titel ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 68,73 für das Jahr 1997, was einem Rückgang von 13,1% entspricht.

Eine Überprüfung des Materials aus dem Jahr 1996 ergibt, daß auch dort eine Microfiche-Ausgabe zum Preis von DM 4.980,- enthalten war. Ohne diese errechnet sich der Durchschnittspreis zu DM 70,88 für 1996, der Rückgang für 1997 verringert sich auf 3,0%.

Fach 32 (Englische Philologie)

Die Preissteigerung von 21% ist begründet durch drei Titel im Wert über DM 500 (darunter die CD-ROM-Ausgabe "Shakespeare database" von H. Joachim Neuhaus und Marvin Spevack, erschienen im Olms-Verlag für DM 1.310,-), während in 1996 der höchste Preis bei DM 298,- lag. Ohne diese drei Titel errechnet sich der Durchschnittspreis für 1997 zu DM 77,52 und damit nur noch 1,7% Preissteigerung.

Fach 33 (Deutsche Philologie)

Für das Jahr 1997 sind vier umfangreiche Microfiche-Editionen im Gesamtwert von DM 20.630,- nachgewiesen, denen die Preissteigerung von 23% zuzuschreiben ist:

Ohne diese ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 68,82 und damit eine mäßige Erhöhung um 1,7% statt der im Index ausgewiesenen 23%. Mit Erscheinungsjahr 1996 ist keine derartige Microfiche-Ausgabe nachgewiesen. In beiden Jahren sind die Zahlen für Titel mit Preisen über DM 400 mit jeweils 10 sowie mit einem Preis über DM 1.000 (jeweils 1) identisch.

Fach 35 (Klassische Philologie)

Nach den Rückgängen in den Jahren 1995 um 3% und in 1996 um 8% wird durch die Steigerung in 1997 um 20% ein Indexwert von 107 Punkten erreicht, womit die Klassische Philologie noch zu den wenigen Fächern mit unter 10% Preissteigerung seit 1994 gehört.

Fach 36 (Slawische Philologie)

Nach den enormen Sprüngen in den Jahren 1995 und 1996 wird durch den weiteren Preisrückgang um 4% in 1997 die Vermutung bestätigt, daß im Jahr 1995 eine Ausnahmesituation vorlag.

Fach 37 (Sonstige Philologie)

Nach einem Anstieg von 33% in 1995 und einem weiteren von 36% in 1996 verzeichnet das Jahr 1997 einen Rückgang um 31%. Dies korreliert mit der Anzahl der hochpreisigen Werke (über DM 1.000): nach zwei Titeln in 1995 und drei in 1996 ist für 1997 nur noch ein einziger nachzuweisen:

Ohne diesen Titel beträgt der Durchschnittspreis DM 101,64, was im Vergleich zum "korrigierten" Preis des Vorjahres (DM 102,61) einen Rückgang um 0,9 % bedeutet.

Fach 39 (Geschichte/Archäologie)

Betrachtet man das Titelmaterial des Jahres 1997, so ist festzustellen, daß 8 Titel mit Einzelpreisen über DM 1.000 enthalten sind:

Ohne diese Titel im Gesamtwert von DM 42.391,- reduziert sich der Durchschnittspreis auf DM 90,92. Im Jahr 1996 enthielt das Titelmaterial vergleichbare 5 Titel mit Einzelpreisen von mehr als DM 1.000. Bei einem Gesamtwert von DM 19.876,- errechnet sich ein korrigierter Durchschnittspreis für 1996 zu DM 81,46. Vergleicht man die beiden so erhaltenen Werte, ergibt sich von 1996 auf 1997 eine Preiserhöhung von immerhin noch 11,6%.

Fach 41 (Geographie, Atlanten)

Die Preisschwankungen in diesem Fach setzen sich auch 1997 fort. In diesem Jahr hat wesentlichen Einfluß ein Programmpaket zum Preis von DM 1722.70. Ohne dieses ergibt sich ein Durchschnittspreis von DM 84,84 und damit gegenüber 1996 eine Steigerung um nur 4,1%.

Tabelle Harrassowitz-Preisindex Teil 1 und Teil 2

1) Buch und Buchhandel in Zahlen 1998, S. 61

2) Margot Wiesner, Rolf Griebel: Harrassowitz-Preisindex für die wissenschaftliche Buchproduktion. In: Bibliotheksdienst Jg. 31(1997), S. 71-78

3) Buch und Buchhandel in Zahlen 1998, S. 91


Stand: 08.01.99
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