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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 12, 2000

Änderungen und Erweiterungen im Multisuchsystem E-Connect

Hans Hehl

 

Das in dieser Zeitschrift bereits vorgestellte Multisuchsystem E-Connect1 hat mittlerweile einige äußere und innere Änderungen und Erweiterungen erfahren. Abbildung 1 zeigt das Suchformular für die Suche in mehreren allgemeinen Aufsatz- und Verlagsdatenbanken. Ein entsprechendes Suchformular für die Suche nach Zeitschriftenaufsätzen mehrerer bzw. einzelner Fachgebiete ist ähnlich aufgebaut und enthält u. a. den vereinfachten Zugang zu dem fachlich den gesamten STM-Bereich umfassenden EnergyPortal Search und zu weiteren Datenbanken von elektronischen Aufsätzen, Reports und Preprints. Von der Startseite aus kann man jetzt auch über eine Suchmaschine sowohl die im Multisuchsystem als auch die in den Bibliographischen Datenbanken im Internet enthaltenen etwa 160 Datenbanken suchen und anwählen. Damit ist eine Art von digitaler Bibliothek entstanden, die vor allem elektronisch verfügbare Dokumente erschließt.

Abb. 1: Suchformular für die Suche in Aufsatz- und Verlagsdatenbanken

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Multisuchsystems sind die von mir mit großem Arbeitsaufwand erstellten Link-Systeme, die sowohl die Verknüpfung zu elektronischen Aufsätzen als auch zu lokalen Bestandsnachweisen von Printausgaben einschließlich automatischer Bestellfunktion beinhalten. Die steigende Nachfrage nach dem Mehrwert dieser Optionen wird inzwischen von kommerziellen Datenbankanbietern fast allgemein gegen entsprechende zusätzliche Gebühren berücksichtigt.

In diesem Multisuchsystem sind seit kurzem neben JADE-Link, Medline-Link und Math-Link zwei weitere Link-Systeme hinzugekommen: Science-Link und SPIRS-Link. Von den bereits bestehenden Link-Systemen wurden JADE-Link und Medline-Link z. T. wesentlich überarbeitet.

Abb. 2: Rechts Trefferliste mit nachgewiesenen E-Zeitschriften. Links Auswahlfeld mit beteiligten Bibliotheken

JADE-Link ermöglicht die Eingrenzung einer Trefferliste der Datenbank JADE auf verfügbare E-Zeitschriften für die Universitätsbibliotheken Regensburg und Bochum. Für die bayerischen Universitätsbibliotheken sowie die Bibliotheken in Kiel und Tübingen ist aber lediglich eine Verfügbarkeitsrecherche vorhanden. Bei dieser wird die Trefferliste auf alle nachgewiesenen E-Zeitschriften erweitert, gleichgültig welche dieser Bibliotheken ausgewählt wurde. Abbildung 2 zeigt JADE-Link mit dem auf eine Anzahl von Bibliotheken erweiterten Formularfeld und der erweiterten Ergebnisanzeige insgesamt verfügbarer elektronischer Aufsätze. Hinter dem als Hyperlink gekennzeichneten Zeitschriftentitel folgt in Klammern die Verlagsangabe. Beteiligte Bibliotheken können daraus evtl. entnehmen, ob die E-Zeitschrift für sie verfügbar ist, je nachdem ob eine Bibliothek z. B. ein Sammel- oder wenigstens Auswahlabonnement auf die Zeitschriften des betreffenden Verlages hat. Bei den Verlagen Wiley, Academic Press und Springer führt der Hyperlink über das Suchsystem des Verlages mehr oder weniger direkt zum angezeigten Volltext. Die mit EZB gekennzeichneten Hyperlinks sind mit der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek verknüpft. Die Verfügbarkeit für die ausgewählte Bibliothek wird hier erst im nachhinein festgestellt. Der Benutzer ist aber vor allem an einer Recherche interessiert, welche die auch wirklich für ihn sofort verfügbaren Volltexte ermittelt. Zahlreiche Hyperlinks, die schließlich ins Leere gehen, d. h. zu E-Zeitschriften, für die er keine Einseherlaubnis hat, werden ihm nicht viel nützen, ihn eher verdrießen. Die bisher realisierten Digitalen Bibliotheken von NRW und von Bayern übrigens bieten bis jetzt nur die Verfügbarkeitsrecherche am Ende des Recherchevorgangs vom Einzeltitel aus und von hier aus noch nicht einmal zum Aufsatz direkt, sondern zunächst nur zur Inhaltsübersicht.

Die volle Option eines limitierten und direkten Zugangs auf elektronische Volltexte ist, wie gesagt, in dieser JADE-Link-Version zunächst nur für die Universitätsbibliotheken Regensburg und Bochum verwirklicht, wobei manches daran noch verbesserungsfähig ist. Die Beteiligung von weiteren Bibliotheken lediglich an einer Verfügbarkeitsrecherche in der EZB kann ohne besonderen Arbeitsaufwand eingerichtet werden, wenn dafür Interesse besteht. Wird jedoch von einer Bibliothek die volle Option gewünscht, so ist dafür ein gewisser Arbeitsaufwand notwendig, für den eine aktive Mitarbeit der betreffenden Bibliothek gewünscht wird. Gesucht werden also Mitarbeiter, die sich für diese Link-Systeme interessieren und diese für Ihre Benutzer auf die Gegebenheiten Ihres Bibliothekssystems anpassen möchten.

Das Link-System Medline-Link2 ist ebenfalls in einigen wichtigen Punkten verbessert worden: Eine wesentliche Verbesserung geht auf PubMed selber zurück, insofern diese Datenbank nun von fast allen Zeitschriften aus eine Hyperlinkverbindung zu den Volltexten herstellt, und zwar vom Einzeltitel aus direkt zum einzelnen Volltext. Dieses macht sich dieses Link-System zunutze, indem es eine auf verfügbare E-Zeitschriften eingeschränkte Ergebnisliste anzeigt, von der über den Hyperlinkeintrag PMID auch gleich der einzelne Volltext eines Aufsatzes erreichbar ist. Auf diese Weise wird die von PubMed großzügig und kostenlos praktizierte Verknüpfung mit Volltexten besonders effizient gemacht.

Das mit der Datenbank MathDatabase verbundene Link-System Math-Link ist zunächst noch unverändert geblieben, obwohl einige Verbesserungen wünschenswert wären. Da auch in MathDatabase wie bei PubMed und PubScience in den meisten Fällen ein unmittelbarer Zugang zum Volltext vorhanden ist, kann dieser in Math-Link direkt über den mit MATH gekennzeichneten Hyperlink erfolgen.

Neben diesen Verbesserungen bei bereits vorhandenen Link-Systemen sind mit Science-Link und SPIRS-Link zwei weitere Linksysteme hinzugekommen.

Das mit PubScience verknüpfte Science-Link zeichnet sich durch eine besondere Effizienz aus. Weil PubScience schon eine auf E-Zeitschriften limitierte Suche anbietet, wird hier eine besonders große Trefferdichte von verfügbaren E-Zeitschriften erzielt. Der direkte Zugang zum Volltext eines Aufsatzes ist auch hier in den meisten Fällen gegeben, weil PubScience ähnlich wie PubMed vom Einzeltitel aus diesen direkten Zugang schon ermöglicht. Allerdings muss hier der Zugang über einen Umweg erfolgen, und zwar über die Suchfunktion von PubScience. Dabei wird der im Link-System erfasste Sachtitel in abgeänderter Form in den Suchstring dieser Datenbank eingefügt. Das Suchergebnis der Datenbank liefert dann in fast allen Fällen den gesuchten Aufsatztitel mit dem Hyperlink zum Volltext.

Was SPIRS-Link3 betrifft, so ist hier ein Link-System auf eine Datenbank des kommerziellen Anbieters SilverPlatter angewandt worden, und zwar auf die in WebSPIRS integrierte INSPEC-Datenbank. Diese wertet besonders viele elektronisch verfügbare Zeitschriften aus, vor allem des American Institute of Physics (AIP) und des Institute of Physics (IOP). Da die Zeitschriften dieser Institute sehr verbreitet und vielfach von wissenschaftlichen Bibliotheken abonniert sind, wird auch hier eine starke Effizienz erreicht. Der direkte Zugang zum einzelnen Volltext geschieht in den meisten Fällen über die Suchmaschinen dieser Institute, bei den AIP-Zeitschriften über die SPIN-Database.

Alle diese Link-Systeme enthalten neben dem Zugang zu elektronischen Volltexten auch die Verknüpfung mit den verschiedenen Verbundkatalogen. Da hierbei eine vorliegende ISSN fast unverzichtbar ist, muss diese, falls nicht vorhanden, durch einen besonderen Suchvorgang ermittelt und ergänzt werden. Das ist bei Science-Link, Math-Link und Medline-Link durch die für die Datenbanken PubScience, PubMed und MathDatabase einsehbaren und zu übernehmenden Zeitschriftenlisten möglich. Für INSPEC ist eine solche leider nicht frei zugänglich. Bei dieser wird daher nur bei sehr kurzen Zeitschriftentiteln die ISSN aus einer Teilliste ermittelt und zur Suche herangezogen, bei längeren der Zeitschriftentitel selber, der aber meistens nicht zur einzelnen Zeitschrift, sondern zunächst zu einer Übersicht der Suchtreffer führt.

Der Zugang zu den Bestandsangaben der Verbundkataloge erfolgt im Unterschied zum Gateway Bayern jeweils von der durch das Link-System angezeigten gesamten Trefferliste aus, was einen schnellen Wechsel von einem Titel zum anderen ermöglicht. Begünstigt wird dies dadurch, dass die Gesamttrefferliste von JADE-Link der Gesamttrefferliste von JADE mit allen bibliographischen Angaben entspricht, während im Gateway Bayern die Treffer zunächst in der gekürzten Form angezeigt werden.

Das letzte Glied in der Kette eines ununterbrochenen Recherchevorgangs bei nicht elektronisch vorliegenden Titeln ist die automatische Bestellung über die Fernleihe oder SUBITO. Für das letztere fehlt noch der loginfreie Zugang zu einem entsprechenden Formular, den mir Frau Dr. Braun-Gorgon aber für die nächste Zeit zugesichert hat. Als Demonstrationsbeispiel kann hier die automatische Bestellfunktion für die Fernleihe in Medline-Link dienen. Das hier verwendete Bestellformular der UB Regensburg kann natürlich bei Bedarf durch jedes andere Bestellformular ersetzt werden.

 

Fazit

Das in diesem Beitrag vorgestellte Multisuchsystem ist ein Beispiel für die relativ leichte Realisierung einer Art von digitalen Bibliothek, die einfache, übersichtliche und benutzerfreundliche Zugänge zu Datenbanken und elektronischen Publikationen herstellt. Die darin integrierten, ziemlich arbeitsaufwendigen und komplexen Link-Systeme sind praktische Versuche, die vielfach vorhandenen E-Zeitschriften nutzbar und die gewünschten Titel dem Benutzer unmittelbar zugänglich zu machen. Durch die Verknüpfung mit Verbundkatalogen wird ein weiterer Mehrwert einer Datenbank erreicht, was hier - im Gegensatz zu kommerziellen Datenbanken - kostenlos geschieht. Um die ganzen Vorteile dieser Link-Systeme für eine bestimmte Bibliothek zu erreichen, sollten Kollegen dieser Bibliothek aber zur Mitarbeit bereit sein. Alle daran interessierten Kollegen sind also hiermit herzlich eingeladen, mir dieses über die hier angegebene Adresse mitzuteilen:

 

1 http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/internet/hehl/connect.htm Bibliotheksdienst, 1999, H.9, S. 1526 http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/bd_99/99_09_09.htm

2 Ein Aufsatz darüber erschien in: Nfd, Jg 51. Nr. 4/2000 http://www.darmstadt.gmd.de/dgi/nfd/mitglied/Ausg400/abstr2.html.

3 Ein Aufsatz darüber soll demnächst in B.I.T. Online erscheinen.


Stand: 15.12.2000
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