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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 2000

AdamNet, Metamorfoze, Kabakov und mehr

Ein Arbeitsaufenthalt an der Universitätsbibliothek Amsterdam

Holger Schultka

Die Universitätsbibliothek Amsterdam1 gehört zu den größten Bibliotheken der Niederlande. Sie verfügt über ca. 4 Mill. Medieneinheiten. Hinzu kommen ca. 14.500 laufend gehaltene Zeitschriften, rund 200 mittelalterliche und 70.000 moderne Handschriften, ca. 500.000 Briefe und ungefähr 145.000 Karten sowie zahlreiche Kunstwerke und bedeutsames Material wie Porträts, Grafiken und Fotografien.2

Die Universitätsbibliothek besteht aus einer Hauptbibliothek, die zentrale Aufgaben innerhalb des universitären Bibliothekssystems übernimmt, sowie zahlreichen Fakultäts- bzw. Institutsbibliotheken. Die Bibliothek ist in ihrer Hauptfunktion Universitätsbibliothek; sie nimmt jedoch gleichzeitig Aufgaben einer wissenschaftlichen Stadtbibliothek wahr, was sich aus ihrer Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, begründet.

"Im Jahre 1578 schlug sich die Stadt Amsterdam auf die Seite [...] der Reformation. Die Stadtverwaltung konfiszierte das Eigentum der Römisch-Katholischen Kirche. Die Bücher und Handschriften wurden in einer frei zugänglichen Städtischen Bibliothek zusammengeführt. [...] Als 1877 die Stadt Amsterdam das Recht erhielt, ihre eigene Universität zu errichten, wurde die Städtische Bibliothek in eine Universitätsbibliothek umgewandelt, wobei sie ihrer Aufgabe, der gelehrten Bürgerschaft und der ansässigen Intelligenz zur Verfügung zu stehen, auch weiterhin nachkam."3

Derzeit befindet sich die Bibliothek in einem gravierenden Umgestaltungsprozess. Ziel ist es, die 11 Fakultäts-/Institutsbibliotheken, die über mehr als 30 Standorte in der Stadt verteilt sind,4 zu größeren Verwaltungseinheiten zusammenzuschließen.5 Im Rahmen dieses Prozesses fusionieren u.a. die verschiedenen Bibliotheken der Geisteswissenschaften mit der Hauptbibliothek zu einer Humaniorabibliotheek.6 Es ist geplant, dass diese Humaniorabibliotheek einen Neubau im Herzen der Stadt, auf dem Gelände des Binnengasthuis und am Oude Turfmarkt, erhält.7 Dort werden dann "ca. 500.000 Werke freihand aufgestellt sowie 1,2 Mill. Werke in Magazinräumen untergebracht sein".8 Zudem wird diese Bibliothek 1.500 Nutzerarbeitsplätze haben.9

Der Jahresbericht von 1998 teilt mit, dass 231,8 Mitarbeiter in der Universitätsbibliothek arbeiten. In der Hauptbibliothek arbeiten 120,2 Mitarbeiter.10

Die Bestände der Hauptbibliothek sind vorwiegend magaziniert. Nur ein sehr geringer Teil der Werke, nämlich die Werke in den Lesesälen und im Informationsbereich, ist freihand aufgestellt. In den Fakultäts-/Institutsbibliotheken sind die Werke vorwiegend frei zugänglich aufgestellt.

Die Hauptbibliothek besitzt folgende Öffentlichkeitsbereiche:

Die Kopiergeräte sind in den Öffentlichkeitsbereichen verteilt aufgestellt.

Für die Bewältigung der Alltagsaufgaben wurde folgende Organisationsstruktur gewählt:11

diesem sind unterstellt:

Im Vorgriff auf die Aufgaben der neuen Humaniorabibliotheek wird in der nächsten Zeit die Organisationsstruktur der Bibliothek verändert. Die Firma Bekaert Consultancy hat dafür in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek und dem Ondernemingsraad13 Funktionsbeschreibungen (Arbeitsfeldbeschreibungen) erstellt.14

Die Universitätsbibliothek katalogisiert ihre Bestände mittels PICA.

Benutzung

Die Kernöffnungszeit der Hauptbibliothek ist Montag bis Freitag von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr. Dienstags und donnerstags ist die Bibliothek bis 20.00 Uhr, samstags von 9.30 Uhr bis 13.00 Uhr geöffnet. Für die Lesesäle gelten längere Öffnungszeiten. Die Lesesäle sind Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 24.00 Uhr, Samstag von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr und Sonntag von 11.00 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet.15

Die Bibliothek berechnet für ihre vielfältigen Dienstleistungen und Produkte Gebühren und Kosten.16 Ein Leserausweis mit einer einjährigen Gültigkeitsdauer kostet 40,00 NLG (= DM 35,50). "Der Ausweis ist kostenlos sowohl für Studenten und Mitarbeiter niederländischer Universitäten als auch für Mitarbeiter der Königlichen Bibliothek und der Königlichen Niederländischen Akademie der Wissenschaften."17 Der Ausweis berechtigt zur Bestellung von Werken via OPAC, zur Ausleihe der Werke nach Hause, zur Anmeldung zur Nutzung der elektronischen Arbeitsplätze und zur Anmeldung zur Online-Fernleihe.

Die Nutzung der elektronischen Arbeitsplätze der Bibliothek (dort ist der Zugriff auf CD-ROM- und Online-Datenbanken sowie das Internet möglich) kostet 50,00 NLG (= DM 44,38) pro Jahr. Die Nutzung der elektronischen Arbeitsplätze ist für Studenten und Mitarbeiter der Universiteit van Amsterdam kostenlos.18

Die Anmeldung zur Online-Fernleihe ist gratis. Hat man ein Fernleih-account, kann man auch den Internen Dokumentlieferdienst, über den man Bücher und Aufsatzkopien aus den Fakultäts-/Institutsbibliotheken bestellen kann, in Anspruch nehmen. Für die Bestellung eines Buches via Online-Fernleihe werden Kosten von 7,00 NLG (= DM 6,23) berechnet; bei einer Bestellung via Internem Dokumentlieferdienst werden 4,00 NLG (= DM 3,56) und bei einer Fernleihbestellung per Leihschein 17,00 NLG (= DM 15,13) dem Nutzer berechnet.19

Ein besonderes Serviceangebot an die Nutzer stellt im Bereich Auskunft/Information die "elektronische Informationstheke" dar. Diese kann man im Internet unter der URL http://www.uba.uva.nl/infobalie/ erreichen. Dort findet man Antworten auf häufig gestellte Fragen sowie einen Link zum elektronischen Anfrageformular,20 über das man sich von den Informationsspezialisten Fach- und bibliographische Fragen beantworten lassen kann. Derzeit werden die Fragen gratis beantwortet.

Um die per E-Mail eingehenden Anfragen zu verwalten und zu bearbeiten, wird die help desk and asset management software SupportMagic verwendet. Diese Software ist u.a. dazu in der Lage, zu prüfen, ob den Mitarbeitern der Bibliothek bereits ähnliche Fragen gestellt wurden. Wenn dies so ist, kann die einst gegebene Antwort als Antwort auf die neu eingegangene Frage verwendet werden. Ebenso kann die Software feststellen, ob noch unbeantwortete Fragen, die noch auf Bearbeitung warten, in der Datenbank gespeichert sind.

Die Studenten und Mitarbeiter der Universität haben die Möglichkeit, sich mittels UvAinbel ins Universitätsnetz einzuloggen. Die Zulassung zu diesem Service ist gratis. Die erforderliche Nutzernummer und das Passwort werden vom Rechenzentrum vergeben.21

Die Einstiegsseite zur digitalen Bibliothek der Universitätsbibliothek ist sehr prägnant und übersichtlich gestaltet, so dass deren Benutzung keine Schwierigkeiten bereitet.22

Abb. 1: Einstiegsoberfläche in die digitale bibliotheek

Überhaupt ist der Internet-Auftritt der Bibliothek sehr übersichtlich und zugleich ästhetisch wohlgestaltet. Die Homepage der Bibliothek ist unter der URL http://www.uba.uva.nl zu erreichen.

Die Universitätsbibliothek führt im Abstand von zwei Jahren eine schriftliche Benutzerbefragung durch. Der Fragebogen wird jeweils vor Beginn der Fragebogenaktion aktualisiert. Die Auswertung der Fragebögen wurde einem Forschungsinstitut übertragen. Die Ergebnisse der Befragung werden genutzt, um das Serviceangebot der Bibliothek an die sich ändernden Benutzerbedürfnisse anzupassen. Im Auswertungsbericht vom 12. Oktober 1998 kann man zum Beispiel lesen, dass rund 60% der befragten Mitarbeiter und ca. 60% der befragten Studenten der Universität an elektronischen Aufmerksamkeitsdiensten, bei denen man via E-Mail über den Inhalt spezieller neu erscheinender Zeitschriftenhefte informiert wird, interessiert sind.23

Schulung

Die Universitätsbibliothek unternimmt zahlreiche Aktivitäten auf dem Gebiet der Benutzer- und der Mitarbeiterschulung. Nur wenn die Mitarbeiter ausreichend geschult sind, können sie Wissen an die Nutzer souverän weitervermitteln. Zudem ist Schulen und Lernen im Zeitalter des digitalen Kapitalismus unabdingbar geworden, weil nur so ein fortwährendes Zurechtfinden in der elektronischen Arbeitsumgebung und ein optimales Ausnutzen dieser gewährleistet ist.

Zu Beginn eines jeden Semesters werden die neuen Studenten in die Bibliotheksbenutzung eingeführt. Insbesondere die Fakultäts- und Institutsbibliotheken engagieren sich auf diesem Gebiet stark.

Benutzer, die im elektronischen Bereich des Informationszentrums Recherchen durchführen, dort also, wo die Nutzung von CD-ROM- und Online-Datenbanken sowie des Internet möglich ist, erhalten - wenn nötig - Kurzeinführungen in die Bedienung der Datenbanken.

Die Bibliothek bietet darüber hinaus Schulungsveranstaltungen an. Gemeinsam mit dem Rechenzentrum wurde der Kurs "Elektronische Information in Lehre und Forschung" erarbeitet. Dieser Kurs besteht aus 5 Einheiten. Jede Einheit dauert ca. 3 Stunden. Die Einheiten sind auf 5 Wochen verteilt, so dass die Kursteilnehmer sich im Abstand von einer Woche an einem bestimmten Tag zum Unterricht treffen.

Der Kurs besteht aus folgenden Lerneinheiten:

  1. Informationen in Katalogen finden
  2. Literatur in CD-ROM- und in Online-Datenbanken suchen
  3. Suchen im Internet
  4. Gruppenkommunikation: News, Diskussionslisten, E-Mail
  5. Internetdaten speichern und bearbeiten

Die Einheiten 2 und 3 werden auch als separate Veranstaltungen angeboten.24 Die Veranstaltungen finden in den Räumen des Rechenzentrums statt.

Die Teilnahme am fünfteiligen Kurs kostet für Studenten der Universität 100,00 NLG (= DM 89,00), für Mitarbeiter der Universität 600,00 NLG (= DM 534,00) und für Externe 800,00 NLG (= DM 712,00). In der Kursgebühr ist der Erwerb eines begleitenden Kursbuches, in dem der Lernstoff erläutert und Aufgaben gestellt werden, enthalten. Der fünfteilige Kurs wird viermal pro Semester durchgeführt.

Auf dem Gebiet der Mitarbeiterschulung ist die Universitätsbibliothek ebenso aktiv. Sie wirkte z.B. am Projekt "Die lernende Bibliothek" mit.25 "Die lernende Bibliothek" ist ein Projekt, dass von der Universitätsbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Information Science an der Universiteit van Amsterdam, mit der Stiftung GO und weiteren Einrichtungen durchgeführt wurde. Ziel des Projektes war es, ein Kurspaket zu entwickeln, mit dessen Hilfe Bibliotheksmitarbeiter fortgebildet werden können.

Das Projekt "Die lernende Bibliothek" besteht aus zwei Kurspaketen:

  1. Informationsübertragung und Benutzerunterstützung
  2. Die lernende Organisation

Das Kurspaket 1 besteht aus 6 Kurseinheiten:

  1. Allgemeine Einführung EDV in der UB (Zielgruppe: alle Bibliotheksmitarbeiter)
  2. Vom Papier zur digitalen Welt: Wonach sucht der Kunde in der Bibliothek? (Zielgruppe: alle Bibliotheksmitarbeiter)
  3. Leere Regale? Bibliotheksvisionen (Zielgruppe: alle Bibliotheksmitarbeiter mit Leitungsfunktionen)
  4. Elektronische Quellen erschließen (Zielgruppe: alle Fachreferenten und Personen, die Websites redaktionell betreuen)
  5. Informationsberater in der virtuellen Welt (Zielgruppe: Informations-/Auskunftsbibliothekare, Fachreferenten, Website-Produzenten)
  6. Elektronische Quellen im Gebrauch (Zielgruppe: Mitarbeiter der Benutzungsabteilung, Fachreferenten, Informations-/Auskunftsbibliothekare)

Das Kurspaket 2, "Die lernende Organisation", das aus einem Kursteil und einem Workshop besteht, richtet sich an alle Bibliotheksmitarbeiter mit Managementfunktionen. Es wird den Teilnehmern vermittelt, "dass eine Organisation sich nicht allein auf die technische Infrastruktur konzentrieren darf, sondern dass die soziale Infrastruktur ebenso wichtig ist. In einer Umgebung, in der die technischen Entwicklungen äußerst schnell verlaufen, müssen die Menschen lernen, mit den Veränderungen umzugehen. Eine sich stark verändernde Umgebung bringt stets viel Unsicherheit mit sich mit." Die Kursteilnehmer sollen lernen, Strategien zu entwickeln, um "mit den Veränderungen umzugehen" und "ein Lernklima in der Bibliothek zu schaffen".26

Die Universitätsbibliothek hat weiterhin die Vortragsreihe "Die digitale Bibliothek und elektronische Dienstleistungen" ins Leben gerufen. Die Vorträge werden von kompetenten Personen aus Informations- und Verlagswesen, aus staatlichen Einrichtungen und freier Wirtschaft bestritten. Themen wie SGML/ XML-Anwendungen, elektronisches Publizieren, Urheberrecht im digitalen Zeitalter u.a.m. kommen in den Veranstaltungen zur Sprache. "Die Vorträge richten sich an die Mitarbeiter der Bibliothek und sind nicht nur informativ, sie sollen auch Reflexion und Diskussion anregen."27

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit, die die Universitätsbibliothek betreibt, ist äußerst vielseitig.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt sicherlich im Ausstellungswesen. Zum einen werden die Bestände der Bibliothek in Ausstellungen gezeigt und zu diesem Zwecke wissenschaftlich und museumspädagogisch aufbereitet, zum anderen wird gezielt die Zusammenarbeit mit anderen kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen gesucht. So kann die Bibliothek auf eine produktive Zusammenarbeit mit dem "Amsterdams Fonds voor de Kunst"28 verweisen. Diese Arbeitskontakte haben z.B. dazu geführt, dass der russische Künstler Ilya Kabakov vom 9. Juli bis zum 6. August 1999 die Installation "The old reading room" im Ausstellungszentrum der Bibliothek zeigte. Anlässlich der Ausstellung erschien ein gut gestalteter Katalog.29 Zur Pressekonferenz und zur Ausstellungseröffnung waren sämtliche großen niederländischen Zeitungen anwesend. Kabakovs Installation wurde in "Het parool", "De telegraaf" und anderen Zeitungen besprochen.

Eine weitere wichtige PR-Maßnahme ist "UvA-link", das Mitteilungsblatt von Rechenzentrum und Universitätsbibliothek. In "UvA-link" werden Informationen zur Bibliothek, zu Neuerwerbungen, zu Ausstellungen, zur Benutzerschulung und weitere Themen den Studenten und Mitarbeitern der Universität, aber auch allen anderen Interessierten kundgetan. "Uva-link" erscheint viermal pro Jahr. Das Mitteilungsblatt erscheint als Printausgabe und als elektronische Ausgabe30 im Internet.

Projekte

Die Universitätsbibliothek hat sich beteiligt und beteiligt sich an zahlreichen bibliothekarischen Projekten. So nimmt die Bibliothek z.B. an DutchESS, AdamNet und Metamorfoze teil.

"DutchESS31 (Dutch Electronic Subject Service) erschließt Internet-Quellen für eine wissenschaftlich interessierte Zielgruppe. Die Internet-Quellen werden mit Hilfe der Niederländischen Basisklassifikation erschlossen." DutchESS ist ein Dienst, an dem sich zahlreiche wissenschaftliche Bibliotheken der Niederlande beteiligen. "Die Internet-Quellen werden gezielt ausgewählt und durch Fachspezialisten der teilnehmenden Bibliotheken annotiert."32

AdamNet ist das Amsterdam Library Network, das rund 7 Mill. Bücher und ca. 100.000 Zeitschriften nachweist. An AdamNet beteiligen sich neben der Universitätsbibliothek zehn weitere Amsterdamer Bibliotheken, so z.B. die Öffentliche Bibliothek der Stadt Amsterdam, die Bibliothek der Vrije Universiteit, Homodok (Gay and Lesbian Information Centre and Archives) und das International Women’s Centre and Archives for the Women’s Movement. Alle an AdamNet teilnehmenden Bibliotheken stellen ihre Bestände via WebOPAC auf der AdamNet-Homepage33 im Internet zur Verfügung. Die Amsterdamer Bibliotheken, die mit PICA katalogisieren, bieten zudem ihre Bestände gemeinsam im Amsterdamer Zentralkatalog an. Dieser ist über die Homepage von AdamNet zu erreichen.

Das AdamNet auch im Ausland gern genutzt wird, belegt die Statistik. Im 4. Quartal 1998 wurde auf AdamNet z.B. 64-mal aus Süd-Afrika, 80-mal aus Brasilien und 358-mal aus Deutschland zugegriffen.34

Metamorfoze ist ein niederländisches, landesweites Projekt zur Erhaltung von Bibliotheksbeständen niederländischer Herkunft (Handschriften, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften), die von 1840 bis 1950 erschienen sind. Diese vorwiegend sauren Bestände werden EDV-gestützt katalogisiert und mikroverfilmt. Die Daten der Mikrofilme werden an die EROMM-Datenbank gemeldet.35

Sondersammlungen

Die Universitätsbibliothek besitzt eine Vielzahl besonderer Bestände. Dazu gehören u.a. etliche Handschriften, ca. 130.000 Werke, die vor 1800 gedruckt worden sind, Karten und Atlanten, die Bibliotheca Rosenthaliana und die Sammlungsstücke des Universitätsmuseums "De Agnietenkapel", um nur einige spezielle Bestandsgruppen zu nennen.

Die besonderen Bestände der Bibliothek werden in Sonderkatalogen erschlossen. Zur Erfassung der Sammlungsstücke wird das Programm ISIS genutzt. Ergänzend dazu werden Rumpfaufnahmen, die die Kerndaten zu den Sammlungsstücken enthalten, in PICA angefertigt.

Gestaltung des Arbeitsaufenthaltes

Der Arbeitsaufenthalt ist von der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha initiiert und in Zusammenarbeit mit der Bibliothekarischen Auslandsstelle beim Deutschen Bibliotheksinstitut Berlin und in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Amsterdam durchgeführt worden.

Vom 5. Juli bis zum 1. August 1999 war ich Gast der Universitätsbibliothek Amsterdam. Ich bin sehr freundlich von den niederländischen Kollegen aufgenommen worden. Ich wurde in die Arbeitsprozesse integriert. Mir wurden alle Informationen zur Verfügung gestellt, für die ich mich interessierte. Ich durfte an allen größeren und kleineren Dienstbesprechungen teilnehmen. Vom ersten Tag an stand mir ein Schreibtisch mit Computer zur Verfügung. Ich erhielt eine Nutzerkennung und ein Passwort, die notwendigen Schlüssel fürs Haus sowie ein Namensschild.

In der ersten Woche konnte ich die Endphase der Vorbereitungen der Kabakov-Ausstellung miterleben. Ich wurde in die Vorbereitung der Pressekonferenz und der Ausstellungseröffnung einbezogen. Für die Pressemappe stellte ich ein Werkverzeichnis zusammen, das sämtliche Ausstellungskataloge und weitere Publikationen enthielt, die Ilya Kabakov im Vorfeld zur Ausstellung der Universitätsbibliothek geschenkt hatte. Ich protokollierte ein Interview, das Kabakov in Deutsch gegeben und das der "Amsterdams Fonds voor de Kunst" auf Video aufgezeichnet hatte. Anschließend übertrug ich den Text ins Niederländische.

Besonders interessant war für mich, zu sehen, welche präzisen Vorbereitungen notwendig sind, um ein so umfangreiches Ausstellungsprojekt zu realisieren. Die Ausführlichkeit des "Drehbuchs zur Ausstellung" beeindruckte mich. Ich habe eine Menge zum Thema Öffentlichkeitsarbeit dazulernen können.

In der zweiten Woche standen zahlreiche Erkundungsgespräche auf dem Programm. So habe ich beinahe jeden Bereich der Bibliothek kennengelernt. Die Abteilungs- bzw. Sachgebietsleiter haben mir ausführlich die Bereiche, für die sie verantwortlich sind, vorgestellt. Sie haben mir die Arbeitsorganisation erläutert und Projekte und besondere Arbeitsvorhaben dargestellt. Ich konnte stets Fragen stellen und habe viele Arbeitsunterlagen auswerten können.

In der dritten Woche habe ich an einem Projekt des Universitätsmuseums "De Agnietenkapel" mitgearbeitet. Das Universitätsmuseum ist eine Organisationseinheit der Bibliothek, speziell der Sondersammlungen. Es hat u.a. eine umfangreiche Sammlung von Gelehrtenporträts zusammengetragen. Ich hatte den Auftrag, eine Dokumentation zum Thema "Universitätsmuseen im Internet / Gelehrtenporträtsammlungen im Internet" zu erarbeiten.

In der vierten Woche hatte ich Zeit für Exkursionen in andere Bibliotheken. So war ich in der Universitätsbibliothek Leiden. Dort hatte ich auch ein Gespräch mit dem Verantwortlichen für die Sinologische Bibliothek. Ich besuchte die Bibliothek von DONEMUS, eine Spezialbibliothek für Musik. Ich war bei Homodok, dem Homo-lesbischen Dokumentationszentrum, das das größte Dokumentationszentrum seiner Art in Europa ist. Interessant war für mich zu erfahren, dass die Mitarbeiter des Dokumentationszentrums einen Homosaurus36 erarbeitet haben, der kontrolliertes Vokabular zur verbalen Sacherschließung von Veröffentlichungen über männliche und weibliche Homosexualität enthält. Weiterhin habe ich einige der Fakultätsbibliotheken der Universiteit van Amsterdam besuchen können. Auch war ich in der Königlichen Bibliothek Den Haag und in der Öffentlichen Bibliothek der Stadt Amsterdam.

Besonders beeindruckt hat mich, dass an der Universitätsbibliothek für besondere bibliothekarische Projekte spezielle Arbeitsgruppen gebildet werden. Diese Arbeitsgruppen bereiten das Projekt vor und betreuen dieses. Es werden klare Schritte gegangen. So gibt es stets eine Vorbereitungsphase, eine Testphase mit Evaluation, eine Auswertungsphase, eine Überarbeitungs- und Verbesserungsphase. Dann erst wird der neue Service eingeführt oder der Geschäftsgang geändert.

Ich möchte allen danken, die geholfen haben, den Arbeitsaufenthalt so produktiv zu machen.

1 Adresse: Universiteit van Amsterdam, Universiteitsbibliotheek, Singel 425, NL-1012 WP Amsterdam, Tel.: (00 31 20) 5 25 23 01, Fax: (00 31 20) 5 25 23 11, E-Mail: secr@uba.uva.nl

2 vgl.: Universiteitsbibliotheek Amsterdam : Gids voor bezoekers ; 1998 - 1999. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1998. S. 3

3 frei übersetzt nach: UBA - Geschiedenis. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/overdeuba/geschiedenis.html. (Zugriff am: 7. Sept. 1999)

4 vgl.: Universiteitsbibliotheek Amsterdam : Gids voor bezoekers ; 1998 - 1999. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1998. S. 3

5 vgl.: Bibliotheek van de Universiteit van Amsterdam, jaarverslag 1998. Amsterdam : Universiteitsbibliotheek, 1999. S. 7 - 9

6 Das ist eine geisteswissenschalftliche Bibliothek, die auch die umfangreichen Sondersammlungen beherbergen wird.

7 vgl.: Een nieuwe Amsterdamse Universiteitsbibliotheek. Amsterdam: Universiteit van Amsterdam, 1998. 15 S.
vgl. auch: Nieuwbouw Universiteitsbibliotheek. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nieuwbouw/

8 übersetzt nach: Nieuwbouw Universiteitsbibliotheek. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nieuwbouw/ (Zugriff am: 23. Nov. 1999)

9 vgl.: Nieuwbouw Universiteitsbibliotheek. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nieuwbouw/ (Zugriff am: 23. Nov. 1999)

10 Bibliotheek van de Universiteit van Amsterdam, jaarverslag 1998. Amsterdam : Universiteitsbibliotheek, 1999. S. 30

11 vgl.: Knijn, Ria: Universiteitsbibliotheek : stageverslag. [Computoskript]. [Amsterdam, 1999]. Bl. [7]

12 Diese Arbeitsgruppe stellt eine Besonderheit dar. Ihre Aufgabe besteht darin, bibliothekarische Arbeitsprozesse zu analysieren und Vorschläge zu erarbeiten, wie die EDV-Technologie zum Vorteile der Benutzer, aber auch zur Verbesserung der Arbeitsorganisation eingesetzt werden kann. Es geht also um die Weiterentwicklung der Bibliothek als elektronische Arbeits- und Benutzungsumgebung.

13 entspricht den Personalräten in Deutschland

14 vgl.: Kort verslag van de MT-vergadering UB, 22 juni 1999. Aktenzeichen: SB/05-07-99

15 vgl.: Bezoekersinformatie Universiteitsbibliotheek. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/bibliotheken/openub.html (Zugriff am: 24. Nov. 1999)

16 vgl.: Tarieven en diensten / Universiteitsbibliotheek Amsterdam. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1996. [Faltblatt]. 4 S.

17 übersetzt nach: Universiteitsbibliotheek Amsterdam : Gids voor bezoekers ; 1998 - 1999. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1998. S. 4

18 vgl.: Universiteitsbibliotheek Amsterdam : Gids voor bezoekers ; 1998 - 1999. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1998. S. 4

19 vgl.: Universiteitsbibliotheek Amsterdam : Gids voor bezoekers ; 1998 - 1999. Amsterdam: Universiteitsbibliotheek, 1998. S. 7

20 Vraag het de informatiespecialist. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/infobalie/formulier.html (Zugriff am: 24. Nov. 1999)

21 vgl.: UvAinbel : www.ic.uva.nl/uvainbel/ Universiteit van Amsterdam, Informatiseringscentrum. Amsterdam: Uva, 1999. [Faltblatt]. [5] S.

22 Digitale bibliotheek. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/digitalebib/ (Zugriff am: 24. Nov. 1999)

23 Hoogendoorn, Adriaan; Dirk Sikkel: De dienstverlening van de Bibliotheken van de Universiteit van Amsterdam : eindrapport ; 12 oktober 1998. Tilburg : Economisch Instituut, 1998. S. 20

24 vgl. zu diesem Thema: IC gids cursussen / Informatiseringscentrum. Najaar 1999. Amsterdam: Universiteit van Amsterdam, 1999. S. 15 - 22

25 siehe hierzu: De lerende bibliotheek / Stichting Gemeenschappelijke Opleiding voor Archief, Bibliotheek, Documentatie en Informatiebewerking. Den Haag: Stichting GO, [1997]. 7 S. // De lerende bibliotheek (1997). [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/projecten/edu.html#lerend (Zugriff am: 25. Nov. 1999) // Boekhorst, Albert; Maarten van Veen: De lerende bibliotheek : omgaan met veranderingen ; (Verschenen in: Informatie professional : magazijn voor informatiewerkers. ISSN 1385-5328. Issue 9 (1998) vol. 2, p. 34 - 35). In: Welkom op de Home Page van Albert Boekhorst. [Web-Dokument] URL: http://www.hum.uva.nl/akb/ (Zugriff am: 25.11.1999). Link: Publicaties

26 übersetzt nach: De lerende bibliotheek / Stichting Gemeenschappelijke Opleiding voor Archief, Bibliotheek, Documentatie en Informatiebewerking. Den Haag: Stichting GO, [1997]. S. 6 und 7

27 Lezingencyclus: de digitale bibliotheek & elektronische dienstverlening. [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/projecten/edu.html#eduba (Zugriff am: 26. Nov. 1999)

28 URL: http://www.afk.nl/

29 Kabakov, Ilya: The old reading room : an installation in the Doelenzaal in Amsterdam. [Amsterdam]: Vossiuspers AUP, [1999]. 35 S. ISBN 90-5629-069-X

30 URL: http://www.ic.uva.nl:80/uvalink/

31 URL: http://www.konbib.nl/dutchess.ned/

32 DutchESS, voorheen NBW (1997). [Web-Dokument] URL: http://www.uba.uva.nl/nl/projecten/ontsluit.html#nbw (Zugriff am: 26. Nov. 1999)

33 URL: http://www.adamnet.nl/

34 Koning, Azim: Overzicht gebruik AdamNet-homepages 4e kwartaal 1998. Amsterdam: AdamNet, 15 mart 1999. 1 Bl.

35 siehe auch: Metamorfoze. Den Haag: Koninklijke Bibliotheek, Bureau Conservering Bibliotheekmateriaal, [1999]. [Faltblatt]. [4] S. // Metamorfoze. [Web-Dokument] URL: http://www.konbib.nl/metamorfoze/ (Zugriff am: 26. Nov. 1999)

36 Homosaurus : lijst van gecontroleerde termen voor het ontsluiten van informatie over homoseksualiteit (m/v) en homo/lesbische studies ; een project van Homodok en Anna Blamanhuis / Samengesteld door: Ko van Staalduinen ... Amsterdam [u.a.]: Homodok, 1997. IX, 278 S.


Stand: 05.01.2000
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