Rolf Griebel, Werner Reinhardt
Der 1995 erstmals publizierte Harrassowitz-Preisindex für Zeitschriften liegt nunmehr im dritten Jahr vor. Dem Hause Harrassowitz - der Geschäftsführung wie den beteiligten Mitarbeitern - ist für den geleisteten Arbeitsaufwand und die gute konstruktive Zusammenarbeit herzlich zu danken.
Erfassungsgrundlage und Vorbemerkungen
Die Prämissen des Index haben sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.
Der Zeitschriften-Preisindex umfaßt die in Deutschland, der Schweiz und Österreich erscheinenden, wissenschaftlich relevanten Zeitschriften. Er bezieht Titel in Print- und Mikroform wie als CD-ROM-Ausgabe ein. Eine klare Abgrenzung zwischen Zeitschriften und Jahrbüchern ist nicht gegeben; der weit überwiegende Teil der Jahrbücher ist wie in den Vorjahren nicht erfaßt. Die Kontinuität im Titelbestand ist gegeben: die Titelzahl liegt 1997 mit 4097 1,8 % bzw. 0,8 % niedriger als 1996 (4171) bzw. 1995 (4132). Insgesamt betrachtet können somit nennenswerte Veränderungen im Titelbestand ausgeschlossen werden. Wie in den Vorjahren darf davon ausgegangen werden, daß ein hoher Abdeckungsgrad der auf dem Markt angebotenen wissenschaftlich relevanten Verlagszeitschriften gegeben ist.
Der Zeitschriften-Preisindex basiert grundsätzlich auf dem Original-Verlagspreis einschließlich Versandkosten. Aufschläge jeder Art bleiben ausgeschlossen. Sofern Verlage einen gesonderten Exportpreis für Europa festsetzen, wurde allerdings - wie bereits in den Vorjahren - dieser zugrundegelegt. Soweit der Abonnementspreis für das Jahr 1997 noch nicht vorlag, wurde der Vorjahrespreis herangezogen.
Auswertung
Der Gesamtdurchschnittspreis der Zeitschriften erhöhte sich von DM 352,89 im Jahr 1996 um 7,5 % auf DM 373,19 DM im Jahr 1997. Im Jahr zuvor lag die Preissteigerung bei 7,3 %. Gegenüber 1995 (DM 328,99) ist ein Preisanstieg von insgesamt 15,3 % zu verzeichnen.
Der Preisanstieg der wissenschaftlich relevanten Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt damit weiterhin deutlich unter den Indexwerten im angloamerikanischen Raum wie in den Niederlanden. Für die wissenschaftlichen Zeitschriften in Großbritannien weist der Blackwell's Index im Jahr 1997 eine Preissteigerung von 11,8 % aus. Nach dem Ebsco Periodical Price Survey erhöhten sich die Preise der wissenschaftlichen Zeitschriften in den USA 1997 um 10,7 %. Für die Niederlande weist der Swets Serial Price Increases Report für das Jahr 1997 einen Anstieg von 13,2 % aus.
Betrachtet man die Preisentwicklung auf der Fächerebene, so liegt der Preisanstieg in 10 Fächern unter 5 %, in 6 Fächern zwischen 5 % und 10 %. In 9 Fächern übersteigt er die Marge von 10 %. In 7 Fächern ist ein Preisrückgang zu verzeichnen.
Bei der Preisentwicklung auf Fächerebene muß allerdings berücksichtigt werden, daß die Titelbasis in einer Reihe von Fächern sehr schmal ist, die jeweiligen Indexwerte mithin grundsätzlich für stärkere Schwankungen (Slawische Philologie!) anfällig sind. In den betreffenden Fächern kann der Wegfall bzw. das Hinzutreten von einigen wenigen Titeln auch zu einem Preisrückgang führen. In den 7 Fächern, die einen Preisrückgang aufweisen, liegt die Titelzahl unter 100, davon in 4 Fächern sogar unter 50.
Greift man größere Fächergruppen heraus, so liegt der Preisanstieg im Bereich der Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften in den Fächern Wirtschaft/Arbeit (310 Titel) und Recht (202 Titel) bei 3,7 % und 4,1 %. Der vergleichsweise hohe Anstieg im Fach Soziologie/Gesellschaft (163 Titel) von 8,7 % relativiert sich, legt man als Bezugsjahr 1995 zugrunde; die Preissteigerung gegenüber 1995 beträgt nur 4 %. Im Fach Politik/Verwaltung (206 Titel) erweisen sich die Preise mit einem Anstieg von 0,8 % als überdurchschnittlich stabil.
Im geisteswissenschaftlichen Fächerspektrum liegt der Preisanstieg im Fach Religion/Theologie (230 Titel) bei 5,2 %, in den Philologien (252 Titel, DBS-Fächer 31-37) bei 5 % und im Fach Geschichte/Archäologie (218 Titel) bei 1 %.
In den Naturwissenschaften (451 Titel) weist die Preissteigerung Indexwerte zwischen 9,9 % (Geowissenschaften) und 16 % (Chemie) auf. Lediglich im Fach Mathematik (63 Titel, Anstieg der Titelzahl: 5 %) liegt der Preisanstieg bei nur 0,7 %.
Eine weit überproportionale Preissteigerung von 13,7 % ist in den Ingenieurwissenschaften (458 Titel) zu verzeichnen, die nicht zuletzt auf einem relativ hohen Anteil von Titelzusammenlegungen (Rückgang der Titelzahl: 4,6 %) zurückzuführen ist. Während der Preisanstieg im Fach Land-/Hauswirtschaft (232 Titel) mit 9,7 % überdurchschnittlich hoch ist, liegt die Steigerung in Medizin/Tiermedizin (713 Titel) mit 3,7 % niedriger als der Anstieg des Gesamtdurchschnittspreises. Für das Fach Allgemeines (178 Titel: Rückgang der Titelzahl: 8,7%)weist der Index einen konstanten Preis aus.
Ein Blick auf die Preisstruktur der Zeitschriften im Jahr 1997 zeigt folgende Aufteilung nach Preisgruppen (Abb. 1). 62,3 % aller in dem Index erfaßten Zeitschriftentitel liegen in der Preisgruppe unter DM 200.- (1996: 64 %; 1995: 66 %), 7,8 % in der Preisgruppe über DM 1000.- (1996: 7 %; 1995: 6 %). Auf die Zeitschriften in der Preisgruppe bis DM 200.- entfällt 1997 ein Anteil von 14,9 % (1996: 16 %; 1995: 18 %) der finanziellen Aufwendungen für die Gesamtheit der Zeitschriftentitel. (Abb. 2). Demgegenüber erfordern die Titel, die oberhalb der Preisgrenze von DM 1000.- liegen, einen Anteil von 54,0 % (1996: 50%; 1995: 47,5 %) der Gesamtaufwendungen.
Abb. 3 und Abb. 4 zeigen die Preisstruktur in der Aufteilung nach den Fächergruppen. Die Durchschnittspreise der Zeitschriften entwickeln sich innerhalb des Fächerspektrums immer weiter auseinander. Während der Durchschnittspreis der Zeitschriften in den Geisteswissenschaften 1997 bei DM 103,71 liegt, erreicht er in den Naturwissenschaften DM 1125,80. In Ingenieurwissenschaften/Architektur und in Medizin/Tiermedizin liegt er mit DM 540,83 und DM 461,94 mehr als doppelt so hoch wie in den Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften mit DM 201,17.
Für 1138 Zeitschriften in den Geisteswissenschaften waren 1997 finanzielle Aufwendungen in Höhe von DM 118.024 erforderlich. Dagegen mußten 1997 für 451 naturwissenschaftliche Titel DM 507.735 bezahlt werden. Die Kostensteigerung beim Bezug aller geisteswissenschaftlichen Zeitschriften ist 1997 gegenüber dem Vorjahr auf ca. DM 5.200, bei den naturwissenschaftlichen Zeitschriften auf ca. DM 51.100 zu beziffern. Während auf die Zeitschriften in den Geisteswissenschaften (27,8 % aller Titel) 1997 ein Anteil von 7,6 % der Gesamtaufwendungen entfällt, erfordern die Zeitschriften in den Naturwissenschaften (11 % aller Titel ) 32,7 % der Ausgaben für das gesamte Zeitschriftenpaket.
Der auf den Daten der Firma Harrassowitz basierende Zeitschriften-Preisindex dokumentiert die Preisentwicklung und Preisstruktur des wissenschaftlichen Zeitschriftenmarktes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Indexwerte können unter Berücksichtigung der jeweils spezifischen Ausprägung des Erwerbungsprofils in den Bibliotheken für die Etatbedarfsermittlung, Etatplanung und Etatverteilung herangezogen werden. Dabei ist, worauf bereits im Vorjahr hingewiesen wurde, darauf zu achten, daß die Preissteigerung bei den für die wissenschaftlichen Bibliotheken besonders relevanten Titeln ("core-titles") höher liegen dürfte als die Steigerungsrate, die der Zeitschriften-Index als ungewichteter Index aufweist.
HARRASSOWITZ- Preisindex für Zeitschriften
in Zusammenarbeit mit der Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung