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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 97

Der Journal.Quick.Finder:

Ein origineller Katalog in der UB Konstanz

Gerhard Schmitz-Veltin

An der Bibliothek der Universität Konstanz erleichtert ein elektronischer Katalog mit Namen Journal.Quick.Finder (j.q.f) die Suche nach Zeitschriften. Es handelt sich um den Versuch, ein den erkennbaren Benutzerwünschen und den zu suchenden Medien optimal angepaßtes Instrument zu schaffen. Die Daten sind der Datenbank ZDB2 des Deutschen Bibliotheksinstituts entnommen. Der j.q.f läuft auf PCs mit mindestens 386er-Prozessor, aber auch auf einem Novell-Server (unter DOS). Seine vielfältigen Suchmöglichkeiten und Funktionen werden vorgestellt.

Die Suchmöglichkeiten

Wie bei entsprechenden Katalogen üblich, erlaubt der j.q.f die Suche nach Titelwörtern, Namen von Institutionen und Gesellschaften, ISSN, CODEN, Abkürzungen juristischer Zeitschriften, Verlagsorten, Verlagsnamen, Signaturen der Bibliothek und Kombinationen aller dieser Angaben.

Als Besonderheit kann die Suche nach jedem beliebig verkürzten Zitiertitel bezeichnet werden. Um es näher zu erläutern: Besteht der Zeitschriftentitel aus mehreren Wörtern, so kann jedes dieser Wörter unabhängig von den anderen beliebig verkürzt werden.

Das geht bis zu den Initialen herunter - mit und ohne Stoppwörter, mit und ohne Blanks, in Klein- und Großbuchstaben. Auf diese Weise findet man fast jedes Zitat! Die interne Datenstruktur ist auf diese Suchmöglichkeit abgestimmt: eine ultrakurze Anfrage nur nach Initialen wird zugleich am schnellsten beantwortet.

Beim Umsetzungsprozess wurden spezielle Abrufzeichen gesetzt; in der UB Konstanz gibt es welche für Sonderstandorte und für abbestellte und zeitlich begrenzt bestellte Zeitschriften. Sie sind mit jeder Suche kombinierbar. Außerdem ist jede Suche auf laufende Zeitschriften einschränkbar.

Gegenüber dem Bücher-OPAC - KOALA genannt - ist die Titelzahl mit 21.674 recht gering; das erlaubt, die Suche durch Verzicht auf die üblichen Feldbezeichnungen wesentlich zu vereinfachen. Nur eintippen, was man weiß, heißt die Parole.

Der j.q.f setzt insofern ein Zeichen benutzerfreundlicher Software, als er oft auch bei ungenauer Kenntnis des exakten Titels fündig wird und weitere sinnvolle Titel anzeigt (Browsing-Effekt). Dazu macht er ausgiebig von dem Instrument der automatischen Trunkierung Gebrauch, die sich bei Einzelwörtern auch abschalten läßt. Sogar, wer einen Zeitschriftentitel aus nur einem Wort sucht, hat eine Chance: "science!!" z.B. lautet die Eingabe.

Die Anzeige der Daten

Die Anzeige erfolgt komprimiert und übersichtlich in 2 bis 4 Zeilen pro Titel, 5 Titeln pro Bildschirm und nach Signaturen sortiert. Laufende Zeitschriften sind wegen ihrer Bedeutung in der Benutzung farblich gegenüber abgeschlossenen hervorgehoben.

Tippt man die laufende Nummer dieser bisweilen verkürzten Anzeige ein, dann erscheint die Vollanzeige der Originaldaten der Zeitschriften-Datenbank. So findet man auch lange Bestandsangaben und evtl. Vorgänger- und Nachfolge-Titel.

Das Ergebnis einer Suche kann man auf einer Diskette speichern oder - falls vorhanden - auf einen Drucker leiten. So können z.B. Studenten eine Datei mit den laufenden Zeitschriften ihres Studienfaches mit nach Hause nehmen und z.B. die Bibliothek eine Liste aller Zeitschriften eines Verlages erstellen.

Die neue MEM-Funktion

Seit Januar 1997 hat der j.q.f eine weitere Besonderheit: die Memory-Funktion. Sie muß sich als Angebot an Bibliothek und Benutzer erst noch behaupten. Mit ihr kann jeder Benutzer und jeder Mitarbeiter der Bibliothek eigene Notizen den Zeitschriftentiteln hinzufügen. Diese einzeiligen Annotationen werden in Dateien auf einem Laufwerk des Benutzers gespeichert und sind - farblich abgesetzt - nur für ihn sichtbar.

Beim Einschalten der MEM-Funktion wird die Anzahl der Titel pro Bildschirm von 5 auf 4 reduziert. Reicht die eine zusätzliche Zeile pro Titel nicht aus, können zunächst Abkürzungen helfen, und, wenn auch das nicht reicht, lassen sich die Daten inhaltlich auf mehrere Dateien aufteilen.

Die Einträge kann man innerhalb des j.q.f korrigieren, hinzufügen oder Löschen; außerhalb des j.q.f läßt sich die MEM-Datei mit jedem Texteditor bearbeiten. Da die Verknüpfung zwischen dieser Datei und den Zeitschriftentiteln über die ISSN erfolgt, versagt die MEM-Funktion bei den wenigen Titeln, die keine ISSN haben.

In einem Netzwerk läßt sich eine öffentliche schreibgeschützte MEM-Datei automatisch öffnen. So können z.B. Zeitschriften- und Einbandstelle der Bibliothek beliebige titelbezogene Mitteilungen allgemein bekannt machen. Geschaffen wurde die MEM-Funktion, um interne Daten über laufende Abonnements zu erfassen. Dazu können z.B. Fachreferenten in einem Netzwerk auch eine einzige Datei gemeinsam nutzen.

Rückblick und Ausblick

Die Anfänge des j.q.f liegen vier Jahre zurück. Damals enthielt er nur die naturwissenschaftlichen Zeitschriften, und die Titel mußten per Hand eingegeben werden. Entwurf und Realisierung als ablauffähiges Programm sind das Ergebnis einer langen Entwicklungsarbeit.

Ein altes Ziel kann mit dem j.q.f als erreicht gelten: im Anschluß an eine beliebige Literaturrecherche läßt sich jetzt sehr schnell feststellen, ob die Bibliothek die Bände einer gesuchten Zeitschrift besitzt oder nicht. Es erscheint kaum lohnend, die Datensätze einer Recherche durch ein Sonderprogramm automatisch auf den Besitz der Bibliothek hin zu überprüfen.

Wie erwähnt, leitet der j.q.f seine Daten aus der ZDB2 des Deutschen Bibliotheksinstituts ab. Diese Datenbank kann Signaturen und Bestandsangaben nur einer einzigen Bibliothek anzeigen. Es ist sehr zu hoffen, daß die ZDB2 öfter als bisher aktualisiert wird und der j.q.f. frische Daten bekommt.

In Zukunft werden Zeitschriftenkataloge auch Internet-Adressen und bibliotheksspezifische Zugangsdaten enthalten müssen. MEM-Dateien mit diesen Angaben sind ein möglicher Schritt auf dem Weg, den Volltext einer Zeitschrift direkt im Internet ansteuern zu können. Um das zu leisten, mußte der j.q.f in einer auf Internet-Servern lauffähigen Sprache neu programmiert werden.

Eine voll funktionsfähige Demo-Version des j.q.f ist für DM 20,- erhältlich bei: BSV, Waldstr. 11, 78465 Konstanz.
(E-Mail-Adresse des Autors: Gerhard.Schmitz-Veltin@uni-konstanz.de)


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