Katrin Pieschel
Bereits zum dritten Mal hat der EDV-Beratungsdienst des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) 1996 seine Umfrage in Öffentlichen Bibliotheken zum EDV-Einsatz durchgeführt. Hintergrund dieser regelmäßigen Umfrage ist die wachsende Anzahl von Anfragen an den EDV-Beratungsdienst nach Bibliotheken, die ein bestimmtes Bibliothekssystem einsetzen. Aber auch Anfragen nach einer bestimmten Hardwareausstattung, z.B. CD-ROM-Einsatz, vorhandenen Scannern, Anschlüssen für Datenkommunikation, PC-Netzen etc., lassen sich damit beantworten. Es war und ist aber nicht Anliegen einer solchen Umfrage, alle Öffentlichen und Spezialbibliotheken vollständig zu erfassen.
In der vorliegenden Form liefert die vorhandene Datenbasis viele Möglichkeiten, Anwenderbibliotheken unter verschiedensten Aspekten wie Bestandsgröße, Einsatz bestimmter Module, nach Städten bzw. Regionen usw. zu ermitteln. Für die anfragenden Bibliotheken besteht dadurch die Möglichkeit, Erfahrungen von Anwendern aus der Praxis bei der eigenen Entscheidungsfindung für ein bestimmtes System zu berücksichtigen.
Wurden bei den ersten beiden Umfragen auch Spezialbibliotheken berücksichtigt, so sind mit der neuen Umfrage nur Öffentliche Bibliotheken erfaßt worden. Der Datenpool umfaßt jetzt insgesamt 1.083 Bibliotheken, davon 799 Öffentliche und 284 Spezialbibliotheken (vgl. Bibliotheksdienst 27(1993)12 S. 1914 ff; Bibliotheksdienst 29(1995)2 S. 328 ff). Bei der Kumulierung des Datenbestandes werden immer die neuesten Umfragedaten erfaßt, d.h., wird als Umfragejahr 1992 ausgewiesen, so hat die betreffende Bibliothek 1994 und 1996 keinen ausgefüllten Fragebogen zurückgeschickt.
Mit der diesjährigen Umfrage wurden 2.206 Fragebögen an Öffentliche Bibliotheken verschickt. Die Rücklaufquote betrug 1.154 Fragebögen (= 52 %). Davon meldeten 691 Fragebögen (= 60 %) "mit EDV-Einsatz" und 463 Fragebögen (= 40 %) "ohne EDV-Einsatz". In den 691 Bibliotheken der ersten Gruppe werden 32 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme mit folgender Häufigkeit eingesetzt:
Plazierung der EDV-Bibliothekssysteme in Öffentlichen Bibliotheken 1996
Platz | System | Anwendungen | Einplatzanw. | Mehrplatzanw. |
---|---|---|---|---|
1. | BIBLIOTHECA III | 102 | 20 | 82 |
2. | SISIS | 80 | 2 | 78 |
3. | BIAP | 77 | 21 | 56 |
4. | ALLEGRO-C | 75 | 34 | 41 |
5. | URICA | 42 | 1 | 41 |
6. | BIBLIS | 31 | 27 | 4 |
7. | BBCOM BIBDIA | 27 27 | 10 2 | 17 25 |
8. | BIS-LOK | 25 | 2 | 23 |
9. | BIS DATALIBRIS | 20 20 | 19 0 | 1 20 |
10. | WINÖB *) | 14 | 2 | 12 |
11. | BIBLIOMATIK LIBRARY 2000 | 12 12 | 9 0 | 3 12 |
12. | BASIS | 10 | 2 | 8 |
13. | ALS **) | 8 | 0 | 8 |
14. | BIBLIX | 6 | 1 | 5 |
15. | COMPRIS DOBIS/LIBIS | 5 5 | 2 0 | 3 5 |
16. | BIVIS | 4 | 0 | 4 |
17. | BIBLOS BUBIS LARS LITTERA THUEBIS | 2 2 2 2 2 | 1 0 1 2 0 | 1 2 1 0 2 |
18. | BIBAS BIBLIOMAC COMBO CSW-BUCH CTO-BIBLIO EASYLIB NAIB | 1 1 1 1 1 1 1 | 0 0 0 0 1 0 0 | 1 1 1 1 0 1 1 |
*) seit 1996 unter dem Produktnamen: Bibliotheca Win ÖB/WB
**) seit 1996 unter dem Produktnamen: Meritus
Eine Übersicht der Plazierung der am häufigsten eingesetzten Bibliothekssysteme für verschiedene Zeiträume zeigt folgende Grafik:
Gegenüber dem vorherigen Auswertungszeitraum (1992-1994 kumuliert) ergibt sich in der Spitzengruppe ein Tausch der drei erstplazierten Systeme: Bibliotheca III rückt auf den 1. Platz, BIAP auf den 2. Platz und SISIS auf den 3. Platz. Gravierende Verschiebungen nach hinten gab es für das System BASIS (Großrechnersystem) vom 6. auf den 14. Platz. Aufholen konnten dagegen folgende Systeme: BIBLIOMATIK vom 18. auf den 13. Platz, BBCOM vom 13. auf den 8. Platz und WINÖB (jetzt: Bibliotheca Win) von nicht vertreten auf den 12. Platz (nur 1996 betrachtet: 10. Platz).
Wie schon in den vorangegangenen Befragungen zeigt sich, daß in den Öffentlichen Bibliotheken eine breite Palette von EDV-Bibliothekssystemen mit unterschiedlichem Leistungsumfang eingesetzt wird. Bei der 1996er Umfrage waren es 32 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme, im Gesamtdatenbestand sind 65 verschiedene EDV-Bibliothekssysteme enthalten. Die Mehrfachanwendungen (ab 20) eines bestimmten EDV-Systems in Bibliotheken lassen sich auf 11 Systeme reduzieren (s.a. Tabelle).
Es bestätigt sich auch, wie schon bei der 1994er Umfrage, daß die Bibliotheksgröße (Bestand in Medieneinheiten) die Entscheidung für ein bestimmtes EDV-Bibliothekssystem beeinflußt:
Neben der guten Hardwareausstattung in den Bibliotheken (vgl. auch Bibliotheksdienst 29(1995)2 S. 328ff) wird deutlich, daß der Trend zum Einsatz von ausgewählten Hardwarekomponenten anhält. Gegenüber dem vorherigen Auswertungszeitraum (1992-1994 kumuliert) hat sich, für den gesamten Zeitraum (1992-1996 kumuliert) betrachtet, bei den folgenden 3 Komponenten der Einsatz mehr als verdoppelt:
Betrachtet man den Einsatz einzelner Module, so zeigt sich, daß die Tendenz für den Einsatz der Module Ausleihe, Erwerbung, Katalogisierung und OPAC steigend ist:
Besonders deutlich wird das beim Angebot von OPACs.
Folgende Zahlen aus der 1996er Umfrage verdeutlichen das:
1 bis 3 OPACs: ( 83 % aller Bibliotheken; 4 bis 8 OPACs: ( 11 % aller Bibliotheken; 9 bis 20 OPACs: ( 6 % aller Bibliotheken; 145 OPACs: Spitzenwert.
Differenziert man die Verteilung der OPACs nach Kinder- und Erwachsenen-OPACs, so ergibt sich folgendes Bild:
Anzahl Kinder-OPACs | in % | Anzahl Erwachsenen-OPACs | in % |
---|---|---|---|
1 | = 82 % | 1 bis 3 | = 87 % |
2 bis 5 | = 17 % | 4 bis 8 | = 9 % |
35 Spitzenwert | - | 10 bis 12 110 Spitzenwert | = 3 % |
Soweit die wichtigsten quantitativen Aussagen und Ergebnisse der 1996er Auswertung. Neben der Nennung von Anwenderbibliotheken zu einem bestimmten EDV-Bibliothekssystem (auf der Basis der erfaßten Fragebögen) bietet der EDV-Beratungsdienst allen Interessenten den Gesamtdatenbestand (1992-1996 kumuliert) auf einer Diskette an. Zum Lieferumfang gehört außerdem das Rechercheprogramm BIBSOFT und eine kurze Systembeschreibung. Alle genannten und weitere Daten sind auf dieser Diskette verfügbar.
Programmdiskette BIBSOFT
Mit dem Rechercheprogramm BIBSOFT kann nach folgenden Kriterien recherchiert werden:
Folgende Voraussetzungen sind für den Einsatz des Programms BIBSOFT erforderlich:
Allen Bibliotheken, die sich die Mühe gemacht haben, den Fragebogen auszufüllen und zurückzusenden, sei an dieser Stelle noch einmal besonders gedankt.