Beratung Hierarchiestufe hoeher
Montpellier und Nancy
Impressionen von einer vierwöchigen Studienreise
in Frankreich vom 11.10.1999 bis 05.11.1999

Im Herbst 1999 hatte ich die Möglichkeit, einen insgesamt vierwöchigen Studienaufenthalt in Frankreich zu verbringen. Organisiert wurde dieser Fachaufenthalt einerseits von der Bibliothekarischen Auslandsstelle (BA) des Deutschen Bibliotheksinstituts in Berlin1) und andererseits von der "Sous-Direction des Bibliothèques et de la Documentation" des "Ministère de l'Education Nationale, de la Recherche et de la Technologie" (im weiteren Verlauf als "Ministerium" bezeichnet) in Paris.2)
Ein herzlicher Dank geht auch deshalb an meine beiden Kontaktpersonen, Frau Courzakis (BA Berlin) und Mme Mathieu (Ministerium Paris), die meine Studienreise sehr gut vorbereitet und ein für mich sehr interessantes und informatives Programm zusammengestellt haben.
Mich interessierte vor allem die Erwerbung, Bereitstellung und interne Bearbeitung elektronischer Dokumente in den von mir besuchten Bibliotheken und Einrichtungen, da ich mich zur Zeit mit diesem Thema innerhalb unserer Bibliothek, der NSUB Göttingen, intensiv auseinander setze und beschäftige.
Der Besuch in der französischen PICA-Verbundzentrale war ebenfalls sehr aufschlussreich und informativ, da unsere Bibliothek seit Jahren in einem PICA-Bibliotheksverbund arbeitet und der Einsatz des "eigenen" Bibliotheksverwaltungssystems im Ausland recht interessante Einblicke und Erfahrungen vermittelte.

Der Aufenthalt begann am 11.10.1999 beim Ministerium in Paris. Dort erhielt ich eine kurze Einführung und eine allgemeine Präsentation der Aufgabenbereiche der "Sous-Direction des Bibliothèques et de la Documentation" des Ministeriums. Anschließend fuhr ich zunächst für zwei Wochen nach Montpellier und danach für ebenfalls zwei Wochen nach Nancy.

1. ABES : Implementierung des neuen PICA-Verbundsystemes in den französischen Universitätsbibliotheken

Die erste Woche meines Fachaufenthaltes verbrachte ich bei ABES (L'Agence bibliographique de l'enseignement supérieur) in Montpellier.3)
ABES wurde am 24.10.1994 als autonome Einrichtung gegründet und ist, wie die Universitätsbibliotheken, dem Ministerium (s.o.) zugeordnet.
ABES ist die Verbundzentrale für die französischen Hochschulbibliotheken und hat folgende Aufgaben:

  1. Unterhaltung des edv-gestützten Bibliotheksverbundsystems (Datenpflege, Dublettenkontrolle, Entwicklung neuer Applikationen, Beratung der beteiligten Verbundbibliotheken, …)
  2. Nachweis aller Bestände der französischen Hochschulbibliotheken
  3. Normierung im Bereich Katalogisierung und Sacherschließung
  4. Veröffentlichung von Katalogen, Bibliographien aus den von ABES verwalteten Datenbanken und Katalogen

1.1. Die derzeitige Katalogsituation

Zur Zeit existieren noch unterschiedliche Datenbanken oder Kataloge für den Nachweis der unterschiedlichen Veröffentlichungen im Bereich der französischen Hochschulbibliotheken. Die Verwaltung, Pflege und Aktualisierung dieser verschiedenen Datenbanken gehört zu den Aufgaben von ABES:

a) Der "Pancatalogue"

Über den "Pancatalogue" werden alle Monographien der französischen Hochschulbibliotheken (ohne Dissertationen) nachgewiesen. Diese Datenbank besteht seit 1991 und enthält mittlerweile ca. 3,5 Millionen Titel mit 6 Millionen Besitznachweisen.
Die Titel werden von ca. 80 Hochschulbibliotheken über unterschiedliche Systeme erfasst (BN-OPALE, OCLC, SIBIL France). Bei ABES werden alle Einträge aus diesen drei unterschiedlichen Quellen zum "Pancatalogue" vereinigt. Der Pancatalogue ist nicht "2000-fähig" und seine Produktion wird Ende 1999 eingestellt.
Die Quelldaten werden komplett in den neuen PICA-Verbundkatalog überführt.

b) Der "Catalogue collectif des publications en série" (CCNPS)

Der CCNPS ist mit der deutschen Zeitschriftendatenbank vergleichbar. Er weist mehr als 670 000 Zeitschriften nach und liefert die Besitznachweise für 2930 Bibliotheken oder Dokumentationseinrichtungen.
Es gibt ein nationales Zentrum und 34 regionale Zentren für den CCNPS. ABES ist die nationale Zentrale des CCNPS und betreibt die Datenpflege. Ferner ist ABES in der Aus- und Weiterbildung der Regionalzentren aktiv. ABES veröffentlicht auf Wunsch einzelner Bibliotheken oder auch Regionalzentren Teilkataloge des CCNPS, z.B. die Bestände eines Departements oder der B.I.U. Montpellier. Die Teilnehmer können diese Kataloge sowohl in Papierform als auch als Datei via FTP oder als CD-ROM erhalten.
Ausserdem publiziert ABES das "Répertoire des bibliothèques du réseau CCNPS" in Papierform und als Datenbank. Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis aller am CCNPS beteiligten Institutionen mit deren Adressen, Öffnungszeiten, verschiedenen Dienstleistungen. Jede Institution hat eine bestimmte Identnummer, die auch im Leihverkehr als Sigel verwendet wird. Über ABES können auch Titelkataloge dieses Verzeichnisses, bestimmte Adresskataloge oder auch Etiketten angefordert werden.

Für den CCNPS werden die von den nationalen Zentren für ISSN oder die vom internationalen Zentrum für ISSN erstellten Titelaufnahmen (TA) genutzt.
Es besteht keine Möglichkeit der Direkteingabe von bibliographischen Daten seitens der Bibliotheken. Wenn bereits TA existieren können ca. 700 Bibliotheken ihre lokalen Daten direkt anhängen. Ansonsten erfolgt die Eingabe der TA über die regionalen Zentren, die die Meldungen von den jeweils zugeordneten Bibliotheken über ein Erfassungsformular (Papierform) und Titelblattkopien erhalten.

Der CCNPS ist zugänglich über MINITEL, Telnet und über die in Zusammenarbeit mit Chadwyck-Healey erstellte CD-ROM "Myriade". Er kann lediglich als Rechercheinstrument genutzt werden und hat keinerlei Bestellfunktionen.

Die beteiligten Bibliotheken arbeiten derzeit noch zweigleisig: sie weisen ihre Zeitschriften sowohl im CCNPS als auch in ihrem lokalen Bibliothekssystem nach. Um doppelte Erfassungsarbeiten zu vermeiden ist es allerdings möglich, über ABES Downloads für den eigenen Bestand via FTP oder CD-ROM zu erhalten.

Im CCNPS werden grundsätzlich nur die ausleihbaren Zeitschriftenbestände erfasst.
Zur Zeit enthält der CCNPS ca. 3100 Online-Zeitschriften, es handelt sich hierbei um TA aus den ISSN-Zentren, die nur sehr selten Besitznachweise enthalten. Momentan wird auch auf die Angabe der URL verzichtet, da man vor der Umstellung auf PICA keine neuen Felder mehr im alten System definieren wollte.

Im Juni 2000 soll der gesamte CCNPS in das neue PICA-Verbundsystem überführt werden. Ca. 300 Bibliotheken werden dann über einen direkten Zugang sowohl bibliographische als auch lokale Daten direkt eingeben können. Die anderen Bibliotheken werden wie vorher ihre Daten über Formulare erfassen, die dann von den regionalen Zentren eingegeben werden.

c) "Téléthèses"

Die Datenbank "Téléthèses" besteht seit 1985 und dient als Nachweisinstrument für alle französischen Dissertationen. Sie enthält Dissertationen aller Disziplinen seit 1972 (für die Medizin seit 1983). Mittlerweile umfasst sie ca. 335.000 Einträge, wobei jährlich ca. 20.000 Dissertationen hinzukommen.
Die Erfassung der Dissertationen erfolgt ähnlich wie beim CCNPS über spezielle Erfassungsformulare. Dabei werden die bibliographischen Daten sowie ein französisches und englisches Abstrakt vom Doktoranden selbst eingetragen, die Indexierung erfolgt über die Bibliothek (Geisteswissenschaften) oder spezielle Erfassungszentren. Es gibt drei Erfassungszentren:

ABES für Literatur- und Geisteswissenschaften
Institut Nationale de l'Information Scientifique et Technique = INIST
für Naturwissenschaften
Bibliothèque Interuniversitaire de Clermont-Ferand für Medizin

Die Doktoranden sind verpflichtet, 3 Papierexemplare bei der jeweiligen Universitätsbibliothek abzugeben. Ein Exemplar dient als Archivexemplar, ein Exemplar steht für den Leihverkehr zur Verfügung, ein Exemplar wird zur Mikroverfichung an eines der beiden nationalen Reproduktionszentren Lille oder Grenoble geschickt.

Die Datenbank ist über Internet/ Renater, Minitel erreichbar oder als CD-ROM- Version unter dem Titel "Docthèses" erhältlich. Bisher ist die Nutzung kostenflichtig.
Die Datenbank wird am 31.12.1999 geschlossen, da sie erstens nicht "2000-fähig" ist und zweitens komplett in den neuen PICA-Zentralkatalog integriert wird.

d) Der "Prêt entre bibliothèques" (Peb) = das Fernleihsystem

Das Fernleihsystem ist mit dem "Pancatalogue" sowie mit den Datenbanken CCNPS und Téléthèses verknüpft, sodass alle in den französischen Hochschulbibliotheken vorhandenen Materialien auch über das Fernleihsystem recherchierbar sind. Die verschiedenen Datenbanken müssen allerdings einzeln konsultiert werden, da keine gemeinsame Suchoberfläche vorhanden ist.
Die Bibliotheksbenutzer füllen nach ihrer Recherche im lokalen Bibliothekskatalog einen Fernleihschein aus, der 5 FF kostet. Die Benutzerangaben werden vom Bibliothekspersonal überprüft und dann in das Fernleihsystem eingegeben. Eine Direktbestellung oder Direkteingabe der Daten durch den Endnutzer ist nicht möglich.

Wenn ihre Bestellung positiv erledigt werden kann, müssen sie mindestens weitere 15 FF für die Portokosten bezahlen, da in Frankreich kein Büchertransportsystem wie in Deutschland existiert. Insofern sind pro Fernleihbestellung mindestens 20 FF zu entrichten, was sehr teuer ist. Mittlerweile gibt es die Windowsversion "PebNet", die nicht nur die Abwicklung der aktiven und passiven Fernleihe, sondern auch die Konfiguration einer lokalen Datenbank ermöglicht, über die sämtliche Nutzerdaten verwaltet werden können, Rechnungen erstellt und lokale Statistiken ausgegeben werden können.
Ca. 300 Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen arbeiten mit dem Ferleihsystem Peb (davon 160 Einrichtungen bereits mit PebNet) und wickeln innerhalb eines Jahres ca. 600.000 Bestellungen ab.
Die Version "Peb en-ligne" wird auch Ende des Jahres eingestellt, da sie nicht "2000-fähig" ist. Die Version "Peb-Net" bleibt weiterhin bestehen und wird mit dem PICA Fernleihsystem verknüpft (s.u.)

e) Répertoire d'autorités matière encyclopédique, alphabétique et unifié (RAMEAU) = für die normierte Sacherschließung

Der "RAMEAU" ist die französische Schlagwortnormdatei und somit eine Datenbank zur normierten Sacherschließung. Die technische Verwaltung der Datenbank ist Aufgabe von ABES, während die intellektuelle Normierungsarbeit und –kontrolle von der BNF und sechs weiteren Sondersammelgebietsbibliotheken geleistet wird. Die Aktualisierung des RAMEAU erfolgt vierzehntägig. Die Datenbank enthält mittlerweile ca. 170.000 Normdateneinträge. Zukünftig wird der RAMEAU allerdings auch von der BNF veröffentlicht werden und nicht weiter von ABES.

Die französischen Hochschulbibliotheken haben zwar die Möglichkeit, mit den oben beschriebenen unterschiedlichen Nachweisinstrumenten ihre Formal- und Sacherschließung zu betreiben, aber es fehlt ein integriertes System mit einer einheitlichen Benutzeroberfläche. Ein weiteres Problem ist die Redundanz der Informationen, da ein Dokument in verschiedenen Datenbanken nachgewiesen werden kann.
Durch die Heterogenität der Benutzeroberfläche der einzelnen Datenbanken sind bisher Kenntnisse der unterschiedlichsten Retrievalmöglichkeiten erforderlich. Ferner existiert ein Bruch zwischen der Recherche eines Dokumentes und dem endgültigen Zugang zum Dokument.
Die Suche in den unterschiedlichen Datenbanken bedeutet sowohl für das Bibliothekspersonal als auch für den Endnutzer einen enormen Zeitverlust. Darüber hinaus gab es Probleme bei der Pflege und Unterhaltung der verschiedenen Datenbanken und ABES hätte grosse technische Veränderungen vornehmen müssen, um für alle Datenbanken den Übergang in das Jahr 2000 zu realisieren.

Aus diesem Grunde wurde ABES im Januar 1996 vom Ministerium beauftragt, ein Bibliotheks- system zu finden, was die Integration der bisher bestehenden Datenbanken erlaubt und eine einheitliche Benutzeroberfläche für alle Dienste bietet.

1.2. Das neue Bibliotheksverbundsystem: Le Système Universitaire de documentation (SU)4)

Nach der auch in Frankreich üblichen öffentlichen Ausschreibung fiel die Wahl im Januar 1997 auf das PICA-System. Allerdings übernehmen die französischen Hochschulbibliotheken nur das PICA-Zentralsystem (CBS) mit den für sie erforderlichen Anpassungen und nicht das PICA-Lokalsystem (LBS), d.h. sie behalten die bei ihnen bereits implementierten lokalen Systeme (z.B. ALEPH für die Bibliothèque Interuniversitaire de Montpellier). Im PICA-Zentralsystem wird die Verbundkatalogisierung erfolgen, nachdem alle Titelauf-nahmen aus den o.a. Datenbanken in den PICA-Zentralkatalog überführt worden sind. Die Katalogisierung wird im Format Unimarc erfolgen, was bereits viele Hochschulbibliotheken in ihren anderen Systemen verwenden.

1.2.1. Datenkonvertierung

Zur Zeit wird von ABES der PICA-Zentralkatalog aufgebaut. Die Konvertierung der Quelldaten erfolgt in mehreren Schritten. Die in fünf verschiedenen Formaten vorliegenden Daten werden nach und nach in das interne PICA+-Format umgesetzt. Dabei wird jeweils überprüft, ob der Titel bereits in der zentralen Datenbank vorhanden ist. Ein von ABES und PICA erarbeitetes Dublettenprüfprogramm vergleicht die jeweils dublett vorhandenen Titel. Sind alle Kriterien erfüllt werden die TA automatisch zusammengemischt. Um keine Informationen zu verlieren, wird die Ziel-TA mit eventuell in den Dubletten vorhandenen zusätzlichen Informationen angereichert (z.B. Sacherschließungsangaben). Ausserdem sollen möglichst viele TA mit Normdatensätzen verknüpft werden. Kann über das Dublettenprogramm nicht eindeutig festgestellt werden, ob die Titel dublett sind, werden die TA gekennzeichnet, aber nicht fusioniert. Hier ist dann eine intellektuelle Nachbearbeitung erforderlich. Das für die Katalogisierung verwendete Format ist Unimarc. Die Bibliotheken können für ihre lokalen Systeme die Daten entweder im Unimarc-Format oder in US-MARC erhalten. Nach der Konvertierung sämtlicher Daten wird der neue PICA-Zentralkatalog ca. 3,5 Mio. TA enthalten. Bisher gibt es ca. 280.000 Dubletten, die manuell nachbearbeitet werden müssen. Ferner werden ca. 800.000 Normdatensätze (Autoren, Körperschaften, Sacherschließung) enthalten sein.

1.2.2. Probleme beim Systemwechsel

Der zunächst von ABES vorgesehene Zeitplan konnte nicht eingehalten werden. Die Realisierung der bisher erfolgten Arbeiten hat ein halbes Jahr länger gedauert, als erwartet. Die Konvertierung der sehr heterogenen Datenquellen hat mehr Zeit erfordert, als zunächst geplant.

Im Mai 1999 erhielt ABES von der PICA-Zentrale inLeiden5) die erste Testversion, die jedoch auf Grund grösserer Mängel nicht akzeptiert werden konnte. Ende September wurde die zweite Testversion geschickt, die momentan von ABES auf ihre Funktionalität hin für zwei Monate getestet wird. Das PICA-Fernleihsystem bereitet den Franzosen grosse Probleme:
Die Zahl von ILN's (International Library Numbers) ist im PICA-Fernleihsystem derzeit auf 256 begrenzt. Die Franzosen möchten aber ihre starke Differenzierung für den Nachweis der lokalen Bestände weiterhin behalten. In dem von ABES publizierten "Répertoire des bibliothèques du réseau du CCNPS" sind ca. 3000 Bibliotheken oder Dokumentationseinrichtungen nachgewiesen und alle Einrichtungen haben eine eigene Identnummer, die als Fernleihsigel verwendet wird.
Es musste eine Verbindung zwischen den PICA-ILN-Nummern und den Identnummern des "Répertoire" (RBCCN) geschaffen werden, was aufwändige Programmierungsarbeiten verursachte. Jede Bibliotheksverwaltungseinheit erhält eine ILN, z.B. die Bibliothèque Interuniversitaire de Montpellier oder ein Regionalzentrum des CCNPS.
Die einzelnen Einrichtungen, z.B. die "Bibliothèque Universitaire des Lettres de Montpellier" behalten ihre RBCCNs, die den jeweiligen PICA-ILN's zugeordnet wurden. Sämtliche Angaben des "Répertoire" sind somit in den PICA-Zentralkatalog integriert worden und können von den Nutzern recherchiert werden.
Ferner musste die Datenbank PebNet mit dem PICA-Fernleihsystem verknüpft werden. Trotz der mittlerweile vorhandenen internationalen Standards musste sehr viel "Handarbeit" geleistet werden, was auch zu Verzögerungen im Zeitplan geführt hat.

1.2.3. Katalogisierung

Die Verbundbibliotheken werden zukünftig gemeinsam und arbeitsteilig im PICA-Zentralkatalog katalogisieren. Ziel dabei ist, eine möglichst hohe Quote an Fremddatenübernahmen zu realisieren (85%). Man rechnet damit, dass nur 15% der Titelaufnahmen echte Eigenkatalogisate sein werden.
Der Einkauf von Fremddaten wird zentral über ABES erfolgen. Für die Eingabe der Titelaufnahmen hat ABES unterschiedliche Modi entwickelt:

a) Der Expertenmodus

Der Experte erhält keinerlei Vorgaben vom System, sondern lediglich einen leere, beschreibbare Bildschirmseite. Über Makros kann er sich seine Eingabemaske auch selbst gestalten.

b) Eingabemaske für codierte Daten

Der Katalogisierer findet einen geteilten Bildschirm vor. Die obere Hälfte enthält verschiedene Karteikartenblätter und Pulldownmenüs, mit deren Hilfe er die Eingabe von Codes in die entsprechenden Felder vornehmen kann. Die untere Hälfte dient der Eingabe der nicht codierten Kategorien.

c) Eingabemaske mit den Hauptkategorien über Makro

Hier erhält der Katalogisierer einen Bildschirm, der am linken Rand bereits die Hauptkategorien (Ziffern) enthält, die er dann ausfüllen muss.

d) Anfängermodus

Der Anfänger oder nur gelegentlich Katalogisierende erhält eine Eingabemaske, die alle Felder enthält. Es werden die Kategorienummer, aber auch die Beschreibung der Kategorie im Klartext angezeigt, sodass keine detaillierten Unimarc-Kenntnisse erforderlich sind, um die erforderlichen Angaben einzusetzen.

1.2.4. Datenaustausch zwischen PICA-Zentralkatalog und den lokalen Bibliotheks- systemen

Die Aktualisierung der Daten zwischen PICA-Zentralsystem und den in den lokalen Systemen der Bibliotheken kann auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen:

a) über FTP:

Dabei werden die innerhalb eines Tages vorgenommen Änderungen und Neuaufnahmen täglich über FTP an die lokalen Systeme der Bibliotheken geschickt. Sie können dabei wählen, ob sie nur die Änderungen, die ihren Bibliotheksbestand betreffen, in ihrem lokalen System aktualisieren wollen oder ob sie alle im Zentralsystem vorgenommenen Änderungen erhalten wollen.

b) über das PICA Updateprogramm "Online Update Fetch" (OUF)

Dieses Updateverfahren ermöglicht eine Aktualisierung der Daten in Echtzeit (real-time). Voraussetzung dabei ist allerdings, dass die Anbieter der lokalen Bibliothekssysteme (Ameritech, Geac, Ever, Sinorg) die OUF-Software in ihre lokalen Systeme integrieren. Die Bibliotheken müssen, wenn sie mit der OUF-Software arbeiten möchten, in Verhandlungen mit ihren Anbietern treten, dies erfolgt nicht über ABES.

Die Verknüpfung zwischen PICA-Zentralsystem und den lokalen Bibliothekssystemen erfolgt über die PICA-Produktionsnummer (PPN). Jede im Zentralsystem vorhandene Titelaufnahme erhält nach der Speicherung automatisch eine PPN, die somit als eindeutiges Identifikations- Merkmal dient.
Die Anbieter der lokalen Bibliothekssysteme müssen in ihren Systemen ein Feld zur Ablage der PPN einrichten, um die Verknüpfung zum Zentralsystem zu gewährleisten. Die Bibliotheken können die Daten in den Formaten Unimarc oder USMARC erhalten.

Aus dem PICA-Zentralsystem erhalten die Bibliotheken bibliographische Daten, Normdaten und Exemplardaten. Die Bibliotheken ihrerseits liefern nur aktualisierte Exemplardaten an das PICA-Zentralsystem.

1.2.5. Informationsveranstaltungen/Schulung der Mitarbeiter

ABES ist zur Zeit mit der Planung der erforderlichen Schulungsmassnahmen in den PICA-Bibliotheken beschäftigt. Es werden erste Versionen der verschiedenen Handbücher erstellt; z.B. zur Recherche im PICA-Zentralkatalog, zur Katalogisierung, zur Handhabung der für die Eingabe benötigten PCs.
Erste, allgemeine Informationsveranstaltungen werden von ABES-Mitarbeitern für die zukünftigen PICA-Bibliotheken gehalten. Dort werden das gesamte Verbundsystem mit seinen Funktionalitäten vorgestellt, der gegenwärtige Stand präsentiert und die Bibliotheken erhalten die Möglichkeit, Fragen zu den unterschiedlichsten Problembereichen zu stellen.
Es gibt regelmässige Treffen zwischen ABES, Vertretern von PICA und Vertretern der Pilotbibliotheken. Jede Pilotbibliothek hat in der Regel einen Koordinator oder lokalen Systemverwalter benannt, der der zentrale Ansprechpartner für ABES ist. Dieses Prinzip soll dann auch von den anderen Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen übernommen werden.
ABES wird ausserdem die Schulung von so genannten Multiplikatoren der einzelnen Bibliotheken vornehmen, d.h. jede Bibliothek wird einige Mitarbeiter zu Schulungen von ABES schicken, die dann ihrerseits ihre Kollegen in den Bibliotheken schulen werden.

Es gibt zahlreiche Dokumentationen zu ABES und dem neuen Bibliotheksverbundsystem. In der von ABES herausgegebenen Zeitschrift "Arabesque"6) wird regelmässig über das Verbundsystem berichtet, die verschiedenen Pilotbibliotheken stellen sich dort vor, die einzelnen Module werden erläutert.

Ausserdem gibt ABES das "Bulletin d'information mensuel sur le SU" heraus, wo monatlich über den Stand des Verbundsystems berichtet wird.7)

ABES hat ferner eine Diskussionsliste zum Verbundsystem eingerichtet, über die alle beteiligten Bibliotheken auch Fragen und Probleme austauschen können. (sumail@abes.fr)

1.2.6. Das Projekt WebDOC

Mit dem PICA-Modul WebDoc ist es möglich, einerseits elektronische Dokumente nachzuweisen und andererseits den direkten Zugang zum elektronischen Dokument zu realisieren.
Zur Erprobung wurde ein Testkatalog (WebCAT) für elektronische Dokumente ausserhalb des PICA-Zentralkatalogs eingerichtet:

Zusammensetzung des WebCAT:

Der WebCAT enthält unterschiedliche Quelldaten und weist nur elektronische Volltextdokumente nach ( Dissertationen, Zeitschriftenartikel, Veröffentlichungen der Universitäten, Abhandlungen, graue Literatur) Die Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen oder von unterschiedlichen Anbietern:

- aus der niederländischen Datenbank "WebCAT"; ca. 2000 TA
- aus der Datenbank "Téléthèses" für die im Reproduktionszentrum für Dissertationen in Lille digitalisierten Dissertationen ; ca. 20 TA
- von dem Verlag "EDP Sciences", der Titelaufnahmen für Zeitschriftenartikel im SGML-Format geliefert hat; ca. 20 TA
- Eigenkatalogisate der Universitätsbibliothek Marne-la-Vallée ; ca. 30 TA für Artikel,
Monographien und Zeitschriften
- Eingaben von ABES für unterschiedliche Web-Ressourcen, digitalisierte Dissertationen

Der so zusammengesetzte Test-WebCAT bildet die geeignete Voraussetzung für ABES und PICA, die Übernahme von Fremddaten, Konvertierung von Artikeldaten und die Verwaltung von eigenen elektronischen Ressourcen zu testen.

Die Katalogisierung erfolgt im Format Unimarc über gefelderte Eingabemasken oder –tabellen, wie auch im PICA-Zentralkatalog üblich.
Es sind allerdings auch noch Anpassungen des Formats Unimarc vorzunehmen, um die für elektronische Ressourcen erforderlichen Angaben ablegen zu können.

Die Angabe der Internetadresse (URL) erfolgt anders als im GBV Zentralkatalog : Bei frei zugänglichen Dokumenten wird die URL auf der bibliographischen Ebene abgelegt, während bei an Lizenzen gebundenen Dokumenten die Angabe der URL nur auf lokaler oder exemplarbezogener Ebene erfolgt. Auf diese Weise wird erreicht, dass nur die autorisierten Nutzer Zugriff zum Internetdokument bekommen.

Ausserdem besteht die Möglichkeit, die elektronischen Ressourcen nach Dublin Core zu katalogisieren. Auch hierfür gibt es einen gefelderten Eingabebildschirm. Dublin Core hat den Vorteil, dass die Eingabe auch von Personen ohne Katalogisierungs-kenntnisse erfolgen kann, z.B. den Autoren der elektronischen Dokumente. Angesichts der Flut von elektronischen Dokumenten ist die Eingabe von Metadaten durch die Autoren sicherlich wünschenswert, zumal auf Grund der knappen Personalressourcen eine Katalogisierung sämtlicher elektronischer Dokumente kaum realisiert werden kann.

Die über Dublin-Core erfassten Titelaufnahmen können automatisch in das Unimarc-Format konvertiert werden, allerdings können die Daten noch nicht 1:1 umgesetzt werden, da für einige Dublin-Core-Felder keine entsprechenden Unimarc-Felder existieren und es bei Dublin-Core z.B. keine Exemplarebene gibt.
Insofern sind noch recht zeitintensive Anpassungsarbeiten zu leisten und es wird zu evaluieren sein, ob eine Erfassung nach Dublin-Core überhaupt zu Arbeitsersparnissen führt.

Nach dieser Erprobungsphase8) soll der WebCAT komplett in den Zentralkatalog des PICA-Verbundsystems überführt werden. Dieser neue Zentralkalog soll Dokumente sämtlicher Materialarten und Publikationsformen enthalten und gleichzeitig auch dem Endnutzer den Zugriff auf das Dokument im Volltext bieten.

1.2.7. Zeitplan

Der derzeitige Zeitplan sieht vor, dass im Januar die Pilotphase beginnen soll. Die sieben Pilotbibliotheken Grenoble 2 und 3, Lille 3, Lyon 2, Nice Sophia Antipolis, Perpignan, Rennes 2 und der "Université du Maine" erhalten dann das PICA-System und beginnen sofort mit dem Echtbetrieb. Sie werden direkt von ihren früheren Katalogisierungssystemen auf PICA übergehen.
Die anderen Bibliotheken werden dann ab Herbst 2000 nach und nach dazukommen. 7 bis 8 Einrichtungen sollen pro Monat mit dem PICA-System ausgestattet werden. Insgesamt werden 110 Einrichtungen an 330 unterschiedlichen Standorten PICA übernehmen, ca. 1400 Nutzer müssen geschult und ca. 1800 Arbeitsplätze eingerichtet werden.
Die Bibliotheken erhalten das PICA-System als Windows-System, was eine entsprechend gut ausgestattete Hardware impliziert.
Der PICA-Zentralkatalog wird über das Internet mit einem handelsüblichen Browser kostenlos zugänglich sein. Dies ist eine erfreuliche Neuerung, da bisher viele Datenbanken von ABES kostenpflichtig für die Nutzer waren.

2. Bibliothèque Interuniversitaire de Montpellier

Die zweite Woche meines Fachaufenthaltes verbrachte ich in der "Bibliothèque Interuniversitaire de Montpellier" (B.I.U. Montpellier).

2.1. Struktur

Die B.I.U. Montpellier besteht aus einer Zentrale und acht verschiedenen Universitätsbibliotheken
Die acht Universitätsbibliotheken (B.U.) sind wiederum den drei in Montpellier vorhandenen Universitäten zugeordnet.

Zur Universität Montpellier I gehören:
- B.U. de Droit; Sciences économiques et gestion (Universitätsbibliothek [UB] für Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung)
- B.U. Médicine Centre Ville (UB für Medizin, nur 1. u. 2. Semester u. Altbestand, diese Bibliothek ist die älteste Medizinbibliothek in Frankreich)
- B.U. de Médicine Unité Pédagogique Medicale (UB für Medizin u. Medizinpädagogik, ab 3. Semester
- B.U. Médicine de Nimes (mit Spezialbestand für Akkupunktur)
- B.U. de Pharmacie (UB für Pharmazie)

Zur Universität Montpellier II gehört:

- B.U. des Sciences et Techniques (UB für Naturwissenschaften und Technik)

Zur Universität Montpellier III gehören:

- B.U. des Lettres et Sciences Humaines (UB für Literatur- und Geisteswissenschaften)
- B.U. Lettres et Droit du Centre Universitaire Vauban à Nîmes (UB für Geistes- und Rechtswissenschaften in Nîmes)

Die Bibliothekszentrale der B.I.U. ist verwaltungsmäßig der Universität Montpellier III zugeordnet.

2.2. Funktionsweise

2.2.1. Aufgaben und Funktionen der Bibliothekszentrale (B.I.U.)

Der Direktor der B.I.U. ist der leitende Bibliotheksdirektor der gesamten "Bibliothèque Interuniversitaire" und Vorgesetzter der Bibliotheksleiter der verschiedenen Universitätsbibliotheken.
In der B.I.U. gibt es eine zentrale Personalverwaltung für die ca. 160 Mitarbeiter. Die Bezahlung und Bearbeitung sämtlicher Rechnungen erfolgt zentral in der Rechnungsstelle der B.I.U.
In der B.I.U. befindet sich die zentrale EDV-Abteilung, die für die EDV-Ausstattung aller Universitätsbibliotheken und der Zentrale verantwortlich ist. Zur Zeit erfolgt ein Wechsel des lokalen Bibliothekssystems. Die B.I.U. Montpellier und alle dazugehörenden Bibliotheken werden das System ALEPH als lokales Bibliothekssystem übernehmen.
Sämtliche Anpassungsarbeiten, Tests und die Installierung des Systems erfolgen durch die zentrale EDV-Abteilung.
Bisher wurden das Ausleihsystem und die Nutzerverwaltung auf ALEPH umgestellt, das Erwerbungsmodul wird zur Zeit getestet und angepasst. Die B.I.U. besitzt eine zentrale Weiterbildungsstelle, betreibt die Öffentlichkeitsarbeit für alle Universitätsbibliotheken und kooperiert auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene mit bibliothekarischen und dokumentarischen Einrichtungen. Sie ist ferner ein regionales Zentrum für den CCNPS (s.o.), betreibt eine zentrale Restaurierungswerkstatt und eine Fotostelle mit der Möglichkeit, Mikroverfilmungen herzustellen.

Die Direktion der B.I.U. ist für die Erarbeitung, Planung und Überwachung des Etats zuständig. Die Leiter der Universitätsbibliotheken reichen die Entwürfe ihrer Haushaltspläne an die B.I.U. weiter, wo dann die Gesamtkalkulation und die Verteilung der Mittel auf die jeweiligen Universitätsbibliotheken erfolgt.

Die B.I.U. Montpellier verfügt über einen jährlichen Gesamtetat von ca. 25.000.000 FF und hat insgesamt ca. 2.000.000 Bände sowie ca. 3.300 laufende Zeitschriften.

2.2.2. Aufgaben und Funktionen der Universitätsbibliotheken

Die einzelnen Universitätsbibliotheken sind für ihren Bestandsaufbau verantwortlich und bestimmen ihre Erwerbungsrichtlinien in Absprache mit den Universitäten.
Über die jeweiligen Universitätsbibliotheken erfolgen die Orts- und Fernleihe, die Benutzerberatung und Benutzerschulung im Hinblick auf bibliographische Recherche, Recherche in CD-ROM-Datenbanken oder im Internet.
Die Präsenzbenutzung der Universitätsbibliotheken ist kostenlos, für die Entleihung der Bibliotheksbestände nach Hause wird eine jährliche Gebühr (ca. 150 FF) erhoben.
Zeitschriftenbestände werden generell ausgeliehen. Da die Zeitschriftenjahrgänge wegen fehlender finanzieller Mittel nicht gebunden werden, werden die einzelnen Zeitschriftenhefte mit Barcodeetiketten versehen und bis auf das neueste Heft eines Jahrgangs ausgeliehen.
Von den Benutzern wird dieses System sehr gut angenommen und da es bisher außer der konventionellen Fernleihe keine Schnell- oder Dokumentlieferdienste gibt, hält man eine reine Präsenzbenutzung von Zeitschriften nicht für erforderlich.

2.2.3. Einige Universitätsbibliotheken im Einzelnen

a) Die "Bibliothèque Universitaire des Lettres" (B.U. Lettres)

Die B.U. Lettres ist die grösste Universitätsbibliothek in Montpellier mit 13.000 Benutzern, ca. 450.000 Bänden, 900 laufenden Zeitschriften, 880 Lesesaalplätzen, ca. 245.000 jährlichen Entleihungen und ca. 5000 Fernleihbstellungen pro Jahr.
Die Bibliothek liegt zentral auf dem Universitätscampus und hier werden in Stoßzeiten ca. 4000 Benutzer pro Tag "abgefertigt". Sie hat insgesamt 32 Mitarbeiter.
20% des Bestandes ist freihand aufgestellt, es gibt einen größeren Bereich mit bibiographischen Nachschlagewerken. Dort sind auch CD-ROM-Recherchen in literatur- und geisteswissenschaftlichen Datenbanken (MLA, Historical Abstracts, Francis ...) und Internetrecherchen (2 PC's, ohne Email-Benutzung) möglich.
Erfahrungen im Umgang mit elektronischen Zeitschriften oder Dokumenten liegen derzeit noch nicht vor.
In der B.U. Lettres besteht ein integrierter Geschäftsgang. Die Buch- und Medienauswahl, die Bestellung, Katalogisierung und Indexierung der Literatur wird von Bibliothekaren des höheren und gehobenen Dienstes nach einer bestimmten Fächeraufteilung betrieben.
Die Katalogisierung erfolgt zur Zeit noch im Bibliotheksverbund SIBIL. Die Aktualisierung der Daten zwischen SIBIL und dem ALEPH-System erfolgt wöchentlich per Download.
Der Zentralkatalog aller SIBIL-Verbundbibliotheken dient den Nutzern derzeit noch als OPAC.
Ein Datenabzug für den lokalen Bestand der B.U. Lettres und die alleinige Anzeige dieses Bestandes ist nicht möglich. Insofern kommt es bei einigen Benutzern zu Irritationen, da sie ein im Verbund vorhandenes Werk auch im Bestand der B.U. Lettres vermuten.
Das SIBIL-System wird aber durch das neue PICA-Verbundsystem (s.o.) abgelöst und der neue OPAC wird dann nur noch die Bestände aus Montpellier enthalten.

Die B.U. Lettres hat vor kurzem ein zweites, kleineres Gebäude neben dem eigentlichen Hauptgebäude erhalten. Dort gibt es neben dem Freihandbestand auch Bereiche, in denen Gruppenarbeit möglich ist und an den 8 EDV-Arbeitsplätzen für Benutzer finden regelmäßige Benutzerschulungen statt.
Problematisch ist nur, dass dieser Annex aus baulichen Gründen nicht direkt mit dem Hauptgebäude verbunden werden konnte und man erst das Hauptgebäude verlassen muss, um dorthin zu gelangen. Dies mag einer der Gründe sein, warum das Nebengebäude nicht besonders stark genutzt wird, während sich in den Lesesälen des Hauptgebäudes die Benutzer drängen.

b) Die "Bibliothèque Universitaire de Pharmacie" (B.U. Pharmacie)

Die B.U. Pharmacie ist eine der kleineren Universitätsbibliotheken und liegt im Bereich der Fakultät für Pharmazie.
Zum Bestand gehören ca. 9500 Monographien, 4000 Dissertationen, 720 Zeitschriften, davon jedoch nur noch 70 laufende Zeitschriften. Zur Fakultät gehören ca. 2300 Studenten, die B.U. Pharmacie hat ca. 15.000 Entleihungen im Jahr, aber auch 4.900 Fernleihbestellungen pro Jahr, fast so viele, wie die B.U. Lettres. Die B.U. Pharmacie bietet die Datenbanken "Medline", "Excerpta Medica", "Current Contents (Life Sciences)" über die Ovid-Software an, wobei eine Verknüpfung der bibliographischen Daten mit den lokalen Bibliotheksbeständen vorhanden ist.
Internetrecherchen sind an einem Benutzer-PC möglich. Das Versenden und Empfangen von Emails ist nicht erlaubt. Die Bibliotheksmitarbeiter haben eine Internet-Linksammlung im Bereich Pharmazie/Medizin für ihre Benutzer zusammengestellt, die sie regelmäßig pflegen und aktualisieren. Erfahrung mit elektronischen Zeitschriften oder elektronischen Dokumenten liegen noch nicht vor.
Der Bibliotheksleiter hält eine Fusion sämtlicher medizinischer Universitätsbibliotheken in Montpellier und Nîmes und der B.U. Pharmacie für sehr sinnvoll, da auf diese Weise die erforderliche Literatur, einschließlich der CD-ROM-Datenbanken zentral angeboten werden könnte und man durch die Fusion dublette Titel zu Gunsten von neuen Titeln abbestellen könnte.
Das Gebäude der B.U. Pharmacie ist in keinem besonders guten Zustand, in einem der Lese- säle regnet es durch und eine gründliche Renovierung der Räumlichkeiten ist dringend erforderlich.

c) Die "Bibliothèque du Centre Universitaire Vauban - Lettres et Droit" (B.U. Vauban Lettres et Droit)

Die B.U. Vauban Lettres et Droit gehört zur B.I.U. Montpellier, befindet sich aber in Nîmes.
Sie ist in einem ehemaligen Fort, was auch jahrelang als Gefängnis diente, zusammen mit den dazugehörigen Fakultäten untergebracht.
Nach Auszug des Gefängnisses wurde das Gebäude, in dem sich die Bibliothek befindet, entkernt und vollständig renoviert.
Die Bibliothek wurde 1996 eröffnet und bietet, im Gegensatz zu den unter a) und b) beschriebenen Universitätsbibliotheken ausreichend Platz für Bestand und Benutzer.
Die Möblierung ist modern und die gesamte Bibliothek sehr ansprechend gestaltet. Die Neuerwerbungen werden ausgestellt, es gibt eine Ecke mit gemütlichen Sesseln zur Entspannung, dort werden auch alle übrigen Informationen zu kulturellen Veranstaltungen in Nîmes und Umgebung ausgelegt. Ziel sei es, so die Bibliotheksleiterin, den vielen Studienanfängern die Berührungsängste bei der Benutzung einer Bibliothek zu nehmen.

Der gesamte Bestand ist freihand aufgestellt, ein kleines Magazin für gering benutzte Titel ist vorhanden.
In Nîmes wird nur das Grundstudium der Geistes- und Rechtswissenschaften angeboten, die Studenten müssen danach entweder nach Montpellier oder nach Avignon wechseln.
Die B.U. Vauban Lettres et Droit besitzt derzeit ca. 21.400 Monographien und 168 laufende Zeitschriften, aber auch 225 Videokassetten und über 30 CD-ROMs. Die B.U. Vauban Lettres et Droit hat 6 fest angestellte Mitarbeiter und zusätzlich 6 ABM-Kräfte, die nur Halbtags arbeiten.

Für die Benutzung von Videokassetten, CD-ROMs ("Le Monde, "Encyclopaedia Britannica) und für die Internetrecherchen steht ein sehr gut ausgestatteter Multimedia-Lesesaal zur Verfügung. Die beiden Internetarbeitsplätze können nach vorheriger Reservierung für 1 Stunde pro Tag benutzt werden, Ausdrucke und Email-Benutzung sind ebenfalls möglich. Es gibt sehr anschauliche Informationsbroschüren zur Internetbenutzung (diverse Linksammlungen nach fachlichen Gesichtspunkten), Benutzung von CD-ROM-Datenbanken und Videokassetten.

Die Bibliothek besitzt ein eigenes lokales Bibliotheksverwaltungssystem mit Windows-Oberfläche. Es wurde von einer Firma für die Bibliothek entwickelt und enthält alle notwendigen lokalen Komponenten: OPAC, Erwerbungs- und Katalogisierungsmodul, Akzession und Verwaltung von Zeitschriften, Ausleihe. Es können außerdem Bestandlisten erzeugt werden. Das ALEPH-System wird nur übernommen werden, wenn dann auch die Vernetzung der B.U. Vauban Lettres et Droit mit den übrigen zur B.I.U. Montpellier gehörenden Bibliotheken erfolgt.
Die Bibliothek wird sehr benutzerorientiert geführt, Benutzerschulung und -beratung haben die absolute Priorität.

d) Die "Bibliothèque Universitaire de Medicine, Unité Pédagogique Médicale (B.U. UPM)

Die B.U. UPM liegt auf dem Campus der Fakultät für Medizin, wo es aber auch etliche Forschungseinrichtungen und große Krankenhäuser gibt.
Sie befindet sich in einem modernen Gebäude und wurde 1993 eröffnet. Zu ihren Nutzern zählen die Studenten der Fakultät, aber auch die Wissenschaftler der benachbarten Forschungseinrichtungen und das Personal der Krankenhäuser.
Die B.U. UPM ist ebenfalls eine Freihandbibliothek, ihr Monographienbestand geht auf 1985 zurück und ihr Zeitschriftenbestand auf 1988. (Die medizinische Literatur älteren Datums befindet sich in der Universitätsbibliothek für Medizin im Stadtzentrum).
Die B.U. UPM hat 10 fest angestellte Mitarbeiter, 165 Lesesaalplätze, diverse offene und geschlossene Carrels, einen Gruppenarbeitsraum. Die Neuerwerbungen werden ebenfalls ausgestellt und es gibt einen Bereich, wo über die kulturellen Veranstaltungen in Montpellier und Umgebung informiert wird. An 7 Arbeitsplätzen kann in CD-ROM-Datenbanken recherchiert werden (Medline, Embase, Psyclit, Current contents [Life Sciences, Clinical Medicine], Héraclès ...), 6 dieser Arbeitsplätze haben auch einen Internetanschluss. Die Nutzer können ohne vorherige Reservierung Internet- recherchen durchführen, Drucken und Download auf eigene Disketten ist erlaubt. Auf Grund drastischer Einsparungen mussten 1999 im Vergleich zu 1998 über 75% der laufenden Zeitschriften storniert werden. Waren 1998 noch 476 laufende Zeitschriften im Bestand der B.U. UPM, sind es in diesem Jahr nur noch 103 laufende Periodica.
Die Bibliothek besitzt derzeit 16 Online-Zeitschriften. Hierbei handelt es sich allerdings um kostenfreie Parallelausgaben zu Print-Abonnements. Für das Jahr 2000 hofft man, den desolaten Zustand im Bereich der laufenden Zeitschriften verbessern zu können, allerdings können auf Grund der enormen Preissteigerungen nicht alle 1998 bezogenen Titel wieder anbestellt werden und die Bestandslücke von 1999 wird nicht geschlossen werden. Die Leiterin der B.U. UPM ist sehr daran interessiert, auch den Bestand an elektronischen Zeitschriften auszubauen, was aber angesichts der angespannten Haushaltssituation nur sehr schwer umgesetzt werden kann.

Die Bibliothekszentrale und die "Bibliothèque Universitaire de Droit, Sciences économiques et gestion" beziehen derzeit ein neues Bibliotheksgebäude, was im Januar 2000 eröffnet werden soll. Das Gebäude hat eine ähnliche Architektur wie auch die Bibliotheksneubauten der letzten Jahre in Deutschland (Göttingen, Frankfurt), fällt natürlich kleiner aus. Es enthält große Glasfassaden, sodass die Benutzer in den Lesesälen mit sehr viel natürlichem Licht arbeiten können. Die Möblierung ist aus ansprechendem Holz, alle Lesebereiche sind großzügig gestaltet. Es gibt Carrels, Gruppenarbeitsplätze, auch einige Räume, in denen Vorlesungen abgehalten werden sollen. Die Büros sind ebenfalls sehr freundlich eingerichtet, meistens teilen sich 2 Mitarbeiter ein Zimmer.
Die Bibliothekszentrale wird die oberste, 4. Etage beziehen und hat einen herrlichen Blick über die Stadt bis auf das Mittelmeer. Durch diesen Neubau erhalten sowohl die Bibibliotheksbenutzer als auch die Mitarbeiter wesentlich verbesserte Arbeitsbedingungen und eine deutlich verbesserte EDV-Ausstattung.

Durch die Organisationsform der "Bibliothèque Interuniversitaire" können zwar einerseits alle Aufgaben und Dienstleistungen im Bibliotheks- und Informationsbereich für die 3 Universitäten in Montpellier koordiniert und gebündelt werden, andererseits werden die Verwaltungswege auch verlängert, da sich die Bibliotheksleiter nicht nur mit den für sie zuständigen Universitätspräsidien, sondern auch noch mit der Bibliothekszentrale abstimmen müssen. Auch bestehen in den unterschiedlichen Universitätsbibliotheken, je nach Fachrichtung, unterschiedliche Prioritäten. Die Universitätsbibliotheken für Medizin, Pharmazie und Naturwissenschaften halten schnelle und umfangreiche Investitionen im Bereich der Neuen Technologien, der Erwerbung von elektronischen Dokumenten etc. für absolut notwendig, da auch ihre Benutzer eine entsprechende Infrastruktur für ihre Arbeit fordern und benötigen.
Die Universitätsbibliotheken für Literatur- und Geisteswissenschaften sind in diesem Bereich keinem so großen Druck von Seiten ihrer Benutzerschaft ausgesetzt und sind daher am Erhalt und Ausbau ihrer konventionellen Bestände interessiert.
Die zentrale EDV-Abteilung ist zur Zeit dabei, Internetseiten für die B.I.U. Montpellier und ihre einzelnen Teilbibliotheken zu gestalten. Sie sollen Ende des Jahres für die Öffentlichkeit freigegeben werden.
Alle von mir besuchten Universitätsbibliotheken beklagten eine zu geringe Personal-ausstattung. Die Öffnungszeiten seien nur durch den Einsatz von ABM-Kräften aufrecht zu erhalten. Bei krankheitsbedingten Ausfällen gäbe es so gut wie keine Vertretungs-möglichkeiten. Erwähnen möchte ich dabei, dass die Wochenarbeitszeit für die fest angestellten Ganztagsmitarbeiter 36 Stunden beträgt und ein Anspruch auf ca. 56 Urlaubstage pro Kalenderjahr besteht.

3. Der "Service Commun de Documentation de l'Université Henri Poincaré, Nancy I"

Die letzten beiden Wochen meines Studienaufenthaltes verbrachte ich in Nancy im "Service Commun de Documentation de l'Université Henri Poincaré (UHP), Nancy I":

3.1. Aufgaben und Funktion

Die Einrichtung eines "Service Commun de Documentation" (SCD) ist 1984 per Gesetz für alle französischen Universitäten beschlossen worden. Die Verwaltung und Organisation des SCD ist durch diverse Erlasse zwischen 1985 und 1991 definiert worden.

Für die "Université Henri Poincaré" (Nancy I) gibt es diesen SCD allerdings erst seit 1996.
Vorher gab es in Nancy, wie in Montpellier, eine "Bibliothèque Interuniversitaire". Diese Struktur wurde in Nancy jedoch als sehr negativ bewertet und die Präsidien der drei verschiedenen Universitäten Nancys haben sich für die Auflösung der "Bibliothèque Interuniversitaire" und die gleichzeitige Gründung von drei verschiedenen SCDs entschieden.
Probleme bestanden vor allem in der Verteilung der jeweiligen Budgets auf die einzelnen Bibliotheken und auch in der Koordinierung der Zusammenarbeit. Bibliotheken, die z.B. durch Fotokopien und ähnliche Dienste zusätzliche Mittel erwirtschaftet hatten, konnten diese nicht für ihre eigenen Bedürfnisse (Bestandaufbau, Materialbeschaffung etc.) nutzen, sondern mussten diese an die Zentrale abführen.

Der SCD ist dem Präsidenten der Universität direkt unterstellt und hat die Aufgabe, sämtliche Aktivitäten im Bereich von Information und Dokumentation innerhalb der Universität zu koordinieren. Alle Bibliotheks- und Dokumentationseinrichtungen der Universität sollen zu einem Verwaltungskomplex gebündelt werden. Der SCD ist für die Erwerbung der von Studierenden und Wissenschaftlern benötigten Literatur in jeglicher Materialart verantwortlich, betreibt die regelmäßige und systematische Schulung von Benutzern (Vertrautmachen mit den neuen Technologien und Rechereinstrumenten) und bietet alle klassischen Dienstleistungen des Bibliotheks- und Dokumentationsbereiches wie Orts- und Fernleihe, Bereitstellen von Bibliographien und Nachschlagewerken, Nachweis und Erschließung der vorhandenen Literatur in lokalen, regionalen und nationalen Katalogen, Recherche in bibliographischen Datenbanken etc. an.

Der SCD der Universität Nancy I besteht aus drei verschiedenen Universitätsbibliotheken und diversen technischen Universitätsinstituten, die sich in der näheren Umgebung von Nancy befinden. Andere Institutsbibliotheken der Universität mit eigenem, vom SCD unabhängigen Etat und Personal, kooperieren mit dem SCD in Erwerbungsfragen und im Bereich der Dokumentlieferung.

Der SCD wird von einer Direktorin geleitet, die folgende Aufgaben und Funktionen hat:

  1. Ausarbeitung und Überwachung des Gesamtetats des SCD (Aufteilung der zugewiesenen Mittel auf die verschiedenen Einrichtungen)
  2. Führung und Verteilung des Personals auf die einzelnen Einrichtungen des SCD
  3. Koordinierung sämtlicher Aktivitäten der verschiedenen zum SCD gehörenden Bibliotheken oder Dokumentationseinreinrichtungen
  4. Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen oder dokumentarischen Einrichtungen außerhalb der Universität
  5. Kontaktperson für den Universitätspräsidenten und das Ministerium

Alle Aktivitäten des SCD werden durch den "Conseil de la documentation" (Dokumentationsrat) überwacht. Dieses Gremium setzt sich aus Wissenschaftlern und Vertretern der Universität, Benutzern, Mitarbeitern der Bibliotheken und Personen außerhalb der Universität zusammen, der Universitätspräsident hat den Vorsitz.

Seit 1996 gibt es eine Kommission für Dokumentation. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Vorschläge für den alle vier Jahre zwischen der Universität und dem Ministerium geschlossenen "contrat" (Vertrag) auszuarbeiten. Über den "contrat" besteht für die Universität und auch für den SCD die Möglichkeit, Sondermittel für Projekte, Aktionen zu beantragen, die über den jährlichen Haushalt nicht finanzierbar sind. (z.B. Bibliotheksneubauten oder Ausbau- und Renovierungsarbeiten, Hard- und Softwareausstattung für Bibliotheken,
Einsatz neuer Technologien ...)

3.2. Finanzierung und Verwaltung

Der Etat des SCD setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen:

a) Mittel des Ministeriums

Das Ministerium weist dem SCD über die Universität jährlich Mittel nach bestimmten Kriterien zu. Dabei ist entscheidend, welche Disziplinen an der Universität vertreten sind (geisteswissenschaftliche Fakultäten erhalten weniger Mittel als naturwissenschaftliche Fakultäten). Ferner orientiert sich die Höhe der Zuweisung an der Anzahl der einge- schriebenen Studenten. Unterschieden wird dabei, ob es sich um Studenten der ersten Studienjahre oder um Examenskandidaten handelt, letztere werden doppelt gezählt.

Darüber hinaus bewilligt das Ministerium Sondermittel für Projekte innerhalb des "contrats" (s.o.)

b) Einschreibegebühren der Studenten

Ein Teil der von den Studenten an die Universität zu entrichtenden Einschreibegebühren fließt an den SCD zurück.

c) Einnahmen der zum SCD gehörenden Einrichtungen für Fotokopien

d) Subventionen von Forschungseinrichtungen der Universität

Evtl. zusätzliche Mittel von Sponsoren und Förderern des SCD außerhalb der Universität

Der Gesamtetat des SCD der Universität Nancy I für das Haushaltsjahr 1999 betrug 8.211.048 FF. Für die Neuerwerbungen wurden insgesamt 4.963.960 FF veranschlagt, was 60,45% des Gesamtetats entspricht. (Zeitschriften: 3.000.000 FF, Monographien: 1.428.246 FF, elektronische Dokumente: 535.714 FF)

Übersteigen die jährlichen Erwerbungsausgaben die Summe von 300.000 FF, was im Bereich von Universitätsbibliotheken oder Einrichtungen wie den SCDs immer der Fall ist, sind diese Institutionen per Gesetz verpflichtet, einen so genannten "marché documentaire" durchzuführen. Darunter ist eine öffentliche Ausschreibung zu verstehen, wobei die Bibliothek oder der SCD eine Art Pfichtenheft erstellt, in dem definiert wird, welche Erwerbungen getätigt werden sollen und welche Dienstleistungen außerdem von den potenziellen Lieferanten erbracht werden sollen. Die Lieferanten geben anschließend ihr Angebot ab und diejenigen mit den besten Konditionen erhalten den Zuschlag. Die Vertragszeit beträgt drei Jahre, danach wird erneut ausgeschrieben. Dieses System erscheint mir sehr problematisch zu sein, da die Bibliothek/der SCD einerseits drei Jahre an die Lieferanten gebunden ist und bei Problemen nicht wechseln kann, andererseits nach Ablauf von drei Jahren eventuell gezwungen ist, Lieferanten zu wechseln, mit denen eine gute und effektive Zusammenarbeit bestand, da diese Lieferanten bei der neuen Ausschreibung nicht das beste Angebot gemacht haben. Diese Regelung gilt ausnahmslos auch für Zeitschriften und Fortsetzungen und gerade in diesem Bereich verursacht ein häufiger Lieferantenwechsel in der Regel große Probleme.
Auch die französischen Kollegen halten diese Vorgehensweise oftmals für wenig sinnvoll, sind aber auf Grund der vorhandenen Rechtssituation daran gebunden.

Insgesamt verfügt der SCD der Universität Nancy I über ca. 140.000 Monographien, 970 laufende Abonnements und 430 elektronische Dokumente (CD-ROMs). Das Personal besteht aus 41 bibliothekarischen Mitarbeitern, fünf Verwaltungsmitarbeitern und vier ABM-Kräften, die jedoch nur halbtags arbeiten.

Für den SCD gibt es einen Internetserver, über den die Bibliotheken des SCD, ihre Kataloge, Datenbanken, elektronische Zeitschriften und das Jahrbuch des SCD zugänglich gemacht werden.9) Außerdem gibt es einen Webserver für die "Bibliothèque des Sciences" und einen gemeinsamen Server für die "Bibliothèque de Médicine" und die "Bibliothèque de Pharmacie-Odontologie (s.u.)

Die Einrichtungen des SCD der Universität Nancy I im Einzelnen

a) Die "Bibliothèque des Sciences" (Naturwissenschaften)

Die verschiedenen naturwissenschaftlichen Fachbereiche haben ca. 10.000 Studenten, wobei es in der "Bibliothèque des Sciences" 1998 ca 5.350 eingeschriebene Benutzer gab. Die Bibliothek liegt auf dem Universitätscampus, wo sich auch andere Forschungs- institute befinden. Sie besitzt 754 Leserplätze und hat einen Bestand von ca. 60.000 Monographien, 257 laufenden Abonnements, 363 elektronischen Dokumenten (CD-ROMs). 1998 erfolgten knapp 60.000 Entleihungen und ca. 9000 Fernleihen wurden bearbeitet. Seit 1998 verfügt die "Bibliothèque des Sciences" über einen sehr gut ausgestatteten Multimedia-Lesesaal. Dort gibt es 22 Arbeitsplätze, die über Windows-NT miteinander vernetzt sind.
Die Festplatten der PC's sind partitioniert. Ein Bereich enthält die gängigen Programme für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Grafik- und Präsentationsprogramme und Browser zur Internetrecherche, der andere Bereich ermöglicht den Zugriff auf das lokale CD-ROM-Netz.
Vier der 22 Arbeitsplätze sind für die bibliographische Recherche reserviert. Die restlichen Arbeitsplätze stehen den Benutzern zur Verfügung. Eine Reservierung ist erforderlich, die Benutzung ist auf zwei Stunden am Stück begrenzt. (Scanner und Laserdrucker sind vorhanden, das Drucken ist kostenpflichtig, Email-Benutzung ist erlaubt.)

Innerhalb des lokalen Netzes stehen den Nutzern bibliographische Datenbanken wie "Chemical Abstracts" (1996-), "Current contents" (Agriculture, Biology and Environmental Science, Engineering, Technology and Applied Sciences, Life Sciences, Physical, Chemical and Earth Sciences, jeweils ab 1997-), INSPEC (via Internet-Server der Universität Grenoble II, ab 1969-), PASCAL (1993-1998), aber auch Wörterbücher wie das "Lexique des techniques de l'ingénieur" oder Enzyklopädien wie "CD-Universalis" zur Verfügung. Zwei Bibliotheksmitarbeiter sind für die Betreuung dieses Bereichs zuständig. Zur Zeit meines Besuches waren sämtliche Arbeitsplätze besetzt und die Kollegen dort bestätigten, dass der Multimedia-Lesesaal sehr gut von den Benutzern angenommen wird.

Die "Bibliothèque des Sciences" betreibt einen Web-Server10), über den der Katalog der Bibliothek zugänglich ist, alle wichtigen Informationen über die Bibliothek, ihre Dienstleistungen und Benutzungsmodalitäten in Erfahrung gebracht werden können. Ferner werden diverse Linksammlungen nach großen Sachbereichen geordnet, angeboten. Unter anderem gibt es eine Liste der über den Campus "Sciences" zugänglichen elektronischen Volltextzeitschriften und eine andere Liste von elektronischen Zeitschriften, die einen Zugriff auf das Inhaltsverzeichnis ermöglichen. Beide Listen weisen nur Titel nach, für die es auch ein Print-Abonnement in der Bibliothek gibt. Über die Arbeitsplätze der "Bibliothèque des Sciences" kann auch auf die Volltexte von zur Zeit 324 Elsevier-Zeitschriften zugegriffen werden, da der SCD der Universität Nancy I Partner eines Elsevier-Konsortiums ist (s.u.) Die elektronischen Zeitschriften werden nicht im Katalog der "Bibliothèque des Sciences" nachgewiesen.

b) Die "Bibliothèque de Médicine"

Die Bibliothek befindet sich auf dem Gelände der medizinischen Fakultät und hatte 1998 5.339 eingeschiebene Benutzer.
Sie besitzt 638 Leserplätze und hat einen Bestand von ca. 66.000 Monographien, 541 laufenden Abonnements, 61 elektronischen Dokumenten (CD-ROMs). 1998 erfolgten knapp 78.000 Entleihungen und 19.096 Fernleihen wurden bearbeitet aktive und 8.354 passive Fernleihbestellungen).
Über 12 Benutzer-Arbeitsplätze kann sowohl auf das Internet als auch auf das lokale CD-ROM-Netz zugegriffen werden (INSPEC via Internetserver der Universität Grenoble II, Current Contents/alle Serien, Medline ...).
Über den gemeinsamen Webserver der "Bibliothèque de Médicine" 11) und der "Bibliothèque de Pharmacie-Odontologie" sind alle wichtigen Informationen über die Bibliothek und deren Benutzung sowie der Bibliothekskatalog zugänglich. Für Monographien ab Erscheinungsjahr 1997 werden die Inhaltsverzeichnisse eingescannt und können im Webkatalog eingesehen werden. In der Titelaufnahme ist dann das Feld "Multimedia" mit der Eintragung "Sommaire" (=Inhaltsverzeichnis) besetzt. Durch Anklicken des Wortes "Sommaire" gelangt man zum Inhaltsverzeichnis. Die "Bibliothèque de Médicine" arbeitet wie die anderen Einrichtungen des SCD mit dem Bibliotheksverwaltungssystem "Vubis" der Firma GEAC.
Außerdem katalogisiert eine Mitarbeiterin der Bibliothek die Artikel von ca. 30 französischsprachigen medizinischen Fachzeitschriften, die über die großen bibliographischen Datenbanken wie Medline oder Pascal nicht ausgewertet werden. Nach der Erfassung dieser Artikel-Titelaufnahmen erfolgt deren Indexierung durch bibliothekarisches Fachpersonal.
Insofern enthält der Katalog der "Bibliothèque de Médicine" nicht nur selbstständig erschienene Publikationen, sondern auch Nachweise von Zeitschriftenartikeln.

Der Web-Server der "Bibliothèque de Médicine" enthält auch eine Liste ihrer elektronischen Volltextzeitschriften und den Zugang für die über das Elsevier-Konsortium bezogenen Online-Zeitschriften.

Ferner gibt es, allerdings nur für Bibliotheksmitarbeiter, eine Liste der laufenden Zeitschriften-Abonnements, in der pro Titel angegeben ist, ob es auch parallele Online- Ausgaben gibt und welche Zugriffsmöglichkeiten bestehen (Volltext, Abstract, Inhaltsverzeichnis).
Diese Liste wird den Bibliotheksnutzern zunächst nicht zur Verfügung gestellt, da eine kontinuierliche Pflege und Aktualisierung mit dem vorhandenen Personal nicht garantiert werden kann.
Ein Nachweis der elektronischen Zeitschriften im Katalog existiert nicht.

c) Die "Bibliothèque de Pharmacie-Odontologie"

Diese Bibliothek ist wesentich kleiner als die unter a) und b) beschriebenen Universitäts- bibliotheken. Sie befindet sich in der Nähe der Fakultät für Pharmazie und hatte 1998 ca. 1.335 eingeschriebene Benutzer. Sie verfügt über 162 Leserplätze und besitzt ca. 15.000 Monographien, 167 laufende Abonnements und nur sehr wenige CD-ROMs. 1998 wurden 18.269 Entleihungen getätigt und 7.494 Fernleihbestellungen erledigt. Die Bibliothek hat drei Arbeitsplätze für die Internetbenutzung, die auch den Zugriff auf das lokale CD-ROM-Netz ermöglichen. Über den gemeinsamen Webserver der "Bibliothèque de Médicine" und der "Bibliothèque de Pharmacie-Odontologie" 12) sind alle wichtigen Informationen über die Bibliothek und deren Benutzung, der Bibliothekskatalog und die elektronischen Zeitschriften des Elsevier- Konsortiums zugänglich.

Das erste Konsortium für den Bezug elektronischer Zeitschriften im Bereich der französischen Universitätsbibliotheken

Seit dem 30.06.1999 besteht das erste Konsortium französischer Universitätsbibliotheken für den Bezug von elektronischen Volltextzeitschriften des Verlages Elsevier. Die Konsortialpartner seitens der Bibliotheken sind die "Services Communs de Documentation" der Universitäten Aix-Marseille II, Angers, Nancy I und Strasbourg I. Es handelt sich dabei um Universitäten mit Schwerpunkten im Bereich Medizin, Technik, Naturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften.

Der Zugriff auf die elektronischen Elsevier-Volltextzeitschriften richtet sich nach der Anzahl der von den Partnerbibliotheken bezogenen Print-Abonnements. Momentan werden 324 verschiedene Titel bezogen.

In kurzer Zeit werden noch die Universitäten Versailles St. Quentin und Cergy-Pontoise am Konsortium teilnehmen, wodurch sich die Anzahl der innerhalb des Konsortiums bezogenen Titel auf 345 erhöhen wird.

Alle Konsortialpartner erhalten den Zugriff auf die Volltexte der insgesamt vom Konsortium bezogenen Zeitschriften ("cross access").
Vor Unterzeichnung des Vertrages hat eine intensive Erwerbungskoordinierung innerhalb der einzelnen Universitäten und zwischen den Konsortialpartnern stattgefunden. Dabei wurde versucht, auf Dubletten und mehrfachen Bezug von Zeitschriftentiteln so weit wie möglich zu verzichten und stattdessen eher noch nicht in den Konsortialbibliotheken vorhandene Titel neu anzubestellen.
Für den Verlag Elsevier war dabei nur entscheidend, dass das Gesamtvolumen durch die Abbestellungen von Dubletten und Anbestellung von neuen Titeln nicht verändert wurde.
Der Konsortialvertrag gilt für die Dauer von drei Jahren. Innerhalb dieser Zeit dürfen keine Stornierungen von Zeitschriftentiteln seitens der Bibliotheken ohne eine gleichzeitige Neu- bestellung von Titeln im gleichen Preisumfang getätigt werden.

Jeder SCD des Konsortiums zahlt einen Aufschlag auf die Preise der von ihm bezogenen Printabonnements (content fee), eine Art Benutzungsgebühr für den Elsevier-Dienst "Science Direct", über den die elektronischen Volltexte der Elsevier-Zeitschriften zugänglich gemacht werden, orientiert an der Anzahl der potenziellen Nutzer (platform fee) und für die Möglichkeit, auf die von den anderen Konsortialpartnern abonnierten Titel zugreifen zu können (cross access fee).
Die Höhe der jeweiligen Aufschläge ist Gegenstand der Konsortialverhandlungen mit Elsevier und somit verhandelbar.

Für die Print-Versionen wird ein Prozentsatz für die jährliche Preissteigerung während der Vertragslaufzeit festgelegt. Dieser Prozentsatz ist geringer als die ansonsten übliche Preis- steigerungsrate im Printbereich ohne Bezug der elektronischen Version.

Der SCD der Universität Nancy I bezieht Elsevier-Zeitschriften im Wert von ca. 1.000.000 FF und zahlt derzeit als Aufschlag für den elektronischen Zugriff ca. 220.000 FF. Die "Sous-Direction des Bibliothèques et de la Documentation" des Ministeriums übernimmt in diesem Jahr 50% der Mehrkosten für den elektronischen Zugriff, in den Jahren 2000 und 2001 noch 40%.
Sollte der SCD bei einer eventuellen Vertragsverlängerung keine Subventionen mehr über das Ministerium erhalten und das jährliche Budget nicht weiter aufgestockt werden, müssen Abbestellungen im Zeitschriftenbereich getätigt werden, um den Zugriff auf die elektronische Version weiterhin zu finanzieren. Der Zugriff auf die elektronische Volltextversion erfolgt normalerweise über IP-Kontrolle, er ist aber auch über "Login und Passwort" für autorisierte Nutzer von Rechnern außerhalb der IP-Domain der Universitäten möglich. Momentan gewährt Elsevier den Zugriff auf die elektronische Volltextversion für die Jahre 1996 bis 1999.
Die Fernleihe oder Dokumentlieferung von Artikeln der elektronsichen Version ist untersagt. Die Konsortialpartner erhalten einen Kredit von Elsevier zur Bestellung von Artikeln der Zeitschriften, die nicht innerhalb des Konsortiums vorhanden sind (Der SCD der Universität Nancy I hat deshalb die Möglichkeit, ca. 3200 Artikel quasi kostenfrei über Elsevier zu erhalten).

Die Daten bleiben Eigentum des Verlages Elsevier, die Konsortialbibliotheken haben also nur Zugriffsrechte auf die Daten für die dreijährige Vertragslaufzeit. Innerhalb des Konsortiums wird die Papierausgabe i.d.R. lediglich von einer Bibliothek gehalten. Die Entscheidung, welche Bibliothek die jeweilige Papierausgabe weiterhin bezieht, richtet sich nach einem von den Partnern erstellten Verteilungsschlüssel, der sich nach den Forschungsschwerpunkten der unterschiedlichen Universitäten orientiert. Konsequenz dieses Verfahrens ist, dass nach Ablauf des Vertrages und bei eventueller Nichtverlängerung, kein Online-Zugriff auf die Elsevier-Zeitschriften mehr besteht, dass aber auch Lücken im Printbestand für die Dauer des Konsortiums bei den einzelnen Konsortialbibliotheken auftreten, da sie zur Vermeidung von Dubletten innerhalb des Konsortiums, ihre Printausgaben abbestellt hatten (s.o.).

Insofern wäre es sinnvoller, die Daten von Elsevier zu erwerben, was auch grundsätzlich möglich ist. Der SCD Strasbourg I prüft derzeit, ob eine lokale Datenhaltung auf einem Server in Strassburg technisch und finanziell durchführbar ist. Auf diese Weise blieben einerseits die Daten auch nach Ablauf der Vertragslaufzeit Eigentum des Konsortiums, andererseits könnte eine langfristige und von den Verlags- interessen unabhängige Archivierung garantiert werden.

Die vier Gründungsmitglieder des Elsevier-Konsortiums sind grundsätzlich für neue Mitglieder offen. Entscheidend dabei ist, dass die neu hinzukommenden Einrichtungen erstens ein ähnliches Fächerspektrum abdecken und dass sie zweitens möglichst auch Titel abonniert haben, die noch nicht im Konsortium vorhanden sind. Die Bibliotheken oder SCDs der Universitäten Nantes, Lille I, Rennes I und Toulouse III sind an einer Mitgliedschaft im Elsevier-Konsortium zu Beginn des Jahres 2000 interessiert.

Die bisherigen Partner führen derzeit auch Konsortialverhandlungen mit den Verlagen Academic Press, Springer und der American Chemical Society.

4. Fazit

Die vierwöchige Studienreise hat gezeigt, dass auch in den Universitätsbibliotheken unserer französischen Nachbarn derzeit ein grosser Umbruch erfolgt:

Durch die Einführung des integrierten Bibliotheksverwaltungssystems PICA wird eine gute Basis zur nationalen Kooperation (innerhalb der Universitätsbibliotheken) aber auch europaweiten Kooperation einschließlich Datentausch mit den anderen europäischen PICA-Partner geschaffen.

Durch den Zentralkatalog des neuen PICA-Verbundsystems werden die bisher nebeneinander existierenden Datenbanken zu einer Gesamtdatenbank für alle Publikationsformen mit einheitlicher Benutzeroberfläche integriert, der doppelte Nachweis eines Dokumentes in unterschiedlichen Datenbanken wird somit vermieden. Auch die Endnutzer und nicht nur die Bibliotheksmitarbeiter erhalten die Möglichkeit, Fernleih- bestellungen oder Bestellungen für elektronische Volltexte direkt über den PICA-Zentralkatalog abzuwickeln.

Ferner wird sich durch die Integration von Fremddaten der Anteil von Eigenkatalogisaten weiter reduzieren lassen, was sich positiv auf die angespannte Personalsituation der französischen Universitätsbibliotheken auswirken wird.
Die Verknüpfung des PICA-Zentralsystems mit den doch sehr unterschiedlichen lokalen Bibliothekssystemen der Universitätsbibliotheken ist sicherlich nicht unproblematisch und wird auch von der Kooperationsbereitschaft der Lieferanten der lokalen Bibliothekssysteme abhängen.

Die Integration der elektronischen Ressourcen im Fernzugriff in den herkömmlichen Bestand der Universitätsbibliotheken wird von den jeweiligen Einrichtungen unterschiedlich intensiv betrieben.
Während sich in der B.I.U. Montpellier bisher eine Arbeitsgruppe mit der Bereitstellung und Einbindung von elektronischen Dokumenten in den Geschäftsgang der Bibliothek rein theoretisch auseinander gesetzt hat und es bisher wenig praktische Aktivitäten in diesem Bereich gegeben hat, ist der SCD der Universität Nancy I eines der Gründungsmitglieder des ersten französischen Konsortiums für den Bezug elektronischer Zeitschriften.

Ebenso wie die deutschen sind auch die französischen Universitätsbibliotheken kaum in der Lage, die Zusatzkosten für die elektronischen Volltextzeitschriften über ihren regulären Etat aufzubringen.
Durch die Bildung von Konsortien können die Bibliotheken ihre Verhandlungsposition gegenüber den Verlagen stärken. Außerdem erhalten die Bibliotheken den elektronischen Zugriff auf alle innerhalb des Konsortiums bezogenen Zeitschriftentitel (der SCD der Universität Nancy I konnte auf diese Weise auf 324 Titel zugreifen, obwohl er nur 92 Titel des Verlages Elsevier abonniert hatte).

Bisher gibt es noch keine Nationallizenzen oder Konsortiallösungen auf nationaler Ebene in Frankreich.
1998 hat das Ministerium eine Umfrage bei den französischen Universitätsbibliotheken und anderen grossen wissenschaftlichen Bibliotheken durchgeführt, um einen Überblick über den Bestand an elektronischen Dokumenten (CD-ROM, Online-Datenbanken und elektronische Zeitschriften) in diesen Einrichtungen zu bekommen. Der Originalfragebogen und die Auswertung sind auf dem Server des Ministeriums dokumentiert.13)
Das Ministerium hat nach der Auswertung der Umfrage nicht versucht, Konsortial-verhandlungen für die französischen Universitätsbibliotheken mit den unterschiedlichen Anbietern und Verlagen zu führen. Es sieht sich vielmehr als Informationsvermittler.
Auch die "Bibliothèque Nationale de France" hat bisher keine Aktivitäten hinsichtlich nationaler Konsortien unternommen.

Die elektronischen Ressourcen im Fernzugriff werden zur Zeit noch nicht in den Katalogen der Universitätsbibliotheken nachgewiesen. Es existieren jeweils nur Hinweise und Linklisten auf den Homepages der Bibliotheken. Die französischen Kollegen waren sich auch nicht sicher, ob sie einen solchen Nachweis zukünftig überhaupt führen wollen, da die Pflege und Aktualisierung der Titelaufnahmen sehr zeit- und personalintensiv ist.
Unternehmungen wie das Projekt "Elektronische Zeitschriftenbibliothek Regensburg" oder das Projekt "Gemeinsame Elektronische Zeitschriftenbibliothek Niedersachsen (GEZ-N), bei dem es neben dem reinen Titelnachweis auch um die sachliche Erschliessung der elektronischen Zeitschriften geht, gibt es in Frankreich derzeit nicht.

Das Problem der langfristigen Archivierung von elektronischen Ressourcen stellte sich für die von mir besuchten Universitätsbibliotheken nicht so unmittelbar, da sie keine Sondersammel-gebietsbibliotheken waren. Die Kollegen dort waren auch der Meinung, dass die Langzeitarchivierung eher eine Aufgabe der Nationalbibliothek oder aber der jeweiligen Sondersammelgebietsbibliothek sei und nicht die jeder Universitätsbibliothek.

Durch radikale Personal- und Etatkürzungen wird eine intensive Zusammenarbeit der Bibliotheken auf nationaler, aber auch internationaler Ebene immer notwendiger werden. Austauschprogramme wie das der Bibiothekarischen Auslandsstelle und des "Ministère de l'Education Nationale, de la Recherche et de la Technologie" ermöglichen Einblicke in die gegenwärtige Situation des Bibliotheks- und Dokumentationsbereiches im Ausland und sind für die gegenseitige Kontaktaufnahme und den Erfahrungsaustausch untereinander sehr wichtig und hilfreich.

gez. Claudia Rölleke, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen


Anlage 1

Diese Anlage enthält die Adressen der Internetserver der im Text erwähnten Institutionen und ausgewählte Internetseiten, die weiterführende Informationen bieten:

1) BA Berlin: http://www.dbi-berlin.de/dbi_ber/ba/ba00.htm

Sous-direction des bibliothèques ... :

http://www.sup.adc.education.fr/bib/rens/FnBur.htm

3) ABES: http://www.abes.fr

4) SU: http://www.abes.fr/su01.htm

5) PICA-Leiden: http://www.pica.nl

6) Arabesque: http://www.abes.fr/araspe.htm

7) BIM: http://www.abes.fr/bim.htm

8) WebDOC, Bilanzen der Testphase: http://www.abes.fr/webdoc.htm#experimentation

9) SCD Nancy I: http://scd.uhp-nancy.fr/

10) Bibliothèque des Sciences: http://www.sciences.bu.u-nancy.fr/index.htm

11) Bibliothèque de Médicine: http://SCD-med.uhp-nancy.fr/

12) Bibliothèque de Pharmacie: http://SCD-med.uhp-nancy.fr/SCDpha.htm

13) Umfrage des Ministeriums: http://SCD-med.uhp-nancy.fr/SCDpha.htm


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