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Bericht eines bibliothekarischen Studienaufenthaltes in Straßburg, Montpellier und Paris vom 15.8. bis 21.9.97
Ruth Peterek

Im Rahmen des deutsch-französischen Austauschprogramms, organisiert von der Bibliothekarischen Auslandsstelle des DBI in Zusammenarbeit mit dem Ministère de l'Enseignement Supérieur et de la Recherche, hatte ich die Gelegenheit eines vierwöchigen Studienaufenthalts in Straßburg. Entsprechend meinem Arbeitsgebiet Informationsvermittlung, CD-ROM-Recherchen und EDV-Einsatz in Bibliotheken wurde der Service Commun de la Documentation (SCD) de l'Université Louis Pasteur (ULP) Strasbourg sowie das URFIST (Unité Régionale de Formation Scientifique et Technique, Strasbourg) ausgewählt. In Straßburg bot man mir die Möglichkeit, neben SCD und URFIST, auch die Bibliothèque Départementale de Prêt (BDP), die Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (BNUS) und die Öffentliche Bibliothek Straßburg zu besichtigen. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit mit der regionalen Vertreterin der ADBF, dem Berufsverband der französischen Dokumentare, zu sprechen. Ein Besuch der Agence Bibliographique de l'Enseignement Supérieur (ABES) in Montpellier und Besichtigungen in Paris mit der Bibliothèque Nationale de France (BNF), der Bibliothèque du Maître Sender, der Médiathèque de la Cité des Sciences und der Bibliothèque de la Sorbonne rundeten meinen Aufenthalt ab.

Service Commun de Documentation (SCD) de l'Université Louis Pasteur (ULP) Straßburg

1992 wurde aufgrund des Regierungserlasses vom 4. Juli 1985 die Services Communs de Documentation (SCD) der drei straßburgischen Universitäten gegründet: Université des Sciences Humaines de Strasbourg (USHS), Université Robert Schumann (URS) und Université Louis Pasteur (ULP). Ziel der drei SCDs ist es, die Literaturversorgung mit dem Aufgabenspektrum der jeweiligen Universität zu koordinieren.

Vor 1992 war die Literaturversorgung aufgeteilt zwischen der Bibliothèque Nationale Universitaire de Strasbourg (BNUS) und den Institutsbibliotheken, die von den Professoren und dem Verwaltungspersonal der Universität gegründet und verwaltet worden waren. In Anwendung des Erlasses von 1985 wurde die BNUS umfassende Allgemeinbibliothek, während die drei SCDs unter der Autorität der Präsidenten der Universitäten errichtet wurden, von den sie nun abhängig sind und damit unabhängig von der BNUS.

Die SCD haben zur Aufgabe, die Bibliothekspolitik und -finanzierung im Bezug auf die Literaturversorgung zu organisieren, die Erwerbung zu koordinieren und gegebenenfalls die Kooperation mit den anderen Bibliotheken herzustellen.
Der SCD der Université Louis Pasteur (ULP) besteht aus den unterschiedlichen Bereichen der Universität Naturwissenschaften und Technik, Medizin, Pharmazie und Hautepierre (CHU = Centre Hospitalière Universitaire/Universitätskliniken). Innerhalb des SCD gibt es zwei unterschiedliche Stellungen der Bibliotheken: die integrierten und die assoziierten Bibliotheken. Die integrierten Bibliotheken sind direkt abhängig vom SCD während die assoziierten von anderen Einrichtungen der Universität betrieben werden. Sie sind damit weder in ihren Etats noch ihrem Personal vom SCD abhängig.

Zur Zeit umfaßt der SCD der ULP neun integrierte Bibliotheken (Naturwissenschaften/ Technik, Medizin, Verhaltenswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Ecole Nationale Supérieure de Physique de Strasbourg (ENSPS)/Ecole Nationale Supérieure de Biotechnologie de Strasbourg (ENSBS), die Bibliothek der Universitätskliniken im Stadtteil Hautepierre, Chemie und Geographie) sowie 109 assoziierte Einrichtungen, wovon 23 Bibliotheken sind.

Pôle Européen
1991 hat Straßburg als erster Universitätsstandort mit der Staat einen Vertrag abgeschlossen, Pôle Européen zu werden. Pôle Européen hat nichts mit europäischer Idee oder internationaler Zusammenarbeit zu tun, vielmehr wurden für große, bedeutende Universitäten mit herausragender europäischer Bedeutung Dienstleistungsstrukturen unter diesem Namen eingerichtet. Diese Strukturen verbinden die drei Universitäten mit den drei Gebietskörperschaften, nämlich der Stadtgemeinde Straßburg, dem Departement und der Region. Ziel dieses Pols ist zum einen zu gewährleisten, daß die Studenten der drei Universitäten im praktischen Lebensalltag nur einen Ansprechpartner für Mensa, Wohnung, öffentliche Verkehrmittel haben. Zum anderen sollen gemeinsame Informationsdienste aufgebaut werden, die auf dem Niveau der Kommune, der Region und dem Departement tragfähig werden. Darüber hinaus sollen gemeinsam Forschungsaufträge und -projekte ausgearbeitet und gemanagt werden, die es erlauben, mit anderen großen europäischen Universitätsstandorten zu konkurrieren.

Auf europäischer Ebene haben die Straßburgs Universitäten mehrere Abkommen mit ausländischen Universitäten abgeschlossen, insbesondere mit den Universitäten des Oberrheins (EUCOR). EUCOR umfaßt die 7 Universitäten Basel, Freiburg im Breisgau, Karlsruhe, UHA (Université de Haute Alsace), USHS, URS und ULP. Die Direktoren der Bibliotheken treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, um sich über ihre laufenden Projekte zu informieren und Aktivitäten zur gemeinsamen Literaturbetrieb zu organisieren (Ausstellungen, freier Zugang für alle Studenten der EUCOR in allen Bibliotheken, usw.). Auf lokaler Ebene haben BNUS und die drei SCDs einen gemeinsamen Onlinekatalog ihrer Bestände im Internet realisiert, so daß die Benutzer gleichzeitig in den vier unterschiedlichen Onlinekatalogen der beteiligten Bibliotheken suchen können. Die Nutzer können zur Zeit durch die gemeinsame Internet-Oberfläche auf ca. 350.000 Besitznachweise zugreifen. Es wird angestrebt, den Gesamtbestand der BNUS sowie die der drei SCDs, die 26.000 Zeitschriftentitel der BNUS und 19.000 der SCDs, sowie die 105.000 Dissertationen der BNUS und 170.000 der SCDs zu erschließen. Der Katalog ist neben dem Internet auch von allen PCs und Terminals zu erreichen, die an OSIRIS (dem EDV-Netz der straßburgischen Universitäten) angeschlossen sind.

Der Pôle Européen hat ebenfalls die Realisierung architektonischer Arbeiten ermöglicht wie den Bau des SCD der URS und die Erweiterung der Bibliothek Naturwissenschaften/Technik, auf die ein weiteres Geschoß aufgesetzt wird. Mein Aufenthalt fiel mitten in die Bauarbeiten - und ich danke den Kolleginnen und Kollegen der Bibliothek ganz herzlich, daß man trotz der beschwerlichen Umstände so engagiert für mich Zeit gefunden hat.

Der Service Commun de Documentation de l'ULP (insbesondere die Sektionen Naturwissenschaften/Technik und Medizin)

Durch das Anwachsen der Literaturbestände und der Benutzerzahlen in den sechziger Jahren mußte die BNUS außerhalb ihres Haupthauses Platz finden. 1968 wurde auf dem Universitätsgelände der Esplanade die Sektion Naturwissenschaften mit ca. 6000 m2 für (in Frankreich typische) zwei Niveaus errichtet. Auf dem ersten Niveau, das für die Studenten bis zur Licence bestimmt ist, gibt es zwei Lesesäle mit jeweils 500 Plätzen (heute braucht man die dreifache Zahl) und mehr als 17.000 Lehrwerke in Freihandaufstellung. Das zweite Niveau, bestimmt für die Studenten ab der Licence sowie Wissenschaftler, hat eine Kapazität von 100.000 Bänden in Freihandaufstellung auf ca. 1500 m2.. Die Sammlung der Section Sciences et Techniques hat ca. 155.000 Bände und 2.800 Zeitschriftentitel , die SCD insgesamt ca. 450.000 und 5.850 Zeitschriftentitel. Darüber hinaus besitzt die Bibliothek ca. 51.000 Dissertationen, viele davon als Mikrofiche.

Der SCD des ULP hat einen Etat von ca. 13 Millionen Francs im Jahr. Die Hälfte der Haushaltsmittel stammen vom Staat (Paris), berechnet auf der Anzahl der Studenten und der Anzahl der Sections (Fakultäten) der Universität. Die andere Hälfte dieser Mittel kommen von Seiten der Universität, aber diese müssen jedes Jahr neu eingeworben werden. Der Bibliothek stehen die Einnahmen aus den Semesterbeiträgen der Studenten in Höhe von 125 Frs pro Studienjahr zur Verfügung. Für die Reparation der Gebäude kommt der Staat auf. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit von weiteren Finanzverträgen, d.h. Mittel die der Direktor darüber hinaus selbst einwirbt.
Aufträge, die mehr als 300.000.- FRS übersteigen, müssen ausgeschrieben werden. Sobald der Etat feststeht, gibt es eine Ausschreibung, bei der der Kauf von Büchern und Zeitschriften an einen Lieferanten vergeben werden. Bis 1997 war Swets/Europériodiques der ausschließliche Zeitschriftenlieferant.

Die Section Sciences et Techniques hat 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (3 Conser-vateurs, 2 Bibliothecaires adjoints spécialisés, 2 bibliothecaires adjoints, 6 Magaziner und 2 Verwaltungsangestellte, darüber hinaus etliche Studenten sowie Zivildienstleistende). Der SCD der ULP hat insgesamt 48 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Neben Studenten und Wissenschaftlern hat jederman die Möglichkeit, Benutzer der Bibliothek zu werden.

Die Bibliothek arbeitet seit 1995 mit dem integrierten Bibliothekssystem DORIS/LORIS der Firma EVER (Lyon). Der Katalog CCI (Catalogue Collectif Informatisé) enthält die Werke der Sectionen des SCD ab ca. 1992 und umfaßt ungefähr 85.000 bibliographische Nachweise. Für die älteren Werke müssen bis zur Retrokonversion die alten Zettelkataloge dienen. In der Bibliothek entstehen sehr wenig Eigenkatalogisate, vielmehr werden die bibliographischen Daten beginnend mit dem Kaufzettel bei OCLC abgerufen. Nach Verifikation der gesuchten Titel werden sie über Nacht per FTP in DORIS/LORIS eingespielt, am nächsten Tag werden hier die Lokaldaten angehängt. Nur in seltenen Fällen muß seitens des SCD eine eigene Aufnahme angelegt werden. Der SCD gehört seit 1992 zu OCLC und zahlt pro bibliographischer Notiz ca. 20 Frs (ca. DM 3.30) - und eine Erwerbungsabteilung gibt es nicht.

Die sachliche Erschließung erfolgt sowohl per Dezimalklassifikation, also auch mit Dewey, da frankreichweit einheitlich mit Dewey klassifiziert werden soll.. Die Schlagworte werden unter Verwendung von RAMEAU (Répertoire d'Autorité Matière Encyclopédique et Alphabétique Unifíé) vergeben. Die Einstellung der Schlagwortvergabe im SCD der ULP stand unmittelbar bevor - statt dessen werden in Zukunft die Inhaltsverzeichnisse der Bücher gescannt und recherchierbar gemacht, womit eine umfangreichere und ausführliche Erschließung der Werke erzielt werden soll.

Der OPAC ist via Telnet und WWW http://www-scd-ulp.u-strasbg.fr im vereinfachten wie im Expertenmodus von allen Rechners des gemeinsamen straßburgischen EDV-Netzes OSIRIS abfragbar.

Die Ausleihe ist ein Modul von DORIS/LORIS mit den üblichen Funktionalitäten. Es gibt allerdings für die Nutzer keinen Selbstbedienungsteil, was aber als unbedeutend angesehen wird, da nur wenige Bücher ausgeliehen werden dürfen. Interessant ist das Verfahren bei verspäteter Rückgabe der Bücher: dreimal solange, wie Bücher zu spät zurückgegeben werden, dürfen keine neuen ausgeliehen werden. Das Ausleihaufkommen liegt bei ca. 160.000 pro Jahr. Es ist nicht mit deutschen Bibliotheken vergleichbar, da die Anzahl der Ausleihen gestaffelt begrenzt ist nach Studienjahren der Studenten. Auch Wissenschaftler können nicht unbegrenzt Bücher ausleihen. Dies liegt daran, daß in französischen Bibliotheken die Arbeit in der Bibliothek durch die Einrichtung von Lesesälen bevorzugt unterstützt wird.
Sobald der Umbau in der Section Science abgeschlossen ist, soll mit der Buchsicherungsanlage eine Selbstverbuchungsanlage für die Ausleihe zum Einsatz kommen. Die Öffnungszeiten der verschiedenen Sectionen des SCD sind in der Regel Mo-Fr 9-20 Uhr, in der Medizin bis 22 Uhr - und für französische Bibliotheken damit eher lang.

Die Zeitschriftenverwaltung erfolgt seit 1996 ebenfalls EDV-gestützt mit DORIS/LORIS - es wird allerdings noch parallel mit dem Kardex gearbeitet, da noch nicht alle Spezifika der Zeitschriftenverwaltung in DORIS/LORIS geklärt sind.

Die Fernleihe ist dem Prêt-Entre-Bibliothèques (PEB) angeschlossen. Man arbeitet mit der Software PEB-Pro Version 2.2. (Mediscipt). Die Umstellung auf die neue, komfortablere Windows-Version PEB-Net steht unmittelbar bevor. Die Software besteht aus zwei Modulen, eins für die nehmende und eins für die gebende Fernleihe. Die Software umfaßt die Bearbeitung von Zeitschriften- und Monographienbestellungen sowie einen Abrechungsteil. Darüber hinaus gibt es die Nutzerverwaltung für Nutzerkonten und Informationen über die kontaktierten Bibliotheken (Adresse, RBCCN).
Z.Z sind die eingegangenen Bestellungen, die abzusendenden Antworten sowie die laufenden Leihgaben (alle in Form von Listen) abfragbar. Im französischen Fernleihverkehr mit PEB werden nicht erfüllbare Bestellungen an die aufgebende Bibliothek zurückgegeben und müssen von hier aus neu versandt werden.
Bei der nehmenden Fernleihe werden die Bestellungen von Zeitschriftenartikeln an Myriade, der CD-ROM-Version des CCN-PS (Catalogue Collectif National des Publications en Série, die französische ZDB, mit ca. 670.000 Zeitschriften in ca. 2850 Bibliotheken) verifiziert, Signaturen der infragekommenden Bibliotheken mit dem Code RBCCN (Répertoire des Bibliothèques participant au Catalogue Collectif National, das Verschlüsselungssystem für die französischen Bibliotheken nach Orten und Bibliothekstypen) notiert. Anschließend werden die Bestellungen offline im entsprechenden Modul von PEB-Pro eingegeben und schließlich im Paket zum Zentralrechner nach Montpellier abgesandt und von dort verteilt.
Bei der gebenden Fernleihe werden die meisten Bestellungen per FTP abgerufen und anschließend lokal bearbeitet. Alle Fernleihbestellungen werden quittiert. In der Section Médécine machen die Zeitschriftenbestellungen den Hauptteil der Fernleihen aus. Buchbestellungen werden ab Erscheinungsjahr 1991 am Pancatalogue, dem nationalen Verbundkatalog mit knapp 2 Millionen Titeln in ca. 110 Bibliotheken, überprüft, zu dem die Bibliothek via Transpac (französisches DatexP) durch Abonnement bei der ABES (Agence Bibliographique de l'Enseignement Supérieur, Montpellier, s.u.) Zugriff hat. In der Regel sind Fernleihbestellungen spätestens nach 2 Wochen erledigt. Studenten bezahlen für eine inländische Fernleihe einheitlich 15 Frs (ca DM 5.-) , Wissenschaftler/Lehrkräfte usw. 29 Frs (ca DM 5.-). Die Bibliotheken haben untereinander keine Einheitspreise wie bei uns.

Der Bestand an Dissertationen geht bis ins 19. Jahrhundert zurück und umfaßt Dissertationen der ULP und anderer französischer sowie ausländischer Bibliotheken. Der Promovent muß drei Exemplare seiner Arbeit abgeben, davon verbleiben zwei in Straßburg, das dritte Exemplar wird zur A.N.R.T. (Atelier Nationale de Reproduction des Thèses) in Grenoble gesandt. Dort werden alle französischen Dissertationen im Bereich Naturwissenschaften und Technik mikroverficht und frankreichweit verteilt. Bei Abgabe der Dissertation muß der Doktorant drei Formulare ausfüllen, wobei er auch Schlagworte nach RAMEAU sowie französisches und/oder englisches Abstracts hinzuzufügen hat. Der erste Formulardurchschlag wird in Naturwissenschaften und Technik zur A.N.R.T gesandt, der zweite zum I.N.I.S.T (Institut Nationale de l'Information Scientifique et Techniques) weitergeleitet, um die Dissertation in der Datenbank Téléthèses (und damit der CD-ROM DocThèses) anzuzeigen. Die Datenbank enthält die Besitznachweise der Bibliotheken. Bei der folgenden Adresse erhält man das Formular auch im Internet ftp://ftp.cnusc.fr/pub/ABES/guideth.doc

Die Auskunftsarbeit wird während der Öffnungszeit der Bibliothek von allen Mitarbeitern der Bibliothek gewährleistet. Zu den Auskünften gehören neben Katalogauskünften, Anfragen bei Magazinbestellungen auch Hilfestellungen bei Anfragen, die mit Hilfe bibliographischer Nachschlagewerke beantwortet werden müssen. Dazu gehören auch Fragen zur Benutzung der CD-ROM-Datenbanken (kostenfrei). Das CD-ROM-Netz hat mehr als 20 bibliographischen Datenbanken und ist seit 1993 vom Campusnetz aus abfragbar und wird intensiv genutzt. Es gibt ungefähr 100 logins, wobei an jedem login 2-3 PCs hängen. In der Bibliothek selbst stehen vier Endgeräte zur Verfügung. Dieser Service, der sehr stark zum inzwischen sehr guten Renomme der Bibliothek beigetragen hat, wird deshalb auch seitens der Universität finanziell mitgetragen (z.B. Mehrplatzlizenzen, Finanzierung der Citation Indizes). Das Netz läuft unter Novell und dem CD-Manager der Firma H+H, Göttingen und ist seit seiner Installation ständig mit neuen CD-Servern aufgerüstet worden und hat zur Zeit 112 Laufwerke - und reicht trotzdem nicht mehr aus, so daß in Bälde ein neues, leistungsfähigeres System bedacht werden muß.
Für Schulungen in der Benutzung der Datenbanken wird auf die Serviceleistungen des URFIST (siehedort) verwiesen.

Kostenpflichtige Online-Recherchen (RDI=Recherches Documentaires Informatisées), die fortgeschrittenen Studenten und Wissenschaftlern vorbehalten sind, werden bei den Hosts Knight-Ridder (Wirtschaft und Finanzen), Questel (Normen und Patente, Naturwissenschaften und Technik, Erdöl und Energie), STN (Physik und Chemie), ESA (Luft- und Raumfahrt, NASA-Datenbank) durchgeführt. Die Recherchen werden von 2 MitarbeiterInnen der Bibliothek durchgeführt. Die Anzahl der Recherchen sind allerdings seit Etablierung der CD-ROM-Netzes auf fast vernachlässigenswerte Mengen zurückgegangen. Nutzer dieses Services sind Doktoranten, Spezialisten und Privatpersonen.

URFIST (Unité Régionale de Formation Scientifique et Technique)
Die URFISTe wurden Ende der achtziger Jahre vom Ministère de l'Education Nationale gegründet. Seitens des Ministeriums ist man sich der Bedeutung von Fachinformation als wichtiges Instrument zur Ermittlung von Informationen aber auch der Produktionskraft durch die Wissenschaft bewußt, da im weltweiten wirtschaftlichen Wettbewerb der Informationsfluß ein wichtiges Instrument geworden ist. Deshalb sieht man sich in der Verantwortung, die künftigen Akteure und Nutzer der Informationsindustrie angemessen vorzubereiten und auszubilden. So wurden an sieben strategisch günstig gelegenen Universitäten URFISTe eingerichtet (Bordeaux, Lyon, Nizza, Paris, Rennes, Straßburg, Toulouse). Sie stehen in engem Kontakt mit den nationalen und internationalen Partnern der Herstellung und Vertrieb von Fachinformation. Als regionale Zentren sind sie für die Versorgung der jeweiligen Region und der hier ansässigen Akademien zuständig. Das URFIST Straßburg umfaßt die Regionen Elsaß, Franche-Comté und Lothringen.

Das URFIST hat vorrangig die Aufgabe, Studenten für Fachinformation zu sensibilisieren; Wissenschaftler und Lehrkräfte bei ein- bis zweitägigen Schulungen zu bestimmten Fortbildungenthemen fachspezifisch zu schulen und Mitarbeiter in Dokumentationsberufen in die Retrievalsprachen einzuführen. Dazu werden dokumentarische Grundkenntnisse und Knowhow über notwendige Informationsquellen vermittelt, notwendige Aktionen und Aktivitäten zum Informationsgeschehen werden vorgestellt. In den Anfangszeiten des URFIST lag der Schwerpunkt bei Online-Recherchen in bibliographischen Datenbanken, verlagerte sich zwischenzeitlich auf Endnutzerrecherchen in CD-ROM-Datenbanken und umfaßt heute selbstverständlich die Arbeit mit Informationsquellen des Internet und Multimedia-Anwendungen.

Inhaltliche Schwerpunkte sind
- Verbesserung der Kenntnis, wo Fachinformation zu finden ist und Vertrautmachen mit Praktiken der Datenbankerstellung
- Information und Beratung der Nutzer bei der Datenbankauswahl
- Hilfestellung für Mitarbeiter in neuen Dokumentationseinrichtungen, um mit den neuen Werkzeugen zu recht zu kommen
- permanente Fortbildung von Informationsprofis, um deren Leistungsfähigkeit zu optimieren
- Sensibilisierung junger Wissenschaftler, um technisch, praktisch und inhaltlich für die Zukunft gerüstet zu sein
- Integration von Fachinformation in Lehrveranstaltungen fördern.

Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, ist das URFIST mit einem Schulungsraum mit ca. 10 PCs ausgerüstet und hat Zugang zu den wichtigen Datenbankanbietern (Questel, EDD, ESA-IRS, ECHO, BRS, Knight-Ridder, STN, Datastar u.a.) sowie Internetanschluß mit den notwendigen, aktuellen Hilfsprogrammen. In Straßburg hat man Direktzugriff auf das CD-ROM-Netz des SCD der ULP sowie CD-ROMs, die zu Test- und Vorführzwecken im URFIST zur Verfügung stehen.

Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (BNUS)
Mit mehr als 3 Millionen Bänden und einem bedeutenden Altbestand an Handschriften, Papyri, Flugschriften, Keilschrift-Tafeln, Karten und Plänen, Drucken und Kupferstichen, Münzen, Plakaten auf 55km Regalmetern ist die BNUS die zweitgrößte Bibliothek Frankreichs. Sie wurde 1871 nach der Zerstörung der Bibliothek der Stadt Straßburg gegründet und durch das deutsche Kaiserreich reich ausgestattet. Untergebracht in einem monumentalen Gebäude in unmittelbarer Nähe zur historischen Innenstadt, hat die BNUS heute als Nationalbibliothek mit universitären Aufgaben einen einzigartigen Status im französischen Bibliothekswesen. Sie ist zugleich bedeutende Allgemein- wie Forschungsbibliothek. Sie hat Spezialsammlungen zu Europafragen, deutsche Kultur und Zentraleuropa, Religionswissenschaften sowie zum Elsaß. Angefangen mit der EDV-gestützten Erstellung der elsässischen Bibliographie 1983, wird seit 1993 die EDV-Einführung in der ganzen Bibliothek vorangetrieben. Hier ist das System GEAC im Einsatz und seit 1994 wird ein OPAC angeboten. Seit Anfang 1997 ist der Katalog auch im WWW unter http://www-bnus.u-strasbg.fr abfragbar. Die Katalogisierung wird unterstützt durch den Online-Zugang zu OCLC, die Retrokonversion wird sich ebenfalls auf OCLC stützen. Die BNUS ist regionales Zentrum des CCN-PS (Catalogue Collectif National des Publications en Série), d.h. verantwortlich für neue Titelaufnahmen von Periodika aus der Region. Darüberhinaus ist sie für Schulungen in der Region verantwortlich und zuständig für die Einwerbung neuer Bibliotheken für den CCN-PS in diesem Raum.
Die BNUS hat vor kurzem ein neues CD-ROM-Netz bekommen (Archimedes), in dem mehr als 30 allgemein- und fachbibliographische Datenbanken bereitgestellt werden, insbesondere für Recht, Wirtschaft, Geschichte, Literatur, Religionswissenschaften. Zur Einarbeitung und Unterstützung bei der Arbeit mit den Datenbanken werden "Gebrauchsanweisungen" bereitgestellt.

Bibliothèque Départementale de Prêt (BDP)
BDPs lassen sich mit staatlichen Bücherei- oder Fachstellen in der BRD vergleichen und werden seit Ende der achziger Jahre überwiegend von den Departements und den Akademien der Region (und weniger von Paris) finanziert. Die Einrichtung als solche exisitiert schon seit 1945 und hat das Ziel, besonders die ländlichen Gebiete kulturell zu versorgen. Wie Fachstellen hat die BDP zwei Funktionen:
- die Literaturversorgung der ländlichen Bevölkerung
- Inititiator für weitere öffentliche Bibliotheken
Arbeitsschwerpunkte der BDP Bas-Rhin sind die Einrichtung von Antennes einerseits und andererseits die Unterstützung der Gemeindebüchereien. Den ca. 85 Antennes wird dazu ein Grundbestand an Büchern, bemessen nach der Bevölkerungdichte, ausgeliehen. Die Antennes werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern verwaltet und sind vier Stunden pro Woche geöffnet. Eine Gemeinde, die eine Bibliothek einrichtet und Personal beschäftigt, wird durch das Département subvnetioniert. Die BDP unterstützt sie durch Leihgabe von Mobiliar und Büchern sowie durch fachliche Beratung. Der Buchbestand kann in beiden Typen bis zu dreimal jährlich ausgewechselt werden.Es gibt zur Zeit ca. 80 Gemeindebibliotheken in der Region. Vordringliches Ziel ist es, den Anteil der Gemeindebibliotheken kontinuierlich zu vergrößern. Die Zentrale in Straßburg hat die Katalogisierung sowie die Ausleihe automatisiert, außerdem haben die Fahrer der Bücherbusse Laptops bei sich, um vor Ort die Verbuchung der zurückgegebenen und neu ausgeliehenen Bücher vorzunehmen. Nach Rückkehr in die Zentrale werden die Laptops an den Zentralserver angeschlossen, die Änderungen in das Zentralsystem eingelesen und der aktuelle Stand auf die Laptops zurückgespielt.

Bibiothèque Municipale de Strasbourg, BMS (Öffentliche Bibliothek Straßburg)
Die BMS besteht aus einem Netz von zehn Bibliotheken, einem Bücherbus und einem Buchbestand von mehr als 600.000 Bänden, davon knapp 200.000 für Erwachsene, 90.000 für Kinder und Jugendliche, mehr als 40.000 CDs und Audiokassetten, 600 laufende Zeitungs- und Zeitschriftentitel sowie 1700 Videos in einer Zweigstelle. Außerdem hat die BMS, wie vieleStadtbüchereien in Frankreich, einen umfangreichen Altbestand von 220.000 Bänden.
Großer Wert wird auf einen modernen Buch-, Zeitschriften- und Medienbestand gelegt, der transparent gemacht wird durch die gläserene Architektur des Haupthauses in der Rue Kuhn und unterstrichen wird durch die Präsentation des attraktiven Zeitschriftenbestandes, den man durch die großen Fenster schon von der Straße aus sieht.
Bei der verstärkten Neueinrichtung von Zweigstellen in den letzten Jahren werden insbesonders problematische Stadtteile Straßburgs berücksichtigt. Bei der räumlichen Unterbringung werden bürgernahe zentrale Standorte ausgewählt. So ist zum Beispiel die Zweigstelle in Neudorf in der ersten Etage der Markthalle eingerichtet worden. Auch hier wurde großer Wert auf Transparenz und Anbindung an das tägliche Leben der (kleinen und großen) Leser gelegt. Mit großem Engagement und Erfolg wird Öffentlichkeitsarbeit betrieben und viele Aktivitäten wie Lesungen, Malwettbewerbe für Kinder, Essensverkostungen, Musik und Feierlichkeiten angeboten, indem man versucht, "Lire, écouter, voir" (das Motto der BMS) im Lebensalltag der Straßburger zu verankern. Die Bibliothek arbeitet mit dem integrierten Bibliothekssystem GEAC. Die Integration des Kataloges der BMS in den Catalogue Collectif de Strasbourg wird angestrebt.

ADBS (Association des Professionenels de l'Information et de la Documentation = Berufsverband der französischen Dokumentare)
Der Berufsverband der französischen Dokumentare hat zum Ziel, alle Berufstätigen im Bereich Information und Dokumentation zusammenzuführen, um den Beruf zu fördern und Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern zu ermöglichen. Die ADBS hat mehr als 5000 Mitglieder (davon ca. 120 im Elsaß), 11 festangestellte Mitarbeiter, 200 Kursleiter, 18 Regionalgruppen, 15 Sektionen, 5 Kommissionen und ein Vermögen von 11 Millionen Francs. Das große Vermögen ergibt sich dadurch, daß alle französischen Unternehmen jährlich Mittel für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter bereitstellen müssen, die in einen frankreichweiten Fond eingezahlt werden. Aus diesem Vermögen werden die Fortbildungsangebote finanziert. Werden Fortbildungen seitens der Unternehmen nicht in Anspruch genommen, verfallen die Mittel und werden dem gemeinsamen Fonds zugeschlagen. Auf diese Art und Weise können Berufsverbände ihr professionelles Fortbildungsgebot zu allen Bereichen der Informationsbranche finanzieren und hohe Teilnehmerzahlen erzielen. Darüber gibt die ADBS zwei Zeitschriften heraus: Documentaliste - Sciences de l'information und ADBS-Informations (nur für Mitglieder), viele Fachpublikationen sowie Berufshandbücher. Die ADBS bietet für seine Mitglieder kostenpflichtig (1,29 Frs/Minute) verschiedene Dienste im Minitel an wie z.B. INFOBDD (ca. 2000 Datenbanken) und organisiert die Jahrestagung IDT. Die Regionalgruppe Elsaß hat enge Kontakte mit ABF (Association des Bibliothécaires Francais) und dem AKI Baden, außerdem gibt es enge Zusammenarbeit in europäischen Projekten wie SPIID zusammen mit der DGD und der FH Hamburg. Die vielfältigen Aktivitäten der ADBS sind auch im WWW unter http://www.adbs.fr nachvollziehbar.

ARIST (Agence Régionale d'Information Scientifique et Technique)
In Frankreich gibt es seit 1973 22 ARIST (Agence Régionale d'Information Scientifique et Technique), Informationsvermittlungsstellen der Chambre Régionale de Commerce et d'Industrie d'Alsace (Industrie- und Handelskammer). Neben klassischen kostenpflichtigen Auftragsrecherchen werden seitens des ARIST für Mitglieder kostenpflichtige "Veille documentaire" oder "veille technologique et stratégique" angeboten, annähernd übersetzbar mit Unternehmensberatungen. Es handelt sich dabei um Kombinationsangebote speziell für jedes Unternehmen bestehend aus - Marktbeobachtung
- Erschließung neuer Zugriffswege auf Informationen
- Expertenbesuche zur Unternehmensevaluation mit Tips zur Verbesserung im Fabrikations- und Produktionsprozess sowie Einbindung neuer Produkte und Ideen in bestehende Angebote
- Unterstützung beim Einsatz neuer Technologien
- Vermittlung von nationalen und internationalen Partnern
- Unterstützung und Einbeziehung von Förderprogrammen EU

Die Expertisen, die an die Unternehmen gesandt werden, sind nicht reine Literaturinformation, sondern aufgearbeitetes Expertenwissen mit Beurteilung verschiedenener Verfahrensweisen und Empfehlungen für (neue) Handlungsweisen. Diese Beratungen kosten 3000.- Frs /pro Arbeitstag eines Ingenieurs der Chambre de Commerce. Trotz dieses Preises sind die Beratungen gefragt und sind sehr viel preiswerter und objektiver als sonstige Beratungen durch private Unternehmensberatungen.

Agence Bibliographique de l'Enseignement Supérieur (ABES), Montpellier
Die ABES ist eine öffentliche nationale Verwaltungseinrichtung, die im Oktober 1994 mit Sitz in Montpellier gegründet wurde. Sie untersteht der Schirmherrschaft des Wissenschaftsministeriums. Hauptaufgabe der ABES ist die bibliographische Kontrolle und der Standortnachweis der Literatur in den wissenschaftlichen Bibliotheken Frankreichs mit dem Ziel, den Zugang zu nationalen Katalogen, Datenbanken und bibliothekarischen Werkzeugen zu erleichtern. Hier werden CCN-PS (Catalogue Collectif National des Publications en Série), der Pancatalogue (Catalogue collectif des ouvrages de l'enseignement supérieur), die Software PEB (Prêt Entre Bibliothèques), RAMEAU (Répertoire d'Autorié Matière Encyclopédique et Alphabéthique Unifíé) sowie Téléthèses, in Zusammenarbeit mit INIST, erstellt.
Die ABES ist Koordinator für Aufbau, Pflege und Normierung der Katalogisierung und Indexierung für das wissenschaftliche Bibliothekswesen Frankreichs. Sie ist für Entwicklungen von EDV-Anwendungen in diesen Bereichen zuständig. Die ABES ist Herausgeberin von EDV- und Printderivaten aus Katalogen für alle in französischen Bibliotheken verwendeten Betriebssysteme und Netzsoftware. Die ist Mitherausgeberin von CD-ROM-Datenbanken, die von kommerziellen Verlegern verbreitet werden. Sie hat beratende Funktion für Fragen zum Einsatz bibliographischer EDV-Systeme. Sie steht in enger Zusammenarbeit mit in- und ausländisches Institutionen, die die selben Aufgaben verfolgen.
Für die Hardware und ihre Betreuung der ABES ist der CNUSC (Centre National Universitaire Sud de Calcul, Montpellier) zuständig. In den "Arabesques" wird laufend über Weiterentwicklungen von Produkten und Planungen informiert. Darüber hinaus ist die ABES zuständig für Auswahl und Aufbau des Système Universitaire (SU), des gemeinsamen nationalen Verbundkataloges, der den Nachweis, die Verfügbarkeit und Lieferung von Literatur und Dokumenten erleichern soll. Die Wahl war nach zweijährigem Entscheidungsprozeß auf PICA gefallen, Ende September 1997 fehlte nur noch die Unterschrift des zuständigen Ministeriums. Grund meines Besuches der ABES war eben diese Entscheidung, da ich neugierig war, Näheres zum Einsatz der IBW-Software in Frankreich zu erfahren. Zur Zeit erfolgt der Dateninput bei der Verbundkatalogisierung durch die 90 Universitätsbibliotheken und die zugehörigen SCDs, insgesamt ca. 300 Sektionen. Von diesen 90 Bibliothekssystemen arbeiten 40 bei der Katalogisierung mit OCLC, 25 mit dem System SIBIL, 15 mit BN-OPALE, dem System der BNF, und der Rest mit lokalen Systemen. Als (integrierte) Bibliothekssysteme sind in Frankreich u.a. AB_6, DORIS/LORIS, DYNIX, GEAC, Multilis, SIBIL und SYMORG im Einsatz. In der Projektphase werden die folgenden Problemekreise in Zusammenarbeit mit sieben Pilotbibliotheken auf verschiedenen "Projektbaustellen"erarbeitet: Datenkommunikation, Entwicklungsaufwand zur Einspeisung aus den drei Katalogisierungssystemen (BN-OAPLE, OCLC, SIBIL), Funktionsweise, Dateneinspeisung in die lokalen Bibliotheksysteme sowie die Migration der schon vorhandenen Verbundkataloge (Pancatalogue, CCN-PS, Téléthèses). Die Katalogisierung wird auf UNIMARC vereinheitlicht. Es müssen Lösungen gefunden werden für die einheitliche Datenkonversion, Transliteration, Schlagwortvergabe sowie die Behandlung von Dubletten, bis das SU im Jahr 2000 frankreichweit zum Einsatz kommen kann.
In Frankreich wird, im Unterschied zu den Niederlanden, GBV oder im Hessischen Verbund, in erster Linie das Modul der Verbundkatalogisierung, nicht die Module des Integrierten lokalen Bibliothekssystems, zum Einsatz kommen. Über die Aktivitäten der ABES kann man über http://www.abes.fr informieren.

Bibliothèque Nationale de France (BNF), Paris Bei meinem Besuch der BNF nahm ich an einer allgemeinen Bibliotheksführung teil, die ungefähr zweieinhalb Stunden dauerte. Die Bibliothèque générale du Haut-de Jardin, die jedermann ab dem 18. Lebensjahr offensteht, wurde vorgestellt.
Ein Gang ins Magazin schloß sich an, um das Fördersystem der Bibliothek vorzustellen. Ausgangslage ist kurz folgende: die Bibliothek hat 400 km Regalstrecke. Magazinbestellungen sollen in schnellstmöglicher Zeit erledigt werden. Dazu wurde ein Förder- und Bestellsystem eingerichtet, das die Bücher innerhalb von 20 Minuten bereitstellt. Voraussetzung für das Funktionieren des Systems ist die Verfügbarkeit einer Dokumentverwaltung, die für jedes Buch den genauen Regalstandort kennt. Außerdem muß es ein Bestellsystem sowie eine Förderlogistik geben. Die beiden Komponenten ermöglichen es, daß gewünschtes Buch und gewünschter Ausgabeort umgesetzt und der optimale Beförderungsweg vom Regalstandort zum Ausgabeort/Nutzer festgelegt werden kann. Dazu fahren 450 mit eigenem Antrieb versehene Buchcontainer zu 151 Zielpositionen auf einem Schienennetz von 8 km durch die Magazine, Werkstätten und Lesesäle. Das System ist ausgelegt für durchschnittlich 25.000 Bewegungen am Tag mit Spitzen von 500 Containern stündlich.
Nach einem Gang durch die noch nicht eröffneten, mit edelsten Materialien ausgestatteten Lesesäle im Rez-de-Jardin, die dem wissenschaftlichen Publikum reserviert sein werden, schloß sich eine Einführung in die Benutzung des OPAC mit praktischen Übungen an.
Zum Abschluß wurde der audiovisuelle Lesesaal vorgestellt, der kurz vor seiner technischer Eröffnung stand. Hier können von ca. 50 multimedialen PCs folgende Dokumente eingesehen werden:
- Tondokumente (Radiomitschnitte und unveröffentlichte Dokumente aus französischem Kulturbesitz , Kleinode der Phonothek und aus dem Nationalen Spracharchiv) - digitalisierte Bilder, die hälftig aus eigenen Beständen, hälftig aus externen Beständen gewonnen werden (Photographien des 19. und 20. Jahrhunderts, Kupferstiche, Gravierungen, farbige Handschriften)
Das besondere der Präsentation der Materialien besteht darin, daß die Dokumente miteinander verknüpft sind: man schaut sich einen Film an, indem es um einen Schriftsteller geht. Aus diesem Film heraus kann man sich ein Interview mit diesem Schriftsteller aus dem Tonarchiv laden. Während dieses Interviews gelangt das Gespräch auf Gemälde eines Malers - und man kann sich das digitalisierte Bild auf den Bildschirm holen, Details zoomen usw. Die Vielfalt der technischen Möglichkeiten erscheint unbegrenzt und faszinierend - bis die Uhr abgelaufen ist, denn die Leseplätze sind sehr gefragt und ihre Nutzungsdauer begrenzt. Natürlich präsentiert sich die BNF auch im Internet unter http://www.bnf.fr

Maître Senders Bibliothek für Gourmets, Paris
Weniger aus dem Blickwinkel des EDV-Einsatzes in Bibliotheken als aus persönlicher feinschmeckerischer Neugier war ich gespannt auf diese Büchersammlung. Sie ist in den Räumlichkeiten des Institut National Agronomique, dem ehemaligen Schloß von Thiverval-Grignon untergebracht. Die Sammlung umfaßt ca. 20.000 Titel und ist als Fachbibliothek im Berufsalltag und durch Buchliebhaberei des Konditormeisters Alexandre Wayntraub, alias Serge-George Sender entstanden. Der Konditor hat prachtvolle Torten für festliche Anlässe in europäischen Fürstenhäuser, für Filmstars und Politiker oder Kinoproduktionen hergestellt. Sender hat seine Bibliothek, deren Grundstock schon sein Großvater gelegt hatte, laufend mit Schmuckstücken aus der Welt der Gastronomie ergänzt. Gefördert durch den ehemaligen Kultusminister Jack Lang wurde die Bibliothek im Schloß Grignon untergebracht und Sender wurde Bibliothekar seiner Sammlung. Es gibt einen handgeschriebenen Katalog, in dem neben der formalen Beschreibung auch viele inhaltliche Aspekte festgehalten sind. Seit einiger Zeit scheint die Finanzierung der Bibliothek und ihre Zugänglichkeit nicht mehr gesichert und die weitere Ergänzung der Sammlung nicht mehr möglich.

Médiathèque de la Cité des Sciences et de l'Industrie, Paris
Bei meinem Besuch der Cité des Science, dem Museum für Wissenschaft, Technik und Industrie, folgte ich nicht der Mehrzahl der Besucher in die Ausstellung "Explora" oder das Rundkino "La Géode", sondern richtete meine Neugier auf die Médiathèque, die ebenfalls jährlich mehr als einer Million Besucher und Nutzer anzieht, im Durchschnitt 3500 Besucher täglich. Ich besichtigte den Bereich für das allgemeine Publikum mit den Abteilungen Erwachsene, Kinder, der Didakthek, dem Projektionssaal und dem Raum für Sehbehinderte sowie die Fachbibliothek mit den Spezialabteilungen Geschichte der Naturwissenschaften, Wissenschaftspädagogik und technische Museologie.
Die Bibliothek arbeitet in allen Bereichen EDV-gestützt mit der Software GEAC 9000 GLIS. Überall im Nutzungsbereich stehen Abfragegeräte bereit. Die Bibliothek ist mit einer Buchsicherungsanlage ausgestattet, die für alle Medien (Print-Materialien und CD-ROMs) greift. Die Bibliothek kauft zur Zeit in großem Umfang CD-ROM-Dokumente für alle Altersklassen und Fachrichtungen. Die CD-ROM sind ausleihbar, wenn die Verleger der Bibliotheksnutzung für ihre Produkte zugestimmt haben. Die Zustimmung muß in Frankreich derzeit von jedem Verleger eingeholt werden. Beeindruckend ist die Anzahl der Auskunftsplätze (18) sowie die Öffnungszeiten (Di-So 12-20 Uhr).

Ausführlich wurde mir die Didakthek gezeigt. Hier stehen ungefähr 15 Einzelplatz-PCs bereit, die in der Regel mit CD-ROM-Wechseln für 6 Scheiben ausgerüstet sind. Hier wird pädagogische Software zur beruflichen Bildung oder didaktische Spiele permanent bereitgestellt. Die Bereitstellung der Lernsoftware wird zu Testzwecken angeboten, dient der Fortbildung, insbesondere im Bereich neuer Technologien, und soll in Folge den EDV-Einsatz im Beruf erleichtern. Das Spektrum der Produkte umspannt alle Sachgebiete und Niveaus (Englisch-Sprachkurse, Prävention von Krankheiten bis hin zu Lernprogrammen zur Bürokommunikation). Das Angebot für das allgemeine Publikum wird ergänzt durch Fortbildungen, Bereitstellung und Bewertung von Lernprogrammen speziell für Ausbilder und Ausbildungszwecke.
Angeschlossen an die Médiathèque ist die "Cité des Métiers", wo man sich informieren und beraten lassen kann bei der Berufswahl, Stellensuche oder bei beruflicher Umorientierung. Dafür wurde eine Spezialsammlung mit über 4000 Büchern, Zeitschriften und Zeitungen sowie 40 Bildschirmarbeitsplätzen eingerichtet. Außerdem werden Materialien und Führer zum Berufsleben bereitgestellt. Es gibt regelmäßig Informationstage, bei denen man mit Firmen und Experten der Branchen in Kontakt treten kann.
Besonders beeindruckt hat mich der audiovisuelle Bereich mit 170 AV-Konsolen, die überall über die Lesesäle verteilt sind. An manchen Stellen laufen festvorgebene Programme zu bestimmten Themen, die monatlich wechseln. In einem anderen Bereich der Mediathek können individuell Bild- und Tonprogramme an die Einzelbildschirme geladen werden. Der menügeführte AV-Katalog, der mehr als 20.000 Videos nachweist, ist mit dem Laser-Bildplattenarchiv, das auf einem großen Serverroboter bereitgestellt wird, direkt verknüpft. Man kann also aus der Recherche heraus die gewünschte(n) Programme innerhalb von kürzester Zeit auf den Bildschirm bestellen und nach eigenem Rhythmus ansehen.

Bibliothèque de la Sorbonne, Paris

Am letzten Tag meines Aufenthalts besuchte ich mit der Bibliothek der Sorbonne eine Bibliothek mit langer wechselvoller Geschichte und altem Gebäude. Die Bibliothek hat mit 2,5 Millionen Bänden und 4-5000 laufenden Zeitschriften die wichtigste Sammlung für französische und frankophone Literatur, Geschichte, Philosophie und Humanwissenschaften Frankreichs. Das Gebäude gleicht einem Labyrith, die Verteilung der Räume und Bücher im Gebäudes ist das reinste Abenteuer, es scheint keine Ritze zu geben, die nicht zur Unterbringung der Bestände und des Personals genutzt worden ist. Die Kollegin der Handschriftenabteilung stellte mir die wechselvolle Geschichte der Bibliothek vor sowie wertvolle Exemplare der Sammlung, die allerdings nur noch mit Werken zur Geschichte der Sorbonne ergänzt wird. Der Katalog des Altbestandes wird zur Zeit maschinenlesbar erschlossen. Die Abteilung hat Internetanschluß und man ist rege an Entwicklungen im deutschen Handschriftenbereich wie z.B. Digitalisierungsprojekten interessiert .
Die Katalogierung des Bestandes erfolgt mit dem Katalogisierungssystem SIBIL, das aus der Schweiz stammt, die Retrokonversion des riesigen Altbestandes hat begonnen. Die Weiterentwicklung des französischen Teils von SIBIL wird in den nächsten Jahren eingestellt, so daß mit einem Systemwechsel gerechnet werden muß - man ist gespannt auf die Entwicklung des SU, des Système Universitaire. Die Bibliothek ersetzt, auch unter dem Druck der Raumnot, mehr und mehr gedruckte Bibliographien durch CD-ROM-Ausgaben.Ungefähr dreißig allgemein- und fachspezifischen Datenbanken werden im Netz angeboten.

Die vier Wochen Praktikum haben mir verschiedenste Einblicke in das französische Bibliothekswesen eröffnet und ich habe vielfältige Anregungen für meine Arbeit hier gewinnen können. Mit viel Energie, Ideen und Geld wird der Einsatz neuer Technologien vorangetrieben, der Einsatz wird oft als Arbeitserleichterung erlebt. Unterschiedlichste Entwicklungsstufen von Software-Produkten sind im Einsatz. In den Kommunikationsnetz ist Minitel (dem deutschen Btx, nicht T-Online mit Internetanbindung) noch immer lebendig. Das Internet kommt ebenfalls mehr und mehr zum Einsatz, vielleicht mit gewissem Rückstand zu deutschen Bibliotheken. Beeindruckend finde ich immer wieder, wie sehr in Frankreich improvisiert wird, wenn z.B. unter schwersten räumlichen Bedingungen gearbeitet werden muß. Die Orientierung an Kundenwünschen und -interessen steht überwiegend im Vordergrund der Bibliotheksarbeit und es wurde viel Boden für das Ansehen der Bibliotheken gutgemacht.

Ruth Peterek
Staats- und Universitätsbibliothek
Postfach 33 01 60
28331 Bremen
Tel: (0421) 218 36 12
Fax: (0421) 218 26 14
E-mail: : Ruth.Peterek@uni-bremen.de


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