Beratung Hierarchiestufe höher

Bericht über den vierwöchigen Fachaufenthalt bei der
Bibliothèque Départementale de Prêt de Saône-et-Loire in Burgund

Vom 13. Oktober bis 7. November 1997 war ich in der Bibliothèque Départementale de Prêt (BDP) de Saône-et-Loire in Charnay-lès-Mâcon zu Gast. Ermöglicht wurde dies im Rahmen eines Austauschprogramms, das die bibliothekarische Auslandsstelle beim Deutschen Bibliotheksinstitut Berlin gemeinsam mit der Fédération Française de Coopération entre Bibliothèques durchführt.
Als Mitarbeiterin bei einer Staatlichen Büchereistelle war ich daran interessiert, eine Bibliothek zu besuchen, die ähnliche Aufgaben erfüllt wie die eigene Dienststelle. Angesichts der Partnerschaft zwischen dem Bundesland Rheinland-Pfalz und der Region Burgund bot es sich an, eine Departementsbibliothek in dieser Region zu besuchen, zumal erst im März diesen Jahres Ministerpräsident Kurt Beck und Regionalratspräsident Jean François Bazin bekräftigt hatten, daß der Austausch zwischen den Partnerregionen auf allen Verwaltungsebenen verstärkt werden soll1 . Diese bereits bestehende Partnerschaft schien mir und meinen Kolleginnen eine gute Voraussetzung dafür, dauerhafte Kontakte zwischen den Bibliotheken zu knüpfen.

Suzanne Rousselot, Leiterin der BDP2 Haut-Rhin mit Sitz in Colmar, hat in der Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Staatlichen Fachstelle in Freiburg die ähnlichkeiten zwischen einer Fachstelle und einer BDP auf folgende Formel gebracht: "Fachstelle" + "Fahrbibliothek" + "Ergänzungsbibliothek" = "B.D.P", hat diese Formel aber zugleich mit einem Fragezeichen versehen.3 Sie wies darauf hin, daß diese Formel die Aufgaben der BDP nur unzureichend beschreibt, zumal die Departementsbibliotheken sehr unterschiedlich strukturiert sind, unterschiedliche Dienstleistungen anbieten und eine ihrem Departement angepaßte Bibliothekspolitik betreiben, bzw. die von dem zuständigen Conseil Général, dem gewählten Entscheidungsgremium des Departements, beschlossene Bibliothekspolitik verfolgen4 . Von daher ist es auch schwierig, aufgrund dieses Aufenthaltes allgemeine Aussagen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen deutschen Fachstellen und den französischen BDP zu machen, zumal es auch zwischen den Staatlichen Fachstellen bezüglich ihrer Organisationsstruktur und ihrer Dienstleistungen beträchtliche Unterschiede gibt. Dieser Bericht ist daher nur ansatzweise ein Versuch, allgemeine Unterschiede zwischen dem deutschen und französischen Bibliothekswesen darzustellen. In vielen Fällen werden die Dienstleistungen der BDP nur beschrieben, zum Teil bietet sich ein Vergleich zwischen der BDP Saône-et-Loire und der Staatlichen Büchereistelle Rheinhessen-Pfalz an.

Die BDP Saône-et-Loire: Gründung - Gebäude - Ausstattung
In Frankreich gibt es 36.658 Gemeinden, davon 35.774 mit weniger als 10.000 Einwohnern, davon wiederum 32.000 mit weniger als 2.000 Einwohnern.5 Um im ländlichen Raum die Literaturversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, wurden 1945 die ersten BDP vom Erziehungsministerium gegründet. Der Aufbau der BDP, die zunächst Bibliothèques Centrales de Prêt (BCP) hießen, vollzog sich in den Departements unterschiedlich schnell. Erst 1982 wurden die letzten 17 BDP gegründet.6 , darunter auch die BDP des Departements Saône-et-Loire. 1986 zog sie in ein eigens für sie erbautes Gebäude um. Die Architekten Schouvey und Gamard haben ein funktionales Gebäude entworfen, eine moderne Konstruktion, die Metall und Glas verbindet. In einer Selbstdarstellung beschreibt die BDP ihr Gebäude als "usine de livre" ("Fabrik der Bücher"), eine Bezeichnung, die meiner Meinung nach die ästhetik des Gebäudes zutreffend charakterisiert. Das Gebäude hat eine Gesamtfläche von 1.500 qm. Wären die Wege zur BDP nicht so gut ausgeschildert und das Gebäude selbst nicht so gut beschildert, so würde man auf den ersten Blick hinter der modernen Außenfassade7 allerdings keine Bibliothek und keine Büroräume vermuten.
Kommt man jedoch in die großzügig gestaltete Eingangshalle, so fällt der Blick zum einen auf die neuen Ausstellungen, die die BDP gleich im Eingangsbereich präsentiert, sowie auf eine Sitzecke mit Informationsmaterial zur Region und auf eine große Theke, die sich im Zentrum des Raumes befindet. Rechts und links der Halle führen Gänge in die Büros, in die Discothèque und in einen Veranstaltungsraum.
Die Büros, die direkt an die Halle angrenzen, haben Glaswände zur Halle hin, da sie keine Außenfenster haben. Licht kommt durch ein breites Lichtband im Dach. Die Mitte des Daches ist erhöht und steigt nach hinten zu an. Nicht nur von oben kommt deshalb das Licht, auch die Seitenwände dieses Mittelteiles sind verglast und lassen Licht in den mittleren Teil des Gebäudes.
Der Buchbestand (ca. 175.000 Bücher) ist im hinteren Bereich des Gebäudes untergebracht. Passend zum Stil des Hauses hat man Metallregale, allerdings mit sehr kräftigen Farben (rot, blau, grün), ausgesucht. Als Regalaufstellung hat man eine einfache Magazinaufstellung gewählt, auf Präsentation wird in diesem Bereich fast komplett verzichtet. Es gibt lediglich einen Trog und ein Wandregal, auf dem die Neuerscheinungen ausgestellt sind. Die Discothèque dagegen ist ansprechend mit modernem Mobiliar eingerichtet und hat eher den Charakter einer Discothèque in einer Stadtbibliothek. Allerdings sind auf relativ engem Raum insgesamt 12.300 Kassetten und CDs untergebracht.
Die BDP wird von den Architekten als "Gesamtkunstwerk" verstanden, so daß ä;nderungen, die aus praktischer Sicht notwendig wären, nicht durchgeführt werden dürfen. Für das Lichtband im Dach gibt es beispielsweise keinen Sonnenschutz, so daß es im Sommer in der Eingangshalle sehr heiß ist. Im Winter ist es dagegen sehr kalt, da die Halle kaum zu beheizen ist. Gravierender ist jedoch, daß durch den Lichteinfall vom Dach her die Arbeit an den Computern zeitweise nur mit Sonnenschirm möglich ist. Hinzu kommt, daß es als Deckenlampen schräg herunterhängende Neonröhren gibt, die völlig unabhängig von den vorhandenen Computerarbeitsplätzen installiert wurden. Da ich selbst an den verschiedenen Computern gearbeitet habe, fiel mir auf, daß es an fast allen Arbeitsplätzen Reflexionen auf den Bildschirmen gibt, sei es durch das von oben oder von der Seite einfallende Tageslicht, sei es durch die ungünstig installierten Leuchten. Diese Lichtverhältnisse erschweren die Arbeit an den Bildschirmen. Eine änderung ist nach Aussage der Kolleginnen wegen der Auflagen der Architekten nicht möglich. Daß es eine Euro-Norm für die Ausstattung von Bildschirmarbeitsplätzen gibt, wurde von ihnen mit Interesse zur Kenntnis genommen. Ansonsten ist aber zu betonen, daß ästhetik und Funktionalität bei diesem Gebäude eine Einheit bilden. Die Unterbringung aller Räume auf einer Ebene, der ebenerdige Zugang für Besucher und Lieferanten und eine Garage mit einer Rampe, die eine leichte Begehung der Bücherbusse und das Be- und Entladen von Lieferwagen ermöglicht, sorgen für das reibungslose Funktionieren vieler Arbeitsabläufe.
Nicht zu unterschätzen ist meiner Ansicht nach auch, daß die einprägsame Konstruktion wesentlich zur Bekanntheit der BDP Saône-et-Loire beiträgt. Dies nutzt das Team der BDP aus. So wird für die hausierende Publikation "Mots, Sons et Images" die große, gelbe Metallspirale, die sich auf der Stirnseite des Gebäudes befindet, als Logo mit hohem Wiedererkennungswert verwendet. Dieses vierseitige Blatt ist ansprechend gestaltet und erscheint dreimal im Jahr.8 Das Blatt beinhaltet immer einen kurzen theoretischen Artikel über eine bestimmte Literaturgattung, über neue Medien oder über ein bibliothekspolitisches Thema, einen kleinen Veranstaltungskalender, Neuigkeiten aus der BDP oder aus den zum Netz gehörenden Bibliotheken. Auf engem Raum bietet dieses Blatt, ansprechend aufbereitet, erstaunlich viel Informationen. Herausgeberin der Veröffentlichung ist die Direktorin der BDP, Marie-Christine Pascal.
Zur Zeit sind neben der Direktorin 16 Personen bei der BDP Saône-et-Loire beschäftigt, davon 5 Bibliothekarinnen. Der "Fuhrpark" der BDP besteht aus 2 Bücherbussen sowie einem PKW-Kombi, der "Navette", und 2 Personenwagen.

EDV
Die BDP in Charnay hat bereits 1987 EDV für die Verwaltung der Bestände eingeführt. Zum Einsatz kommt die Software LIBS 100 der Firma CLSI, die damals als komfortabel galt, aber heutigen Anforderungen (z.B. fehlt die Möglichkeit der Fremddatenübernahme von der CD-ROM der Bibliothèque Nationale) nicht mehr gerecht wird. Es gibt allerdings einen Computer, der Normdateien und den Index der Klassifikation für die Katalogisierung zur Verfügung stellt, die sogenannte "SARDINE". Die Ablösung des Systems ist für nächstes Jahr vorgesehen. Mein Praktikum begann mit der Präsentation des Systems OPSYS und endete an dem Tag, als die Firma aufgrund des Votums der Leiterin der BDP den Zuschlag durch den Conseil Général erhielt. Das neue System, das ab März 1998 zum Einsatz kommen wird, bietet alle Module eines modernen EDV-Bibliothekssystems. Die Katalogisierungsmaske ist übersichtlich, Fremddatenübernahme ist möglich. Das System läuft unter Windows 95. Daten aus verschiedenen Datenbanken (z.B. Electre oder Larousse-Enzyklopädie) können direkt in die Textverarbeitung übernommen werden und weiterverarbeitet werden. Der OPAC ist leicht zu bedienen, es gibt sowohl die Standardsuche als auch die Expertensuche. Dieses System war 1996 bereits in 44 der 96 französischen BDP im Einsatz.9
Wenn ich oben in einem Nebensatz erwähnt habe, daß das EDV-System heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wird, so soll aber auch darauf hingewiesen werden, daß es dafür, daß es bereits so früh entwickelt wurde, einigen Komfort für die Verwaltung der Ausleihbestände und der Ausleihe im Bücherbus bietet. Bei der Ausleihe im Bücherbus, bzw. in der besuchten Bibliothek, ist es den Mitarbeitern der BDP möglich, sich über Minitel direkt in die Ausleihverbuchung einzuwählen. Die Bücher können vor Ort zurückgebucht und ausgeliehen werden. Auch wenn die Reservierung der Medien etwas umständlich ist, so funktioniert sie doch zuverlässig. Es werden automatisch Belege ausgedruckt, sowohl für die bestellende Bibliothek ein kurzer Brief, daß das Buch vorgemerkt wurde, als auch für die Bücherei, die das Buch ausgeliehen hat, eine Aufforderung das Buch wegen einer vorliegenden Bestellung zurückzugeben.

Die Aufgaben der BDP Saône-et-Loire
Die BDP Saône-et-Loire hatte im letzten Jahr einen Gesamtetat von etwa 777.960 DM (2.593.188 FF). Nicht eingeschlossen sind darin die Personalausgaben. Für die Anschaffung von Büchern und anderen Medien standen etwa 220.900 DM (736.340 FF) zur Verfügung. Außerdem standen Mittel in Höhe von ungefähr 82.000 DM (273.716 FF) für den Erwerb von Medien für die sogenannten "Centres de Ressources" (kommunale Bibliotheken in zentralen Orten mit regionaler Bedeutung) und die "bibliothèques intercommunales" ("kommunale Verbünde") zur Verfügung. Dieser jährliche Zuschuß der Direction du livre et de la lecture (DLL) bzw. des Centre national du livre wird statistisch zum Etat der BDP gerechnet, da die für diese Mittel gekauften Medien Eigentum der BDP bleiben und nur als sogenannte Dauerleihgaben (dêpots permanents) an die Bibliotheken gehen. Der Bestand dieser Dauerleihgaben umfaßt derzeit etwa 41.000 Bücher. 10
Die Höhe des Erwerbungsetats macht deutlich, daß es sich bei der BDP nicht um eine kleine "Ergänzungsbücherei" handelt, wie dies in deutschen Fachstellen meist der Fall ist11 , sondern daß die Ausleihe von Medien nach wie vor eine zentrale Rolle spielt. Allerdings, darüber ist man sich in Frankreich auch einig, ist dies schon lange nicht mehr die einzige Aufgabe der zentralen Departementsbibliotheken. Eine wichtige Funktion wird darin gesehen, die Bibliotheksnetze auf Departementsebene weiterzuentwickeln und die kommunale Politik für das Lesen zu fördern. 12
Auch die Leiterin der BDP Saône-et-Loire, Marie-Christine Pascal, beschreibt die BDP in der Nullnummer der hauseigenen Publikation "Mots, Images et Sons" als "Kopf" eines Bibliotheksnetzes und als eine Institution , die aktiv die Entwicklung dieses Netzes betreibt, indem sie Schwerpunkte dieser Entwicklung definiert und die kommunale Kooperation fördert. Außerdem betont sie, daß die BDP eine Beratungseinrichtung und eine Institution der Aus- und Weiterbildung für die Verantwortlichen in den Bibliotheken ist.
Diese Aufgabendefinition der BDP Saône-et-Loire weist viele Übereinstimmungen mit dem neuen Papier der Fachkonferenz der Staatlichen Fachstellen13 auf.
Eine solch einheitliche Zielbestimmung aller BDP wäre allerdings nach meinen Erfahrungen in Frankreich kaum möglich. Zwar gibt es seit 1987 eine jährliche Zusammenkunft der Direktoren der Departementsbibliotheken14 , auf der regelmäßig über die Perspektiven der Arbeit der BDP diskutiert wird. Aber die Marschrichtung jeder einzelnen Bibliothek wird ausschließlich vom Conseil Général und dessen Präsidenten festgelegt. Wie die Kolleginnen der BDP Saône-et-Loire erklärten, ist die Zusammenarbeit zwischen BDP und Conseil Général gut und die Entscheidungen des Conseil Général basieren im wesentlichen auf den von der BDP formulierten fachlichen Vorlagen. Im Vergleich zur Entscheidungsstruktur in Deutschland gibt es einen wesentlichen Unterschied. Alle politischen Entscheidungen, die die BDP betreffen, fallen auf Departementsebene (vergleichbar mit den Regierungsbezirken), während bei uns die Länder (vergleichbar mit den französischen Regionen) die Bibliothekspolitik für die Fachstellen formulieren.
Der jeweilige Conseil Général ist es, der bestimmt, für welche Gemeinden "seine" BDP zuständig ist. Nach den Vorgaben des Dezentralisierungsgesetzes und dessen Ergänzungen sind die BDP ausschließlich für Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern zuständig, sie bieten keinerlei Dienstleistungen für Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern an. Im Departement Saône-et-Loire hat man sich für die strikte Einhaltung dieser Grenze entschieden.15 Auch die Betreuung von Schulbibliotheken zählt nicht zu den Aufgaben einer BDP, da die sogenannten "Centres d'information" in den Schulen vom Erziehungsministerium betreut werden und eine eigene Beratungsstelle auf regionaler Ebene haben.
Potentielle Mitglieder des departementalen Bibliotheksnetzes sind also alle Kommunen mit weniger als 10.000 Einwohner, im Departement Saône-et-Loire sind dies insgesamt 566 Gemeinden. Potentielle Mitglieder deshalb, weil nicht alle Gemeinden automatisch von der BDP betreut werden. Als Beratungseinrichtung steht sie zwar allen Verwaltungen zur Verfügung, die an die Einrichtung oder den Ausbau einer kommunalen Bücherei denken, aber die Dienstleistungen, die die BDP bietet, können nur die Gemeinden in Anspruch nehmen, die einen Vertrag mit der BDP bzw. mit dem Conseil Général über die Zusammenarbeit abschließen. Die Gemeinde müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, die in diesem Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Conseil Général festgelegt sind:
- Die Gemeinde verpflichtet sich, einen Raum zur Verfügung zu stellen, der einzig und allein als Bibliothek genutzt wird, leicht zugänglich und beschildert ist.
- Die Bücherei muß mindestens an 2 Tagen in der Woche geöffnet sein. Die Ausleihe muß gebührenfrei sein.16
- Die Gemeinde muß gegenüber der BDP einen Verantwortlichen benennen.
- Der Gemeindeverwaltung verpflichtet sich, alle Post zwischen BDP und Bücherei zu befördern.
- Den Mitarbeiterinnen muß die Möglichkeit gegeben werden, an den Fortbildungsveranstaltungen der BDP teilzunehmen (das beinhaltet zum Beispiel die Übernahme von Fahrtkosten). - Der Gemeinderat muß eine Benutzungsordnung für die Bücherei verabschieden.
- Es muß ein Medienetat vorhanden sein.

Die BDP verpflichtet sich im Gegenzug zu folgenden im Vertrag festgelegten Dienstleistungen:
- die Bereitstellung von Leihbeständen,
- die Lieferung von einzelnen, nachgefragten Titeln,
- den Service der Télédocumentation für alle eingeschriebenen Leser der Bücherei,
- Ausbildungsangebote für die Verantwortlichen der Bücherei,
- die langfristige oder auch die Dauerausleihe von Nachschlagewerken,
- Lieferung von Bibliotheksmaterial,
- die regelmäßige Zusendung von Veröffentlichungen der BDP,
- die Beratung der Gemeindeverwaltung und der Büchereileitung bei allen Fragen (Einrichtung, EDV, Bestandsaufbau, Beantragung von Zuschüssen).
Die BDP garantiert, daß alle diese Leistungen gratis sind.17

"L'intercommunalité"
Direkt betreut werden von der BDP Saône-eT-Loire derzeit 119 Bibliotheken, diesen Bibliotheken angeschlossen sind 136 sogenannte "Relais de Lectures" im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit, der sogenannten "intercommunalité". Was ist darunter zu verstehen?
Wie bereits oben erwähnt hat Frankreich eine Vielzahl von kleinen Gemeinden: 22.498 Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern, 11.000 Kommunen mit 500 bis 2.000 Einwohnern.18 Seit vielen Jahren schon versucht die Zentralregierung durch verschiedene Gesetze, den Zusammenschluß der Gemeinden zu funktionsfähigen Gebietskörperschaften voranzubringen. Eine Eingemeindungsreform, die per Verwaltungsanordnung den Zusammenschluß von Gemeinden festlegen wollte (wie dies in den deutschen Bundesländern geschehen ist), scheiterte Anfang der 70er Jahre. 19 Tradition haben in Frankreich freiwillige Zusammenschlüsse im Bereich der Wasserversorgung, der Müllentsorgung und ähnlichen kommunalen Aufgaben. Manche Gemeinden haben sich auch darauf geeinigt, gemeinsam für den Brandschutz, Schultransporte und andere Infrastrukturmaßnahmen zu sorgen. Dennoch zeitigten diese Maßnahmen oft unbefriedigende Ergebnisse, viele kleine Gemeinden waren mit der Organisation dieser Aufgaben überfordert.20 Mit dem Gesetz zur Dezentralisierung wurden zusätzliche Aufgaben, die früher zentral erledigt wurden, auf die anderen Gebietskörperschaften (auf die Regionen, die Departements und die Gemeinden) übertragen. Man hatte allerdings viel zu wenig berücksichtigt, daß die Gleichbehandlung aller Gemeinden, die finanziellen und personellen Möglichkeiten gerade der kleinen Kommunen bei weitem überstieg. Die Zersplitterung des ländlichen Raums in viele Kleinstgemeinden, darüber ist man sich in Frankreich einig, ist aber gerade angesichts eines zusammenwachsenden Europas für die Entwicklung des ländlichen Raumes kontraproduktiv. Aus diesem Grund wurde 1992 ein neues Gesetz zur Förderung der Interkommunalität verabschiedet. Man erhofft sich, durch die Initiierung von Gemeindezusammenschlüssen eine bessere Verteilung der Ressourcen und auch der Ausgaben zu erreichen. Bereits in den Gesetzen zur Dezentralisation war dies vorgesehen, doch handelte es sich dabei um eher kooperative Modelle der Zusammenarbeit, während nunmehr eine "intercommunalité-intégration" angestrebt wird, eine Zusammenarbeit der Kommunen, die zu einer gemeinsamen Politik der zusammengeschlossenen Gemeinden führt, um die Entwicklung der ländlichen Regionen voranzutreiben.21 Erstmals sieht dieses Gesetz auch eine spezielle finanzielle Ausstattung dieser "communauté de communes" vor. Man erwartet, daß diese neuen finanziellen Strukturen zur Umstrukturierung der kommunalen Landschaft hin zu größeren Gebietskörperschaften beitragen werden.22 Grundlage all dieser kommunalen Kooperationsgemeinschaften ist jedoch die Freiwilligkeit. Jedes Departement wurde zwar per Gesetz verpflichtet, ein Schema der kommunalen Zusammenarbeit zu entwerfen, dieses Papier hat jedoch keinen bindenden, sondern nur empfehlenden Charakter. Die Gründung von "communautés" kann auf dieser Grundlage passieren, aber die Kommunen können immer auch Eigeninitiative unabhängig von diesem Schema ergreifen.23 Die Initiieren von "communautés" hat in Frankreich eine hohe politische Priorität, weshalb auch die Direktoren der BDP, auch die Leiterin der BDP Saône-et-Loire, dieser Politik einen hohen Stellenwert beimessen.24
Im Netz der BDP Saône-et-Loire gibt es, wie oben bereits erwähnt, derzeit 49 "bibliothèques intercommunales". Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, die Sitz der biblitohèque intercommunale ist, und den Gemeinden, die ein "Relais de Lecture" eingerichtet haben, wird vertraglich geregelt, zum einen zwischen den Gemeinden untereinander, zum anderen durch einen Vertrag mit dem Conseil Général. In diesem Vertrag werden folgende Punkte festgelegt:
- Die kleine Gemeinde richtet eine sogenannte "Relais de Lecture" ein; diese wird von einer ehrenamtlichen, qualifizierten Kraft geleitet.
- Die Gemeinde stellt einen Etat für den Erwerb von Medien zur Verfügung, mindestens FF 3,50 je Einwohner, der zum Teil der Gemeinde mit der Hauptbibliothek zur Verfügung gestellt wird.
- Die interkommunale Bibliothek erhält für den Medienerwerb von der BDP gesonderte Zuschüsse, jedoch erst ab der zweiten angeschlossenen Bibliothek.
- Bereits bei der ersten angeschlossenen Bibliothek hat die interkommunale Bibliothek einen Anspruch auf die Erhöhung der Blockausleihe um 100 Bände, für jede weitere Bibliothek erhöht sich der Umfang des Blocks um weitere 100 Bände.
- Die interkommunale Bibliothek stellt dafür den angeschlossenen Bibliotheken regelmäßig Leihbestände zur Verfügung, erledigt die Bestellungen für "demandes d'ouvrages" und "demandes télédocumentations" (vergleichbar mit der Blockausleihe und der Fernleihe bei der Staatlichen Büchereistelle).
- Die Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter der "Relais" können ebenso wie die Mitarbeiter der anderen Gemeindebüchereien oder der interkommunalen Bibliotheken an den Fortbildungskursen und den jours d'études der BDP bzw. des Centre Departementale de la la Lecture Publique (CDLP) teilnehmen.25

Die "Navette" und die Bücherbusse
Neben den oben erwähnten politischen Zielen, die mit der Förderung der Interkommunalität verfolgt werden, hat diese Zusammenarbeit auch einen praktischen Effekt. Nach Auskunft der Kolleginnen in der BDP wäre es weder vom Personal noch von der Ausstattung her möglich, alle Gemeinden in das Netz aufzunehmen. Zu den gut ausgebauten Dienstleistungen der BDP Saône-et-Loire gehört nämlich die Belieferung der Büchereien durch die sogenannte "Navette", ein Service, der lediglich noch in einer anderen BDP in Frankreich angeboten wird.26
- Jede dem Bibliotheksnetz der BDP angeschlossene Bücherei hat eine Art "Postfach" bei der BDP, Plastikkisten in der Größe der in Deutschland üblichen Kisten für die Belieferung des Buchhandels. Diese Kisten werden regelmäßig bestückt:
- mit der gesamten Post (Infos, Rückforderungen von ausgeliehenen Büchern),
- mit Büchern und anderen Medien usw. (demandes d'ouvrages et demandes télédocumentation).
Die "Navette" ist ein PKW-Kombi, der für den Transport von Bücherkisten mit einem Spezialregal ausgestattet wurde, in das diese Kisten zum Transport einsortiert werden. Alle Büchereien sind mit sogenannte "boîte á livre" ausgestattet, die speziell für die BDP Saône-et-Loire konzipiert und hergestellt wurden. Zu diesen "Briefkästen" haben die Fahrer der BDP und die Büchereileiter einen Schlüssel. Die Kisten können somit ausgetauscht werden, ohne daß die Anwesenheit eines Büchereileiters erforderlich ist. Aber da die Touren fest geplant sind, und die Büchereiteams die Termine lange vorher kennen, nutzen viele die Gelegenheit, um mit einem Mitarbeiter der BDP zu sprechen. Es bleibt allerdings nicht viel Zeit für Gespräche. Insgesamt gibt es drei Tourneen, mit denen alle Bibliotheken des Netzes abgedeckt werden. Jede Bibliothek wird alle zwei Wochen angefahren.27
Dieser Service hat zur Folge, daß bei der BDP innerhalb des Netzes fast nichts mehr auf dem Postweg verschickt wird. Auf keinen Fall werden Bücher aus der Bibliothek der BDP mit der Post geschickt. Das heißt, daß z.B. "eilige" Fernleihwünsche nicht erfüllt werden können. Andererseits bietet dieses System aus meiner Sicht viele Vorteile:
- der Kontakt zu den Büchereien ist sehr regelmäßig,
- die Mitarbeiter der BDP müssen nicht so häufig telefonisch Termine abklären,
- telefonische Anfragen sind selten, da die Büchereileiter sicher sein können, daß sie mit der nächsten "Navette" eine Nachricht erhalten,
- die Büchereien können fest einplanen, wann Bücher oder Nachrichten kommen und können dies auch ihren Lesern mitteilen,
- die Büchereien fühlen sich durch diesen Service selbst auch eher verpflichtet, für die Rückgabe vorgemerkter Bücher zu sorgen,
- dies hat zur Folge, daß die meisten "Fernleihanfragen" innerhalb von 4 bis 6 Wochen erledigt sind, sofern die Bücher bei der BDP vorhanden sind oder es sich um Titel handelt, die gekauft werden können.

Die BDP besitzt außerdem zwei Bücherbusse, um regelmäßig die Büchereien anzufahren. Es gibt keine Direktausleihe an die Leser, sondern die Busse sind dafür da, daß die Büchereiteams direkt vor Ort ihre Blockausleihe austauschen können. Gerade erst im September wurde ein alter Bücherbus durch einen modernen ersetzt, dessen Design speziell für die BDP entworfen wurde. Die beiden Busse haben einen Bestand von je etwa 3.000 bis 3.500 Büchern, wobei ein Bus nur Kinder- und Jugendliteratur enthält, einer nur Literatur für Erwachsene. Wegen der großen Nachfrage sind jedoch in beiden Bussen Comics vorhanden. In der Regel werden die Bibliotheken zweimal im Jahr vom Bücherbus mit dem Bestand für die erwachsenen Leser angefahren, einmal im Jahr mit dem Bücherbus mit dem Kinder- und Jugendbuchbestand.

Während meines Praktikums war ich mit dem neuen, auch für Fahrer und Beifahrer sehr komfortablen Bücherbus, unterwegs. Ich war bei den Fahrten zu drei vorbildlich ausgestatteten Bibliotheken dabei.

Die kommunale Bibliothek in Saint-Symphorien-de-Marmagne
In diesem Ort mit etwa 800 Einwohnern ist die Bibliothek seit 1992 in einem Neubau untergebracht, in dem sich außer der Bibliothek auch einige Wohnungen und ein kleiner Gemischtwarenladen befinden. Für die etwa 6.600 Medien (8,9 je Einwohner) stehen ca. 160 qm zur Verfügung, d.h. rund 24 qm je 1.000 Bände. Die Bücherei wird ehrenamtlich geleitet. Unterstützt wird die Leiterin von fünf weiteren Helferinnen. Sowohl die Leiterin als auch zwei andere Teammitglieder haben das ABF-Diplom, das heißt sie haben an einer umfassenden Grundausbildung teilgenommen.
1996 hatte die Bücherei einen Buch- und Zeitschriftenetat von umgerechnet etwa 4.350 DM, 5,40 DM je Einwohner. Wie in allen Büchereien des Netzes wird der Bestand selbst ausgewählt und eingearbeitet. Für die internen Arbeiten steht dem Bibliothekspersonal im 2. Obergeschoß ein ausreichend großes Büro zur Verfügung. Seit 1995 läuft die Verwaltung über EDV (Bibliothekssystem MICROBIB).
Im Erdgeschoß (52 qm) befinden sich die Ausleihverbuchung und die Bücher für die Erwachsenen, im ersten Stock, zugänglich über eine gut begehbare, breite Innentreppe, die ist der Kinderbereich(68 qm) untergebracht. Hier ist, wie in allen von mir besuchten Bibliotheken hervorzuheben, daß insbesondere für die Kleinkinder die Bücherei sehr viel Platz und eine große Auswahl an Bilderbüchern bietet. Es gibt große Kissen, so daß die Kinder sich hinsetzen oder hinlegen können, wo sie wollen.
Die Bücherei hat an einem Nachmittag in der Woche 3 Stunden geöffnet, außerdem 1 Stunde am ersten Samstag im Monat. Obwohl etwa 23% der Einwohner der kleinen Gemeinde aktive Leser in der Bücherei sind (Leser aus Nachbargemeinden und Touristen werden gesondert gezählt), wurden insgesamt "nur" 4.370 Entleihungen erzielt. Im Verhältnis zum Bestand erscheint dies wenig, aber bezogen auf die Einwohner ist dies eine erstaunliche Zahl. Von den Entleihungen entfielen fast ¾ auf die Kinder- und Jugendliteratur.
Kinder sind auch in Frankreich in den kleinen Gemeinden die wichtigste Nutzerschicht. Viele Aktivitäten zielen darauf, möglichst viele Kinder für die Bibliothek zu interessieren. Klassenführungen werden angeboten, regelmäßig finden in fast allen Büchereien Vorlesestunden statt. Auch das Erzählen von Geschichten ist in den Büchereien weit verbreitet. Für die Büchereileiter werden entsprechende Fortbildungsveranstaltungen von der BDP angeboten.
Beim Besuch der BDP waren drei der Büchereimitarbeiterinnen anwesend. Es wurde zum Teil sehr lebhaft über die Auswahl der Bücher, das Für und Wider bestimmter Buchangebote diskutiert. Die Arbeit im Team hat offensichtlich nicht nur den Vorteil, daß die Belastung für den einzelnen nicht so hoch ist, sondern daß regelmäßig über verschiedene Bereiche der Bibliotheksarbeit gesprochen wird, was der Qualität des Services zugute kommt. Durch die Diskussionen über die Buchauswahl bspw. werden die Kenntnisse über den Bestand vertieft und die Beratung der Leser verbessert.

Die "bibliothèque intercommunale" in Saint-Martin-Belle-Roche
Die in der Nähe von Macôn gelegene Gemeinde hat ungefähr 3.000 Einwohner. Für die Bücherei wurde im Zentrum der Gemeinde 1994 ein Neubau mit einer Gesamtfläche von 130 qm errichtet. Die Bücherei wurde von Beginn an mit EDV (System MICROBIB) ausgestattet und im Februar 1995 eröffnet. Geleitet wird die Bücherei von einer Bibliotheksassistentin (nach Auskunft der Kollegin ist die Ausbildung zum "Agent du patrimoine" in etwa mit der zur Bibliotheksassistentin vergleichbar), die eine halbe Stelle hat. Die Bücherei ist 13,5 Stunden die Woche geöffnet. Die insgesamt 27 anderen Helferinnen sind alle ehrenamtlich tätig, viele von ihnen in den angeschlossenen "Relais de Lecture". Insgesamt sind drei dieser Relais an die Bibliothek in Saint-Martin-Belle-Roche angeschlossen, in Orten mit ungefähr 280, 660 und 900 Einwohnern.
In diesem Ort, das bestätigten mir alle anwesenden Mitarbeiterinnen, gibt es keine Probleme bei der interkommunalen Zusammenarbeit. Die Verhältnisse sind klar geregelt, bei der Blockausleihe im Bücherbus sind die Betreuerinnen der "Relais" anwesend und können die für sie geeigneten Bücher auswählen. Viele Leser aus den angeschlossenen Gemeinden besuchen selbst auch die "zentrale Bücherei". Von den 838 Lesern kommen jeweils die Hälfte aus der Sitzgemeinde der interkommunalen Bibliothek und aus den benachbarten Gemeinden. Mit einem Bestand von etwa 10.000 Büchern wurden 1996 33.600 Entleihungen erzielt, davon 24.000 mit den Kindern- und Jugendbüchern. Die Bücherei bezieht regelmäßig 6 Zeitschriftenabonnements und hat einen Buchetat von etwa 15.300 DM (50.871 FF).
Zwischen ehrenamtlich tätigen und bezahlter Arbeitskraft gibt es keine Spannungen. Den ehrenamtlichen Helferinnen ist klar, daß die Einarbeitung der Bücher nicht "nebenher" gemacht werden kann, insgesamt waren es mehr als 1.000 Bücher, die die Bibliothek kaufen konnte bzw. als Geschenk erhielt.
Die Fläche ist für die Größe des Bestandes zu klein, fast der gesamte Bestand ist im Erdgeschoß untergebracht, die Regale sind sehr eng aufgestellt. Dennoch hat man die Empore für Klassenführungen und kleine Veranstaltungen freigelassen, eine kleine Ausstellungsfläche im Eingangsbereich eingerichtet. Auch ein Büro ist vorhanden. Insgesamt wirkt die Bücherei durch die moderne Architektur28 und Einrichtung sehr ansprechend.
Die Bücherei arbeitet regelmäßig mit der örtlichen Grundschule zusammen und führt viele Veranstaltungen durch. Die Büchereileiterin zeigte mir einen Ordner, in dem Werbemittel für und Fotos von Veranstaltungen sowie Presseberichte abgeheftet waren. Der Ausbau dieser Bücherei ist vor allem dem Engagement des Bürgermeisters zu verdanken. Möglich wäre der Neubau aber ohne die Zuschüsse des Staates, der Region und des Departements nicht gewesen. Nur etwa 40% der Bau- und Einrichtungskosten mußten nach Aussage einer Büchereimitarbeiterin von der Gemeinde selbst aufgebracht werden.

Die "bibliothèque intercommunale" in Chagny
Auch die Bibliothèque Municipale in Chagny ist eine sogenannte "bibliothèque intercommunale". Sie erhielt 1994 einen Neubau und wurde in ein Zentrum mit Altenheim, Krankenhaus, Wohnungen integriert.
Chagny hat ungefähr 5.500 Einwohner. Die Bücherei versorgt die "Relais de Lecture" in vier angeschlossenen Kommunen mit insgesamt 1.900 Einwohnern (die kleinste hat 165 Einwohner, die größte 807 Einwohner). Vor dem Umzug waren die Kinder- und Jugendbücherei und die Erwachsenenbücherei in getrennten Gebäuden untergebracht.
Die Bücherei hat einen Bestand von ungefähr 17.000 Bänden. Die Bücherei verzeichnete 1996 36.000 Entleihungen, 4,9 Entleihungen pro Einwohner des Versorgungsgebietes. Insgesamt sind 1470 Leser eingeschrieben, davon etwa 220 aus den benachbarten Gemeinden.
Die Bücherei wird hauptamtlich-fachlich geleitet, es gibt außerdem drei weitere bezahlte Mitarbeiterinnen. Allerdings arbeiten auch 11 ehrenamtliche Helferinnen mit, vor allem in den "Relais de Lecture". Beschäftigt sind außerdem zwei C.E.S. Kräfte.29
Diese Zusammenarbeit ist nach Aussage der Bibliothekarin nicht immer einfach. Die angeschlossenen Kommunen stellen für ihre "Relais" relativ wenig Etat zur Verfügung, so daß die ehrenamtlichen Büchereileiterinnen natürlich ein großes Interesse haben, als Leihbestand von der "Hauptstelle" in Chagny aktuelle Titel zu bekommen. Die Bibliothekarin möchte diese aber gleich nach Anschaffung nicht als Dauerausleihe weggeben, da bei einem Verbleib der Bücher in Chagny diese Bücher einem wesentlich größeren Publikum zur Verfügung stehen. Alle Benutzer der Relais können jederzeit in Chagny ausleihen. Dieser Konflikt soll in einer gemeinsamen Sitzung mit allen beteiligten Kommunen besprochen werden. Spannungen gibt es ohne Zweifel auch zwischen bezahlten und unbezahlten Kräften; das Problem ist, daß die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen nicht voll einzuplanen sind, eine Erfahrung, die Bibliothekarinnen in unserem Betreuungsgebiet ebenfalls gemacht haben. Als Erwerbungsetat standen 1996 umgerechnet ungefähr 21.000 DM (69.200 FF) für Bücher und 3.600 DM (12.000 FF) für Zeitschriften zur Verfügung. Seit 1996 ist ein Bibliotheksverwaltungssystem im Einsatz, das System AFIBIBLOS. Die Bücherei ist in der Woche 21 Stunden geöffnet, samstags sowohl vor- als auch nachmittags.
Die Bücherei in Chagny ist ebenerdig untergebracht und hat eine Fläche von ungefähr 400 qm. Der Neubau wurde vom Staat und von der Region mit insgesamt etwa 350.000 DM bezuschußt. Wie in vielen Büchereien fällt der ausgesprochen gemütlich gestaltete Kinderbereich auf. Direkt im Eingangsbereich befinden sich auch die Comics. In einem Durchgang zum Erwachsenenbereich wurde eine Zeitungs- und Zeitschriftenleseecke eingerichtet, außerdem wurden als Blickfang zahlreiche Ausstellungsgitter aufgestellt. Direkt an diesen Durchgang schließt sich der Erwachsenenbereich an. Die Regale mit den Sachbüchern und den Romanen umschließen im hinteren Bereich eine größere Fläche, die als "Lesesaal" dient. Die Konstruktion wirkt trotz der strengen Trennung von Regalzonen und Lesebereich und der Verdichtung der Regale im Sachbuchbereich sehr offen. Der "Lesesaal" kann ohne viel Aufwand als Veranstaltungsraum genutzt werden, zusätzliche Stühle sind vorhanden. Die Bücherei veranstaltet keine Lesungen in unserem Sinne, sondern lädt hin und wieder Referenten zu literarischen Vorträgen ein, kurz vor meinem Besuch fand ein Abend zu Victor Hugo statt.

Die Ausleihe von Blockbeständen
Kontakte zu den Büchereileitern hatte ich nicht nur während der Besuche in den Bibliotheken. Die Büchereileiter können die Leihbestände auch direkt in der BDP austauschen. Die ausgewählten Bücher werden sofort verbucht und eingepackt, aber an zwei verschiedenen Wochentagen von Speditionsfirmen ausgeliefert und abgeholt, so daß die Büchereileiter ohne Probleme mit ihrem eigenen kleinen PKW kommen können. Besuche werden von der für den jeweiligen Bezirk zuständigen Bibliothekarin betreut. Die Besuche dienen meistens auch dazu, Probleme der täglichen Büchereiarbeit zu besprechen. Während meines Praktikums nahm ich an mehreren sogenannte "accueils" teil, bei der die unterschiedlichsten Probleme besprochen wurden (Bibliothekserweiterung, EDV, Probleme im Team). Die Tatsache, daß die Büchereileiter feste Termine vereinbaren, hat den großen Vorteil, daß die Mitarbeiter ausreichend Zeit für diesen Besuch einplanen und diesen vorbereiten können. Man hatte auch nicht den Eindruck, daß dadurch das Verhältnis zwischen bibliothekarischen Fachkräften und Büchereileitern zu sehr reglementiert und unpersönlich würde. Für die interne Arbeitsorganisation ist die "Disziplin" der Büchereileiter sicher von Vorteil.
Bezüglich der Anzahl der Bände, die bei einer Blockausleihe ausgeliehen werden können, gibt es klare Vorgaben, die sowohl für die Ausleihe im Bücherbus als auch für die Ausleihe bei der BDP gelten. Abhängig ist die Anzahl der Bücher vor allem von der Anzahl der versorgten Einwohner, der Höhe des Buchetats - ohne Etat keinen Leihbestand - und von der Anzahl der angeschlossenen Bibliotheken bei den "bibliothèques intercommunales". Neben der Anzahl der Bücher gibt es auch Maßzahlen für die Zusammensetzung des Blockbestandes. Es gibt jeweils Höchstzahlen für die Sachbücher, die Romane und die Comics sowie für Neuerscheinungen Auch die Ausleihe von CDs und Kassetten ist auf eine Höchstzahl - zwischen 400 und 700 Medien - beschränkt. Es ist genau festgelegt, wie viele Medien aus jeder Bestandsgruppe ausgeliehen werden können. Die Bibliotheksleiter können ihre Blockbestände nur direkt in der BDP auswählen.
Der Erwerbungsetat für die Discothèque betrug in den letzten Jahren immer etwas über 100.000 FF (ca. 30.000 DM), dafür können pro Jahr etwa 800 neue CDs gekauft werden. Ausgewählt wird aus dem gesamten Spektrum der französischen Produktion, und zwar auf der Grundlage von Besprechungen in den wichtigsten Fachzeitschriften, die die BDP abonniert hat.
- Erstaunt war ich darüber, daß der Bestand der Discothèque derzeit nur 7 Bibliotheken zur Verfügung steht. Um ausleihen zu können, müssen Bibliotheken folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Die Bibliothek ist eine "Bibliothèque Centres de Ressources", das heißt eine Bibliothek mit überregionaler Bedeutung, die auch Leser im Umkreis bedient, und hauptamtlich-fachlich geleitet wird.
- Es muß die Möglichkeit in der Bibliothek geben, CDs zu hören. Für die Geräteausstattung gibt es Zuschüsse des Conseil Général. Wenn die BDP entsprechende Zuschüsse befürwortet, werden diese in der Regel bewilligt.
- Die Gemeinde selbst muß einen Etat von 1 FF je Einwohner für den Kauf von CDs zur Verfügung stellen, zusätzlich zum Buchetat.

Von den kleinen Büchereien haben nach Aussage der Musikbibliothekarin der BDP wenige Bibliotheken CDs, diese kommen auch nicht in den Genuß der Blockausleihe oder in den Genuß der Ausleihe von einzelnen Titeln. Die BDP vertritt die Politik, daß ein CD-Bestand erst dann einen Sinn hat, wenn dieser dem Benutzer eine Auswahl ermöglicht. Die Bereitstellung von 20 oder 30 CD wird aus diesen Gründen abgelehnt. Wenn kleine Büchereien dennoch CDs anschaffen, können sie nicht mit Zuschüssen durch den Conseil Général für Abspielgeräte rechnen.
Für die sieben Bibliotheken, denen die Discothèque zur Verfügung steht, ist der Service sehr gut. Einzelbestellungen sind möglich. Ist ein gewünschter Titel vorhanden, wird er entweder mit der nächsten "Navette" mitgeschickt oder reserviert, falls er ausgeliehen ist bzw. der entsprechende Titel wird, wenn er nicht zu speziell ist, gekauft.

Zuschüsse für die Bibliotheken
In der Ausleihe von Blockbeständen aus den zentralen Ergänzungsbüchereien der Staatlichen Büchereistelle Rheinhessen-Pfalz und der Landesbüchereistelle in Koblenz sieht das Land Rheinland-Pfalz eine indirekte Bezuschussung der kleinen Büchereien des Landes. Aus diesem Grund sind die Bestände der beiden Büchereistellen im Vergleich zu den Ergänzungsbüchereien der anderen deutschen Fachstellen relativ groß (Neustadt: ca. 43.000 ME, Koblenz: ca. 67.000 ME). Diese Haltung wird auch vom Conseil Général des Departements Saône-et-Loire und damit auch von der BDP Saône-et-Loire vertreten. Engagierte Bibliothekspolitik der Kommunen wird deshalb zunächst einmal mit der Bereitstellung von größeren Leihbeständen belohnt. Es gibt allerdings zusätzliche Subventionen für folgende Bereiche:
Medienerwerb
Mobiliar
EDV
"Station Multimédia"
Material
Die Höhe der Zuschüsse sind von verschiedenen Faktoren abhängig: Offiziell vergeben werden die Zuschüsse vom Conseil Général, aber die gesamte Abwicklung läuft über die BDP. Die Anträge der Kommunen werden dort entgegengenommen und bearbeitet. Auf Empfehlung der BDP entscheidet der Conseil Général im Rahmen von zwei Versammlungen im Frühjahr und im Herbst über die Vergabe der Mittel.

zu 1: Medienerwerb
Zuschüsse für Medien gibt es nur für die "bibliothèques intercommunales", also für die kleinen kommunalen "Bibliotheksverbände". Normalerweise kann eine Bibliothek bis zu dreimal im Jahr jeweils 300 Bücher ausleihen. Für jede angeschlossene Bibliothek (=Relais de Lecture) kommen nochmals 100 Bände dazu.
Ab der zweiten angeschlossenen Bibliothek gibt es einen einmaligen Zuschuß für den Medienerwerb von 10.000 FF, jedoch nur im Jahr des Anschlusses einer neuen Bücherei. Es gibt keine weiteren Zuschüsse in den folgenden Jahren.
Die BDP verteilt jedoch auch Zuschüsse des "Centre National du Livre", die thematisch gebunden sind (Nachschlagewerke, Geschichte, Film und Schauspiel usw.) an die kommunalen Bibliothekszusammenschlüsse und die "Centres de Ressources".
Abgesehen davon, daß es sich um eine "bibliothèque intercommunale" handeln muß, gibt es Zuschüsse auch nur dann, wenn die Bücherei von ausgebildetem Personal geleitet wird, d.h. mindestens die Leitung muß das ABF-Diplom haben30 . Außerdem muß die Gemeinde einen Medienetat von mindestens 3,50 FF pro Einwohner des Versorgungsgebietes (also nicht pro Einwohner der Sitzgemeinde) bereitstellen.

zu 2: Mobiliar
Der Conseil Général vergibt auch Zuschüsse für Bibliotheksmobiliar, d.h. Regale, Buchtröge, Ausstellungsgitter. Nicht genehmigt werden Sitzmöbel, Tische usw., da diese dann oft für andere Räume verwendet werden.
Für die kommunalen Büchereien, die dem Netz angeschlossen sind, gibt es unterschiedliche Zuschüsse. Bei kommunalen Büchereien können bis zu 40% der Einrichtungskosten, maximal jedoch 8000 FF übernommen werden. Bei den kommunalen Büchereiverbünden können bis zu 60% des Mobiliars bezuschußt werden, maximal jedoch 12.000 FF. Dieser Zuschuß kann immer an zwei aufeinanderfolgen Jahren beantragt werden. Hat eine Bücherei den Zuschuß in Anspruch genommen, kann zwei Jahre lang kein Antrag mehr gestellt werden. Bei der Höhe der Einrichtungskosten wird immer der Nettowert (ohne Steuern) bei der Berechnung zugrundegelegt. Dieses Angebot wendet sich insbesondere an Kommunen bis 3.000 Einwohnern, in Ausnahmefällen an Kommunen von 3.000 bis 5.000 Einwohnern.
Dieser Zuschuß kann von allen Bibliotheken in Anspruch genommen werden, Voraussetzung ist auch hier die Leitung durch ausgebildetes Personal (mindestens ABF-Diplom) und ein Medienetat von 3,50 FF je Einwohner der Gemeinde bzw. des Versorgungsgebietes. Für Mobiliar und die Einrichtung von Bibliotheken können außerdem noch Zuschüsse beim Conseil Régional von Burgund und bei der D.R.A.C. (Direction régionale des affaires culturelles - Zuschüsse des Staates) beantragt werden. Der Conseil Régional übernimmt bis zu 50% der Kosten, die D.R.A.C. bis zu 20%. Mit den Zuschüssen des Departements zusammen werden maximal bis zu 70% der Einrichtungskosten bezuschußt, maximal bis zu 100.000 FF. Es gibt außerdem noch staatliche Zuschüsse für den Bau von Bibliotheken, an deren Vergabe die BDP nicht beteiligt ist.
Für die sogenannten "Relais de Lecture", die an eine "bibliothèque intercommunale" angeschlossenen Büchereien, gibt es ebenfalls Zuschüsse für die Einrichtung, bis zu 100%, maximal 5.000 FF. Dieser Zuschuß kann nur alle 4 Jahre in Anspruch genommen werden. Einzige Bedingung ist, daß die Bücherei für alle geöffnet ist.

zu 3: EDV
Unabhängig von der Größe der Kommunen gibt es für alle kommunalen Büchereien und für alle "interkommunalen" Büchereien einen Zuschuß zur Einführung von EDV, sofern die Bücherei über ausgebildetes Personal (w.o.) und einen Medienetat von mindestens 3,50 FF je Einwohner verfügt. Bedingung ist, daß eine Software ausgesucht wird, die Daten der BDP übernehmen kann, also Auswahl nach Absprache mit der BDP. Es muß sich außerdem um eine integrierte Bibliothekssoftware handeln (Datenformat MARC). Bezuschußt werden:
- Hardware und Software
- Erstausstattung, komplette oder teilweise Erneuerung, Änderungen oder Erweiterungen ab 5 Jahren nach der Erstausstattung
Die Höhe des Zuschusses beträgt bis zu 50% des Nettopreises (ohne Steuern), maximal aber bis zu 25.000 FF. Andererseits können auch in diesem Fall Zuschüsse des Conseil Régional und der D.R.A.C beantragt werden. Die Gesamtzuschüsse dürfen laut Antragsformular aber die Höhe von 60% nicht übersteigen. Nach Auskunft der Sachbearbeiterin liegt der Prozentsatz inzwischen bei 80%. Der Conseil Régional zahlt bis zu 25% der Kosten, maximal 40.000 FF, die D.R.A.C. ebenfalls maximal 25%.

zu 4: "Station Multimédia"
- Erstmals 1997 gab es einen Zuschuß des Conseil Général für einen Multimedia-PC, für alle Büchereien in Kommunen unter 10.000 Einwohnern. Bezuschußt wurden:
- Computer
- CD-ROM-Laufwerke
- Drucker
- Modem für Anschluß ans Internet
- Grundbestand von 3 CD-ROM
Es gab Zuschüsse in Höhe von maximal 50%, höchstens 12.000 FF. Im Durchschnitt erhielten die Büchereien einen Zuschuß von 8.000 FF.

zu 5: Material
Einen Zuschuß zu den Materialkosten können nur die sogenannten "Centres de Ressources" beantragen. Es wird Material mit maximal 50% bezuschußt, höchstens jedoch mit 5.000 FF. Zum Material zählen sowohl Büromaterialien wie z.B. Kopierpapier aber auch größere Anschaffungen wie Drucker, Minitel-Anschluß und -Gerät, CD-ROM-Laufwerk und Microfiche-Lesegerät.
Der Zuschuß kann jedes Jahr beantragt werden.
Im Unterschied zum Land Rheinland-Pfalz gibt es kaum Zuschüsse für Medien, schon gar nicht für die kleinen Büchereien, die sich keiner zentralen "Bibliothèque intercommunale" angeschlossen haben. Dafür gibt es aber beträchtliche Zuschüsse für Einrichtung und Mobiliar. Da es die zusätzlichen staatlichen Subventionen nur bei Einhaltung der Normen gibt, sind neue Büchereien in der Regel ausreichend groß und ansprechend eingerichtet.31
Die Bearbeitung der Zuschußanträge erscheint mir etwas aufwendig. Obwohl die BDP die Instanz ist, die aus fachlicher Sicht die Anträge beurteilen kann, kann sie nicht allein über die Vergabe entscheiden. Sie muß Entscheidungsvorlagen für den Conseil Général erarbeiten und ein Votum abgeben. In der Regel stimmt der Conseil Général auch zu.

Der "Service de Télédocumentation"
Immer wieder wurde bereits in den vorangegangenen Abschnitten auf einen zentralen Service der BDP Saône-et-Loire hingewiesen, den "Service de Télédocumentation". Dieser Service wurde 1986 vom früheren Direktor der BDP, Bertrand Calenge, initiiert. Es gibt bereits einige empirische Studien, da die BDP Saône-et-Loire die erste BDP war, die einen solchen Service anbot.32 Die Auswertung der Anfragen war von Beginn an geplant, die Vordrucke für die Anfragen33 wurden entsprechend entworfen. Alle Anfragen werden statistisch erfaßt. Seit der Dienst besteht, wurden sowohl alle Anfragen als auch alle Antworten aufbewahrt, so daß die Dokumentation dieses Dienstes vollständig ist.
Als Anfragen für den "Service de Télédocumentation" zählen alle Anfragen zu einem Thema, ohne daß ein bestimmter Titel gewünscht ist, bzw. auch solche Anfragen, bei denen der Titel eines bestimmten Buches nicht bekannt ist (z.B. ein Buch über Kräuter, das sehr groß ist, man in der BDP schon einmal gesehen hat und dort in einem Schuber aufbewahrt wird). Durch den Vordruck, den die Leser ausfüllen müssen (bei Minitel ist es eine Maske, die ausgefüllt wird), wird die Suche nach den gewünschten Büchern erleichtert. Zum einen wird danach gefragt, welches Niveau die Veröffentlichung haben soll (Einführung, populäres Sachbuch, Fachbuch), zum anderen wird gefragt, für welchen Zweck die Veröffentlichung genutzt werden und für welches Alter sie geeignet sein soll.
Meist wird diese Karte tatsächlich fast vollständig ausgefüllt, so daß man sehr genau weiß, was gefragt ist.
Für den "Service" stehen im Jahr 50.000 FF zur Verfügung, zum einen für den Aufbau eines umfangreichen Nachschlagebestandes, um so die Fragen nach einführenden Informationen beantworten zu können, zum anderen für die Bestellungen von einzelnen Titeln aufgrund von Nachfragen. In einer Vielzahl der Fälle reicht aber der Bestand an Büchern und Nachschlagewerken aus, um die Fragen zu beantworten. Außerdem bezieht die BDP regelmäßig staatliche Informationsdienste mit aktuellen Informationen zu Themen wie "Zuschüsse für Familien", "Arbeitsrecht", "Stipendien" usw., bei der Beantwortung solcher Fragen ist die BDP sehr aktuell. Außerdem werden regelmäßig Broschüren bestellt, vor allem zu regionalen Themen (Reiterhöfe in Burgund usw.). Die Broschüren werden katalogisiert und verschlagwortet, so daß sie bei der Katalogrecherche leicht zu finden sind. Bei manchen Fragen wendet sich die BDP direkt an entsprechende Firmen (z.B. Hersteller von Drehorgeln) oder Organisationen oder gibt diese Adressen auf ihrem Antwortschreiben weiter.

"Demandes d'ouvrages"
Getrennt bearbeitet werden die sogenannten "demandes d'ouvrages" Hierunter werden bei der BDP alle Anfragen nach einem bestimmten Titel, von dem Autor, Titel und mehr bekannt sind, verstanden. Hierfür gibt es zwei Bestellmöglichkeiten: über eine Karte34 , die meist mit der "Navette" verschickt wird, und über Minitel. Der Postweg wird fast nie genutzt. Die BDP besitzt eine Minitel-Adresse, über die jede Bibliothek - sie benötigt lediglich ein Paßwort - ihre Bestellungen aufgeben kann. Morgens werden die Bestellungen ausgedruckt und - sowohl die "demandes d'ouvrages" als auch die Anfragen für den "service télédocumentation" oder für die "documents sonores" laufen über Minitel - an die entsprechenden Bearbeiter verteilt. Jeder bearbeitet ausschließlich die seinen Bereich betreffenden Anfragen.
Der für die "demandes d'ouvrages" zuständige Bibliothekar überprüft, ob ein Buch vorhanden ist. Vorhandene Bücher werden sofort verbucht und mit der nächsten "Navette" auf den Weg gebracht. Ausgeliehene Bücher werden reserviert. Die Rückforderung an die besitzende Bibliothek und eine Benachrichtigung an die bestellende Bibliothek werden automatisch am nächsten Morgen ausgedruckt und dann in die entsprechenden Postfächer der "Navette" verteilt. Ist ein Buch nicht im Bestand, wird es gekauft. Dem zuständigen Bibliothekar steht zu diesem Zweck ein monatliches Budget von ca. 1.000 FF zur Verfügung. Bedingung für den Buchkauf ist, daß es kein zu spezieller Titel und nicht zu teuer ist (wobei aus meiner Sicht die Grenze sehr hoch angesetzt ist - 150 FF sind kein Thema). Wenn das Buch bestellt wird, wird es in der Regel innerhalb einer Woche geliefert, wird relativ schnell katalogisiert und zur Buchbinderei gegeben. Von der Bestellung bis zur Erledigung vergehen in der Regel nicht mehr als 4 Wochen (je nach Navette-Tour).
Ist ein Buch nicht mehr lieferbar oder ist es zu speziell, wird über Minitel in anderen Bibliothekskatalogen (meist BM Lyon) recherchiert. Man bietet dem Leser an, das Buch über Fernleihe zu bestellen, weist aber schon darauf hin, daß die Kosten zu Lasten des Lesers gehen. Man schickt per "Navette" einen Schein, mit der Bitte, ihn zu unterschreiben, wenn Fernleihe gewünscht wird. Erst wenn dieser Schein unterschrieben in der BDP zurückgekommen ist, wird der Fernleihschein ausgefüllt und wieder per "Navette" an die Bibliothek geschickt, die die besitzende Bibliothek anschreiben muß.
Auch in Frankreich gibt es dann ein genaues System, wie die Fernleihscheine von Bibliothek zu Bibliothek weitergeleitet werden. Damit hat die BDP aber nichts mehr zu tun. Bestellung, Entgegennahme und Zurücksenden ist dann Aufgabe der Bibliothek des Lesers, der das Buch wünscht. Dieses Verfahren ist ausgesprochen zeitaufwendig und umständlich. Das Angebot der Fernleihe wird dementsprechend wenig genutzt.35
Im Jahr werden in der BDP ca. 8.500 "demandes d'ouvragesvrage" beantwortet und etwa 1.400 "demandes télédocumentation". In der Staatlichen Büchereistelle werden diese beiden Arbeitsgebiete als Arbeitsgebiet "Fernleihe" zusammengefaßt und entsprechend auch von einer Person bearbeitet. In der Staatlichen Büchereistelle waren es 1996 etwa 8.000 Bestellungen. Sowohl der finanzielle als auch der personelle Aufwand für diesen Service sind bei der BDP wesentlich höher. Meiner Meinung nach ist es ein sehr effektiver und gut organisierter Service, der den Bibliotheken auch in den kleinen Gemeinden garantiert, daß sie ihren Lesern zu fast allen Themen ein Buch, einen Aufsatz usw. liefern können. Die Bearbeitungsdauer ist vergleichsweise lang, da alle Bestellungen über die "Navette" ausgeliefert werden. Auch bei "dringenden Anfragen" werden Bücher oder Artikel nicht per Post geschickt. Nach Auskunft der Bibliothekarin hat man sich in den Bibliotheken von Anfang an daran gewöhnt. Bestellungen über Telefon treffen (fast) nicht ein. Die Büchereileiter sind diesbezüglich sehr diszipliniert und nutzen die Vordrucke oder Minitel. Für die zuständige Bibliothekarin hat dies den Vorteil, daß sie nicht ständig durch Anrufe gestört wird und sie durch die meist ausführlichen Angaben sehr genau weiß, was sie suchen muß. Rückfragen an die Bibliotheksleiter sind manchmal notwendig, wenn eine Frage nicht genügend präzisiert ist oder durch den Ausdruck von Minitel-Nachrichten Teile der Anfrage verloren gegangen sind. Priorität bei diesem Service hat eindeutig nicht die schnelle Lieferung von Büchern oder Artikeln oder anderen Informationen, sondern eine befriedigende Antwort auf die Anfrage des Lesers. Die Dauer der Bearbeitungszeit wird allerdings auch von der Bearbeiterin und der Leiterin der BDP als Schwachpunkt gesehen. Angedacht ist eine Beschleunigung z.B: durch die Nutzung von elektronischer Post. Ein E-Mail-Anschluß ist seit Oktober diesen Jahres vorhanden, wird aber derzeit für den "Service de Télédocumentation" noch nicht genutzt.

Internet und Minitel
Dies liegt sicher daran, daß Internet-Anschlüsse zumindest im Departement Saône-et-Loire bisher nicht vorhanden sind. Fast alle Bibliotheken sind jedoch mit einem Minitel-Anschluß ausgestattet, dem französischen Bildschirmtext-System. Die Nutzung dieses Mediums ist man in Frankreich gewohnt. Die Anschaffung ist günstig, wenn man sowieso einen Telefonanschluß hat, und das Gerät ist einfach zu bedienen. Es wird für Reisebuchungen, Bankgeschäfte und Einkäufe ebenso genutzt wie für die schnelle Informationssuche. Fast alle Gemeinden bieten einen Informationsservice über Minitel an, ohne Probleme findet man über die Adresse des Conseil Général die Adressen der Ortsverwaltungen, die Namen und die Anschriften der Abgeordneten, der Bürgermeister und anderer Ansprechpartner in den Verwaltungen. Es gibt gedruckte Minitel-Adressbücher, die es jedem ermöglichen, schnell an gewünschte Informationen heranzukommen. Auch die Nutzung als Mail-Box ist weit verbreitet. Die französischen Politiker befürworten zwar den Anschluß an das weltweite Netz via Internet, aber die Euphorie bei den französischen Kolleginnen, mit denen ich gesprochen habe, hält sich in Grenzen. Man fragt sich, warum man ein bewährtes Medium wie Minitel aufgeben soll, um ein teureres und komplizierteres Medium zu nutzen, zumal es im Internet nach Ansicht der Kolleginnen viel zu wenig Informationen in französischer Sprache gibt.

Ausstellungen der BDP : die "Bücherkoffer"
Nach diesem Exkurs über die Nutzung von Minitel und Internet soll noch eine weitere Dienstleistung der BDP erwähnt werden. Die BDP verleiht, wie auch die meisten Staatlichen Büchereistellen in Deutschland, Ausstellungen an Büchereien, jedoch nur an solche, die zum Netz der BDP gehören. Die Ausstellungen dürfen von den ausleihenden Bibliotheken keinen anderen Institutionen zur Verfügung gestellt werden.
Insgesamt sind zur Zeit ca. 50 Ausstellungen im Programm. Sie umfassen selten mehr als 40 verschiedene Medien (Bücher, Videos, Dia-Reihen, CDs, Poster) und decken sowohl Themen für Erwachsene als auch für Kinder ab. Die Ausstellungen sind in Koffern untergebracht, für die Poster gibt es außerdem zu jedem Koffer noch ein Extra-Mappe. Von der BDP werden auch reine Bildausstellungen ausgeliehen sowie die für die Aufhängung erforderlichen Ausstellungsgitter. Als Information für die ausleihenden Bibliotheken sind die Maße aller Koffer und sonstiger Materialien im Anhang an den Ausstellungskatalog aufgelistet. Alle Bibliotheken erhalten einen Ausstellungskatalog, in dem für alle Ausstellungen die einzelnen Medien (Kurztitel) aufgelistet sind, außerdem erhalten sie die Ergänzungskataloge. Die Anmeldung erfolgt schriftlich. Es gibt feste Ausleihfristen, damit die Auslieferung einfacher zu bewerkstelligen ist. Die Bibliotheken können diese Ausstellungen entweder selbst abholen oder sie bekommen diese in eine der drei "Centres de Ressources"36 gebracht, wo sie dann von den Bibliotheken abgeholt werden müssen.
Die ganze Ausleihe ist durchorganisiert, natürlich gibt es trotzdem auch Probleme mit Bibliotheken, die Ausstellungen unpünktlich oder unvollständig zurückbringen. Diese Probleme versucht man dadurch zu reduzieren, in dem man die Gemeinden bei Ausleihe dieser Ausstellungen in einem Vertrag verpflichtet, für die vollständige und pünktliche Rückgabe Sorge zu tragen.37 Insgesamt ist die Planung durch die im voraus festgelegten Termine sehr übersichtlich. Die straffe Organisation hat allerdings auch gewisse Nachteile. Es ist hin und wieder schwierig, kommunale Terminvorgaben mit den angebotenen Terminen in Übereinstimmung zu bringen. Hier verlängert die BDP auch Ausleihfristen, allerdings nur unter der Bedingung, daß keine Vormerkungen vorliegen. Es werden keine thematischen Blockbestände zusätzlich zusammengestellt. Wenn Büchereiteams eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema machen wollen, können sie allerdings die Medien im Rahmen ihrer Blockausleihe mit aussuchen. Poster zur Dekoration von Ausstellungen aus dem eigenen Bestand können auch ausgeliehen werden.
Den Bibliotheken werden die neuen Ausstellungen immer im Foyer der BDP vorgestellt, während meines Praktikums war dies z.B. eine Ausstellung zum Thema Nahrungsmittel. Außerdem nutzt die BDP die Möglichkeit, Ausstellungsvitrinen in der Präfektur in Mâcon regelmäßig zu bestücken. Dort werden diese vor allem von den Kommunalpolitikern wahrgenommen, die häufig zu Besprechungen in die Präfektur kommen.
Die Planung von Lesereisen oder sonstigen Veranstaltungen ist nicht Aufgabe der BDP. Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltungen bekommen die Büchereileiter das Rüstzeug, um selbst Veranstaltungen zu planen.
Autorenlesungen sind, nach Auskunft einiger Kolleginnen, nicht üblich. Man war erstaunt, daß diese bei uns so häufig in unseren Bibliotheken stattfinden. Man war sich nicht sicher, ob diese Art von Veranstaltung in Frankreich ankäme. Sehr gefragt sind in den kleinen Bibliotheken eher Erzähler, insbesondere Märchenerzähler.
Die Büchereileiter nutzen für ihre Veranstaltungen, die unter dem Begriff Animation stattfinden, allerdings häufig die Ausstellungsangebote der BDP. So wurde bspw. in einer kleinen Bücherei ein "Aragon-Mittag" mit Kindern veranstaltet, auf der Grundlage der Bücher, die in einem Ausstellungskoffer waren.

Aus- und Weiterbildung der Büchereileiter
Auch in Frankreich werden die meisten kleinen Büchereien ehrenamtlich geleitet. Insgesamt sind im Netz der französischen BDP 30.000 Freiwillige tätig, davon sind 95% Frauen.38 Nach Auffassung von Blanchard ist die Ehrenamtlichkeit heute allerdings kein Problem mehr. Die Frage stelle sich nicht mehr nach bezahlter oder unbezahlter Kraft, sondern nach qualifiziert und nicht-qualifiziert.39 In der Ausbildung, insbesondere der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, sieht die BDP Saône-et-Loire eine ihrer wichtigsten Aufgaben
Die Ausbildung wird nicht direkt von der BDP organisiert, sondern vom CDLP (Centre Départementale de Lecture Publique) einer Außenstelle der ABF (Asscociation des Bibliothécaires Français) und außerdem einen Verein, der zusätzlich den Namen "association des amis de la BDP" trägt.
- Die Aufgaben dieses Vereins sind :
- Erstausbildung von Bibliotheksmitarbeiterinnen (Diplôme ABF = Diplôme d'Auxiliaire de bibliothèque)
- Weiterbildung von Bibliothekspersonal
- Lieferung von Büchereimaterialien, Fachliteratur
- Ausarbeitung gemeinsamer Aktionen, um die Zusammenarbeit der Bibliotheken zu fördern
- Initiierung von Arbeitsgruppen für die Weiterentwicklung des öffentlichen Bibliothekswesens
- Unterstützung jeglicher Art von Öffentlichkeitsarbeit rund um die Bibliotheken.40

1996 hatte der Verein 80 Einzelmitglieder (Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie politisch Verantwortliche). Außerdem waren 219 Kommunen Mitglied. Der Beitrag für die Kommunen beträgt 0,85 FF pro Einwohner, höchstens jedoch 2.700 FF im Jahr, für kommunale Verbünde bis 5.000 Einwohner maximal 3.700 FF im Jahr und für kommunale Verbünde über 5.000 Einwohner maximal 4.200 FF im Jahr.

Da es für jede Art von Subvention erforderlich ist, daß die Bücherei von einer Kraft geleitet wird, die ein ABF - Diplom hat, sind die Gemeinden bereit, Mitglied zu werden, zumal es auch einige Vergünstigungen für die Mitglieder gibt:
- Wenn das ABF - Diplom bestanden wird, werden der Gemeinde vom Conseil Général die Fahrtkosten für die/den Kursteilnehmer ersetzt.
- Ersetzt werden außerdem Fahrtkosten, die der Gemeinde durch Fahrten zur BDP zum Austausch der Blockbestände entstehen.
- Erstattungsfähig sind auch Fahrtkosten zu regionalen Treffen, zu denen die BDP oder das CDLP eingeladen haben (z.B: journée d'étude).

An den Kursen zur Erreichung des ABF-Diplomes dürfen ausschließlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinden teilnehmen, die Mitglied im Verein sind. Dennoch ist die Teilnahme an dem Kurs nicht kostenlos. Die Einschreibegebühr beträgt zur Zeit 400 FF (ca. 130 DM). Angesichts des umfassenden Angebots allerdings auch kein hoher Preis.
Es finden pro Jahr zwei Kurse statt, einer in der BDP, ein anderer in St. Rémy, ganz in der Nähe von Châlon. Man versucht die Teilnehmerzahl auf 20 zu beschränken, deshalb gibt es bereits Wartelisten für die Teilnahme an den Kursen. Es sind 20 Kurstage mit insgesamt 120 Unterrichtsstunden, außerdem ein fünftägiges Praktikum in einer Bibliothek, die hauptamtlich-fachlich geleitet wird. 41
Da die BDP keine fertige Buchbearbeitung für die Büchereien42 anbietet, werden in diesen Kursen alle Aspekte der Bibliotheksarbeit behandelt.43 An den Kursen Katalogisierung und Indexierung nach Dewey konnte ich teilnehmen und war überrascht, mit welcher Disziplin und welchem Eifer die Teilnehmerinnen sich am Unterricht beteiligten. Neben den praktischen Hilfen gibt es auch theoretische Vorträge zum Thema "Buchmarkt", zum Thema "Kinder- und Jugendliteratur" und "Veranstaltungsarbeit". Alle Themen sind Bestandteil einer schriftlichen und mündlichen Prüfung. Nach Aussage der zuständigen Bibliothekarin fallen im Schnitt zwei bis vier Teilnehmerinnen pro Kurs durch.
Betreut wird der gesamte Bereich Ausbildung in der BDP von Marie-Odile Merigot. Sie ist angestellt von der ABF, arbeitet 60% die Woche und wird von einer Kraft, die im Rahmen des C.E.S.-Programms halbtags beschäftigt ist, unterstützt. Die BDP stellt das Büro und alle Arbeitsgeräte und -materialien (Papier, Kopierer usw.) zur Verfügung. Außerdem beteiligen sich die bibliothekarischen Mitarbeiterinnen an der Durchführung der Kurse. Die gesamte Ausbildung basiert also auf einer engen Kooperation zwischen Bibliothekarsverband, Verein der Freunde der BDP und der BDP. Der Conseil Général unterstützt diese Ausbildung durch die Erstattung von Fahrtkosten und Tagegeld, wie bereits oben erwähnt. Durch diese Ausbildung wird in fast allen Bibliotheken des Bibliotheksnetzes ein gewisser Qualitätsstandard erreicht. Die Büchereileiter sind größtenteils in der Lage, die normale Verwaltungsarbeit zu erledigen, ohne auf die Hilfe von außen angewiesen zu sein. Für Fragen stehen allerdings die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BDP immer zur Verfügung. Diese betreuen jeweils ein Teilgebiet des Departements. Diese Arbeitsorganisation ist vergleichbar mit der in vielen deutschen Fachstellen praktizierten Aufteilung der Betreuungsgebiete nach Kreisen.
Bereits in der Grundausbildung erhalten die ehrenamtlichen Büchereimitarbeiterinnen eine Einführung in die EDV, in die Nutzung von Datenbanken und Internet, so daß bezüglich des Einsatzes von neuen Technologien Hemmungen abgebaut werden. Obwohl die neuen Medien akzeptiert sind, beschränkt man sich allerdings in kleinen Büchereien meist darauf, Bücher anzubieten, da der Etat für größere Bestände an CDs oder Videos nicht ausreicht. Spiele werden in den sogenannten "Ludotheken" angeboten, die entweder von Vereinen oder von den Kommunen unterhalten werden. Selbst wenn diese im gleichen Gebäude wie die Bibliothek untergebracht sind, so läuft die Verwaltung in der Regel völlig getrennt.
Bei den Kolleginnen ist man sich darüber im klaren, daß diese Ausbildung keine komplette Fachausbildung ist, auch wenn die ehrenamtlichen Leiter sich "bibliothécaires" nennen. Es ist keineswegs so, daß die BDP sich in größeren Gemeinden mit der Ausbildung nach dem ABF-Diplom zufrieden gibt. Bereits ab 3.000 Einwohnern befürworten die Mitarbeiterinnen der BDP eine hauptamtlich angestellte Kraft.44 Dieser Empfehlung folgen viele Kommunalverwaltungen, so daß zumindest sogenannte "agents du patrimoine" halbtags angestellt werden. Das heißt auch in diesen kleinen Orten werden die Bibliotheken von Personal betreut, das eine Fachausbildung (vergleichbar etwa mit der deutschen Ausbildung zur Bibliotheksassistentin) hat.
Die BDP befürwortet diese umfassende Grundausbildung, da es für sie keine Möglichkeit gibt, für alle Büchereien die buchtechnische Arbeit zu erledigen. Bezüglich der Buchauswahl wird der Standpunkt vertreten, daß dies kommunale Gelder sind, die auch den kommunalen Wünschen entsprechend ausgegeben werden müssen. Eine Auswahl durch Mitarbeiter der BDP war bisher nie in der Diskussion. Allerdings stützen sich viele Bibliotheksleiter bei der Auswahl auf die von der BDP in Zusammenarbeit mit anderen BDP herausgegebenen Auswahllisten. Die Mitarbeiter der BDP haben die Erfahrung gemacht, daß die ehrenamtlichen Leiter, die einen Kurs absolviert haben, meistens sehr motiviert sind und verantwortungsbewußter mit den Mitteln umgehen. Immerhin werden im Netz der BDP 85% aller Bibliotheken von Personen geleitet, die zumindest das ABF-Diplom besitzen.
Da die BDP darauf besteht, daß die Gemeinde zumindest 2 Verantwortliche benennt, werden die Büchereien fast immer im Team geführt. Sobald eines dieser Team-Mitglieder an einem Kurs teilgenommen hat, wollen meistens auch die anderen dieses Zertifikat erwerben. Es geht dabei nicht immer allein um fachliche Aspekte, sondern auch um persönliche und gesellschaftliche Anerkennung. Dagegen ist der BDP nicht bekannt, daß die ehrenamtlichen Helferinnen nach Abschluß des Kurses plötzlich auf einer finanziellen Vergütung bestehen. Die Akzeptanz bei den Gemeinden, ihre Mitarbeiterinnen auf einen solchen Kurs zu schicken, ist meines Erachtens deshalb so groß, weil es in Frankreich ein System von Qualifizierungskursen und Zertifikaten gibt, insbesondere im öffentlichen Dienst.45 In der Regel werden solche Kurse vom Arbeitgeber bezahlt, der ein Interesse an qualifiziertem Personal hat, so daß es auch über die geringe Teilnehmergebühr (de facto ca. 1,- DM pro Unterrichtsstunde) keine Diskussion gibt.
Viele der Inhalte, die im Lauf dieses Kurses vermittelt werden, werden auch von der Staatlichen Büchereistelle auf den Fortbildungstagungen vermittelt. Allerdings ist die Grundbildung längst nicht so intensiv, da viele der Arbeiten, die in einer kleinen Bibliothek anfallen, bei der Staatlichen Büchereistelle im Haus gemacht werden. Auch bei uns in der Region ist feststellbar, daß diejenigen Büchereileiter, die regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, den besseren "Service" in ihrer Bücherei anbieten und die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel sorgfältiger verwalten.

Neben dieser Grundausbildung werden vom CDLP in der BDP außerdem sogenannte "Journées des Sensibilisation" angeboten, bei denen auf Vorschlag der BDP unterschiedliche Themen angeboten werden, die die Arbeit in einer Bibliothek betreffen. Die Themen waren in diesem Jahr: Reparatur von Büchern, Konzeption einer Ausstellung, Schüler in der Bibliothek usw.; im Durchschnitt wird jeden Monat eine Veranstaltung angeboten.

Es gibt dann noch eine sogenannte Ausbildung "Post ABF", die nur denen offensteht, die bereits das Examen abgelegt haben oder eine höherwertige Qualifikation haben. Dies ist eine auf den Grundkenntnissen aufbauende Fortbildung, meist mit einem literarischen Thema (Kriminalromane, Science-Fiction, zeitgenössische europäische Literatur...)

Im Oktober jeden Jahres findet ein "Journée d'étude" statt, auf dem aktuelle Fragen diskutiert werden. An diesem nehmen sowohl ehrenamtlich als auch hauptamtlich tätige Büchereileiterinnen und -leiter teil.
In diesem Jahr behandelte dieser Studientag, der im Schloß von Le Creusot stattfand, das Thema "La vulgarisation scientifique".46 Unterschiedliche Referenten beschäftigten sich mit der Frage, wie Wissenschaft allgemeinverständlich dargestellt werden kann, wie die wissenschaftlichen Themen so popularisiert werden können, daß eine öffentliche Diskussion darüber stattfindet, an der sich die Bürger beteiligen können.
Interessant fand ich, daß es seit 1992 in Frankreich eine Pflicht gibt, wissenschaftliche Forschungsergebnisse in popularisierter Form zu veröffentlichen. In diese Zeit fällt die Gründung der ersten "Centres de Culture Scientifique, Technique et Industrielle", zunächst staatliche Gründungen, inzwischen auf Vereinsbasis strukturierte Organisationen. Nicole Autissier, Professorin an der Universität in Dijon, informierte über die Entwicklung dieser Zentren, ihre Aufgaben und ihre momentane Rolle bei der öffentlichen Diskussion wissenschaftlicher Ergebnisse. Diese Zentren arbeiten auf regionaler Ebene und versuchen dort, zur Verbreitung der Ergebnisse durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen beizutragen. Zielgruppe sind vor allem Kinder und Jugendliche. Deshalb werden auch Fortbildungsangebote für Lehrer, Erzieher und andere Vermittler angeboten.
Nicolas Witkowski, verantwortlicher Leiter des Verlags Seuil, bedauerte in seinen Ausführungen, daß überhaupt eine Popularisierung von Wissenschaft nötig ist. Früher hätte es keinen Widerspruch gegeben, die Wissenschaftler hätten von sich aus verständlich geschrieben, da ihnen an einer Verbreitung ihrer Ideen gelegen hätte. Der Referent gab einen Überblick über die Geschichte des populären Sachbuchs und bedauerte, daß das Angebot zur Zeit relativ klein auf dem französischen Buchmarkt ist.
Michèle Decré, bei Gallimard zuständig für die Reihe "Découvertes Gallimard" (früher bei Ravensburger übersetzt als "Abenteuer Geschichte"), vertrat die Meinung, daß die Information in Kinder- und Jugendsachbüchern manchmal etwas zu kurz kommt, da im Vordergrund die ansprechende optische Aufbereitung steht. Das Redaktionsteam für die von ihr betreute Reihe besteht aus einem Wissenschaftler, einem Humorist und einem Illustrator, um ein möglichst in sich geschlossenes Werk zu produzieren. Dies hat zur Folge, daß es viele Titel zum Thema Geschichte, Geschichte der Wissenschaften gibt, aber wenige zum Thema Naturwissenschaften, da die Naturwissenschaftler nicht so häufig zur Zusammenarbeit bereit sind. Die Edition hat zum Ziel, das gesamte Spektrum des menschlichen Wissens abzudecken, auch wenn einige Bereiche schwerer verkäuflich sind als andere (In Deutschland wurde diese Reihe - "Abenteuer Geschichte" - bereits wieder eingestellt).
Wie es mit der Qualität der Kinder- und Jugendsachbücher aussieht, stellte Maitena Roncin dar, Chefredakteurin der Zeitschrift "Rayon Vert". Die Zeitschrift "Rayon Vert" wird herausgegeben vom Institut National de la Jeunesse et de l'Education Populaire und veröffentlicht regelmäßig Rezensionen zu Neuerscheinungen auf diesem Sektor. Aufbau und Inhalt der Rezensionen ähneln den bibliothekarischen Besprechungen des Informationsdienstes der ekz.
Ein Buchhändler aus einer Spezialbuchhandlung in Châlon-sur-Saône stellte populäre Sachbuchreihen aus dem Bereich Naturwissenschaften vor. Die Palette reichte von einfachen Bestimmungsbüchern bis hin zu Spezialveröffentlichungen zu den Naturschutzgebieten der Region.
An der Veranstaltung nahmen mehr als 30 Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter teil, zum Teil aus den Stadtbibliotheken, zum Teil aber auch aus ganz kleinen Kommunen, Leiterinnen der sogenannten "Relais de Lecture". Die Vorträge hatten ein sehr hohes Niveau. Die Konzeption der Tagung - Theorie am Vormittag, Tips zum Bestandsaufbau am Nachmittag - stieß aber. so mein Eindruck, bei allen Teilnehmern auf Zustimmung.

Bestandsaufbau
Fortbildungsveranstaltungen zum Thema "Bestandsaufbau" werden häufig durchgeführt, was sicherlich daran liegt, daß es in Frankreich nach Auskunft der Kolleginnen keine zentralen Besprechungsdienste für öffentliche Bibliotheken gibt, die mit den von der ekz und der Lektoratskooperation herausgegebenen Informationsdiensten vergleichbar wären.
Zentrale Quelle für den Bestandsaufbau sowohl in der BDP als auch in den Stadtbibliotheken Mâcon und Paray-le-Monial ist "Livres Hebdo", eine wöchentlich erscheinende Zeitschrift mit einigen Artikeln über Genres, einigen Besprechungen. Der überwiegende Teil der Zeitschrift besteht jedoch aus thematisch gegliederten, kurzen Neuerscheinungsankündigungen, die außer einer kurzen, vom Verlag verfaßten Annotation keine Informationen enthalten. In der BDP werden für die Auswahl der Erwachsenenliteratur außerdem populäre Literaturzeitschriften herangezogen, sowie die Literaturbeilagen der Zeitung "Le monde", die die BDP abonniert hat. In Deutschland gibt es meines Wissens keine Zeitschriften im Stil von "Lire" oder "magazine littéraire". Neben allgemeinen kulturpolitischen und -philosophischen Texten werden darin verschiedene Sparten der Literatur vorgestellt und aktuelle Titel besprochen. Konzipiert und herausgegeben werden diese Zeitschriften von den Redaktionen der wichtigsten Literatursendungen der Fernsehgesellschaften. Die Zeitschriften dienen somit einerseits der Werbung für die Fernsehsendungen, andererseits wird der Verkauf durch die Fernsehsendungen auch gefördert.
Für die Kinder- und Jugendliteratur gibt es eine enorme Menge von Fachzeitschriften, die entweder Neuerscheinungen besprechen oder thematische Schwerpunkte (z.B. Science Fiction für Jugendliche, Kinder- und Jugendsachbücher) haben.47
Die Lektoratsarbeit nimmt einen großen Raum bei der Arbeit der Bibliothekarinnen ein. Aufgeteilt ist die Arbeit unter vier Bibliothekarinnen. Die Leiterin der BDP und die Bibliothekarin, die für den Dienst "télédocumentation" zuständig ist, teilen sich die Auswahl der Sachbücher, mit Ausnahme der Bücher aus dem Bereich "Musik", die von der Musikbibliothekarin ausgewählt werden. Die stellvertretende Leiterin ist für den Belletristikbestand zuständig. Für den Kinder- und Jugendbuchbereich gibt es eine Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin.
Die Auswahl der Comics findet gemeinsam statt, beteiligt sind neben der Kinder-und Jugendbuchbibliothekarin, drei weitere Kolleginnen und Kollegen, die sich für Comics besonders interessieren.
Während die Romane und Sachbücher ausschließlich anhand von Besprechungen und Neuerscheinungsankündigungen gekauft werden, werden Kinder- und Jugendbücher sowie Comics aus einem Ansichtsbestand ausgewählt. Die damit eher zufällige Auswahl - die Ansichtsbestände werden von einem Buchhändler zusammengestellt - wird durch den Kauf von gut besprochenen Titeln oder von Titeln zu bestimmten Themen ergänzt. Da es keinen zentralen Besprechungsdienst gibt, stellen die Bibliothekarinnen der BDP Auswahllisten für die Bibliotheken ihres Netzes zusammen. Dreimal im Jahr erscheint eine Empfehlungsliste mit Romanen, die zusammen mit der BDP Savoie erarbeitet wird, sowie eine Empfehlungsliste mit Kinder- und Jugendbüchern. Diese ist ein Arbeitsergebnis eines regelmäßigen Treffens von Kinder - und Jugendbuchspezialisten in Châlon, an dem die Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin teilnimmt.
Die Bücher werden wöchentlich bestellt, da man aktuell sein will. Die Durchlaufzeit der Bücher ist sehr gering. Sie werden nach Lieferung sofort inventarisiert und meist innerhalb einer Woche katalogisiert. Die Bücher werden regelmäßig montags zu einer Firma nach Mâcon gefahren. Dort werden die Bücher ausleihfertig bearbeitet (Einband, Signatur, Buchkartentaschen usw.) und können eine Woche später wieder abgeholt werden. Bücher für den "Service de Télédocumentation" oder für die "demandes d'ouvrages" sind in der Regel donnerstags fertig.
In den Gesprächen mit den Kolleginnen in der BDP und auch in den verschiedenen Bibliotheken wurde deutlich, da die Inanspruchnahme von Diensten wie "Standing Order" derzeit, zumindest im Departement Saône-et-Loire, überhaupt nicht diskutiert wird. Für alle Kolleginnen, mit denen ich mich unterhalten habe, gehören die sorgfältige Buchauswahl und die Erschließung der Bestände zu den zentralen Arbeitsgebieten der Bibliothekare.
In der BDP schaut man zwar im Zweifelsfall bei der Sacherschließung in den Katalogen der großen Bibliotheken nach, aber in der Mehrzahl der Fälle wird die Sacherschließung selbst gemacht. Grund dafür ist sicher, daß es derzeit mit dem vorhandenen EDV-System nicht möglich ist, Fremddaten komplett zu übernehmen und daß die zur Verfügung stehenden Fremddaten nicht die aktuellen Titel abdecken. Dies wird sich nach Ansicht der Kolleginnen aber mit der Einführung des neuen EDV-Systems ändern.

Das Netz der BDP - Statistik
Angesichts der vielfältigen Aufgaben, die die BDP wahrnimmt, wundert man sich, wie diese mit nur 16 Planstellen möglich ist. Meiner Meinung nach liegt dies vor allem daran, daß die BDP finanziell und technisch gut ausgestattet ist und die Arbeitsabläufe oft sehr straff durchorganisiert sind. Dies trifft auch auf die Kontakte mit den Büchereileitern zu, so daß für die internen Arbeiten mehr Zeit bleibt. Der Nachteil ist, daß in vielen Fällen nicht so flexibel reagiert werden kann, wie dies in der Staatlichen Büchereistelle möglich ist und wie dies von den Büchereileitern im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz sehr geschätzt wird. Deutlich wurde auch, daß die Kolleginnen und Kollegen bibliothekspolitisch an einem Strang ziehen, meiner Meinung nach ebenfalls ein Erfolgsrezept der BDP. Die Entwicklung des Netzes macht Fortschritte und wenn die kommunalen öffentlichen Bibliotheken in Rheinhessen-Pfalz bezüglich der Ausstattung , der Finanzen und des Personals nur annähernd die gleichen Zahlen erreichen würden, wie die kommunalen Bibliotheken im Departement Saône-et-Loire48 , wären wir in Rheinhessen-Pfalz schon einen ganzen Schritt weiter.
Im Durchschnitt werden in den Gemeinden, die zum Netz der BDP gehören, ungefähr 10 FF (ca. 3,00 DM) im Jahr für den Buchkauf ausgegeben. In den Büchereien im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz49 waren es gerade einmal 1,23 DM. In jeder Bibliothek sind im Durchschnitt 2,4 Medien vorhanden, in Rheinhessen-Pfalz nur 0,87 Medien. Beachtenswert finde ich dabei, daß die Anzahl der Medien um so größer ist je geringer die Einwohnerzahl. In Orten mit weniger als 1.000 Einwohnern sind es fast 3,5 Bücher je Einwohner. Die Zahl der Entleihungen liegt im Departement Saône-et-Loire bei durchschnittlich 4,18 Medien pro Einwohner, im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz bei 1,72 Medien je Einwohner. Fast 20% der Einwohner der Orte, die eine Bibliothek haben, sind aktive Nutzer der Büchereien.
Beeindruckend ist auch die Zahl der Öffnungsstunden. Dies sind im Durchschnitt wöchentlich mehr als 7 Stunden. In Büchereien in Kommunen mit weniger als 1.000 Einwohnern sind es mehr als 4 Stunden, in Gemeinden mit mehr als 3.000 Einwohnern fast 15 Stunden. In diesen Zahlen, die wesentlich höher liegen als die Vergleichszahlen in Rheinhessen-Pfalz, schlagen sich zwei Faktoren nieder:
Dadurch, daß in allen Orten Leitungsteams vorhanden sind, sind die Büchereileiter eher bereit, längere Öffnungszeiten anzubieten. Da bereits in Kommunen ab 3.000 Einwohnern meistens eine ausgebildete und bezahlte Kraft tätig ist, die allerdings von ehrenamtlichen Kräften unterstützt wird, können auch hier längere Öffnungszeiten angeboten werden.

Die Stadtbibliotheken - zwei Exkursionen
Nur "Stippvisiten" machte ich während des Praktikums auf eigenen Wunsch in zwei Stadtbibliotheken, die nicht zum Netz der BDP gehören, die Stadtbibliothek in Mâcon und die Stadtbibliothek in Paray-le-Monial.

Bibliothèque Municipal Mâcon
Die Stadtbibliothek Mâcon (ca. 37.500 Einwohner) liegt am Rande der Innenstadt. Sie ist leicht zu finden, allerdings hat das Gebäude keinen Charme. Auch wenn man das Gebäude gleich findet, so muß man den versteckt liegenden Eingang erst suchen. Die Bibliothek in Mâcon befindet sich derzeit im Umbruch - seit kurzem hat die Bibliothek einen neuen Direktor, der einiges - nach Aussagen der dort beschäftigten Bibliothekarinnen und nach Aussage der stellvertretenden Leiterin der BDP - verändern will. Für das Frühjahr 1998 ist die Einführung der EDV geplant, außerdem braucht die Bibliothek unbedingt einen Anbau. Die Erweiterung ist bereits vom Stadtrat genehmigt, ein Architekt wurde beauftragt, Vorschläge für die Erweiterung zu machen.
Die Bücherei hat verschiedene Abteilungen, die alle ein jeweils eigene Verbuchung haben. Gleich links neben dem Eingang befindet sich in einem kleinen Raum die Kinderbibliothek. Der Raum ist schön und hell, doch wegen der akuten Platzprobleme wirkt alles etwas arg gedrängt. Wie in allen Bibliotheken ist aber ein großer Raum für die "Animation" vorgesehen Die Empore ist, außer mit einigen wenigen Sitzkissen, überhaupt nicht möbliert, so daß dort jederzeit kleine Vorlesestunden, Erzählstunden u.ähnl. stattfinden können.
Rechts neben dem Eingangsbereich geht es in die Erwachsenenbibliothek. Man steht nahezu direkt vor einer großen Theke für die Anmeldung und für Auskunftsfragen. Dies ist der einzige Platz, der mit EDV ausgestattet ist, für die Verwaltung der Leserdaten und der Gebühren. Die Bücherei nimmt relativ hohe Jahresgebühren. Für Nicht-Bürger von Mâcon kostet die Jahreskarte sogar fast das Doppelte. Dies hat schon große Diskussionen ausgelöst, da die Kinder von den umliegenden Gemeinden auf jeden Fall die weiterführenden Schulen in Mâcon besuchen müssen und sich von daher regelmäßig in der Stadt aufhalten. Laut Auskunft der Bibliothekarin ist dies vor allem auf mangelnde Kooperationsbereitschaft zwischen den Bürgermeistern zurückzuführen, dies trifft vor allem auf die beiden Städte Mâcon und Charnay-lès-Mâcon zu, die eine gemeinsame Stadtgrenze haben.
Großen Raum nimmt im Erwachsenenbereich die Verbuchungstheke ein. Es gibt keine zentrale Verbuchung, sondern getrennte Verbuchungstheken für die Kinder- und Jugendbibliothek, für die Discothèque und für die Erwachsenenbücherei. Dort verbuchen die Leser selbst, allerdings mit einem System, das keinerlei Kontrolle ermöglicht. Man ist der Meinung, daß die Leser von Mâcon so vertrauenswürdig sind, daß eine solche Kontrolle nicht nötig ist. Bei einer durchgeführten Bestandsrevision wurde allerdings im letzten Jahr ein großer Schwund festgestellt.
Die Innengestaltung der Stadtbibliothek ist konventionell. Im vorderen Teil der Erwachsenenbibliothek befinden sich die Romane und ein großer Bestand an Comics. Im hinteren Bereich sind die Sachbücher aufgestellt, wie in allen von mir besuchten Bibliotheken nach der Dezimalklassifikation von Dewey. Die Stadtbibliothek Mâcon hat, wie alle Stadtbibliotheken, einen relativ großen Lesesaal, der auch sehr gut genutzt wird. Neben Zeitschriften gibt es dort einen ausgebauten Präsenzbestand, der vor allem von Schülern genutzt wird. Außerdem befinden sich im Lesesaal die Kataloge der Altbestände, z.B. Nachlässe, Manuskripte von Lamartine usw. Diese Altbestände bergen Schätze, die die zuständige Bibliothekarin mir mit vielen Sachinformationen und mit Begeisterung zeigte. Darunter befanden sich Inkunabeln, die demnächst in Brüssel ausgestellt werden, mit sogenannten "grillages", Abbildungen in Grautönen, die sehr selten sind.
Auf gleicher Ebene wie der Lesesaal befindet sich die Discothèque, betreut von zwei Musikbibliothekaren und zwei technischen Kräften für die Verbuchung der Medien. Die Schallplatten, ca. 20.000, sind inzwischen alle magaziniert, werden aber noch im Katalog nachgewiesen. Ansonsten sind alle Musiksparten vertreten, ebenso im Angebot sind zahlreiche Musikzeitschriften. Im Unterschied zu den hiesigen Musikbibliotheken haben die französischen "Discothèques" keine Noten im Bestand.

Bibliothèque Municipal Paray-le-Monial
Eine ausgesprochen moderne Bücherei ist die Stadtbücherei in Paray-le-Monial (etwas mehr als 10.000 Einwohner), deren Gründung zwar von der BDP initiiert wurde, die aber zwischenzeitlich nicht mehr zum Netz der BDP gehört; es gibt lediglich einige persönliche Kontakte zu der Bibliothekarin. Die Stadtbücherei besteht seit 5 Jahren. Vorher gab es in der Stadt eine kleine ehrenamtlich geleitete Bücherei. Die dortigen Mitarbeiterinnen waren nicht erfreut über die Gründung der neuen Bücherei, Kompromisse waren für den "kommunalen Frieden" notwendig. Dies heißt zum einen, daß das ehemalige Büchereiteam weiterhin auf ehrenamtlicher Basis mitarbeitet, zum anderen, daß der komplette Bestand, auch wenn er veraltet und nicht mehr brauchbar ist, im Magazin aufbewahrt wird. Er ist aber nicht eingearbeitet und es gibt keinen Nachweis für diese Bücher. Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Kräften (3 Frauen) ist nicht unproblematisch, da diese nicht davon angetan sind, daß sie nun keine bibliothekarischen Aufgaben (Buchauswahl, Klassenführungen usw. ) mehr wahrnehmen können. Die Bibliotheksleiterin hält es aber aus berufspolitischen Gründen für unbedingt erforderlich, gegenüber den Ehrenamtlichen und gegenüber der Verwaltung deutlich zu machen, daß das Bibliothekswesen ein "métier" ist, das erlernt werden muß. Die Mitarbeit der ehrenamtlichen Helferinnen hat sich insofern positiv ausgewirkt, als sie alte Leserschichten mit in die neue Bücherei hineingezogen haben.
Fest angestellt sind zwei Bibliothekarinnen (die Leiterin und ein Bibliothekarin für die Kinder- und Jugendbibliothek) sowie 3 weitere Kräfte, die sich insgesamt 2 volle Stellen teilen.
Bau und Einrichtung dieser Bibliothek haben insgesamt 8.000.000 FF gekostet. Staat, Conseil Régional und Conseil Général haben fast 60% der Kosten übernommen. Das Jahresbudget beträgt inkl. Personalkosten ca. 1.000.000 FF. Bedauert wurde von der Bibliotheksleiterin, daß der Architektenwettbewerb und die Auswahl des Architekten bereits vor ihrer Anstellung stattgefunden hatten. Nur bei der Auswahl des Mobiliars konnte sie noch mitreden. Dementsprechend hat sie mit vielen baulichen Problemen zu kämpfen, obwohl die Bibliothek auf den ersten Blick ansprechend aussieht.
Die Bücherei nimmt in einem Neubau das Erd- und das erste Obergeschoß ein, in den darüber liegenden Stockwerken befinden sich Wohnungen. Allein dies ist schon ein Problem, da der Aufzug alle Stockwerke bedient und von daher nur mit Schlüssel funktioniert. Leute, die ins Obergeschoß mit dem Aufzug wollen, müssen also vom Thekenpersonal begleitet werden.
Der Architekt sieht die Bücherei als "Gesamtkunstwerk". Der Architekt liebt die "hellen Räume", insofern gibt es zahlreiche Fensterfronten, einen komplett verglasten, runden Ausstellungsraum und eine ebensolche Kinderbibliothek. Einen Sonnenschutz, Vorhänge oder sonstige Verdunkelungsmöglichkeiten gibt es aus ästhetischen Gründen nicht, obwohl beide Räume Richtung Süden liegen. Das heißt dort herrschen im Sommer ca. 35°, man kann es dann in diesen Räumen nicht mehr aushalten. Die Stadtverwaltung hat dies inzwischen eingesehen, zur Zeit fehlt allerdings das Geld für Vorhänge.
Durch die vielen Fenster fehlt es vor allem an Stellfläche für Regale, Wandflächen wurden mit Heizkörpern und dem Feuerlöscher zugestellt. Einige Wandregale ragen, da es aus Platzmangel nicht anders möglich war, in die Fenster hinein.
Der Eingangsbereich ist dagegen sehr großzügig gestaltet. Leider, so die Bibliothekarin, wurde die Theke direkt gegenüber dem Eingang geplant, so daß die Leser im ersten Moment nichts anderes sehen. Außerdem wurde dadurch verhindert, daß im Eingangsbereich die Zeitschriften untergebracht werden können. Direkt im Anschluß an den Eingangsbereich befinden sich die Tröge mit den Comics.
Extra eingerichtet wurde vom Architekten neben einem Lesesaal mit Präsenzbestand auch noch ein "Heimatraum". Diese Trennung in zwei Räume ist absolut überflüssig, da der Bestand an regionaler Literatur gering ist. Ein einzelner Raum wäre besser, vor allem auch wegen der Aufsicht.
Im Obergeschoß befindet sich die sehr ansprechend eingerichtete Kinder- und Jugendbibliothek. Wie in Mâcon gibt es hier auch eine eigene Verbuchungstheke. Die Bibliotheksleiterin findet das sinnvoll, da hier zugleich auch die Beratung stattfindet. Sie hält es aber nicht für ausgeschlossen, daß Sparzwänge zur Einführung einer zentralen Verbuchung führen könnten. In anderen Stadtbibliotheken sei dies zum Teil schon der Fall. Der Kinder- und Jugendbibliothek angeschlossen ist ein kleiner Gruppenraum für Bastelstunden (Waschbecken vorhanden), Vorlesestunden usw.
Im Obergeschoß wurde bereits eine Discothèque eingeplant, die zur Zeit noch von der Leiterin als Büro genutzt wird. Bisher fehlte das Geld für diese Einrichtung, aber der Wunsch der Leser danach ist sehr groß, sehr viel größer als der Wunsch nach Online-Anschlüssen ans Internet.
Trotz des Einsatzes eines integrierten Bibliothekssystems werden keine Fremddaten übernommen, da dies zu viel Geld kostet. Mit zwei Bibliothekarinnen sei man in der Lage, diese Arbeit selbst zu erledigen.
Als äußerst problematisch schätzt die Kollegin die hohen Gebühren für den Jahresausweis ein: 65 FF für Erwachsene, 27 FF für Kinder, 37 FF für Studenten und Schüler. Für Leser, die nicht aus Paray kommen , wird es noch wesentlich teurer: 100 FF für Erwachsene, 35 FF für Kinder, 45 FF für Studenten und Schüler. Besonders die Gebühren für die Kinder hält sie für absolut kontraproduktiv. Die Bücherei hat donnerstags geschlossen und führt ganztags Klassenführungen durch. Es gibt so viele Anmeldungen, daß sie bereits Wartezeiten haben. Intensiv wird auch mit der am Ort befindlichen Berufsfachschule für das Hotelfach zusammengearbeitet, dadurch kommen auch Jugendliche in die Bücherei. Angesichts des Jahresetats der Bücherei plädiert die Bibliotheksleiterin dafür, daß die Kinder nichts zahlen müssen, hat aber keine Chance, sich politisch durchzusetzen. Angesichts der Ausleihbeschränkungen (4 Bücher für 2 Wochen usw.) ist es erstaunlich, daß die Leser nicht wegbleiben. Ein Absinken der Leserzahlen ist aber laut Bibliothekarin zu erwarten. Die hohen Einschreibgebühren wurden erst vor kurzem eingeführt.
Die Stadtbibliothek Paray-le-Monial ist aus meiner Sicht ein Beispiel dafür, wie die Bibliotheksentwicklung durch staatliche Subventionen gefördert werden kann. Bau und Einrichtung der Bibliothek sind sehr großzügig, die vorgegebenen Empfehlungen für die Fläche der Bibliothek wurden wegen der Subventionen meist eingehalten. Andererseits gibt es auch in diesem großzügig bemessenen Bau eine Spannung zwischen Funktionalität und Ästhetik. Die Bibliothek als "Gesamtkunstwerk" des Architekten bringt einiges an Problemen mit sich.

Fazit
Sollte ich ein ganz knappes Fazit aus diesem Besuch ziehen, so kann ich nur sagen, daß ich in diesem Praktikum eine BDP kennengelernt habe, deren Arbeit in vielen Bereichen vorbildhaft ist und die eine Bibliothekspolitik verfolgt, die die Weiterentwicklung des Bibliothekswesens im ländlichen Raum langsam aber stetig vorantreibt. Für die praktische Arbeit in der eigenen Dienststelle konnte ich manche Anregung mitnehmen. Die Kollegen und Kolleginnen nahmen sich viel Zeit, um mir auch Details ihrer Arbeit zu erklären. Bedauert habe ich, daß das Interesse an der Arbeit in unserer Dienststelle nicht sehr groß war. Ein fachlicher Austausch fand nur mit einigen, besonders aufgeschlossenen Kolleginnen statt. Von der Dienststellenleiterin wurde der fachliche Austausch nicht gefördert. Sie fand während des gesamten Aufenthaltes keine Zeit, mich - wie immer wieder angekündigt - über das Verhältnis zwischen Conseil Général und BDP und über die große Linie der Bibliothekspolitik des Departements zu informieren. Versuche, dauerhafte Kontakte mit der BDP zu knüpfen, waren bisher erfolglos. Dies finde ich in sofern schade, als das Land Rheinland-Pfalz, wie eingangs erwähnt, großes Interesse an einem regelmäßigen Austausch zwischen den Regionen hat.

Angelika Hesse
Staatliche Büchereistelle Rheinhessen-Pfalz
Lindenstr. 7-11
Tel: 06321/39 15-0
Fax. 06321/39 15 39
E-Mail: Angelika Hesse


Seitenanfang 1 vgl. RHEINPFALZ vom 8. März 1997 2 die Abkürzung BDP wird im folgenden durchgängig benutzt, da seit 1992 die Departementsbibliotheken die offizielle Bezeichnung "Bibliothèque Départementale de Prêt" haben. Allerdings nennen sich einige auch nur "Bibliothèque Départementale" oder aber, wegen des umfangreichen Medienangebots "Médiathèque Départementale", vgl. Caraco, Alain: Dix ans après. L'évolution des Bibliothèques Départementales depuis la décentralisation. In: Bulletin des Bibliothèques de France, 42 (1997) 5, S. 16 - 20, hier S. 20
3 vgl. Rousselot, Suzanne: Les Bibliothèques Départementales de Prêt: Des "Fachstellen" à la Française. In: Bibliothekskultur entwickeln. 50 Jahre Staatliche Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Freiburg. Freiburg 1995, S. 67 - 74, hier S. 67
4 so auch Blanchard, Martine: Quelles missions pour les Bibliothèques Départementales de Prêt? in: Bulletin des Bibliothèques de France, 42 (1997) 5, S. 8 - 15 5 Angaben nach Rousselot, Suzanne: Einführung in die Arbeit der BDPs (Bibliothèques Centrales de Prêt) in Frankreich. In: Öffentliche Bibliotheken in Europa - Öffentliche Bibliotheken für Europa: Neue Wege grenzüberschreitender Literaturangebote. Protokoll der Fachkonferenz der Staatlichen Büchereistellen der Bundesrepublik Deutschland, Freiburg 1992, S. 179 - 184
6 ausführlich zur Geschichte der BDP, siehe Gabel, Gernot: Die Literaturversorgung der ländlichen Bevölkerung Frankreichs, 1945 - 1995. In: Bibliothek in Forschung und Praxis, 20 (1996) 3, S. 365 - 370 7 s. Anlage 1 8 nach Caraco gaben 1996 insgesamt 37 der 96 französischen BDP eine eigene Publikation heraus, die nach Ansicht des Autors alle graphisch sehr gut gestaltet sind. Caracao, a.a.O., S. 20, als Beispiel s. Anlage 2
9 so Caraco, a.a.O., S. 19 Informationen zu OPSYS findet man unter http://www.opsys.fr/docs/entrepr.htm 10 alle statistischen Daten wurden dem offiziellen Jahresbericht der BDP von 1996 entnommen, s. Anlage 3 Anmerkung: zu diesen Dauerleihgaben gehören auch Titel, die aus dem Bestand der BDP ausgesondert wurden, weil sie mehrfach vorhanden waren oder weil sie zu selten ausgeliehen wurden. 11 vgl. Deutsche Bibliotheksstatistik 1995, Teil D, Berlin 1996, S. 178 ff 12 vgl. Blanchard, a.a.O., S. 8
13 Die Staatlichen Fachstellen, ihr Auftrag und die Leistungen der Länder für das öffentliche Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von der Fachkonferenz der Staatlichen Büchereistellen in Deutschland, Rendsburg, Koblenz 1997 14 vgl. Caraco, a.a.O., S. 19 15 In anderen Departements wird zum Teil eine andere Bibliothekspolitik verfolgt. Dort wird die Grenze von 10.000 Einwohnern zunehmend in Frage gestellt. Vgl. Blanchard, a.a.O., S. 14 16 Mit Gebühren sind hier Einzelgebühren für die Ausleihe der Medien gemeint.
17 freie Übersetzung des Vertrages, vgl. Anlage 4 18 Kempf, Udo: Von De Gaulle bis Chirac. Das politische System Frankreichs. Opladen ³1997, S. 288 ff 19 vgl. Mabileau, Albert: Kommunalpolitik und -verwaltung in Frankreich. Das "lokale System" Frankreichs. Basel 1996, S. 42 ff 20 vgl. Kempf, a.a.O., S. 291 21 vgl. Lerousseau, Bernard: Les institutions de l'intercommunalité dans la loi du 6 février 1992. In: Intercommunalité et coopération communale. Dir. Maurice Bourjol. Paris 1993, S. 37 - 78, hier S. 38 ff 22 vgl. Bouvier, Michel: Finances et solidarités. In: Intercommunalité ...., S. 79 - 93, hier S 91 23 vgl. Lerousseau, Bernard, a.a.O., S. 47 ff 24 vgl. Blanchard, a.a.O., S. 13/14, vgl. Calenge, Bertrand: Les petites bibliothèques publiques. Paris 1993, S. 243 ff 25 auszugsweise und freie Übersetzung des Vertragsvordrucks, s. Anlage 5 26 im Departement Aube, vgl. Blanchard, a.a.O., S. 10 27 s. Infoblatt "Navette", Anlage 6 28 im Internet findet man unter der Adresse http://wwwusers.imaginet.fr/~comartin/biblio.htm eine Selbstdarstellung der Gemeinde, darunter auch ein Bild der Bücherei
29 "contrat emploi-solidarité" - ein Programm, daß zur Wiedereingliederung von Langzeit-Arbeitslosen in das Berufsleben beitragen soll 30 das Thema "ABF-Diplom" und Ausbildung wird weiter unten ausführlich behandelt. 31 zu den Normen vgl. Calenge, a.a.O., S. 143 - 146 32 vgl. die umfassende Dokumentation: Le Service de Télédocumentation de la Bibliothèque Départementale de Prêt de Saône-et-Loire / Par Bertrand Calenge.... Conseil Général de Saône-et-Loire. - Mâcon 1996.
33 s. Anlage 7 34 s. Anlage 8 35 vgl. Le Service de Télédocumentation, S. 128, s. auch Anlage 9 36 Es wurden drei größere Büchereien ausgewählt, die zentral liegen und gut an das Straßennetz angebunden sind. Es wurde darauf geachtet, daß die Entfernung für alle Bibliotheken im Netz ungefähr gleich ist. 37 s. Anlage 10 38 vgl. Gabel, a.a.O., S. 368 39 vgl. Blanchard, a.a.O., S. 11 40 freie Übersetzung der Selbstdarstellung des Vereins, alle folgenden Angaben zu Mitgliederzahl und Kosten aus dem Jahresbericht des CDLP und aus den Vertragsvordrucken, vgl. Anlage 11
41 Schulungen nach den Vorgaben der ABF werden insgesamt in 25 BDP angeboten, vgl. Caraco, a.a.O., S. 19 42 Im Gegensatz zur Staatlichen Büchereistelle Rheinhessen-Pfalz hat die BDP Saône-et-Loire keine eigene Abteilung für die technische Buchbearbeitung. Auch die eigenen Bestände werden zum Einbinden zu einer Firma in Mâcon gebracht, zum Teil werden Bücher sogar von einer Spedition zum Aufbinden zu einer Buchbinderei nach Nantes gebracht. Über die Höhe der Gesamtkosten für die technische Einarbeitung konnten mir die Mitarbeiter keine Auskunft geben. Die Reparatur oder das Aufbinden eines Buches kostet in Nantes bis zu 60 FF je Buch.
43 s. Anlage 12 44 Auch Blanchard betont, daß man neben der Verstärkung der Ausbildung zugleich die Einstellung von professionellem Personal gefördert hat (a.a.O. S. 12). Die Ausstattung mit professionellen Personal ist nach Calenge schon ab einer Einwohnerzahlt von 2.000 erforderlich , vgl. Calenge, S. 188
45 Konzipiert wurde das Kursprogramm von der ABF, diese hat auch die Prüfungsinhalte festlegt. Das ABF-Diplom ist staatlich anerkannt und berechtigt zur Teilnahme an der Ausbildung zum "agent territorial qualifié du patrimoine et des bibliothèques", Hinweise dazu auf der Homepage der ABF: http://www.abf.asso.fr/html/format.htm 46 s. Anlage 13 47 Die wichtigsten Hilfsmittel für den Bestandsaufbau werden beschrieben in: Le métier de bibliothécaire / Coordination: Francoise Hecquard. Association des Bibliothécaires Français. Paris 1996, S. 172 - 183
48 s. Anlage 3
49 Es handelt es sich hierbei um den Durchschnittswert für die kreisangehörigen Gemeinden und Städte. Wegen der besseren Vergleichbarkeit mit dem Netz der BDP wurde darauf verzichtet, die 10 kreisfreien Städte bei diesem Durchschnittswert zu berücksichtigen.