Arbeitsbericht zum vierwöchigen Fachaufenthalt in Oxford, England

 

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Einleitung								
Bibliothekssystem in Oxford
Hochschulbewertung
Bibliotheksautomatisierung
Bibliotheksbesuche
Mitarbeit in Bibliotheken 
QEH-Library
IES-und Social-Studies-Libraries
Dawson Day
Impressionen
Resümee
Fotoalbum

 

 

Einleitung

Vom 20. April bis 15 Mai 1998 hatte ich die Gelegenheit einen vierwöchigen Fachaufenthalt in Oxford zu verbringen. Dieser Aufenthalt wurde vom British Council und dem Deutschen Bibliotheksinstitut gefördert und von der Library Association in London organisiert. Als Bibliothekarin des Betriebswirtschaft-
lichen Instituts der Universität Stuttgart, war ich an der Organisation des universitären Bibliothekssystems in Oxford sehr interessiert. In der ersten Woche hatte ich ein umfangreiches Besuchsprogramm, um verschiedene Bibliotheken in Oxford kennenzulernen. Danach arbeitete ich 1 Woche in der Queen Elizabeth House Library, sowie für weiteren 2 Wochen in den Bibliotheken des Institute of Economics and Statistics und der Social Studies Faculty.

Bibliothekssystem in Oxford

Das System der Universität Oxford umfaßt über 100 verschiedene Bibliotheken und mehr als 500 in Bibliotheken beschäftigte Personen. Es erstreckt sich über einen Bestand von ca. 10 Millionen Medieneinheiten, angefangen von Büchern über Landkarten, CD-ROM`s, Schriftrollen bis zu T-Shirts.
Alle Bibliotheken haben unterschiedliche finanzielle Voraussetzungen, verschiedene Benutzergruppen und durch Traditionen festgelegte Normen und Ziele.

Nachfolgend werden die verschiedenen Bibliothekstypen dargestellt:

 

Universität

Colleges

Bibliotheks-
typen

Departments-
bibliotheken

Zentral-
Bibliotheken

Fakultäts-
bibliotheken

College-
Bibliotheken

Beispiele

Engineering
Physics
Geography

Bodleian-Library
Taylor Institution
Rhodes House Library

QEH-Library
Soc.Stud.-Library
IES-Library

Nuffield College
Templeton-College
Said Business School

Finanzierung

General Board der Universität

Collegeverwaltung

Leitung

Department

Curators                  Fakultätsausschuß
Direktor der Universitätsbibliothek und
der Bodleiana

Collegeverwaltung

Bibliotheks-
benutzer

Mitarbeiter und Studenten des Departments

Mitarbeiter und Studenten der Univ. Oxford, externe Benutzer, die ein wissenschaftliches Interesse nachweisen können

Mitarbeiter und Studenten der Fakultät

Mitarbeiter und Studenten des Colleges

       

 

Hochschulbewertung

Nach einem Artikel aus 'The Guardian' vom 30. April 1998, in dem die Qualität des Studiums an Englands Hochschulen bewertet wird, rangiert Oxford an dritter Stelle nach Cambride und dem Imperial College London.

Folgende Bereiche spielten dabei unter anderen eine Rolle:
    - Qualität von Lehre und Forschung
    - Anzahl der Studenten die ein Prädikatsexamen erreichen
    - Anzahl der ausländischen Studenten
    - Bibliothekswesen usw.

In einer gesonderten Betrachtung des Bereichs Bibliotheswesen würde Oxford die erste Stelle bei der Bewertung erzielen. Dies resultiert unter anderem daraus, daß sechs Prozent des jährlichen Universitätsetats für das Bibliothekswesen ausgegeben werden. Meiner Meinung nach haben Studenten in Oxford in dieser Hinsicht optimale Bedingungen. Ein gewünschtes Buch ist mit großer Wahrscheinlichkeit in einer der Bibliotheken Oxfords im Bestand. Dies bedeutet jedoch auch für den Bibliotheksbenutzer, daß er viele verschiedene Orte aufsuchen muß und an jedem dieser Orte unterschiedliche Zugangsbedingungen vorfindet.

Je nach Status (Student, Mitarbeiter, externer Nutzer...) werden dem Bibliotheksbenutzer unterschiedliche Nutzungsrechte eingeräumt:
    - Zugangsberechtigung
    - Ausleihberechtigung
    - Ausleihdauer
    - Nutzungsgebühr
    - Anzahl der ausgeliehenen Bücher usw.

 

Bibliotheksautomatisierung

OLIS – Oxford Library Information System

Das integrierte Bibliothekssystem der Universität Oxford (OLIS) umfaßt die Module Katalogisierung, Beschaffung, Ausleihe, Serienverwaltung und den Publikumskatalog. 77 Bibliotheken katalogisieren ihren Bestand in den gemeinsamen OPAC (Online Public Access Catalogue). 1997 beinhaltete der OLIS-OPAC 3,21 Millionen Einträge. Dies sind 2,18 Millionen Einzeltitel. Jeder Computer im System der Universität bietet Zugang zum Online-Katalog.

Das Modul der Ausleihe (Verbuchung, Buchreservierungen und Mahnungen) benützen zur Zeit 29 Bibliotheken. Die Leser können an jedem Computer, der mit dem Netzwerk der Universität Oxford verbunden ist, selbständig feststellen, welche Bücher sie im Moment ausgeliehen haben und wann das Rückgabedatum ist. Sie haben die Möglichkeit, Bücher vorzubestellen und geliehene Bücher zu verlängern.

Am Modul der Beschaffung sind bis jetzt 34 Bibliotheken beteiligt. Hier kann der Nutzer herausfinden, ob ein Buch bestellt wurde und wann die Bestellung erfolgte. An der automatisierten Zeitschriftenverwaltung beteiligen sich momentan 10 Bibliotheken.

LAS – Library Automation Service

1988 beschloß das University of Oxford Library Board die LAS zu gründen. Der Library Automation Service hat die Aufgabe, alle an OLIS beteiligten Bibliotheken bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Jede Bibliothek kann sich mit ihrem konkreten Problem an den LAS wenden. Zur Zeit sind elf Mitarbeiter am LAS beschäftigt, die sich mit den EDV-Problemen der beteiligten Bibliotheken beschäftigen und sachkundig behilflich sind.

Trotz der Unterbringung vieler Bibliotheken in Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, ist es in allen von mir besichtigten Bibliotheken gelungen, die Gebäude vollständig zu vernetzen. Jeder Arbeitsplatz hat einen Laptop-Anschluß. Jede Bibliothek stellt ihren Benutzern eine ausreichende Anzahl an Benutzerterminals zur Verfügung. OLIS-Opac, Online-Kataloge weltweit, Datenbanken, CD-ROMs, Internetanbindung werden u.a. zu Nutzung angeboten.

 

Bibliotheksbesuche

Um einen allgemeinen Überblick über das Bibliothekswesen in Oxford zu erhalten, besichtigte ich eine kleine Auswahl an Bibliotheken. Da ich in Stuttgart in der Bibliothek des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universität tätig bin, war hierbei der Schwerpunkt Betriebswirtschaftslehre. Im Folgenden führe ich zu jeder Bibliothek einige Punkte auf, die mir interessant, außergewöhnlich oder einfach nur erwähnenswert erscheinen. Weitere Informationen erhalten Sie über die Homepages der Institutionen, die ich im Text angegeben habe.

In Oxford lernte ich folgende Bibliotheken kennen:

Bodleian Library

Die Bodleiana ist eine der ältesten Bibliotheken Europas und nach der British Library die zweitgrößte Englands. Sie ist Pflichtexemplarbibliothek (National Legal Deposit Library) für Großbritannien und als Forschungsbibliothek steht sie allen offen, die ein wissenschaftliches Interesse an ihrem Bestand nachweisen können. Um einen Leseausweis für die Bodleiana zu erhalten, muß der Benutzer persönlich beim Admissions Office erscheinen. Unter anderem muß folgende Erklärung unterschrieben und vom Benutzer laut, in seiner jeweiligen Muttersprache vorgelesen werden.

‚I hereby undertake not to remove from the Library, or to mark, deface, or injure in any way, any volume, document or other object belonging to it or in its custody; not to bring into the Library or kindle therein any fire or flame, and not to smoke in the Library; and I promise to obey all rules of the Library.‘

Die Bodleiana hat dadurch die Möglichkeit, Benutzern die sich nicht an die Regeln halten, im Ernstfall darauf hinzuweisen, daß sie sich mündlich und durch ihre Unterschrift dazu bereit erklärt haben, die Benutzungsordnung einzuhalten.

Taylor Institution Library

Die Taylor Institution Library sammelt Literatur zu allen europäischen Sprachen außer dem Englischen. In der Taylorian stehen umfangreiche Veränderungen an. Die automatische Ausleihverbuchung soll eingeführt werden. Außerdem soll am Klima im Hauptlesesaal (zu warm) und in den Magazinen (zu feucht) etwas geändert werden. Von der Leiterin der Taylor Institution Library erfuhr ich Wissenswertes zu den Themen Bibliotheksbau und Ausbildung von Bibliothekaren in England. Um Bibliothekar/in zu werden, benötigt man in U.K. ein abgeschlossenes Hochschulstudium, absolviert ein Jahr als Trainee in einer Bibliothek und danach besucht man ein Jahr die Bibliotheksschule.

Rhodes House Library

Die Rhodes House Library hat einen sehr außergewöhnlichen Bestand. Es wird die Geschichte der USA, des Commonwealth und Afrikas (Regionen südlich der Sahara) gesammelt. Die Rhodes-Stiftung finanziert Studenten aus verschiedenen Ländern das Studium in Oxford. Der amerikanische Präsident Bill Clinton war z.B. ein Rhodes-Stipendiat.

Nuffield College Library

Bei meinem Besuch am Nuffield College wurde mir ein Problem deutlich, das so in Deutschland selten auftaucht: Durch die Unterbringung von Bibliotheken in wunderschönen, alten Gebäuden ist es schwierig bis unmöglich, bauliche Veränderungen durchzuführen, da die Gebäude häufig ‚gelistet‘ sind, d.h. unter Denkmalschutz stehen. Dadurch wird das effektive Arbeiten nach modernen bibliothekarischen Erkenntnissen erschwert.

Templeton College Information Centre and Library

Das Informationszentrum versorgt die Mitglieder des Colleges mit allen erforderlichen Informationen aus dem Fachgebiet. Die Bibliothek wird nicht zu Unrecht als eine der besten Wirtschaftssammlungen Europas bezeichnet. Die Möglichkeit der Online-Recherche ist umfassend, ebenso der Buch- und Zeitschriftenbestand.

Said Business School Information Resource Centre

Dies ist eine kleine Spezialbibliothek, die ihre Studenten mit allen, speziell auf das Studium an der Said Business School zugeschnittenen, Quellen versorgt. Räumlich ist das Information Resource Centre zur Zeit in der Radcliffe Infirmary, einem Krankenhaus, untergebracht. Ein Neubau der Business School soll im Jahr 2000 fertiggestellt werden.

 

Mitarbeit in Bibliotheken

Queen-Elizabeth-House-Library

          Eine Woche in der Queen Elizabeth House Library

Die Queen Elizabeth House Library (International Development Centre) entstand aus der Zusammenlegung von zwei Bibliotheken: dem Institute of Agricultural Economics und dem Institute of Commonwealth Studies. Sie hat ca. 60.000 Medieneinheiten und sammelt die Bereiche Politik, Soziologie, neuere Geschichte der Entwicklungsländer, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, sowie politische und soziale Entwicklung in der Dritten Welt. Die QEH-Library hat vier Mitarbeiter, eine Bibliotheksleiterin, einen Deputy-Librarian und zwei Bibliotheksassistentinnen. Bei der Arbeit am 'Desk' (Ausleihtheke) wechseln sich alle Mitarbeiter ab. Ansonsten hat jeder seine mehr oder weniger festgelegten Aufgabenbereiche. In der QEH-Library gibt es eine umfangreiche Liste, auf der die Ausleihmodalitäten aufgeführt sind. Jeder Nutzer muß sich registrieren lassen. Je nachdem welchen Status er innerhalb der Universität hat ist seine Ausleihdauer, sowie die Anzahl der auszuleihenden Bücher beschränkt.

Alle seit 1990 erworbenen Bücher sind im OLIS-Opac erfasst. In der Bibliothek wird daran gearbeitet, den gesamten Bestand retrospektiv einzuarbeiten. Der Bestand der Bibliothek ist für alle Benutzer frei zugänglich. Die QEH-Library hat sämtliche Arbeitsvorgänge automatisiert, d.h. es wird seit 1990 in OLIS katalogisiert, das Ausleih-Modul ist seit 1992 in Betrieb, der Bücherkauf wird seit 1991 ‚automatisch‘ erledigt und seit 1995 auch die Zeitschriftenverwaltung. Für mich war die Woche in der QEH-Library sehr interessant, da die Bibliothek in Größe und Funktion etwa meiner Heimatbibliothek entspricht. Ich konnte somit Vergleiche anstellen und Ideen sammeln für meinen Arbeitsplatz in Stuttgart. Die Arbeit in der Bibliothek gestaltete sich recht abwechslungsreich, da ich Einblick in viele verschiedene Tätigkeitsfelder erhielt, zu Meetings eingeladen wurde und die Bibliothek sich eines großen Benutzerandrangs erfreut.
Folgende Tätigkeitsfelder wurden mir näher gebracht:
Verbuchung/Ausleihe, Katalogisierung von Büchern und Zeitschriften, Beschaffung, Auskunft mit Hilfe der vorhandenen Online-Datenbanken, Bücher einstellen (wobei ich mit der speziellen Systematik der QEH-Library vertraut wurde). Außerdem nahm ich am Refugee-Studies-Meeting und an einer Besprechung die Buchsicherungsanlage betreffend, teil.

 

IES-und Social-Studies-Libraries

Zwei Wochen in Social Studies Faculty Library und Institute of Economics and Statistics Library.

Ein Neubau soll 1999 fertiggestellt und der wirtschaftswissenschaftliche Bestand der Social Studies Library soll in den Bestand der IES-Library einverleibt werden. Die spezielle Situation in meinem Fall war, daß der Arbeitsantritt der neuen Bibliotheksleiterin mit dem Beginn meines Praktikums zusammenfiel. Dadurch war ich in ihre Einarbeitung involviert und viele Bereiche wurden detaillierter und ausführlicher erklärt, als dies sonst der Fall gewesen wäre.
Im folgenden werde ich eine getrennte Beschreibung der beiden Bibliotheken liefern.

Die Social Studies Library sammelt Literatur zu den Fachgebieten Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Politik, Internationale Beziehungen und Sozialarbeit. Die Bibliothek ist eine Ausleihbibliothek, die vor allem von Undergraduates besucht wird. Der Benutzerandrang ist groß. Der gesamte Bestand ist frei zugänglich aufgestellt und in einem schönen alten Gebäude untergebracht. In der Social Studies Library ist Katalogisierung (Bücher und Zeitschriften), Beschaffung und Ausleihe automatisiert.
In der Social Studies Library war ich an der Ausleihtheke beschäftigt und versuchte mich im Klassifizieren von Büchern. Die Systematik der Bibliothek ist sehr komplex und soll auf längere Sicht der Systematik der Library of Congress angeglichen werden. Einblick erhielt ich in die gesamte Buch- und Zeitschriftenverwaltung, die Aussonderung des nicht mehr benötigten Altbestandes und die systematische Einordnung der Neuerwerbungen. Eine sehr interessante Besprechung handelte von Veränderungen im OLIS-Ausleih-Modul und den Möglichkeiten eine Selbstverbuchungsanlage zu installieren.

Die IES-Library hat einen Bestand von ca. 110.000 Medieneinheiten und sammelt Literatur zu den Fachgebieten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Eine große Anzahl von Fachzeitschriften und Statistikreihen sowie Arbeitsberichten weltweit werden angeschafft. Die IES-Library ist eine Präsenzbibliothek, die von Mitgliedern der Universität benutzt werden darf. Alle anderen Bibliotheksbesucher müssen eine Benutzungsgebühr entrichten. Der gesamte Bestand ist frei zugänglich. Die IES-Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek, die eine große Anzahl an Computern zur Recherche in Datenbanken zur Verfügung stellt.
Im IES-Netzwerk kann in folgenden Datenbanken recherchiert werden:
Social Trends, Social Sciences Citation Index, Econlit, McGraw-Hill Encyclopedia of World Economics, Hansard, OECD Statistical Compendium, Agence Europe, International Financial Statistics, Quest Economics, World Marketing Data and Statistics, Brian and Olwen, Economist und Financial Times.
                                    'Eine wirklich beeindruckende Auswahl an Recherchemöglichkeiten im Fachbereich !' 
In der IES-Library habe ich mich in die verschiedenen Datenbanken eingearbeitet, außerdem bekam ich Einblick in die Verwaltung und das Rechungswesen der Bibliothek. Ich nahm an der Besprechung teil, die sich mit der Organisation der retrospektiven Katalogisierung befasste und, um die Fakultät näher kennenzulernen, an einem internen Fakultätsmeeting. Eine genauere Einweisung erhielt ich in die Grundsätze der Bestandserweiterung.

Dawson Day

Als Vertreterin der Social Studies Library konnte ich an einer ganztägigen Tagung im Blenheim Palace teilnehmen. Aussteller waren die im englischsprachigen Bereich wichtigsten Verleger wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Literatur. In diversen Kurzvorträgen wurde über Intranet, elektronische Zeitschriften und weitere für den Fachbereich interessante Neuveröffentlichungen berichtet. Außerdem führte der National Bibliographic Service der British Library neue Entwicklungen der British National Bibliography auf CD-ROM vor.

 

Impressionen

Oxford, die Stadt der Traditionen:

May Morning, das Bad der Studenten im River Cherwell

Eine alte Tradition in Oxford ist ‚May Morning‘. Am 1. Mai um sechs Uhr morgens singt ein Chor vom Turm des Magdalen Colleges. Eine bunte Mischung unterschiedlichster Leute wartet am frühen Morgen auf den Beginn der Aufführung. Eine weitere Tradition ist es, daß Studenten nach Beendigung des Gesangs von der Magdalen Brücke in den River Cherwell springen. Leider wurde die Brücke in diesem Jahr aufgrund der Überflutungen der vergangenen Wochen abgesperrt, da ein Sprung in den Fluß an dieser Stelle lebensgefährlich sein konnte.

Brown Bag Lunch, mein Besuch bei der Engineering Library,

Eine Tradition jüngeren Datums ist der Brown Bag Lunch der Librarians von Oxford. Jeden Monat treffen sich ca. 30 Bibliothekare, um eine andere Bibliothek zu besichtigen und gemeinsam zu Mittag zu essen. Hier bringt jeder sein Lunch-Paket mit, welches nicht unbedingt 'brown' sein muß. Es werden fachliche und nichtfachliche Gespräche geführt, neue Kontakte geknüpft und die einladende Bibliothek besichtigt. Dies ist ein angenehmer Rahmen, um den Kontakt zwischen vielen unterschiedlichen Bibliotheken aufrecht zu erhalten, und neue Bibliotheken, deren Probleme und vor allem auch Problemlösungen kennenzulernen.

Cambridge, ewige Konkurrentin Oxfords

Zwei Universitätsstädte im Vergleich

Die beiden berühmten Universitätsstädte werden oftmals verglichen und liefern sich in Hochschulbewertungen einen ständigen Kampf. Ich hatte die Möglichkeit die Cambridge University Library und eine Collegebibliothek zu besichtigen. Die Rosemary Murray Library des New Hall Colleges ist in einem sehr funktionalen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude untergebracht. Das Besondere an New Hall war, daß es sich hierbei um ein reines Mädchencollege handelt. Was die Schönheit der Stadt betrifft, hat mir Cambridge genausogut gefallen wie Oxford. Um weitere Vergleiche anzustellen war ich jedoch zu kurz dort.

London, eine Weltstadt

British Library, meine Besichtigung des Neubaus

Die BL ist die Nationalbibliothek von Großbritannien und eine der größten Bibliotheken der Welt. Sie umfasst 150 Millionen Medieneinheiten und jeden Tag kommen 8000 Neuerwerbungen dazu. Der Neubau ist das größte in diesem Jahrhundert mit öffentlichen Geldern in U.K. finanzierte Gebäude. Es ist ca. 100.000 Quadratmeter groß und mit vier Kellergeschossen das tiefste Gebäude in London. 300 km Regallänge für 12 Millionen Bücher sind darin untergebracht. Ca. 1000 Mitarbeiter werden dort beschäftigt sein, wenn der Umzug Ende 1999 beendet ist. Der Architekt war Professor Sir Colin St John Wilson. Mir gefällt die neue British Library sehr gut, besonders der gläserne siebzehn Meter hohe Bücherturm, der das Herz der Bibliothek bildet, ist einen Besuch wert.

 

Resümee

Zusammenfassend bewerte ich meinen Aufenthalt in England durchweg positiv. Die englischen Bibliothekare haben mich freundlich aufgenommen, alle meine Fragen beantwortet und immer versucht mir einen detaillierten Einblick in das etwas komplizierte Bibliothekssystem Oxfords zu geben. Abgesehen von der bibliothekarischen Seite lernte ich auch den Lebensstil der Engländer, viele Traditionen und Bräuche kennen. Mit Oxford lernte ich eine Stadt kennen, die von der Universität dominiert wird, und in der eine ganz andere Studienatmosphäre herrscht, als ich es z.B. von Stuttgart her kenne. Die Studenten befinden sich dort wirklich in einem Zentrum der Forschung und Lehre. Last but not least kann ich jedem empfehlen einen Fachaufenthalt im Ausland mitzumachen und dadurch neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln.

Beim DBI, dem British Council und der Library Association in London möchte ich mich dafür bedanken, daß sie mir die Gelegenheit zu einem solchen Aufenthalt geboten haben.

 

Anne Ott, 31. Mai 1998

Universität Stuttgart
Betriebswirtschaftliches Institut
Bibliothek

Anne Ott
Keplerstr. 17 / KII
70174 Stuttgart
Tel.: 0711/121-3154
Fax.: 0711/121-3588

 

 

 

1. Fotoalbum