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01
FEIERLICHER
FESTAKT
Am 3. Oktober 1912 unterzeichneten das Königreich Sachsen, die Stadt Leipzig und
der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig den Vertrag zur Gründung
der Deutschen Bücherei. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Deutsche Bücherei
in der sowjetischen Besatzungszone und 1946 wurde in Westdeutschland die Neu-
gründung einer deutschen Archivbibliothek in Frankfurt am Main initiiert. Mit der
Wiedervereinigung Deutschlands führte man die Bibliotheken beider Standorte zu
einer Bundeseinrichtung zusammen, die 2006 einen erweiterten gesetzlichen Auf-
trag und einen neuen Namen erhielt: Deutsche Nationalbibliothek. Am historischen
Gründungsort in Leipzig wird nun am Abend des 2. Oktober in den Jubiläumstag
– den Tag der Deutschen Einheit – hineingefeiert. Eröfnet wird die Festveranstaltung
zum 100. Jubiläum durch die Generaldirektorin Dr. Elisabeth Niggemann. Weitere
Redner werden sein: der Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann, der
Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Alexander
Skipis sowie der Direktor des Bundesamtes für Kultur in Bern, Dr. Jean-Frédéric
Jauslin. Musikalisch umrahmt wird der Festakt durch das Gewandhaus-Bläserquintett.
Im Anschluss fndet in den Ausstellungsräumen des vierten Erweiterungsbaus der
Jubiläumsempfang mit dem musikalischen Höhepunkt „Solo am Piano“ von Sebas-
tian Krumbiegel statt.
02
WARE
SCHÖNHEIT
Insgesamt 25 Bücher haben in die-
sem Jahr das Prädikat „Die schönsten
deutschen Bücher 2012“ der Stiftung
Buchkunst erhalten. Der Wettbewerb
geht auf das Jahr 1929 zurück und
wurde vor dem Hintergrund der In-
dustrialisierung der Buchproduktion
ins Leben gerufen. Beurteilt werden
Kriterien wie erstklassige Gestaltung,
Konzeption und Verarbeitung. Die
Auswahl erfolgt in den Kategorien
Allgemeine Literatur, Wissenschaftli-
che Bücher/Schulbücher/Lehrbücher,
Ratgeber und Sachbücher, Kinder-
und Jugendbücher sowie Kunstbü-
cher/Fotobücher/Ausstellungskatalo-
ge. Zugelassen sind Bücher mit einer
Mindestaufage von 500 Stück aus
deutschen Verlagen oder deutscher
Produktion (Druck und Buchbin-
dung). Die Gewinner werden auch
in diesem Jahr bei Ausstellungen in
Bibliotheken und auf Buchmessen
präsentiert. Um der Zukunft erhal-
ten zu bleiben und weiter zugänglich
zu sein, gehen am Ende des Ausstel-
lungsjahres die prämierten Bücher
in Sammlungen über, wie in das Ar-
chiv der Stiftung Buchkunst und das
Deutsche Buch- und Schriftmuseum
der Deutschen Nationalbibliothek in
Leipzig. Ausgezeichnet mit dem „Ers-
ten Preis der Stiftung Buchkunst“,
der mit 10.000 Euro dotiert ist, wurde
in diesem Jahr der im Suhrkamp Ver-
lag erschienene Bildungsroman „Der
Hals der Girafe“ der Autorin und
Grafkdesignerin Judith Schalansky.
03
FACHGERECHTE
BUCHHALTUNG
Meine Wunschbibliothek, Teil 4:
Dies ist kein Blick in die Deutsche Natio-
nalbibliothek. Kein Buch würde dort derart windschief in den Regalen lagern.
Dabei ist die fachgerechte Aufstellung von Büchern, auch wenn sie nur die
durchschnittliche Lagerungszeit in einem Kinderzimmer unbeschadet überste-
hen sollen, sehr wichtig. Freilich ist die Defnition von fachgerecht auch in
diesem Fall relativ: Denn 18 Grad Celsius und eine Luftfeuchte von 50 Prozent,
die in den Magazinen der Deutschen Nationalbibliothek ideale Lagerungsbe-
dingungen für Bücher bedeuten, würden das Spielvergnügen in einem Kinder-
zimmer doch spürbar mindern. Außerdem wäre es langweilig, wenn dort alles
so akkurat stände und läge, wie es dies in einem Bibliotheksmagazin tut. Lores,
sieben Jahre, von der Grundschule Auguste in Leipzig hat das wohl erkannt.
04
GANZ UND GAR
ANALOG
Das Deutsche Musikarchiv der Deutschen
Nationalbibliothek in Leipzig sammelt Ton-
träger – auch nachträglich und zurück bis
zum Beginn ihrer Produktion im 19. Jahr-
hundert. Die für das Abspielen historischer
Tonträger nötigen Geräte komplettieren
die Sammlung. Nun wird dort ein solches
Tonabnehmersystem in der Grundbauweise
präsentiert: Das Gesamtsystem funktioniert
komplett ohne elektrischen Strom. Als
Tonträger wird eine klassische Schallplatte
verwendet, bei der die Signale in die spiral-
förmige Rille graviert sind. Die Drehung des
Plattentellers erfolgt über ein Laufwerk mit
Aufzugsfeder, und als Tonabnehmer wird
eine Stahlnadel aus Mutters Nähkasten ent-
liehen. Nun muss zur mechanischen Rück-
verwandlung in hörbare Schallsignale nur
noch eine Membran her. Dazu wird eine
Postkarte auf die Stahlnadel gesteckt und
mit einer Wäscheklammer gehalten, damit
die Schwingungen nicht abgedämpft werden
(siehe Foto). Ohne verstärkenden Lautspre-
chertrichter empfehlt es sich zwar, für etwas
Ruhe im Raum zu sorgen, aber tatsächlich,
es ist unverkennbar der Radetzkymarsch zu
hören. Dabei hat das Schauspiel nichts mit
Zauberei zu tun. Die Grundbauweise dieses
ganz und gar analogen Abspielgerätes ent-
spricht der eines Schallplattenspielers, wie
er – zunächst aufgerüstet mit Schalltrichter,
später mit elektrischer Verstärkung – bis vor
wenigen Jahren noch in fast jedem Haushalt
zu fnden war.

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