Seite 44-45 - DNB_Leseraum_FINAL

SEO-Version

45
44
der DNB zur freien Nachnutzung unter
„Creative Commons Zero“-Bedingun-
gen ein wichtiger Schritt.
Besserer Service dank
Digitalisierung
Digitalisierung war in der DNB bislang
eher ein Randthema. Das ergibt sich na-
hezu zwangsläufg aus der Tatsache, dass
das geltende Urheberrecht den weitaus
größten Teil der seit 1913 publizierten
und von der DNB gesammelten Bestän-
de vor einer Veröfentlichung via Inter-
net schützt: Nur eindeutig als rechtefrei
identifzierte Werke oder solche, für die
das Recht zur digitalen Veröfentlichung
mit dem Rechteinhaber vertraglich ver-
einbart werden kann, dürfen digitalisiert
und für die Öfentlichkeit frei zur Verfü-
gung gestellt werden. Dies zu leisten ist
aber für die Vielzahl älterer, seit Langem
vergrifener Publikationen schon wegen
des damit verbundenen enormen Auf-
wands für die Rechteklärung praktisch
nicht möglich und für den vermutlich
großen Anteil verwaister Werke – Werke,
deren Rechteinhaber nicht ermittelbar
sind – derzeit prinzipiell ausgeschlossen.
Aus diesem Grund konzentriert sich die
DNB seit dem Jahr 2008 auf die Digita-
lisierung von Inhaltsverzeichnissen, die
keinen Urheberrechtsschutz genießen.
Digitalisiert werden derzeit alle Inhalts-
verzeichnisse neu eingehender Bücher
sowie retrospektiv in großem Umfang
auch diejenigen aus Büchern der 1980er-
Jahre. Damit verbessern sich nicht nur
die Such- und Findemöglichkeiten
im Katalog nachhaltig, da nun auch
Stichworte aus derzeit rund 850.000
Inhaltsverzeichnissen gefunden werden
können. Die Benutzer sparen Zeit, da
sie per Mausklick die Relevanz von
Büchern beurteilen können. Da die In-
haltsverzeichnisse über die großen Such-
maschinen gefunden werden können,
wird auch die Sichtbarkeit der nationa-
len Buchproduktion im Internet selbst
für weniger oder nicht bibliotheksafne
Menschen enorm gestärkt. Dies belegt
die stetig wachsende Zahl der Zugrife
auf die Inhaltsverzeichnisse, die derzeit
zwischen zwei und drei Millionen Zu-
grifen pro Monat liegt.
Besonders augenscheinlich wird der
Umbruch, den die Bibliothek gerade
vollzieht und in den kommenden Jahren
weiter vollziehen wird, am Beispiel der
Sammlung von Tageszeitungen. Wurden
diese bis vor zwei Jahren von der DNB
noch überwiegend als Mikroflm gesam-
melt – d. h., die Printausgaben wurden
abgeflmt – und standen sie für Benutzer
damit in einem nicht sehr komfortablen
Format zur Verfügung, so sind es heute
vor allem E-Papers – d. h. die elektroni-
schen Faksimiles der Druckausgaben –,
die laufend und ab kommendem Jahr
in noch weit umfänglicherem Maße ge-
sammelt werden. Dies geschieht auf der
Basis eines eigens entwickelten, weitge-
hend automatisierten Geschäftsgangs,
mit dem die PDF-Ausgaben täglich von
den Internetplattformen der Zeitungs-
verlage eingesammelt, in das für die
Langzeitarchivierung geeignete Format
PDF/A konvertiert, ausgabenbezogen
im Katalog verzeichnet, archiviert und
für die Lesesaalnutzung schon kurz
nach dem Erscheinen bereitgestellt wer-
den können.
Nachhaltig, verlässlich,
kooperativ, innovativ
Der mit der Entwicklung von Internet-
diensten einhergegangene mediale Um-
bruch prägt die Arbeitskultur vor allem
der wissenschaftlich arbeitenden Bib-
liotheksbenutzerinnen und -benutzer
nicht weniger als das tägliche Leben der
meisten Menschen. Die Rahmenbedin-
gungen werden immer komplexer, die
Aufgaben zahlreicher und die Ressour-
cen, vor allem die Personalressourcen,
knapper. Zunehmend stehen wichtige
Ziele miteinander in Konkurrenz. Nach-
haltigkeit, Verlässlichkeit, Kooperation
und Innovation bleiben gleichwohl lei-
tende Werte der DNB. Ihren kulturellen
Auftrag erfüllt sie auch mit vielfältigen
Kooperationen bei Lesungen und an-
deren Veranstaltungen, insbesondere
aber mit den Aktivitäten des Deutschen
Buch- und Schriftmuseums und des
Deutschen Exilarchivs 1933–1945. Der-
zeit werden eine neue Dauerausstellung
erarbeitet und eine virtuelle Ausstellung
sowie ein Netzwerk „Künste im Exil“
aufgebaut. Mit Wechselausstellungen,
virtuellen Ausstellungen und aktiver
Vermittlungsarbeit, die sich vor allem
auf Schulen und Hochschulen bezie-
hen, will die DNB zudem verstärkt die
Bedeutung ihrer Sammlungen und von
Bibliotheken insgesamt in der heutigen
Informationsgesellschaft darstellen. Seit
100 Jahren ist die Deutsche National-
bibliothek die zentrale Anlaufstelle zur
Dokumentation, Bewahrung und Ver-
fügbarmachung des schriftlichen und
musikalischen Erbes Deutschlands. Sie
wird weiterhin viele Nutzer mit der At-
mosphäre und konzentrierten Stille ih-
rer Lesesäle anziehen können. Zugleich
wird sie mit ihren online und dezentral
verfügbaren Daten-Angeboten ein we-
sentlicher Referenzpunkt auch zukünfti-
ger Informationsnetzwerke sein. Um be-
wahren zu können, muss man sie auch
verändern.
DR. ELISABETH
NIGGEMANN
Seit 1999 Generaldirektorin
der Deutschen National-
bibliothek
Das Deutsche Musikarchiv zieht aus Berlin in
das Gebäude der Deutschen Nationalbiblio-
thek nach Leipzig. Damit erhält es erstmals
unmittelbar für seine Zwecke errichtete Ma-
gazinfächen, Studios und einen Lesesaal.
Beim Architekturwettbewerb für den
dringend benötigten 4. Erweiterungs-
bau der Bibliothek in Leipzig erringt der
Entwurf „Umschlag – Hülle – Inhalt“ der
Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler
den ersten Platz.
Das „Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek“ tritt am 29. Juni in
Kraft. Mit der Erweiterung des Sammelauftrags um Netzpublikationen
werden die Weichen für das Sammeln, Verzeichnen und Bewahren auch
dieser Publikationsformen als Teil des kulturellen Erbes Deutschlands ge-
stellt. Das höchste Steuerungsgremium der Bibliothek, der Verwaltungs-
rat, wird um zwei Abgeordnete des Deutschen Bundestages erweitert.
Das Gesetz benennt die Bibliothek mit ihren Häusern in Leipzig, Frankfurt
am Main und Berlin in Deutsche Nationalbibliothek um.
Nach dem Tod von Birgit Schneider wird
Michael Fernau Direktor in Leipzig und
ständiger Vertreter der Generaldirektorin.
In Ergänzung zum „Gesetz über die Deut-
sche Nationalbibliothek“ wird die Pflicht-
ablieferungsverordnung in Kraft gesetzt.
Im gleichen Jahr erhält die Deutsche Na-
tionalbibliothek ihr neues Logo.
Der 4. Erweiterungsbau in Leipzig wird am 9. Mai
eingeweiht. Er bietet neben einem Lesesaal allge-
meine Magazinfächen sowie speziell ausgerüstete
Magazine für das Deutsche Buch- und Schriftmuse-
um und das Deutsche Musikarchiv. Als „Schaufens-
ter“ der DNB werden die neuen Ausstellungsräume
des Museums im Erweiterungsbau präsentiert.
2002
2003
2004
2006
2007
2009
2012
2010 2011
2005
2008
Die Deutsche Nationalbibliografie ist online
und für Recherchezwecke frei verfügbar.
Sie wird gemäß internationalem Standard
nach DDC-Sachgruppen (Dewey Decimal
Classification) gegliedert.

Entwickelt mit FlippingBook Publisher