Seite 24-25 - DNB_Leseraum_FINAL

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DER SAAL
DER WAHL
DER KLASSIKER.
Der „Lesesaal Geisteswissenschaften“ in Leipzig,
der sich heute noch weitgehend so wie bei seiner Eröffnung 1916 präsen-
tiert, ist ein Lesesaal wie aus dem Bilderbuch: groß und hoch, altehrwürdig
und mit Patina überzogen, ein fast sakral anmutender Ort, der die Aura
jahrzehntelangen geistigen Arbeitens verströmt. Das Mobiliar, die zwölf
Stadtwappen, ein monumentales Bildwerk an der Stirnseite – alles ist
original. Selbst die Treppen hinauf zu der umlaufenden Galerie knarren
wie eh und je. Funktional ist es ein effzient gegliederter intellektueller
Maschinenraum, in dem die vor dem Pult der Aufsichtskraft spiegel-
symmetrisch angeordneten Arbeitstische dicht gedrängt in Reih und Glied
stehen. Der im Herzen des Gründungsbaus gelegene Saal weckt das
Gefühl, dass hier symbolisch das intellektuelle Schaffen eines Landes
repräsentiert werden soll.
Wie lässt sich am besten lesen, denken, arbeiten – und wo?
Die Deutsche Nationalbibliothek verfügt über zwölf Lesesäle, alte und
neue. Fünf Beispiele zeigen, wie sich im Lauf von fast 100 Jahren
Raumkonzepte, Ausstattung und Ambiente verändert haben.
TEXTE: CHRISTIAN SÄLZER FOTOS: STEPHAN JOCKEL
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