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"Schulbibliothek aktuell" 2/98

Selbständiges Arbeiten mit Medien in der Bibliothek

Die Bedingungen für die Informationsbeschaffung unter Einsatz der elektronischen Medien haben sich für Schüler und Lehrer in den letzten Jahren verändert. Der Autor nennt Grundfaktoren, die für Recherchen wichtig sind und geht auf die Fähigkeiten und fertigkeiten ein, die die Schüler heutzutage auf den einzelnen Jahrgangsstufen (5-10) erwerben müssen. Seine Ausführungen berücksichtigen die traditionellen ebenso wie die modernen Medien.

Peter Heinz Rothmann

Im Zeitalter der fast schon unüberschaubaren Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, ist es wesentlich geworden, nicht nur die verschiedenen Recherchestrategien und Suchwege aufzuzeigen, sondern auch die Verfahren darzustellen, wie die gewonnen Informationen einer kritischen Bewertung unterzogen werden können. Dies ist insbesondere für das eigenständige Arbeiten von Schülern in Bibliotheken von großer Bedeutung.

Sollen Formen der selbständigen Informationsbeschaffung von Schülern unter Einbeziehung der Nutzung neuer Medien dargestellt werden, so müssen allgemeine Faktoren wie Qualität und Sinn der Information, der benötigte Zeitaufwand, entstehende Kosten, das rechte Verhältnis dieser Aspekte, also die Effizienz berücksichtigt werden. Im folgenden wird versucht, exemplarisch mit Beispielen die Möglichkeiten und Grenzen der eigenständigen Arbeit von Schülern der Unter- (5./6. Jgstf.), Mittel- (8. Jgstf.) und unteren Oberstufe (10. Jgstf.) auszuloten. Ein besonderes Augenmerk wird auf den Einsatz neuer elektronischer Medien gelegt.

Leitfragen sollen sein:

Im zweiten Teil wird ein Überblick über die Suchstrategien gegeben, die altersgerecht eine sinnvolle Rechercheplanung ermöglichen. Schwerpunkte sind die Nutzung elektronischer Medien und Methoden der Informationsbeschaffung.

Grundfaktoren der Informationsbeschaffung

Während früher aufgrund eines meist quantitativ nur begrenzten Informationsangebotes die Faktoren 'Zeitaufwand' und 'Kosten' nur von bedingter Relevanz waren, hat sich dies im Informationszeitalter nachdrücklich verändert. Ähnliches gilt auch für die Ermittlung und Taxierung der qualitativen Beschaffenheit von Informationen. Während bei den traditionellen Printmedien der Autor oder wenigstens der Name des Verlages (mit seinen Lektoren als 'Filter') als Gütesiegel für elementare Informationsqualität standen, ist dies bei den elektronischen Medien keinesfalls mehr so einfach zu ermitteln.

- Zeitaufwand

Es mag behauptet werden, daß - zumindest theoretisch - heutzutage jede nur erdenkliche Information abrufbar ist. Oft ist dies aber mit einem nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand verbunden. Ein typisches Beispiel sind Fragen nach Personen: Wer war Johannes Gutenberg? Wird hier nicht in einer leicht zugänglichen Informationsquelle z. B. in einer (elektronischen) Enzyklopädie oder einem Fach- oder Wörterbuch gesucht, sondern im Internet, kann dies zu einem erheblichen Zeitaufwand, verbunden mit unnötigen Kosten und ungewissem Ergebnis führen.

- Kosten

Es wird oft übersehen: Informationsabrufe sind generell mit Kosten verbunden. Bisher waren Nutzer von Bibliotheken meist in der guten Lage, kostenlos oder zumindest kostengünstig, Zugang zu Informationen zu erhalten. Auch die Nutzung von Vervielfältigungsgeräten (Kopierer, Drucker, Scanner) ist oft gegen ein geringes Entgelt möglich. Dem Nutzer ist aber oft nicht bewußt, daß Institutionen für die Allgemeinheit die hohen Kosten der Anschaffung, Bereitstellung und Wartung übernehmen. Daher ist ganz allgemein von Bedeutung, daß bei eigenständiger Nutzung von Informationsquellen, den Schülern ein Kostenbewußtsein vermittelt wird und sie zu sparsamer und effizienter Recherche angeleitet werden.

Dies gilt im besonderen für die Nutzung von Online-Diensten, bei denen neben den erheblichen Kosten zur Bereitstellung einer Grundausstattung (Hardware), auch Grundgebühren, laufende Kosten und spezielle Nutzungsentgelte (z. B. für Datenbankzugänge) anfallen. Insbesondere hier ist eine Hinführung der Schüler zu striktem Kostenbewußtsein unbedingt erforderlich.

- Qualität und Sinn

Ein Schlüsselaspekt war schon immer die Frage nach der Qualität und dem Sinn der gewonnenen Information. Ein möglichst gutes und sinnvolles Rechercheergebnis ist Ziel jeglicher Informationsbeschaffung. Daher sind im Vorfeld Rechercheplanungen nötig, die zu einem für den vorgegebenen Zweck hochstehenden und sinnvollen Ergebnis führen und nutzlose, überflüssige oder schlechte Informationen ('Informationsmüll') ausschließen sollen. Vor allem die leicht erzielbaren riesigen Datenmengen bei der Nutzung elektronischer Medien führen rasch zu wahren 'Datenmüllhalden'.

- Effizienz

Das rechte, dem Ziel angemessene Verhältnis von Zeit-, Kostenaufwand, Qualität und Sinn des Suchergebnisses ist als Effizienz zu bezeichnen. Sie ist abhängig von den Zielen der Rechercheplanung. Es gibt Situationen, in denen das Ziel einen hohen Zeit- und/oder auch Kostenaufwand rechtfertigt. Die Qualität des Suchergebnisses muß aber stets im rechten Verhältnis dazu stehen.

Möglichkeiten der eigenständigen Informationsbeschaffung

- Unterstufe

In den Jahrgangsstufen 5 und 6 vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre in der Grundschule erworbenen Fähigkeiten der Informationsbeschaffung. Die gängigsten literarischen Gattungen sind ihnen bekannt, sie können insbesondere zwischen Prosa, Lyrik und Sachtexten unterscheiden. Als Arbeitstechniken kann man das strukturerfassende Lesen, das Anfertigen von Stichwortzetteln (das vor allem an Sachtexten geübt wird), die Fähigkeit, Ganzschriften zu lesen, die Benennung von Textfunktionen, das Stillesen, das Strukturieren von Texten (Formulieren von Marginalien oder Überschriften), das genaue Erfassen von Inhalten, das Erkennen von einfachen Stilmitteln sowie die elementare Nutzung von Wörterbüchern voraussetzen. Auch das Lesen und Interpretieren von Kartenmaterial, das Messen und der Maßstab sowie eine Deutung/ Versprachlichung von Tabellen kann - wenn auch altersgemäß weiterentwicklungsfähig - vorausgesetzt werden.

Konkret bedeutet dies, daß die Schülerinnen und Schüler prinzipiell Enzyklopädien, Wörterbücher und andere Printmedien selbständig nutzen können. Sie sollten einen Klappentext lesen, ein Inhaltsverzeichnis und/ oder Index kennen und altersentsprechend nutzen können.

Nach einer ersten Einführung in der Grundschule (z. B. Leseecken, Klassenbücherei), in denen die Grundformen einer Bibliothek vermittelt und ein positiv - emotionales Verhältnis zu Printmedien (v.a. dem Buch) aufgebaut wurde sowie ersten systematischen Hinführungen, sollte in den Jahrgangsstufen 5 und 6 durch die (Deutsch)-Fachlehrer und die Bibliotheksbetreuer der geläufige Umgang mit den (jetzt meist) großen Bibliotheken eingeübt werden (1). Geklärt werden muß: Welche Räume sind für die Schüler besonders wichtig? Wo finde ich was? Wann ist die Bibliothek geöffnet? Wie habe ich mich im allgemeinen Interesse zu verhalten? Was ist ein Katalog? Welche Arten von Katalogen gibt es? Welche anderen Suchhilfen gibt es? Was kann nicht ausgeliehen werden (Klärung Präsenz-/Ausleihbestand)? Wie und wie lange kann ausgeliehen werden? Wo kann kopiert werden? (2)

Vorausgesetzt werden kann, daß die Schüler einen Überblick über die Systematik haben, daß sie Katalogkarten lesen und ver-stehen und damit den Standort des gewünschten Buches ermitteln können. Sie sollten die Bibliotheks- und Ausleihordnung in Grundzügen kennen und Ausleihscheine korrekt ausfüllen können.

Im Bereich der elektronischen Informationsbeschaffung kann man nach einem Einführungskurs von den Schülerinnen und Schülern dieser Jahrgangsstufen folgendes erwarten:

Grundkenntnisse der Hardware (Kennen und Benennen der zentralen Teile des PC und der Peripheriegeräte), Grundkenntnisse des Startens und Beendens eines PCs und der gängigen Software, Grundkenntnisse des Betriebssystems (z. B. Windows 95) und der Bedieneroberfläche, Fähigkeit, Datenträger zu formatieren, Verzeichnisse anzulegen, Daten zu laden, abzuspeichern und auszudrucken. Grundkenntnisse der Textverarbeitung (Laden von Programmen, Dateien, Texterfassung, Anlegen von Dateien, Umbenennung von Dateien, Textformatierung und -gestaltung). Grundkenntnisse der Grafikerstellung (Scannen), Bearbeitung (z. B. CorelDraw), Verfremdung und Einbindung in neue Kontexte. Laden von CD-ROM, Grundkenntnisse des Navigierens, Aufrufen von Text, Grafik, Animation, Ton, Videoclip, gezielte Stichwortsuche über Suchmaschinen, Zusammenstellen von Suchlisten. Grundkenntnisse der Textextraktion (Zwischenablage, Einbinden in Textverarbeitung, Abspeichern, Ausdrucken). Erstellen kleinerer Tabellen mit Rechenvariablen. Nutzung von T-Online (Starten, Navigieren, ISBC, Kostenbewußtsein). Grundlagen der Medienethik (Kenntnisse über die Existenz von gewaltverherrlichenden, extremistischen, ausbeuterischen, pornographischen und anderen gefährlichen Extreminformationen).

Erste Einführung in die Nutzung des Internet: Allgemeines Navigieren mit Browsern, Nutzung von Hypertexten, Kennenlernen der wichtigsten Suchmaschinen, Einüben der Nutzung von Suchmaschinen über kleinere, einfachere Rechercheaufträge.

- Mittelstufe

Die in der Unterstufe gelegten Grundlagen werden in der Mittelstufe in mehrfacher Hinsicht erweitert und gefestigt. Mit zunehmendem Wortschatz, einem erweiterten Fremdwortschatz durch vertiefte Kenntnisse einer ersten Fremdsprache und den Grundkenntnissen einer zweiten Fremdsprache, werden anspruchsvollere, komplexere, umfangreichere und schwierigere eigenständige Informationsrecherchen möglich. Aus dem vielleicht anfangs etwas schematischen Umgang mit Nachschlagewerken und anderen Hilfsmitteln hat sich für die Schülerinnen und Schüler eine Vertrautheit durch permanente Einübung ergeben, die vor allem ein erhöhtes Maß an Schnelligkeit beim Nachschlagen voraussetzen läßt. Man kann aber noch nicht die Geläufigkeit und Geschwindigkeit eines Oberstufenschülers erwarten. Die Schülerinnen und Schüler sind nun in der Lage, eigenständige Stoffsammlungen zu erstellen und auch fremdsprachliche Angebote gezielt zu suchen. Sie können schwierigere Texte mündlich und schriftlich zusammenfassen, Inhaltsangaben anfertigen, begründet Stellung beziehen und über das Medium 'Schulbuch' hinaus verstärkt Realien wie Tageszeitung, Zeitschriften, CD-ROM, In-ternet eigenständig nutzen. Im wesentlichen wissen sie zu unterscheiden zwischen Informationsniveaus (seriöse Tageszeitung/Boulevardzeitung) und ken-nen den Aufbau verschiedener Medien. Insbesondere können sie zwischen Nachricht und Kommentar (objektive und subjektive Information) unterscheiden, die Wichtigkeit von Informationen einschätzen (z. B. Hauptüberschrift mit komprimierter Hauptinformation, Überschrift, Vortext und Text mit Inhaltsangaben und Informationen abnehmender Wichtigkeit) und sie können zunehmend auch Quellen und Urheber der Information (Impressum, DDB-Eintrag, Copyright u.ä.) ermitteln bzw. benennen.

Die Schülerinnen und Schüler haben nun auch Grundkenntnisse über Möglichkeiten der Manipulation. Im Bereich der elektronischen Medien können sie im Regelfall Urheber von Internetangeboten ermitteln. Bezüglich der Information über Bilder sollten sie über die Wirkung und Manipulationsmöglichkeiten mit Bildern (verschiedene Standpunkte, Bildausschnitte, Zeit der Aufnahme, farbig oder schwarz-weiß, Motivwahl, positive oder negative Umgebung usw.) und von Bildern (Bildbearbeitungssoftware) informiert sein.

- Untere Oberstufe

Ab der Jahrgangsstufe 10 kann schon eine gewisse Professionalität bei der Informationsbeschaffung vor allem im Umgang mit Texten vorausgesetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler können selbständig Stoffsammlungen erarbeiten, Gliederungen anfertigen und Argumentationsketten aufbauen. Sie erwerben ein vertieftes Verständnis der Auswirkungen von Medien. Ein routiniertes Querlesen, korrektes Zitieren, eine genaue Entnahme von Argumenten und Informationen aus Texten sowie die Fähigkeit zu kritischer Kommentierung können vorausgesetzt werden. Die Schüler kennen verschiedene Fach- und Sondersprachen und wissen um Formen und Wirkungen v.a. von AV-Medien. Sie sind jetzt befähigt, in der ersten Fremdsprache selbständig Texte zu lesen, Zusammenfassungen anzufertigen, bewußte und präzise Übersetzungen vorzunehmen und anfanghaft fremdsprachliche Wörterbücher differenziert zu nutzen. Die Schüler sind in der Lage, präzise Suchwörter für die Nutzung von Suchmaschinen bei elektronischen Recherchen zu formulieren und auch Suchstrings anzufertigen. Schüler mit der ersten Fremdsprache Englisch können die englischsprachigen Angebote des Internet schon in größerem Maße überfliegen, einordnen und extrahieren. Damit wird es den Schülern auch möglich sein, kostenbewußt und effizient nach vorangehender Rechercheplanung auch kommerzielle (kostenpflichtige) Datenbanken zu nutzen. Die umfassende Nutzung der Informationen in den wichtigsten Nachschlagewerken wie Enzyklopädien, Rechtschreibduden, Fremdwörterbuch, Synonymwörterbuch, Etymologisches Wörterbuch, Fachlexika und Indizes, sollte dem Schüler der Jahrgangsstufe 10 geläufig sein.

Der Grad der Geläufigkeit bei der Nutzung von Bibliotheken, Nachschlagewerken, CD-ROMs ist weitgehend von der bisherigen Nutzungspraxis abhängig. Aus der Erfahrung heraus lassen sich nur bedingt allgemein gültige Aussagen treffen. Teilweise sind manche Schüler dieser Jahrgangsstufe zu ganz erstaunlichen, differenzierten und komplexen Rechercheleistungen in der Lage, während andere noch nicht einmal mehrspaltige Enzyklopädieeinträge zu lesen verstehen oder den Bibliothekskatalog kennen.

Im Bereich der Informationsbeschaffung beim eigenständigen Arbeiten müssen die Lehrkräfte vor allem bis zur oberen Mittelstufe die Schüler zur Optimierung ihrer Recherchestrategien anleiten. Die bisher erworbene Basiskompetenz gilt es auzubauen und zu verfeinern. Gesichtspunkte sind die Geschwindigkeit, mit der Informationen gezielt gesucht und gefunden werden, eine Verbesserung der Quantität bei schwierigen und engumrissenen Fragestellungen und eine Optimierung der Qualität. Begleitend muß eine Stärkung des kritischen Beurteilungsvermögens erfolgen.

In jedem Fall sollen die Schüler geläufig sich einen ersten Überblick über ein Thema mit Hilfe von Lexikonartikeln, Handbüchern und auch schon Fachzeitschriften usw. erarbeiten können. Sie sollten ein Such-thema strukturieren können, eine eigene Literaturliste aufstellen, Kataloge, OPACs und Bibliographien wie z. B. das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) benutzen können. Insbesondere dieses Verzeichnis kann als Element der Qualitätssicherung gelten, da hier die "etablierte" Literatur aufgelistet wird.

Eigenständige Informationsbeschaffung

- Nutzung neuer Medien

Printmedien sowie AV-Medien und im weiteren Sinn auch die CD-ROMs sind den sogenannten traditionellen Medien zuzurechnen, da sie als Informationsträger materiell in den Bibliotheken vorhanden sind.

Die sogenannten neuen Medien, und damit sind vor allem die online-abrufbaren, digitalisiert vorliegenden Informationen gemeint, erfordern andere Wege der Informationsbeschaffung (3). Insbesondere die gezielte, reflektierte Recherche nach Informationen in Datennetzen ist eine große Herausforderung für den Bildungsbereich. Leitendes Motiv müssen mediendidaktische Überlegungen sein, welche die Integration neuer Medien in herkömmliche Wege der Informationsbeschaffung vorsehen. daher bedarf es einerseits verstärkter Bemühungen Schüler hinzuführen, Printmedien sinnvoll und erschöpfend zu nutzen (um eine unreflektierte Medieneuphorie zu vermeiden) und andererseits die tatsächlichen Nutzungsvorteile elektronischer Medien (hier in Abgrenzung gegen einen 'Buchfundamentalismus') auszuschöpfen.

Kritisch geklärt werden muß, daß die Informationsbeschaffung noch nicht die Wissensvermittlung ist und daß die leichtigkeit zu erzielender Datenmengen zu weitaus größeren Anstrengungen im Bereich der Informationsauswahl und -bewertung nötigt, als dies bisher der Fall war. Die zentrale Aufgabe bei der Nutzung elektronischer Medien ist: Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, Seriöses von Unseriösem zu unterscheiden lernen, Unkritisches kritisch zu bewerten. Standpunkte sollen erkannt, und mit Manipulationen verschiedenster Art sollte in jedem Fall gerechnet werden.

- Methoden der Informationsbeschaffung

Die zentralen Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Lernen sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten, sich Informationen eigenständig, gezielt und erfolgreich beschaffen zu können. Im Laufe der Unter- und Mittelstufe müssen die Schüler u.a. lernen, Texte zu lesen, zu markieren, zu gliedern, Informationen zusammenzufassen, Nachschlagewerke zu benutzen, die Bibliothek, ihre Fachbücher, Printmedien, AV-Medien, PCs zu nutzen usw. Schwierigkeiten insbesondere in der Unter- und Mittelstufe sind:

Lesen

Texte werden oft - ohne den Inhalt angemessen zu erfassen - lediglich nur optisch abgetastet. Die Textmarkierungen erfolgen meist zu großzügig und flächendeckend, weil alles für wichtig gehalten wird. Das Formulieren von Marginalien, Textüberschriften, Gliederungen, Fragen, Ergänzungen wird oft zu wenig geübt und beherrscht. Die Verwendung allgemeiner Symbole bei der Informationsaufnahme ist sehr selten. Gezielte Übungen zur Textstrukturierung und zu Zusammenfassungen werden eher selten gemacht.

Arbeiten mit Nachschlagewerken

Schüler müssen oft Indizes, Wörterbücher, Lexika, Kataloge und ihre Schulbücher nutzen. Oft werden die zahlreichen Informationsangebote dieser Printmedien von den Lehrkräften nicht angemessen vorgestellt, so daß die Nutzungsmöglichkeiten dieser Informationsquellen kaum richtig ausgeschöpft werden. Neben einem gemeinsamen intensiven Durchblättern (vom Umschlagtitel bis zum rückseitigen Klappentext), sollte beispielsweise nicht leichtfertig die Beherrschung des Alphabets als gegeben angesehen werden. Übungen mit dem Telefonbuch zeigen, wie schwierig die Einordnung im Alphabet sein kann. Oft ist nur die mangelnde Geläufigkeit im Umgang mit Nachschlagewerken der Grund für eine zu langsame Recherche. Die Schüler müssen ein rasches Überlesen und schnelles Erkennen von Kerninformationen einüben. Sie müssen mit zunehmendem Alter das für den jeweiligen Anlaß beste Nachschlagewerk selbständig auswählen und nutzen können (Rechtschreibduden, Fremdwörterbuch, fremdsprachliches Wörterbuch, kleines Konversationslexikon, Enzyklopädien, Spezialwörterbücher, statistische Handbücher, Gesetzeswerke, Karten, Atlanten, Indizes, Register, Bibliographien u.a.). Ferner müssen sie sich anhand von Stichwortverzeichnissen, Schlagwortregistern, Literaturverzeichnissen und Inhaltsverzeichnissen orientieren können.

Zusammenfassung

Die Erziehung zum selbständigen Arbeiten ist eine die Bibliotheksarbeit aller Pflichtfächer betreffende Aufgabe. Der Bibliothek als konventionelle und multimediale Medienzentrale kommt aber insbesondere angesichts der herausragenden neuen Wege und Möglichkeiten, die die elektronischen Medien eröffnen, eine ganz neue Bedeutung und Aufgabe zu. Die neuen Medien erleichtern bereits jetzt vielfach einerseits das Recherchieren (Beispiel: elektronische Find-Indizes für Zeitschriftenrecherche, OPAC), andererseits aber machen sie vertiefte und solide Grundkenntnisse der Informationsbeschaffung und vor allem -bewertung erforderlich. Dies ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam von den Bibliotheksbetreuern, den Lehrkräften der verschiedenen Fächer in Zusammenarbeit mit dem Elternhaus geleistet werden kann. Daß dies ebenfalls in die allgemeinen Anstrengungen zur Leseerziehung und -förderung eingebettet sein muß, ist selbstverständlich.

Anmerkungen

(1) Hilfen für die Bibliotheksnutzung sind z. B. Suchübungen: Einführungsmaterialien in die Bibliotheksbenutzung für Kinder und Jugendliche, Deutsches Bibliotheksinstitut (Hrsg.) 1986. (dbi-Materialien Nr. 55)

(2) Vgl. Grund, Uwe; Heinen, Armin: Wie benutze ich eine Bibliothek? Basiswissen. Strategien.Hilfsmittel, 2. Auflage, München 1996, S.96

(3) Vgl. Rothmann, Peter Heinz: Datennetze - Möglichkeiten und Gefahren (Hrsg. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst), München 1997, Kapitel 2 "Elektronische Informationsbeschaffung", v.a. 2.5. - 2.9., S. 29 - 35

(StR Peter Heinz Rothmann, Michaeli-Gymnasium München)


Stand: 03.06.98
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