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Bibliothekswesen international in den Zeitschriften des DBI
Frankreich

Die Öffentlichen Bibliotheken Frankreichs 1993 - 1997

Gernot U. Gabel

 

Auch 1997 ist die Zahl der kommunalen Bibliotheken unseres Nachbarlandes weiter angestiegen, wie eine Auswertung der vom französischen Kultusministerium vorgelegten Statistik für das Jahr 1997 (Bibliothèques Municipales - Bibliothèques Départementales de Prêt: Données 1997) ergibt. Diese Tendenz ist seit gut fünf Jahren ungebrochen. Sie wird nicht zuletzt durch die großzügige Förderung von Bibliotheksgründungen durch den französischen Staat ermöglicht. Diese erfreuliche Entwicklung soll Anlass sein, in einem Rückblick die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren statistisch zu beleuchten.

Die Auswertung des Jahres 1997 stützt sich auf die Angaben von 3.067 Bibliotheken, die sich an der von der "Direction du Livre et de la Lecture" (DLL) des französischen Kultusministeriums durchgeführten Umfrage beteiligt hatten. Unter den 3.067 Rückmeldungen wurden allerdings die Auskünfte von 523 Einrichtungen nicht berücksichtigt, da sie entweder nur über marginale Erwerbungsetats verfügten (weniger als 5.000 Francs), zu niedrige Personalkosten (weniger als 50.000 Francs) oder zu geringe Öffnungszeiten auswiesen (weniger als 6 Wochenstunden). Die in der Erhebung nicht berücksichtigten Bibliotheken sind sämtlich in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern angesiedelt. Auch die anderen Bibliotheken haben nicht alle Rückmeldungen lückenlos eingereicht, so dass sich je nach Thematik eine andere Basiszahl ergibt.

Die von der Statistik erfaßten 2.544 kommunalen Bibliotheken (+ 58 gegenüber dem Vorjahr) sind für die Literaturversorgung von insgesamt 36,2 Millionen französischen Bürgern zuständig (rund 60% der Bevölkerung). Der numerische Zuwachs an bibliothekarischen Einrichtungen im Berichtsjahr erfolgte ausschließlich in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern. Zwischen 1990 und 1997 hat sich somit die Zahl der Öffentlichen Bibliotheken (im Folgenden ÖBB) von 1.614 auf 2.544 (+ 57%) erhöht. Von den Gemeinden, die zwischen 10.000 und 50.000 Einwohnern verzeichnen, verfügen gegenwärtig immerhin 91% über eine Öffentliche Bibliothek, und in Gemeinden mit einer Einwohnerzahl zwischen 5.000 und 10.000 sind es immerhin noch 64%. Dabei ist anzumerken, dass für die Literaturversorgung der ländlichen Bevölkerung Frankreichs eigentlich die Bibliothèques Départementales de Prêt (BDP) zuständig sind, die einen umfassenden Fahrdienst zwecks Versorgung von Kleinstgemeinden unterhalten.


Tabelle 1: Von ÖBB versorgte Bevölkerung (1997)

Größe der Kommunen

Anzahl der ÖBB

Versorgte Bevölkerung

Paris

1

2.175.200

mehr als 300.000 Einw.

4

1.941.700

100.000 - 300.000 Einw.

34

5.190.400

50.000 - 100.000 Einw.

72

4.784.200

20.000 - 50.000 Einw.

293

9.163.800

10.000 - 20.000 Einw.

402

5.687.800

5.000 - 10.000 Einw.

597

4.198.900

2.000 - 5.000 Einw.

785

2.591.700

weniger als 2.000 Einw.

356

474.700

Summe

2.544

36.208.400

 

1. Ausgaben

Die ÖBB, die detaillierte Angaben zu den Kosten für Personal, Medienerwerb, Einband, Einrichtung und Veranstaltungen gemacht haben, verausgabten im Haushaltsjahr 1997 rund 3,5 Milliarden Francs, von denen wie üblich der größte Teil auf den Personalsektor entfiel.


Tabelle 2: Gesamtausgaben der ÖBB (1997)

Bereich

Ausgaben (in Mio. FF)

Personal

2.914,4

Literaturerwerbung

503,2

Einband und Ausstattung

82,2

Veranstaltungen

51,0

Summe

3.550,8

 

Die Ausgaben für den Erwerb von Büchern, Zeitschriften und anderen Medien betrugen nur 14,2% des Gesamtbudgets, sie sind damit zum vierten Mal seit 1994 prozentual rückläufig. 1993 lag ihr Anteil noch bei 16%, ein Jahr später bei 15,6%, 1995 bei 14,6% und im Vorjahr war er bereits auf 14,5% abgesunken. Dennoch gelang es den ÖBB, im Berichtsjahr fast dieselbe Zahl von Medieneinheiten wie im Vorjahr anzuschaffen.


Tabelle 3: Ausgaben 1993-1997 (in Mio FF)

Jahr

Zahl d. ÖBB

Personal

Erwerbung

Einband + Möbel

Animation

1993

2.013

2.181,9

436,0

76,7

38,6

1994

2.069

2.358,7

438,6

71,8

42,8

1995

2.247

2.563,1

458,0

74,1

47,7

1996

2.419

2.720,3

484,4

82,2

47,0

1997

2.154

2.717,0

464,0

74,0

51,0

 

Es ist auffallend, dass die Personalausgaben im vergangenen Jahrfünft deutlich anstiegen, während im Vergleich dazu die Erwerbungsetats nur in geringem Umfang zunahmen. Bemerkenswert ist zudem, dass mehr Geld für Veranstaltungen ausgegeben wurde. Daran lassen sich die Bemühungen erkennen, die Angebote der Bibliotheken attraktiver zu gestalten, zum einen um die traditionelle Klientel an die Einrichtung zu binden, und zum anderen um ein bisher dem Lesen nicht so zugewandtes Publikum zu erreichen.

 

2. Bestand

Obwohl jedes Jahr Materialien im Umfang von mehreren hunderttausend Medieneinheiten ausgeschieden werden, wuchs 1997 der Gesamtbestand der ÖBB Frankreichs um beachtliche 4,7 Mio. Printmedien und mehr als eine halbe Mio. AV-Medien. Allerdings ist das Angebot an AV-Medien nicht flächendeckend, denn nur etwa die Hälfte aller ÖBB hält Kassetten für die Benutzer bereit und lediglich ein Viertel hat auch Videos im Angebot.


Tabelle 4: Medienbestand 1993-1997

Jahr

Zahl d. ÖBB

Bände

Musik-
kassetten

Sprach
kassetten

Videos

1993

1.896

75.406.100

3.899.300

255.400

256.100

1994

1.937

79.932.500

4.155.300

315.000

325.400

1995

2.062

85.438.700

4.477.200

362.000

427.300

1996

2.289

89.742.700

4.811.100

385.900

516.200

1997

2.283

95.511.700

5.124.700

407.400

635.300

 

Dank der offensiven Erwerbungspolitik der letzten Jahre ist der Medienbestand der kommunalen Bibliotheken Frankreichs auf eine beachtliche Größe angewachsen. Standen den Benutzern 1993 rund 80 Mio. Medieneinheiten (im Folgenden ME) zur Verfügung, so war deren Zahl fünf Jahre später auf 101 Mio. ME angewachsen. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der verfügbaren Videos mehr als verdoppelt. Statistisch entfallen somit auf jeden Einwohner in den von ÖBB versorgten Kommunen 2,8 ME. Und bekanntlich findet sich in den Magazinen mancher französischen ÖBB in größerem Umfang altes und wertvolles Schriftgut, das aus den im Verlauf der französischen Revolution beschlagnahmten Beständen der aufgehobenen Kirchen und Klöster sowie des Adels stammt und ihnen nach der Revolution übereignet worden war. Fast 8 Millionen Bände aus der Zeit des 15. bis 19. Jahrhunderts in mehr als 400 ÖBB fallen darunter.


Tabelle 5: Bestand an Büchern (1997)

Größe der Kommunen

Anzahl der ÖBB

Bestand an Büchern

Paris

1

4.263.600

mehr als 300.000 Einw.

4

4.053.700

100.000 - 300.000 Einw.

32

14.729.400

50.000 - 100.000 Einw.

66

14.112.900

20.000 - 50.000 Einw.

251

22.729.800

10.000 - 20.000 Einw.

368

13.323.200

5.000 - 10.000 Einw.

529

9.281.800

2.000 - 5.000 Einw.

710

5.802.400

weniger als 2.000 Einw.

328

1.445.500

Summe

2.289

89.742.700

 

Allerdings sind die französischen ÖBB sehr zurückhaltend bei der Erwerbung und Bereitstellung von Neuen Medien. Nur 1.324 Bibliotheken (53%) stellen ihren Benutzern Audiokassetten zur Verfügung (insgesamt 407.000 ME) und lediglich 726 (29%) haben Videokassetten im Angebot (insgesamt 625.000 ME). Eine größere Zahl von ÖBB (405) hat neben Büchern, Zeitschriften und AV-Medien zudem Plakate, Stiche, Fotos, Postkarten, Noten, Karten und Pläne in einem Umfang von ca. 4,8 Mio. ME in ihrem Sammlungen verwahrt.

 

3. Erwerbungen

Die Zahl der erworbenen ME lag in 1997 etwa gleich hoch wie im Vorjahr. Als Richtlinie hatte das französische Kultusministerium die Zahl von 20 erworbenen ME je 100 Einwohner ausgegeben, aber dieser Wert wurde im Mittel von keiner ÖB erreicht. Laut Statistik lag dieser Wert 1997 bei 15 ME je 100 Einwohner.


Tabelle 6: Erwerbungen (1997)

Größe der Kommune

Anzahl der ÖBB

Erworbene ME

ME je 100 Einw.

Paris

1

201.200

9

mehr als 300.000 Einw.

3

124.100

11

100.000 - 300.000 Einw.

31

735.000

15

50.000 - 100.000 Einw.

59

567.200

14

20.000 - 50.000 Einw.

251

1.170.700

15

10.000 - 20.000 Einw.

354

751.700

15

5.000 - 10.000 Einw.

526

636.400

17

2.000 - 5.000 Einw.

721

462.700

19

weniger als 2.000 Einw.

314

137.500

33

Summe

2.260

4.786.600

15

 

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass im Berichtsjahr 219 Bibliotheken weniger als im Vorjahr die Zahl ihrer Erwerbungen meldeten, so dass die korrekte Zahl der erworbenen ME wohl den Wert des Vorjahres erreichen dürfte.

Zudem wurden 1997 noch 183.600 Zeitschriften im Abonnement gehalten.

 

Im Vergleich der letzten fünf Jahre sieht die Entwicklung wie folgt aus:


Tabelle 7: Erworbene ME (in Mio.) 1993-1997

Jahr

Zahl d. ÖBB

Printmedien

Phono-
gramme

Videos

Zss.Abos.

1993

1.957

3.753.100

407.900

63.000

154.900

1994

1.966

4.265.100

490.200

84.000

161.700

1995

2.167

4.593.300

482.100

91.000

172.100

1996

2.356

4.868.900

486.000

103.000

176.300

1997

2.260

4.429.000

447.500

92.000

183.600

(Die Werte für 1997 liegen z.T. unter denen des Vorjahres, weil weniger Bibliotheken ihre Erwerbungsstatistiken eingereicht hatten.)

 

4. Personal

Die Zahl der Beschäftigten in den Bibliotheken unseres Nachbarlandes hat sich zwar weiter erhöht, aber zugleich ist beim Ausbildungsstand ein gewisser Rückschritt zu verzeichnen. Während die Zahl der entlohnten Mitarbeiter zwischen 1993 und 1997 von 17.890 auf 20.820 anwuchs (+ 16%), hat sich im selben Zeitraum die Zahl der Mitarbeiter im höheren Dienst kaum verändert (774), während zugleich eine moderate Anhebung der Stellenzahl für den gehobenen Dienst (von 887 auf 1.104) erfolgte. Zudem sind in den Öffentlichen Bibliotheken Frankreichs mehr als 8.500 freiwillige Helfer tätig, die keine Entlohnung erhalten. In 1.042 Bibliotheken sind nichtbezahlte Helfer beschäftigt, und 230 Büchereien werden ausschließlich von Freiwilligen betreut.


Tabelle 8: Personalausgaben (1997)

Größe der Kommunen

Anzahl der ÖBB

Ausgaben (in Mio. FF)

Paris

1

183,1

mehr als 300.000 Einw.

4

160,1

100.000 - 300.000 Einw.

33

475,5

50.000 - 100.000 Einw.

72

486,4

20.000 - 50.000 Einw.

292

804,9

10.000 - 20.000 Einw.

400

415,6

5.000 - 10.000 Einw.

578

262,1

2.000 - 5.000 Einw.

665

107,4

weniger als 2.000 Einw.

217

15,5

Summe

2.262

2.911,0

 

In signifikant größerem Umfang nahm die Zahl der Beschäftigten zu, die über eine weniger qualifizierte Ausbildung verfügen oder lediglich angelernt sind. Zugleich ist eine Zunahme an Teilzeitstellen zu beobachten, für die in der Regel keine bibliothekarische Fachausbildung verlangt wird. Mehr als 40% der ÖBB setzen zudem freiwillige Helfer ein. Angesichts des hohen Anteils der Personalkosten an den Gesamtkosten (er wuchs von 1993 bis 1997 von 79,8 auf 82,2%) lässt sich bei der Einstellungspraxis sicherlich keine "Bildungsinitiative" verkraften. Man wird allerdings darauf zu achten haben, dass sich mittelfristig keine Probleme bei der Besetzung von Beratungsstellen für Benutzer einstellen und damit die Bibliotheken weniger attraktiv für die von ihnen umworbene Klientel werden.

 

5. Gebäude und Fahrzeuge

Da das französische Kultusministerium jedes Jahr Gelder für den Bibliotheksbau bereitstellt, konnte das Bauprogramm auch 1997 fortgesetzt werden. Allein in den vergangenen fünf Jahren erhöhte sich sowohl die Zahl der Bibliotheken (von 2.064 auf 2.486) wie die Nutzfläche der ÖBB um jeweils rund 75.000 qm, so dass 1997 rund 1,7 Mio. qm Nutzfläche zur Verfügung standen. Somit stieg auch das Angebot an Leseplätzen von 108.600 (1993) auf 138.500 (1997). Dennoch wird die Anzahl der Leseplätze, gemessen an der zu versorgenden Bevölkerung, auch vom Kultusministerium noch für zu gering erachtet (3,9 je 1.000 Einwohner).

Die Mehrzahl der ÖBB, die in Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern angesiedelt sind, verfügt über eine oder mehrere Zweigstellen, aber auch in kleineren Bibliothekssystemen sind Zweigstellen nicht unüblich. Allerdings geht deren Zahl aus Kostengründen stetig zurück, und die Neubau- oder Ausbauplanungen beziehen sich fast ausschließlich auf die Bibliothekszentralen.


Tabelle 9: Nutzflächen und Zweigstellen (1997)

Größe der Kommunen

Anzahl
der ÖBB

Nutzflächen
(in qm)

Zahl der
Zweigstellen

Paris

1

59.710

68

mehr als 300.000 Einw.

4

70.230

60

100.000 - 300.000 Einw.

32

258.680

229

50.000 - 100.000 Einw.

69

229.600

259

20.000 - 50.000 Einw.

287

454.470

614

10.000 - 20.000 Einw.

397

269.200

525

5.000 - 10.000 Einw.

585

208.570

668

2.000 - 5.000 Einw.

757

140.460

1228

weniger als 2.000 Einw.

333

36.800

353

Summe

2.465

1.727.700

4.004

 

Auch der Betrieb von Bücherbussen ist weitgehend auf Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohner beschränkt. Insgesamt sind in den ÖBB unseres Nachbarlandes 173 Bücherbusse im Dienst, die in 141 Gemeinden unterwegs sind und die Literaturversorgung von ca. 10,5 Mio. Einwohner sicherzustellen haben.

 

6. Benutzer

Die ÖBB Frankreichs haben sich in den vergangenen Jahren gezielt bemüht, mehr Benutzer an sich zu binden, was ihnen auch stetig gelungen ist. Im Jahrzehnt 1987/1997 stieg die Zahl der eingeschriebenen Benutzer von 4,2 auf 6,5 Mio. Damit sind 18% der von den ÖBB versorgten Bevölkerung als Leser einer Bibliothek registriert. Mit besonderem Nachdruck hat man Kinder und Jugendliche angesprochen, die gerade in kleineren Gemeinden das Angebot auch annahmen. In Gemeinden mit weniger als 1.000 Einwohnern sind mehr als 45% der eingeschriebenen Benutzer noch nicht volljährig.


Tabelle 10: Eingeschriebene Benutzer

Größe der Kommune

Anzahl d. ÖBB

Gesamtbevölkerung

Registrierte Benutzer

Paris

1

2,175 Mio.

300.260 (13,80%)

Mehr als 300.000 Einw.

4

1,941 Mio.

214.960 (11,07%)

100.000 - 300.000 Einw.

34

5,190 Mio.

968.150 (18,65%)

50.000 - 100.000 Einw.

70

4,644 Mio.

855.750 (18,42%)

20.000 - 50.000 Einw.

288

9,030 Mio.

1.690.500 (18,72%)

10.000 - 20.000 Einw.

393

5,557 Mio.

1.002.000 (18,03%)

5.000 - 10.000 Einw.

581

4,091 Mio.

844.000 (20,63%)

2.000 - 5.000 Einw.

773

2,550 Mio.

541.450 (21,23%)

Weniger als 2.000 Einw.

350

0,465 Mio.

129.910 (27,55%)

Summe

2.494

36,647 Mio.

6.545.000 (18,36%)

 

7. Ausleihe

Wie die Ausleihzahlen belegen, wird das Angebot an Büchern und Medien gut angenommen. Die Mehrzahl der Ausleihen (86%) betrifft weiterhin die Printmedien. Eine deutliche Zunahme der Nachfrage herrscht bei Videos, wie sich der Tabelle entnehmen lässt. Die Fernleihe spielt in den ÖBB hingegen keine Rolle.


Tabelle 11: Ausleihe (in Mio.)

Jahr

Bücher

Tonträger

Videos

1993

123,2

15,3

1,8

1994

130,0

16,6

2,3

1995

136,9

18,2

3,3

1996

145,8

19,2

4,0

1997

151,7

19,7

5,0

 

8. Öffnungszeiten

Ein weniger positives Bild bietet sich bei den Öffnungszeiten. Trotz mehrerer Appelle des Ministeriums liegt die durchschnittliche Öffnungszeit aller Bibliotheken bei weniger als 20 Stunden pro Woche. Während man 1994 noch einen Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr vermelden konnte, sank dieser Wert seit 1995 wieder unter die zuvor erreichte Marke ab. Besonders den kleinen Kommunen fällt es schwer, ihre Bibliotheken in größerem Umfang offen zu halten. Doch immerhin haben die 39 Großstadtbibliotheken im Durchschnitt mehr als 40 Stunden geöffnet, und 334 Bibliotheken bieten ihren Benutzern länger als 30 Wochenstunden ihre Dienste an.


Tabelle 12: Öffnungszeiten (pro Woche) 1997

Größe der Kommunen

Anzahl der ÖBB

Öffnungstage/ Woche

Öffnungszeit

Paris

1

5

44 Std.

mehr als 300.000 Einw.

4

5,2

49 Std.

100.000 - 300.000 Einw.

34

5,2

39 Std. 31 Min.

50.000 - 100.000 Einw.

72

5

31 Std. 49 Min.

20.000 - 50.000 Einw.

293

4,8

26 Std. 54 Min.

10.000 - 20.000 Einw.

399

4,8

25 Std.

5.000 - 10.000 Einw.

592

4,5

20 Std. 15 Min.

2.000 - 5.000 Einw.

782

4

14 Std. 45 Min.

weniger als 2.000 Einw.

355

3,5

10 Std. 38 Min.

Mittelwert

 

4,3

19 Std. 22 Min.

 

Wie zu erwarten, haben die meisten Bibliotheken an 5 Wochentagen geöffnet, immerhin 261 bieten an sechs Wochentagen ihre Dienste an, und 9 sind an allen Tagen der Woche für ihre Benutzer verfügbar.

 

9. Gebühren

Das Prinzip der kostenlosen Benutzung von Öffentlichen Bibliotheken scheint mehr und mehr an Boden zu verlieren. Inzwischen erhebt die Mehrzahl der ÖBB eine Gebühr für die Ausleihe von Medien, kaum noch ein Viertel aller Bibliotheken ist von der Bevölkerung weiterhin kostenlos zu benutzen. Im Schnitt liegen die Gebühren bei 32 Francs pro Jahr. Die Einnahmen aus der Benutzungsgebühr beliefen sich 1997 insgesamt auf ca. 104 Mio. Francs.


Tabelle 13: Benutzungsgebühren (1997)

Größe der Kommune

Zahl der ÖBB

ohne Benutzungsgebühr

mit Benutzungsgebühr

Paris

1

-

1

mehr als 300.000 Einw.

4

0

4

100.000 - 300.000 Einw.

34

1

33

50.000 - 100.000 Einw.

72

6

66

20.000 - 50.000 Einw.

293

44

249

10.000 - 20.000 Einw.

402

57

345

5.000 - 10.000 Einw.

597

106

491

2.000 - 5.000 Einw.

785

176

609

weniger als 2.000 Einw.

365

113

243

Summe

2.544

503

2.041

 

Innerhalb von fünf Jahren ist die durchschnittliche Benutzungsgebühr von 26,50 FF auf 32,20 FF angestiegen. Die Einnahmen aus Benutzungsgebühren sind von durchschnittlich 50.400 FF auf 59.900 FF je Bibliothek angestiegen. Angesichts dieser geringen Einnahmen stellt sich allerdings die Frage, ob der Verwaltungsaufwand nicht zu hoch ist und ob zudem gerade die Büchereien in kleineren Kommunen, die eine dem Lesen nicht so zugewandte Klientel erreichen möchten, durch die Einführung von Benutzungsgebühren neue Hürden zwischen sich und ihrer potentiellen Leserschaft aufrichten.