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Bibliothekswesen international in den Zeitschriften des DBI
Frankreich

Konsolidierung bei den Städtischen Bibliotheken
Gernot U. Gabel

Trotz der allgemein schwierigen Arbeitsmarktlage konnten die französischen Stadtbibliotheken ihre positive Entwicklung fortsetzen, da die Kommunen bislang keine weitreichenden Kürzungen dieses Dienstleistungsangebots vorgenommen haben. Das ergibt eine Auswertung der Statistik für das Jahr 1994 (Bibliothèques Municipales: Donnèes 1994), die kürzlich vom französischen Kultusministerium veröffentlicht wurde.

Im Berichtsjahr 1994 blieb die Zahl der Stadtbibliotheken mit 2.965 nahezu unverändert. Nachdem im letzten Jahrfünft eine deutliche Zunahme an Einrichtungen zu verzeichnen war, scheint jetzt eine gewisse Konsolidierungsphase erreicht zu sein. An der vom Kultusministerium veranlaßten Umfrage haben 2.133 Bibliotheken teilgenommen, die eine potentielle Nutzerschaft von 34,2 Millionen Einwohner zu versorgen haben. Die Mehrzahl der Bibliotheken (1.346) wird von Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern unterhalten.

Größe der KommuneAnzahl der Stadtbibliotheken
Paris1
mehr als300.000 Einw.4
100.000 bis300.000 Einw.32
50.000 bis100.000 Einw.72
20.000 bis50.000 Einw.287
10.000 bis20.000 Einw.391
5.000 bis10.000 Einw.517
2.000 bis5.000 Einw.589
weniger als2.000 Einw.240

Summe 2.133

Obwohl auch in Frankreich die Zahl der Arbeitslosen zunimmt und damit die Sozialkosten der Kommunen ansteigen, haben die Gemeinden neue Personalstellen für die Bibliotheken bewilligt. Von 1991 bis 1994 stieg die Zahl der Mitarbeiter in Öffentlichen Bibliotheken von 13.300 auf 15.530, also um 16,8 %. Allerdings ist zu beobachten, daß in den letzten Jahren vermehrt angelernte Kräfte und Aushilfspersonal eingestellt wurden, bibliothekarische Fachkräfte hingegen in geringem Umfang eine Anstellung fanden. Deren Anteil ging zwischen 1991 und 1994 von 66 auf 61,5 % zurück.

In den 2.133 Bibliotheken, die von der Erhebung erfaßt wurden, wuchs 1994 die Zahl der den Lesern angebotenen Monographien um 4,2 Millionen Bände. Damit konnte der leichte Rückgang bei den Bucherwerbungen, der 1993 zu verzeichnen war (3,7 Millionen Bände), wieder ausgeglichen und fast die Werte der frühen neunziger Jahre erreicht werden. In den vergangenen Jahren nahm auch die Zahl der abonnierten Zeitschriften zu. Zwischen 1991 und 1994 stieg die Zahl der abonnierten Titel von 150.600 auf 161.700. Zudem wurden 1994 490.000 Musik- und Tonkassetten sowie 84.000 Video-Bänder angeschafft. Insgesamt standen den Benutzern der kommunalen Bibliotheken 79,9 Millionen Bücher, 4,1 Millionen Ton- und Musikkassetten sowie 320.000 Videos zur Verfügung.

Angesichts des vielfach beklagten Überangebots an elektronischen Medien fällt es den städtischen Bibliotheken auch in Frankreich schwer, eine breite Öffentlichkeit für Bücher zu begeistern. Dennoch gelang es ihnen, mehr Benutzer zu registrieren, die sich vom breiten Medienangebot überzeugen ließen. Von 1991 bis 1994 stieg die Zahl der eingeschriebenen Leser von 5,8 auf 6 Millionen und die Zahl der entliehenen Bücher von 103 auf 130 Millionen. Zudem wurden 1994 16 Millionen Ton- und Musikkassetten sowie 2,3 Millionen Videos ausgeliehen. Nur bei den Öffnungszeiten bleiben weiterhin Wünsche offen. Im Durchschnitt sind die städtischen Bibliotheken nur an vier Wochentagen geöffnet, insgesamt gerade 19,5 Wochenstunden. Während in kleineren Gemeinden viele Bibliotheken nicht einmal diese Serviceleistung zu erbringen vermögen, halten die Großstadtbibliotheken ihre Tore im Mittel mehr als 40 Stunden geöffnet, und einige laden sogar an Sonntagen zum Besuch ein.