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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 7, 99

Sammlung von Online-Dissertationen an Der Deutschen Bibliothek

Neue Metadatenschnittstelle und neues Metadatenformat

Jörg Berkemeyer, Berthold Weiß

Dissertationen und Habilitationen werden zunehmend als elektronische Publikationen veröffentlicht. In Ergänzung zur traditionellen Publikation nutzen die Autoren diese Möglichkeit, um schnell und zu geringen Kosten eine große Lesergruppe zu erreichen. Vor allem Universitätsbibliotheken stehen durch diese Entwicklung vor neuen Aufgaben, aber auch Die Deutsche Bibliothek stellt sich der Herausforderung, diese digitalen Publikationen zu sammeln, zu erschließen und langfristig zu archivieren. Zur Zeit sind bereits ca. 300 Publikationen erfaßt und können über den Server Der Deutschen Bibliothek abgerufen werden.

Besteht für traditionelle und Offline-Medien ein gesetzlicher Auftrag zur Sammlung, sollen die Anforderungen und Verfahren für Online-Publikationen in Projekten erforscht werden, bevor es zu einer Gesetzesnovellierung kommt. Seit dem 1. Juli 1998 werden elektronische Dissertationen und Habilitationen gesammelt. Dies geschieht in Kooperation mit den Universitätsbibliotheken, die diese auf freiwilliger Basis an Die Deutsche Bibliothek über ein Anmeldeformular melden. Um die Erfassung und Erschließung zu erleichtern, können die beteiligten Bibliotheken die Anmeldung der Publikationen und die Abgabe der begleitenden Metadaten seit März 1999 auf verschiedenen Wegen elektronisch durchführen.

Nach der Anmeldung durch die Universitätsbibliothek und der Überprüfung der Berechtigung, wird das Dokument vom Universitätsserver auf den Dokumentserver Der Deutschen Bibliothek heruntergeladen. Aus den mitgelieferten Metadaten wird automatisch eine sogenannte Frontpage erstellt, die die wichtigsten Daten zur Publikation enthält und den Zugriff auf das Dokument ermöglicht (siehe Abb. 1). Formalerschließung, Sacherschließung und die Anzeige in der Reihe H der Deutschen Nationalbibliographie folgen.

Abbildung 1: Die Frontpage einer elektronischen Dissertation

Die Benutzer können über den OPAC Der Deutschen Bibliothek sowie über das Z39.50-Gateway auf die elektronischen Dokumente zugreifen und mit den entsprechenden Viewern nutzen.

Technische Komponenten der Metadaten-Schnittstelle

Die Metadaten zu den Online-Dissertationen können auf verschiedenen Übertragungswegen an Die Deutsche Bibliothek abgeliefert werden. Die Vielfalt der Ablieferungswege kommt den Wünschen der Universitätsbibliotheken entgegen. Sie können das Verfahren auswählen, das ihren internen Abläufen am besten entspricht, so daß insbesondere eine doppelte Erfassung vermieden wird.

Problemfälle werden automatisch bearbeitet und gegebenenfalls an den Absender mit dem entsprechenden Vermerk zurückgesandt oder individuell an Der Deutschen Bibliothek bearbeitet. Fehlen zum Beispiel obligatorische Elementbezeichner im angelieferten Metadatensatz, wird die abliefernde Stelle automatisch benachrichtigt und kann ein korrigiertes Formular übersenden.

Die Universitätsbibliotheken können aus vier Ablieferungsverfahren wählen:

Im ersten Fall stellt Die Deutsche Bibliothek unter <http://www.ddb.de/aktuell/anmeldeformular.htm> ein Anmeldeformular für Hochschulschriften bereit, das von den Mitarbeitern der Universitätsbibliotheken ausgefüllt werden kann, die für die abgebende Institution registriert sind. Hier können nun Informationen zur abliefernden Stelle, Informationen zur Dissertation sowie die URL des Online-Dokuments eingetragen werden. Per CGI-Script wird eine E-Mail mit den eingetragenen Daten an Die Deutsche Bibliothek versandt. Die erfolgreiche Übertragung wird durch die Übersendung einer HTML-Seite mit den eingetragenen Metadaten an den Absender bestätigt.

Liegen die Metadaten bei der abgebenden Stelle bereits als Datei vor, können sie auch als E-Mail übermittelt werden - entweder direkt als E-Mail-Text oder als ASCII-Text als Dateianhang. Im "Betreff" der E-Mail werden die Identifizierungsnummer der abliefernden Stelle, der Name des Autors und die DNB-Sachgruppe eingetragen. Die Metadaten müssen den weiter unten beschriebenen Strukturvorschriften nach Dublin Core entsprechen, um eine automatische Bearbeitung zu gewährleisten. Hat die abgebende Universitätsbibliothek bereits HTML-Seiten erstellt, die die beschreibenden Metadaten enthalten, kann per E-Mail ebenfalls ein Verweis auf diese Webseite an Die Deutsche Bibliothek verschickt werden. Eine detaillierte Beschreibung der Metadatenschnittstelle finden Sie im WWW unter <http://deposit.ddb.de/index.htm>.

Abbildung 2: Das Formular für die Eingabe der Metadaten

Metadatenformat für Dissertationen und Habilitationen

Voraussetzung für die Nutzung und Weiterverarbeitung von Metadaten sowohl an den Universitätsbibliotheken wie auch bei Der Deutschen Bibliothek ist die Festlegung auf einen allgemeingültigen Metadatenstandard. Das Metadatenformat für Dissertationen und Habilitationen, genannt METADISS, ist in Gemeinschaftsarbeit von dem Teilprojekt "Metadaten" des DFG-Projekts "Dissertationen Online" und Der Deutschen Bibliothek entwickelt und von Der Deutschen Bibliothek mit Bibliotheksverbünden und einzelnen Bibliotheken abgestimmt worden. (METADISS ist über die Homepage Der Deutschen Bibliothek zugänglich: <http://deposit.ddb.de/metadiss.htm>).

Ziel von METADISS ist es, die durchgehende Nutzung der Metadaten vom Urheber über die Bibliothek bis zum Endbenutzer zu ermöglichen. Der Metadatensatz, der vom Verfasser der Hochschulschrift erstellt wird, kann universitätsintern für verwaltungstechnische Zwecke weiterverwendet und ergänzt werden. Er kann auf dem Server der Universitätsbibliothek respektive anderen lokal gehaltenen Servern als Nachweis der Online-Hochschulschrift gespeichert werden. Er dient zur Übergabe an Die Deutsche Bibliothek, um dort im Geschäftsgang weitergenutzt zu werden. Nach der Online-Hochschulschrift kann dann über den auf ihrer Frontpage bereitgestellten Metadatensatz im Internet gesucht und zugegriffen werden.

Das Metadatenformat basiert auf dem Dublin Core Metadata Element Set (<http://purl.org/DC/>). Der Metadatensatz ist allerdings an einigen Stellen erweitert worden, so daß er allen Anforderungen zur Beschreibung der Online-Dissertationen gerecht wird. Als Dokumentformat ist HTML 4.0 vereinbart. Da die eindeutige Darstellung von Beziehungen zwischen verschiedenen Metadatenelementen (zum Beispiel: Zuordnung der Adressen bei mehreren Verfassern) in HTML Schwierigkeiten bereitet, werden für die Zukunft die Möglichkeiten von RDF/XML geprüft.

Das Metadatenformat unterscheidet zwischen obligatorischen und freiwilligen Datenelementen. Zwingend vorgeschrieben sind administrative Metadaten, wie Angaben zur Abgebenden Stelle (Name, Sitz, Ansprechpartner und Identifikationsnummer der Institution), aber auch deskriptive Metadaten (Art der Hochschulschrift, Autor, Titel, Sprache, Promotionsdaten), die als Zugriffspunkte für eine Suche nach der Online-Dissertation als notwendig angesehen werden. Für die Übergabe der Online-Dissertation an Die Deutsche Bibliothek und die nachfolgende Archivierung sind auch technische Metadaten des Dokuments erforderlich (URL des Dokuments, Dokumentformat und Anzahl der Dateien). Neben den obligatorischen Datenelementen gibt es auch Datenelemente, zu denen Angaben zwar erwünscht, aber nicht vorgeschrieben sind, so z. B. weitere Informationen zum Verfasser (Adresse, Geburtsdatum und -ort), weitere beschreibende Elemente zur Dissertation (weitere Titelangaben, Schlagworte, Abstract, Gutachter, Betreuer/Doktorvater), mögliche Beziehungen der Online-Dissertation zu anderen Dokumenten oder eventuelle rechtliche Hinweise im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Dissertation.

Ausblick

Die Metadatenschnittstelle sowie das Metadatenformat für Online-Dissertationen sind wichtige Schritte auf dem Weg zur nationalen digitalen Bibliothek. Mit der Sammlung und Erschließung von Online-Verlagspublikationen sollen weitere Schritte folgen. Eine gegenseitige Rückkopplung besteht auch zu anderen Netzpublikationsprojekten, an denen Die Deutsche Bibliothek beteiligt ist, so z. B. zu dem von der DFG geförderten Projekt META-LIB (Metadaten-Projekt deutscher Bibliotheken, <http://www.ddb.de/partner/metalib.htm>) und zu dem von der EU geförderten Projekt NEDLIB (Networked European Deposit Library, <http://www.ddb.de/partner/nedlib.htm>).


Stand: 28.06.99
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