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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 5, 99

IFLA: Round Table on Audiovisual and Multimedia

Monika Cremer
 

Der "Round Table on Audiovisual and Multimedia" (RTAVM) beschäftigt sich mit allen Fragen in Bezug auf Tondokumente, stille und bewegte Bilder, Multimedia-Dokumente sowie mit Dienstleistungen wie z.B. Kinderbibliotheken, Sprachlernzentren und Internet in Bibliotheken, wobei Bestandsaufbau, Katalogisierung und Zugang (auch via Internet), Bestandserhaltung und Archivierung thematisiert werden.

Besondere Fachkenntnisse über Quellen und Methoden der Erwerbung, technische Fragen, historische und neue Trägermaterialien und Ausstattungen, rechtliche Fragen zum Bestandsaufbau, der Übertragung und Lieferung von Dokumenten, speziellen Regeln und Formaten der Katalogisierung in allen Bibliothekssparten sind hier erforderlich.

Innerhalb der IFLA werden Kontakte gepflegt zu entsprechenden Gruppen wie Information Technology und zu den PAC (Preservation and Conservation) und UAP (Universal Availability of Publications) Kern-Programmen, sowie außerhalb der IFLA zu den Fachorganisationen von Ton- und audiovisuellen Archiven (International Association of Sound and Audiovisual Archives <IASA, International Federation of Film Archives <FIAF, International Federation of Television Archives <FIAT und der International Council on Archives <ICA).

Die Round Tables der IFLA haben eine sehr offene Struktur, keinen festen Etat und auch keine vom IFLA-Vorstand registrierten Mitglieder. Zur Zeit hat der RTAVM 27 Mitglieder, die aus allen Teilen der Erde kommen, z.B. aus Algerien, Argentinien, China, Cuba, Finnland, Rumänien, Rußland, Spanien, den USA, um nur einige Länder zu nennen.

Die IFLA wird langfristig die Round Tables umwandeln, entweder zu Sektionen (mit einem sehr viel strengeren administrativen Gefüge) oder zu Diskussionsgruppen. Der RTAVM wurde aufgefordert, sich als Sektion zu bewerben.

Auf der 64. IFLA-Konferenz in Amsterdam wurde Bibbi Andersson (von der schwedischen Talboks- och Punktskriftsbiblioteket in Enskede) als Nachfolgerin von Isabelle Giannattasio (Bibliothèque Nationale de France, Paris) zur Vorsitzenden und Schatzmeisterin gewählt, neue Sekretärin wurde Joëlle Garcia (Département de l'audiovisuel, Bibliothèque Nationale de France, Paris) und Informationskoordinatorin blieb Monika Cremer (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).

 
Projekte und Veröffentlichungen

An laufenden Projekten sind derzeit in Bearbeitung:

Der RTAVM veröffentlicht einen "Annual Newsletter" (zuletzt 1998), hrsg. von Bibbi Andersson.

Informationen zum RTAVM finden sich auf dem IFLA-Server: <http://www.ifla.org/ifla/VII/rt5/rtav.htm.
 

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

Der Round Table ist Teilnehmer am "Non Governmental Organizations Round Table on Audiovisual Records", wo sich IFLA, IASA, FIAF, FIAT and ICA einmal im Jahr mit der UNESCO treffen, um ihre Arbeiten zu koordinieren und die zukünftigen Planungen zu AV-Archiven abzusprechen. Hier findet der Meinungsaustausch über die Arbeiten und Strategien der Verbände statt; wichtige Informationen zu neuen oder geplanten Projekten werden ausgetauscht und gemeinsame Projekte und Seminare geplant. Diese Zusammenarbeit wird von allen als sehr nützlich empfunden. Allerdings ist der RTAVM derzeit nicht befugt, hier als Stellvertreter der IFLA Entscheidungen mitzutreffen.

Mit der Umwandlung des RTAVM in eine Sektion sollte die IFLA auch über die Legitimierung bei solchen Konferenzen Klarheit schaffen.

 
Veranstaltungen des Round Table in Amsterdam 1998

Während der 64. IFLA-Konferenz in Amsterdam veranstaltete der RTAVM bereits am Sonntag vor Konferenzbeginn einen Workshop zum Thema "Looking for digital images", den Pierre-Yves Duchemin (Bibliothèque Nationale de France) organisierte. Gut 50 Teilnehmer hörten und diskutierten die Beiträge von Svein Arne Brygfjeld (National Library of Norway) zu "Still images in the digital library: choices and experiences", Patricia Alkhovens (Koninklijke Bibliotheek, Amsterdam) Beitrag über "Atlases: images from Koninklijke Bibliotheek and the British Library"; Marie-Claude Thompson (Bibliothèque Nationale de France) beschäftigte sich mit "L'image et le Web: les bibliothèques nationales et leur rôle d'agence bibliographique", Terry Kuny (National Library of Canada, Ottawa) machte den Schluß mit "Metadata: an update guidance for action".

Die traditionelle "Open Session" am Dienstag stand unter dem Thema "Audiovisual and multimedia services for users". Hier ein kurzer Überblick auf die Referate:

Monika Cremer (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen): Home pages of libraries on the Internet1) (Volltext: http://www.ifla.org/ifla/IV/ifla64/179-117e.htm) .

Zusammenfassung:

Die rapide wachsenden Internet-Möglichkeiten erlauben es immer mehr Menschen in aller Welt, auch Bibliotheken via Internet aufzusuchen. Bibliotheksbenutzer sind nicht länger allein auf die Bibliotheken vor Ort angewiesen; sie können weltweit Dienstleistungen der Bibliotheken über das Internet nutzen.

Der Beitrag stellt die Anforderungen an die Gestaltung von Homepages für verschiedene Bibliothekstypen vor, die Notwendigkeiten für neue Dienstleistungen sowie die damit verbundenen internen organisatorischen Veränderungen.

Robert Egeter van Kuyk (Netherlands Audiovisual Archive, Rijswijk): L'archivage audiovisuel en Hollande: structure et projets.

Zusammenfassung:

Die Sicherung der audiovisuellen Dokumente begann in den Niederlanden schon ca. 1920 und wurde seither fortgeführt. Vor allem seit 1988, als die damaligen vier nationalen Archive (NOB Dutch Radio und TV Archive, die Film & Science Foundation, die Film-Archive des Government Information Service und das niederländische Film-Museum) ein Memorandum zur Archivierung audiovisueller Dokumente vorlegten. Daraufhin wurde 1997 das Niederländische Audiovisuelle Archiv (NAA) gegründet, in dem die vorherigen Institutionen sowie das Film-Museum aufgingen.

NAA als allgemeines AV-Archiv und das Film-Museum begannen ein Projekt zur Inventarisierung jener Sammlungen im Lande, die in die nationale Sammlung aufgenommen werden sollten. Ein ähnliches Projekt für Dokumente von regionaler und lokaler Bedeutung wird von einer Abteilung der Königlichen Gesellschaft der Archivare durchgeführt.

Weiterhin wird am Zentralkatalog und am nationalen Katalogisierungsformat gearbeitet. Der erste Vierjahresplan gilt dem Rückstand bei der Sicherung und Archivierung von Ton- und Filmdokumenten. Der Rat für Kulturmanagement hat dem zuständigen Ministerium empfohlen, einen nationalen Plan zur Rettung historischer audiovisueller Sammlungen auszuarbeiten und einen zentralen Fonds zur Erhaltung audiovisueller Materialien einzurichten.

John Valk (Rotterdam Public Library): The modern Dutch public library and the influence of non-book material. (Volltext: http://www.ifla.org/ifla/IV/ifla64/156-117f.htm).

Zusammenfassung:

Neue Medien tauchten zu einem Zeitpunkt auf, als Druckwerke noch als das wichtigste Medium für die Wissensvermittlung galten. Was nun Compact disks angeht, so unterstützt eine private Organisation die Öffentlichen Bibliotheken in den Niederlanden und den Benelux-Staaten. Im Gegensatz zu gedruckten Medien wird für Video, Compact Discs und CD-ROM eine Gebühr erhoben. Vor allem bei CD-Roms wünschen Benutzer spezielle Benutzunginformationen, gerade auch im Hinblick auf die Interaktivität des Mediums. Die Regierung initiierte vor kurzem ein Internet-Projekt zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden. Öffentliche Bibliotheken spielen eine wichtige Rolle in diesem Projekt.

Die Einführung von Zahlungen an Autoren bei Ausleihen hat die Kaufkraft der Bibliotheken beeinflußt. Bibliotheken müssen jetzt für jede Buchausleihe zahlen. Für Compact Discs und Videos ist die Gebühr höher als für gedruckte Materialien. Eine CD-ROM mit Artikeln aus Tageszeitungen, von Öffentlichen Bibliotheken herausgegeben, wurde gerichtlich verboten. Kürzlich wurde ein Vereinbarung erreicht: Öffentliche Bibliotheken sollen die öffentlichen Interessen und den Zugang zu Informationen mehr schützen als das in der Vergangenheit der Fall war. Durch die Neuen Medien wird sich das Image der Öffentlichen Bibliotheken wandeln müssen.

Carla Maria Sotgiu (Discoteca di Stato, Rom): New initiative to improve the user service and preservation of the collection.

Zusammenfassung:

Die Discoteca di Stato hat mit der RAI, der italienischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft, eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit getroffen, um ein System zu entwickeln, das die Sicherung und Archivierung von Tondokumenten in digitaler Form erlaubt und den direkten Zugriff auf die Dokumente lokal und über Netz ermöglicht. Dieses Projekt steht im Zusammenhang mit einem weiteren Projekt, dessen Ziel es ist, eine Online-Bibliothek zur italienischen Musik zusammen mit einigen italienischen Bibliotheken zu schaffen, die über wichtige musikalische Bestände verfügen.

Joyce Agalo (Moi University Library, Eldoret, Kenia): Emerging developments of audiovisual and multimedia use in national and academic libraries. (Volltext: http://www.ifla.org/ifla/IV/ifla64/105-117f.htm).

Zusammenfassung:
Seit den späten 80er Jahren werden sich die wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken Kenias der laufenden technologischen Veränderungen bewußt. Seither haben diese Bibliotheken begonnen, in ihre Dienstleistungen auch audivisuelle und Multimedia-Dienstleistungen einzubeziehen. Die Autorin konnte fünf staatliche, zwei private Universitäten sowie drei Abteilungen der kenianischen Nationalbibliothek besuchen, um einen Überblick über die AV-Dienstleistungen in diesen Bibliotheken zu erarbeiten. Der Bericht bringt einen Überblick über die historische Entwicklung von AV-Dienstleistungen in diesen Bibliotheken, zu AV- and Multimedia-Beständen und zu den sich wandelnden Trends bei Benutzerprofilen.

Ungefähr 100 Teilnehmer kamen zur Open Session. Leider gab es hier keine Möglichkeit zur Simultanübersetzung.

 
Ausblick auf die IFLA-Konferenz in Bangkok 1999

Auf der nächsten IFLA-Konferenz in Bangkok wird der RTAVM eine Open Session zum folgenden Thema organisieren: "Oral heritage: audiovisual history and future". Als Referenten sind vorgesehen:

In Bangkok wird auch der Antrag auf Umwandlung des Round Table in eine Sektion auf dem Programm stehen.

 
1) Die deutsche Fassung erscheint in "Bibliothek Forschung und Praxis" 23 (1999) 2.
 
 


Stand: 20.05.99
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