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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 4, 99

Startschuß für das "Forum Zeitschriften"

Margot Wiesner

Die Beziehungen zwischen Verlagen, Händlern und ihren Bibliothekskunden wurden in den letzten Jahren zunehmend von der Problematik auf dem Zeitschriftenmarkt beherrscht. Die finanzielle Belastung durch Abonnementskosten läßt den Bibliotheken kaum noch Spielräume für den Kauf von Monographien. Das inzwischen bereits stark strapazierte Schlagwort "Zeitschriftenkrise" umschreibt einen Teufelskreis:

Die Bibliotheksetats sinken oder stagnieren bestenfalls. Dieser Situation steht nicht nur eine ständig steigende Titelproduktion gegenüber, die Bibliotheken werden auch Jahr für Jahr mit Preiserhöhungen konfrontiert, die vornehmlich im Bereich der naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Zeitschriften zweistellige Prozentsätze erreichen. Preiserhöhungen führen bei der gegenwärtigen Kaufkraft der Bibliotheken zwangsläufig zu Abbestellungen. Eine Verringerung der Abonnements ist dann wieder der Ausgangspunkt für neue Preiserhöhungen.

Werden elektronische Publikationsformen die Lösung bringen? Zur Zeit setzt die Bereitstellung von Online-Publikationen noch erhebliche Investitionen beim Produzenten voraus, was sich in zusätzlichen Kosten für die Kunden niederschlägt. Damit wird weiter an der Schraube gedreht, an deren Ende die Rolle der Bibliotheken als Informationszentren, aber auch die Existenz der Verlage nachhaltig gefährdet sind.

Die Initiatoren einer deutschen Zeitschriften-Interessengruppe sind nicht so naiv zu glauben, daß ein Fachgremium in der Lage wäre, diese grundsätzliche Problematik zu beseitigen und naturgemäß gegensätzliche Interessen aufzulösen.

Bei einem ersten Treffen auf der Frankfurter Buchmesse 1998 waren sich jedoch Bibliothekare, Vertreter der wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Lieferanten und Verleger trotz aller Skepsis darin einig, daß es den Versuch lohne, alle mit Zeitschriften einhergehenden Probleme zu bündeln und alle am Zeitschriftenmarkt Beteiligten zusammenzubringen. Damit ist die Erwartung verbunden, zumindest in Teilbereichen zu gemeinsamen Erkenntnissen und Ergebnissen zu kommen. Dieses Ziel kann durch ständigen Informationsaustausch und Diskussionen gefördert und durch Projektarbeit in Expertengruppen realisiert werden.

"Markt" meint in diesem Falle die gesamte Breite von der Herstellung über den Vertrieb bis zur Rezeption: von den Autoren über Fachgesellschaften, Verlage, Agenturen oder den stationären Buchhandel bis zu den Bibliotheken und deren Kundschaft.

Anläßlich der IuK-Fachtagung (IuK = Information und Kommunikation) am 4. und 5. Februar 1999 in Regensburg fand nun die konstituierende Sitzung der neuen Gruppe statt, die sich den Namen "Forum Zeitschriften" gab. Als Abkürzung und internationales Markenzeichnen wurde GeSIG (German-speaking Serials Interest Group) gewählt. Das Forum folgt vor allem Vorbildern in den angloamerikanischen Ländern und plant einen intensiven Austausch mit ähnlichen Vereinigungen. Als rechtliche Basis wird der Status eines gemeinnützigen, eingetragenen Vereins angestrebt. Ein Satzungsentwurf liegt vor.

Die rund 30 Teilnehmer an der Gründungssitzung haben sich auf folgende Ziele geeinigt:

Das Forum versteht sich als Interessenvertretung auf gesellschafts-, kultur-, wissenschafts- und wirtschaftspolitischer Ebene.

In den Gründungsvorstand wurden berufen: Klaus Bahmann (Springer Verlag), Anne Bein (Swets & Zeitlinger), Werner Stephan (Universitätsbibliothek Stuttgart), Dr. Hartmut Walravens (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz).

Erste Vorschläge für ein Arbeitsprogramm liegen bereits vor:

Das Forum hofft, bis Anfang Juni die juristischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Vereinsgründung erfüllt zu haben. Mit der Arbeit wurde bereits begonnen.

Das nächste Treffen findet am 28. Mai (9 bis 11 Uhr) auf dem Bibliothekartag in Freiburg i. Br. statt. Den Raum entnehmen Sie bitte der Homepage der Universitätsbibliothek Freiburg: http://www.ub.uni-freiburg.de.


Stand: 08.04.99
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