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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 2, 99

Nutzerbefragung der Stadtbibliotheken Köln

Volker Hüfken

Einleitung

Wenn von Bibliotheksnutzern die Rede ist, sind Personen gemeint, die in irgendeiner Form Nutzer von Bibliotheken sind. Da die praktizierte Bibliotheksstatistik jedoch ausschließlich die Nutzung der Entleihe eines Mediums erfaßt, stellt die Befragung eine Möglichkeit zur Erfassung der Bibliotheksnutzung dar, die über die Entleiheregistrierung hinausgeht. Mittels Besucherbefragungen können so die verschiedenen Aspekte der Bibliotheksnutzung realiter abgebildet werden.

1. Zielsetzung und methodisches Vorgehen

Für die bisher in Köln durchgeführten Besucherbefragungen - die letzte wurde im Herbst 1991 ausschließlich in der Zentralbibliothek durchgeführt - wurden die Nutzer nach ihrer Zufriedenheit mit dem Angebot, dem Bibliothekspersonal und nach ihren Besuchsgründen befragt. Im folgenden Beitrag werden die Besucher der Stadtteilbibliotheken mit denen der Zentralbibliothek verglichen. Zuerst wird die Besucherstruktur der drei Bibliotheken nach einigen sozio-demographischen Merkmalen dargestellt. Anschließend werden die Besuchsgründe, die durchgeführten Tätigkeiten und die Besuchshäufigkeiten miteinander verglichen.

Die Nutzerbefragung war als repräsentative Studie angelegt und wurde in der Zeit vom 10. bis 15. Juni 1996 durchgeführt. Bedingt durch unterschiedliche Öffnungstage, verschob sich der Erhebungszeitraum zwischen der Zentralbibliothek (11. - 15. 6.) und den beiden Stadtteilbibliotheken Köln-Kalk und Köln-Sülz (10. - 14. 6.). Insgesamt wurden 502 Besucher ab 12 Jahren befragt - davon 323 Personen in der Zentralbibliothek, 95 Personen in der Stadtteilbibliothek Sülz und 84 Personen in der Stadtteilbibliothek Kalk. In der Zentralbibliothek wurden zwei erfahrene Interviewerinnen (Studentinnen) für die Befragung eingesetzt, in den Zweigstellen jeweils eine Interviewerin (Studentin) mit entsprechender Erfahrung. Insgesamt sollten ca. 600 Personen befragt werden, davon 400 Besucher in der Zentralbibliothek und jeweils 100 Besucher in den Stadtteilbibliotheken Kalk und Sülz.

Um eine repräsentative Stichprobe aus den Besuchern der Stadtbibliotheken ziehen zu können, wurden die Angaben aus der Lichtschrankenmessung der Vorwoche für die jeweiligen Bibliotheken herangezogen. Auf dieser Zahlenbasis wurde für die jeweiligen Bibliotheken der Auswahlrhythmus bestimmt, d.h., für die Zentralbibliothek wurde jeder 28. Besucher von den Interviewerinnen auf die Teilnahme an der Befragung angesprochen. Die Teilnahme lag in den Stadtteilbibliotheken mit ca. 90% außerordentlich hoch, während nur 73% der angesprochenen Zentralbibliotheksbesucher an der Befragung teilnahmen.

Die durch den Auswahlrhythmus ermittelten Personen wurden persönlich-mündlich um ihre Teilnahme an der Befragung gebeten. Lehnte eine nach der vorgesehenen Ermittlung (Auswahlrhythmus) ausgewählte Person die Teilnahme an der persönlich-mündlichen Befragung ab, so wurde nicht die nächstfolgende Person um eine Teilnahme gebeten, sondern es wurde erneut nach vorgegebenem Rhythmus gezählt. Der Fragebogen besteht aus 28 Fragen (inkl. Demographie), deren Beantwortung insgesamt ca. 10 - 15 Minuten in Anspruch nahm.

2. Sozio-demographische Merkmale

2.1 Alter

Generell (siehe Abbildung 1 )läßt sich für die drei Bibliotheken eine relativ junge Besucherstruktur feststellen; über 80% der Besucher sind nicht älter als 45 Jahre. Vergleicht man die Altersverteilung der Bibliotheksbesucher je nach Einrichtung, zeigen sich jedoch signifikante Unterschiede. Die Stadtteilbibliotheken profitieren offensichtlich von den Jüngeren (Befragte bis 17 Jahre), immerhin ist jeder vierte Besucher ein Jugendlicher. Die Zentralbibliothek spielt für die Jugendlichen fast keine Rolle, ihr Anteil ist mit ca. 5% fast bedeutungslos. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die Senioren (65 Jahre und älter), ihr Anteil liegt in den Zweigstellen höher als in der Zentralbibliothek. Faßt man die Senioren und Jugendlichen für die Zweigstellen Kalk und Sülz zusammen, ergeben sie immerhin ein Viertel der Zweigstellenbesucher. In der Zentralbibliothek bleibt der Anteil der oben gebildeten Gruppe (Jugendliche und Senioren) mit 8% sehr niedrig. Wenn es einen Besucherkreis gibt, der die Zentralbibliothek bevorzugt, so sind es ganz offensichtlich die jungen (18- bis 29jährigen) Erwachsenen. Immerhin macht ihr Anteil an den Zentralbibliotheksbesuchern 47% aus. Für die Zweigstellen liegt der Anteil unter 30%.

2.2 Geschlecht

Die Befragungen, die Anfang der 90er Jahre in den Zentralbibliotheken Köln, Düsseldorf und Bremen durchgeführt wurden, lassen keine nennenswerten Unterschiede beim Besucheraufkommen zwischen Frauen und Männern erkennen. Auch in der hier berichteten Befragung lassen sich für die Zentralbibliothek keine nennenswerten Unterschiede zwischen Frauen (45,5%) und Männern (54,5%) feststellen. Deutliche Verschiebungen treten dagegen in den Zweigstellen auf (sieheAbbildung 2 ). Hier ist der Anteil der Frauen höher, in Kalk liegt er bei 57% und in Sülz sogar bei 72%.

Werden die Männer und Frauen nach den oben genannten Altersgruppen untergliedert, so bleibt nur noch in der Altersgruppe der 30- bis 44jährigen die Beziehung bestehen. Faßt man die Zweigstellen Kalk und Sülz zusammen, ergibt sich in dieser Altersgruppe ein Verhältnis von 80% Frauen und 20% Männern. In der Zentralbibliothek ist es umgekehrt. Der Anteil der Männer liegt bei 65% und der der Frauen bei 35%.

Warum bevorzugen die 30- bis 44jährigen Frauen die Zweigstellen? Wenn wir davon ausgehen, daß unter diesen Frauen der Anteil der Mütter recht hoch ist, dürfte sich dieser Zusammenhang auch auf die Frage der Mitnutzung des Bibliotheksausweises auswirken. Denn Mütter werden wohl in nicht unwesentlichem Maße ihren Nutzerausweis für die Entleihe der Medien ihrer Kinder verwenden. Sieht man sich daraufhin die Angaben zur Frage "Für wieviele Personen entleihen Sie normalerweise auf Ihren Benutzerausweis Bücher oder andere Medien?" an, so bestätigt sich die Vermutung. Die Zweigstellen werden offensichtlich von den Müttern der jeweiligen Stadtteile (hier Kalk und Sülz) verstärkt aufgesucht.

2.3 Bildungsstruktur

Betrachtet man in Abbildung 3 die Bildungsstruktur, so fällt der besonders hohe Anteil der besser Gebildeten auf, und dies gilt für die drei Bibliotheken gleichermaßen. In der Zentralbibliothek haben 85% der Besucher mindestens Fachabitur oder sogar einen Universitätsabschluß. In Sülz liegt der Anteil der o. g. Vergleichsgruppe bei 77% und in Kalk bei 48%. Der deutliche Bildungseffekt, daß ohnehin nur die besser Gebildeten die Bibliotheken nutzen und die unteren Schichten nicht erreicht werden, wird von vielen zum Anlaß für Kritik verwendet. Dies mag wohl auch eher für die bisher untersuchten Zentralbibliotheken gelten, für die hier erwähnten Stadtteilbibliotheken trifft dieses Argument so jedenfalls nicht zu.

Betrachtet man die Besucher, die mindestens einen Hauptschulabschluß (inkl. der Personen ohne Schulabschluß) haben, so beträgt der Anteil in der Zweigstelle Kalk ca. 19%, in der Zweigstelle Sülz noch 10% und schwindet für die Zentralbibliothek auf fast 5%. Rechnet man die mittleren Bildungsabschlüsse (Realschulabschluß und sonstige Schulabschlüsse) mit ein, setzt sich der Unterschied in den jeweiligen Bibliotheken mit noch größerer Deutlichkeit fort. Mit ca. 52% ist der Anteil in Kalk am größten, in Sülz liegt er nur noch bei 23% und ist mit ca. 16% in der Zentralbibliothek am geringsten. Dieser signifikante Bildungszusammenhang macht den Stellenwert der Zweigstellen für die unteren Bildungsgruppen sehr deutlich. Bibliotheken (insbesondere Zweigstellen) können offensichtlich, auch in einem Stadtteil mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Hauptschülern, die breite soziale Schicht durch ein entsprechendes Angebot erreichen.

2.4 Erwerbstätigkeit

Wie aus Abbildung 4 ersichtlich, unterscheidet sich das Besucheraufkommen der voll und teilweise Erwerbstätigen je nach Bibliothek nur unwesentlich. Faßt man die o.g. Erwerbstätigen zusammen, liegt der Anteil in der Zentralbibliothek bei 38%, in der Stadtteilbibliothek Kalk bei 33% und in der Stadtteilbibliothek Sülz bei 45%.

Betrachtet man das Besucheraufkommen der Schüler und Studenten, so variieren die Anteile zwischen den Bibliotheken stark. In der Zentralbibliothek beträgt der Anteil der Studenten (erwerbs- und nicht erwerbstätige Studenten zusammengefaßt) ca. 39%, in den Zweigstellen dagegen unter 20% (Kalk 19% und Sülz 14%). Das Verhältnis in den Studentengruppen, mit hohem Anteil in der Zentralbibliothek und relativ geringem Anteil in den Stadtteilbibliotheken, kehrt sich in der Gruppe der Schüler um. In den Zweigstellen beträgt der Anteil der Schüler 20%, während es in der Zentralbibliothek lediglich 10% sind.

Eine ähnliche Verteilung wie bei den Schülern läßt sich in der (rechnerisch gebildeten) Gruppe Hausfrau/mann und Rentner für die Bibliotheken beobachten. In Kalk liegt der Anteil der Gruppe Hausfrau/mann und Rentner bei 16%, in Sülz bei ca. 12% und bei nur 6% in der Zentralbibliothek. Die Arbeitslosen stellen für alle untersuchten Bibliotheken gleichermaßen einen stabilen Anteil von 3-4%.

3. Nutzerverhalten

3.1 Gründe für den Bibliotheksbesuch

Werden die Besucher der drei Bibliotheken nach ihren Nutzungsgründen gefragt, so geben Sie zwar verschiedene an, jedoch unterscheiden sich diese nicht wesentlich. Als wichtigsten Grund für einen Bibliotheksbesuch nannten die Befragten den Bereich Freizeit, Hobby und Alltagsfragen, die Werte schwanken je nach Bibliothek zwischen 72% und 88% (siehe Tabelle 1). An zweiter Stelle folgen die Bereiche Ausbildung, Schule und Studium, die Werte schwanken hier je nach Bibliothek zwischen 58% und 33%, und an dritter Stelle folgen die Bereiche berufliche bzw. geschäftliche Interessen. Freunde oder Bekannte zu treffen ist für die Befragten der Bibliotheken kein nennenswerter Besuchsgrund, hier liegen die Werte unter 5%.

Erstaunlich ist, daß in den drei Bibliotheken die Rangordnung der Gründe gleich bleibt. Zu vermuten wäre, daß sich die große Unterschiedlichkeit der Angebotsstruktur in den Bibliotheken auf die Besuchsgründe auswirkt. Daß dies in unseren Daten nicht deutlich wird, liegt vermutlich an der zu allgemein gehalten Frage: "Für welche Zwecke nutzen Sie die Stadtbibliothek normalerweise?". Eine differenzierte Betrachtung nach Zweigstellen oder Zentralbibliothek ist folglich nicht möglich. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, daß für die Beantwortung der o. g. Frage alle relevanten Kölner Stadtbibliotheken herangezogen wurden und somit die Rangordnung der Besuchsgründe gleich bleibt.

3.2 Durchgeführte Tätigkeiten

Im Vordergrund der Untersuchung stand weniger die Frage nach den Besuchsmotiven, sondern eher die der Nutzung, da auch der Tätigkeitsbereich, der über die registrierte Mediennutzung hinausgeht, erfaßt werden sollte. Welche Tätigkeiten werden also in welchen Bibliotheken wie häufig durchgeführt?

Bei der Betrachtung der Tabelle 2) (siehe Angaben unter heute) fällt auf, daß zum Zeitpunkt der Erhebung die "Buchentleihe" die am häufigsten durchgeführte Tätigkeit in allen drei Bibliotheken war. Während in Kalk und in der Zentralbibliothek noch andere Tätigkeiten relativ häufig durchgeführt wurden, nutzten die Besucher in Sülz die Zweigstelle fast ausschließlich zur "Buchentleihe" (was nicht unwesentlich durch das begrenzte Angebot in Sülz mitbestimmt wird). Anders als zu erwarten, sind die Besucher der Stadtteilbibliothek Kalk aktiver als die Besucher der Zentralbibliothek. Folgende Tätigkeiten haben die Kalker Bibliotheksbesucher häufiger durchgeführt als die Besucher der Zentralbibliothek: "im Buch nachgeschlagen", "Zeitung gelesen" und "Kopien gemacht". Dieses Ergebnis ist um so überraschender, als die Zentralbibliothek mit den multifunktionalen Möglichkeiten von den Besuchern so nicht genutzt wurde.

Ein Grund für die verhaltenen Aktivitäten der Zentralbibliotheksbesucher könnte aber auch der sogenannte Sommereffekt sein. Bezieht man in der Frage nach den durchgeführten Tätigkeiten einen längeren Zeitraum ein, die Frage lautet: "Wenn Sie einmal an Ihre letzten Stadtbibliotheksbesuche denken, was von den folgend genannten Punkten haben Sie am häufigsten genutzt oder in Anspruch genommen?", ergibt sich ein ganz anderes Tätigkeitsbild (Tabelle 2 - Angaben unter letzte Besuche). Jetzt wurden von den Besuchern der Zentralbibliothek sieben von zehn Tätigkeiten mit Abstand häufiger genannt als in den Vergleichsbibliotheken. Somit kann deutlich gemacht werden, daß die Besucher der Zentralbibliothek sich hinsichtlich ihrer Aktivitäten von den Besuchern der Stadtteilbibliotheken maßgeblich unterscheiden. Der Zweigstellenbesucher in Sülz läßt sich durch zwei wesentliche Nutzungsmerkmale, Buchentleihe und Beratung, kennzeichnen, der Kalker Zweigstellenbesucher durch mindestens fünf Tätigkeitsmerkmale. Wenn man die Tätigkeiten nach Häufigkeiten rangordnet und die Angaben (Tabelle 2) der Zweigstellen vergleicht, wird deutlich, daß unabhängig davon, ob man nach den heute durchgeführten Tätigkeiten fragt oder nach den Tätigkeiten, die man während der letzten Besuche am häufigsten durchgeführt hat, die Profile der Nutzung stabil bleiben.

Anders das Nutzungsverhalten der Zentralbibliotheksbesucher. Hier stellt sich ein anderes, eher uneinheitliches Bild der Nutzung dar. Am Beispiel der Tätigkeit "Kopien gemacht" wird dies besonders deutlich. Gefragt nach den heute durchgeführten Tätigkeiten, wird die Kopie an siebthäufigster Stelle und gefragt nach den häufigsten Tätigkeiten der letzten Besuche an zweiter Stelle genannt. Für die Zentralbibliotheksbesucher läßt sich insgesamt ein stärker variierendes Nutzungsverhalten beobachten.

Für die Nutzung der Zentralbibliothek bedeutet dies, daß die Besucher nicht nur unterschiedliche Tätigkeiten durchführen, sondern daß dies offensichtlich auch von der Wetterlage abhängig ist. Folglich ist nicht ausgeschlossen, daß die sozio-demographische Struktur der Besucher ebenso starken Veränderungen unterliegt. Dies würde bedeuten, das u. U. je nach Wetterperiode oder Jahreszeit nicht nur das Besucheraufkommen, sondern auch die Besucherstruktur und die Nutzung stark variieren. Somit können kaum verläßliche Aussagen über die allgemeine Bibliotheksnutzung gemacht werden, wenn nicht in regelmäßigen Abständen entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden.

3.3 Besuchshäufigkeit

In Abbildung 5 zeigt sich deutlich, daß die Besucher die Einrichtungen regelmäßig aufsuchen. Der Anteil der häufigen Nutzer, d. h. derjenigen, die die Bibliotheken mehrmals im Monat besuchen, liegt bei knapp über 60%. Dies gilt für alle drei Bibliotheken gleichermaßen. Die Zahl der Dauerbesucher - Personen, die mindestens einmal in der Woche die Stadtbibliothek Köln besuchen - unterscheidet sich zwischen den Bibliotheken ebensowenig: in der Zentralbibliothek liegt sie bei ca. 23%, in Sülz bei 20% und in Kalk bei 26%. Den einzigen nennenswerten Unterschied weist die Kategorie "erster Besuch" auf. In der Zentralbibliothek liegt der Anteil der Erstbesucher bei 5,3%, das sind 17 von 323 Besuchern, während es in den beiden Stadtteilbibliotheken zusammen nur drei Erstbesucher waren. Ob der relativ hohe Anteil der Erstbesucher der Zentralbibliothek seine Ursache in der zentralen Lage (Innenstadt und Museumsnähe) und damit der günstigen Erreichbarkeit hat, oder ob er mit der vielfältigen Funktion der Zentralbibliothek zusammenhängt, kann mit dieser Untersuchung nicht beantwortet werden.

Welche Gründe könnte es aber für einen regelmäßigen Besuch geben? Um brauchbarere Angaben für die Berechnungen zu haben, wurden zwei Besuchertypen gebildet: der Aktivnutzer (Besucher, die mindestens "mehrmals im Monat" die Bibliothek aufsuchen) und der Bedarfsnutzer (Besucher, die "mehrmals im Jahr" oder "seltener" angaben). Welchen Grund hat der Aktivnutzer, die Bibliothek mindestens einmal im Monat aufzusuchen und welchen hätte der Bedarfsnutzer, dies seltener zu tun? Auf die Frage: "Wenn Sie einmal an Ihre letzten Stadtbibliotheksbesuche denken, was von den folgend genannten Punkten haben Sie am häufigsten genutzt oder in Anspruch genommen?" gaben die Aktivnutzer "Buchentleihe" als Hauptbesuchsgrund an. Die Angaben dazu liegen, je nach untersuchter Bibliothek, zwischen 70% und 94%. Der monatliche Besuch der Aktivnutzer erklärt sich jedoch auch zwangsläufig aus den Ausleihfristen, die für Bücher vier Wochen betragen. Keine der weiteren erfragten elf Tätigkeiten weisen einen signifikanten Zusammenhang zwischen Aktiv- und Bedarfsnutzer auf.

3.4 Aufenthaltsdauer

Wie auch schon bei der Besuchshäufigkeit, sind bei der erfragten Aufenthaltsdauer keine nennenswerten Unterschiede zwischen der Zentralbibliothek - die sich durch die Angebotsvielfalt als Dienstleistungszentrum verstehen könnte - einerseits und den Stadtteilbibliotheken andererseits zu beobachten. Der einzige Unterschied ist der, daß in der Stadtteilbibliothek Sülz 92% der Besucher schon nach 30 Minuten die Einrichtung verlassen, während 90% der Besucher der Stadtteilbibliothek Kalk und der Zentralbibliothek nach einer Stunde gehen. Von einem Ort, an dem man seine Zeit vertrödeln möchte, kann demnach hier nicht die Rede sein. Dies könnte, wie schon mehrmals erwähnt, mit dem hochsommerlichen Wetter zusammenhängen.

Wer sind jedoch die Personen, die länger als eine halbe Stunde in den Bibliotheken bleiben? Bei der Analyse der sozio-demographischen Merkmale konnten keine signifikanten Beziehungen ermittelt werden. Folglich läßt sich die Aufenthaltsdauer nicht an Personen, sondern eher an Tätigkeiten festmachen. Gefragt nach den heute durchgeführten Tätigkeiten, erklärt sich der längere Aufenthalt (von über 30 Minuten) jedoch nur durch die Tätigkeit "in Büchern nachgeschlagen". Alle anderen Tätigkeiten weisen keinen signifikanten Zusammenhang auf.

Zusammenfassung

Eine wesentliche Funktion der Bibliotheken ist es, eine Bildungseinrichtung für die Bevölkerung aller Alters- und Sozialschichten zu sein. Ob diese Kriterien für die Kölner Stadtbibliotheken erfüllt wurden, sollte mit der vorliegenden Vergleichsuntersuchung ermittelt werden. Für die Zweigstellen konnte eine breitere, zum Teil differenziertere Besucherstruktur ermittelt werden als in der Zentralbibliothek. Ein sehr breites Angebot, wie in der Zentralbibliothek, hat offensichtlich eine Ausdifferenzierung der Nutzungen zur Folge, jedoch muß sich dies nicht zwangsläufig auch auf die soziodemographische Struktur der Besucher auswirken. Welchen Stellenwert bzw. welche Funktion die Zweigstellen für die Besucher haben, ist eine Frage, die mit dieser Untersuchung nicht beantwortet werden kann, jedoch können wir deutlich ein ergänzendes Nutzen der Stadtbibliotheken beobachten (Tabelle 3). Weitere Untersuchungen wären notwendig, wollte man die Bedeutung und Funktion einer ergänzenden Nutzung der Stadtteil- bzw. Zentralbibliothek, oder auch anderer Bibliotheken, in Erfahrung bringen.


Stand: 10.02.99
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