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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 99

Aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die Herbstsitzung 1998 des Bibliotheksausschusses fand am 8. und 9. Oktober 1998 in Bonn statt. Eines der Hauptthemen war die Verteilung der Fördermittel für 1999, die sich in folgender Weise für die einzelnen Förderungsprogramme ergab:

Sondersammelgebiete (Erwerbungsmittel)TDM14.721,60
Sondersammelgebiete (Personalmittel) TDM860,00
DokumentlieferungTDM700,00
Spezialbibliotheken TDM2.245,00
Eigener Schriftentausch der DFG TDM720,00
Erwerbung schwer beschaffbarer Literatur über die Außenstelle JapanTDM70,00
Ausbau von Spezialbeständen in wiss. Bibliotheken der neuen BundesländerTDM115,00
Erschließung von Handschriften und NachlässenTDM4.700,00
Erschließung von Inkunabeln und Drucken des 17. JahrhundertsTDM1.960,00
Katalogunternehmen von überregionaler Bedeutung TDM1.900,00
ZeitschriftendatenbankTDM1.450,00
Erschließung von SpezialbeständenTDM1.320,00
Erschließung historisch wertvoller KartenbeständeTDM240,00
Erschließung überregional bedeutsamer Materialien von ArchivenTDM1.600,00
Digitalisierung von BibliotheksbeständenTDM3.900,00
Elektronische PublikationenTDM3.900,00
Rationalisierung und Modernisierung TDM2.400,00
Bestandserhaltung TDM900,00
Internationale Kooperationen in den Programmen Digitalisierung, Elektronische Publikationen und Modernisierung u. RationalisierungTDM450,00
Sonstige Ausgaben für Bibliothekszwecke TDM298,40
GesamtTDM44.450,00

Für 1999 werden insgesamt DM 44,4 Mio. zur Verfügung stehen. Der Zuwachs von DM 2,5 Mio. gegenüber 1998 ergibt sich wesentlich aus den Anforderungen im Zusammenhang mit der Einbeziehung der östlichen Bundesländer in die Sondersammelgebietsförderung sowie durch die Aufstockung des Mitteleinsatzes für die Programme Elektronische Publikationen, Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und die Finanzierung internationaler Kooperationen in diesen Programmen.

Neben den Mitteln für die Bibliotheksförderung werden für 1999 Sondermittel des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit für Buchspenden an wissenschaftliche Einrichtungen im Ausland in Höhe von voraussichtlich DM 2,25 Mio. zur Verfügung stehen, außerdem Sondermittel des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft (DM 700.000,-) für den Ankauf geschlossener Sammlungen und Nachlässe.

Im Mittelpunkt der Sitzung standen weiterhin folgende Themen:

Vom 30. 8. bis 18. 9.1998 informierte sich eine aus Mitgliedern der Unterausschüsse "Elektronische Publikationen im Literatur- und Informationsangebot wissenschaftlicher Bibliotheken", "Datenverarbeitung und Kommunikationstechniken" und "Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" bestehende Reisegruppe über den aktuellen Stand und zukünftige Planungen im Bereich Digitale Bibliotheken in den USA. Zielsetzung dabei war, im direkten Erfahrungsaustausch mit amerikanischen Bibliotheken und Forschungseinrichtungen Informationen zu speziellen Fragestellungen sowie zu Planungen, Projekten und Serviceleistungen im Bereich digitaler Dokumente und Dienste einschließlich rechtlicher Rahmenbedingungen zur Nutzung im deutschen Bibliothekswesen und seiner Förderung zu erlangen. Vor diesem Hintergrund standen folgende Themen im Mittelpunkt der Reise:

Ein gemeinsamer Bericht wird von den Reiseteilnehmern voraussichtlich Anfang 1999 vorgelegt. Als ein erstes Fazit kann festgestellt werden, daß sich die intensive konzeptionelle Vorbereitung mit ausgeprägterer Kooperation insbesondere auch zwischen Wissenschaftlern und Bibliothekaren sowie die organisatorische und technische Durchführung der DFG-Förderprojekte im Bereich der "Digitalen Bibliotheken" im Vergleich mit nordamerikanischen Projekten durchaus bewährt hat.

In der Diskussion sprach der Bibliotheksausschuß weiterhin das Verhältnis von Digitalisierungsprojekten zur Lehre, "Marketing-Strategien" in den USA, Kooperationen zwischen deutschen und amerikanischen Partnern sowie internationale Entwicklungen im Bereich elektronischer Zeitschriften an. Wünschenswert erscheint eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit auf deutscher Seite, um über die Fachwelt hinaus eine breitere Öffentlichkeit zu informieren und auf deutsche Aktivitäten im Bereich Digitale Bibliotheken aufmerksam zu machen. Wesentlich sei auch eine intensive internationale Kooperationen zwischen deutschen und ausländischen Bibliotheken unter Einbeziehung von Wissenschaftlern.

Die Angebote und Dienste Digitaler Bibliotheken werden überwiegend über das Internet transportiert. Ihre Entwicklung ist daher in besonderem Maße durch Globalisierung gekennzeichnet. Technische Komponenten, an denen in einer Vielzahl von Ländern gearbeitet wird, kommunizieren über kompatible Schnittstellen auf der Grundlage internationaler Standards. Die digitale Bereitstellung von Forschungsmaterialien und Literatur intensiviert den globalen Zusammenhang von Forschungsprozessen durch Informationsaustausch und direkte Zusammenarbeit über Netze. Informationsdienste der Bibliotheken adressieren unmittelbar einen internationalen Markt und müssen dort ihre Existenzberechtigung behaupten. Der Aufbau Digitaler Bibliotheken profitiert in besonderer Weise vom internationalen Erfahrungsaustausch, einem international abgestimmten Vorgehen und der Bildung von Joint Ventures bei Forschung und Entwicklung. Vor diesem Hintergrund sprach sich der Bibliotheksausschuß dafür aus, den Förderschwerpunkt "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" (VDF) um die Programmkomponente "VDF International" zu ergänzen, mit der gezielt die Zusammenarbeit deutscher Arbeitsgruppen mit ausländischen Partnern auf dem Gebiet der Digitalen Bibliotheken gefördert werden soll.

Mit der Förderung soll ein Beitrag zum Aufbau weltweit verteilter Systeme zur Bereitstellung und zum Management digitaler Forschungsinformation geleistet werden. Dies erfordert insbesondere

Darüber hinaus erfordert die Entwicklung globaler Informations-Infrastrukturen eine Zusammenarbeit in folgenden Gebieten: Information Retrieval, Copyright Management, Verbreitungsmodelle für digitale Wissenschaftsinformation, integrative Konzepte des Wissensmanagements, Interoperabilität von Systemen, Digitale Reformatierung von Medienbeständen, Archivierung und Bestandserhaltung.

Die Grundsätze des neu aufgelegten Förderprogramms werden demnächst publiziert und sind unter der Internet-Adresse <http://www.dfg.de>; abrufbar.

Auf seiner diesjährigen Frühjahrssitzung hatte der Bibliotheksausschuß Überlegungen zur Bereitstellung digitalisierter Zeitschriftenbestände als Serviceangebot überregionaler Sammelschwerpunktbibliotheken angestellt und dazu eine Initiativgruppe aus Vertretern überregionaler Sammelschwerpunktbibliotheken einberufen. Hintergrund dafür sind das Memorandum zur Weiterentwicklung der überregionalen Literaturversorgung, mit dem neben anderen Serviceangeboten auch Maßnahmen zur Retrodigitalisierung von Sammelschwerpunktbeständen empfohlen werden, sowie der in den USA angebotene JSTOR-Service. Aufbau und Entwicklung eines vergleichbaren Serviceangebots waren zugleich im Unterausschuß für Retrodigitalisierung erörtert worden. Gegenstand der Erörterung im Bibliotheksausschuß waren nun fachlich-inhaltliche Gesichtspunkte des von der Initiativgruppe gemeinsam geplanten Serviceaufbaus. Orientiert am amerikanischen JSTOR-Projekt, dabei als Zielsetzung eines Gemeinschaftsvorhabens, wird die Einrichtung eines neuartigen Bibliotheksservice angestrebt, mit dem - in Abstimmung mit den jeweiligen Verlagen - zurückliegende Zeitschriftenjahrgänge in digitaler Form für den direkten Nutzerzugriff über das WWW zur Verfügung gestellt werden, während die laufende Produktion dieser Zeitschriftentitel weiterhin von den Verlagen bezogen wird. Die angestrebte Zugriffsmöglichkeit auf die dann digitalisierten Bestände bieten aus Nutzersicht Vorteile, indem entsprechend aufbereitete Publikationen ortsunabhängig und zu jedem Zeitpunkt verfügbar sind sowie - z.B. auf der Artikelebene - gezielt recherchiert werden können.

Die mit dem Service angestrebte Bereitstellung digitalisierter Zeitschriftenbestände sollte als qualitativ hochwertiges und quantitativ relevantes Paket zur Verfügung stehen. Im Hinblick auf die Attraktivität des Angebots unter inhaltlichen Gesichtspunkten kommen dafür ausdrücklich forschungsrelevante und vielgenutzte Kernzeitschriften einzelner Fachgebiete vorrangig in Betracht. In Analogie zu den amerikanischen Titeln des JSTOR-Service sollte es sich dabei einerseits um Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum bzw. deutschen Publikationsbereich handeln. Angesichts des Ressourcenprofils des überregionalen Systems sollte andererseits auch die Einbeziehung nachfragerelevanter Spezialzeitschriften erwogen werden.

Die SUB Göttingen hat sich bereit erklärt, angesichts der Dimension eines solchen Vorhabens zunächst eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, deren Erarbeitung mit DFG-Mitteln gefördert werden solle.

Weitere Besprechungspunkte der Sitzung waren Einzelfragen der Sondersammelgebietsförderung, die finanzielle Situation der wissenschaftlichen Bibliotheken sowie Anträge von Spezialbibliotheken.

(DFG-Bibliotheksreferat)


Stand: 08.01.99
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