BIBLIOTHEKSDIENST Heft 1, 99

Herbstsitzung der Kommission des DBI für Erwerbung und Bestandsentwicklung 1998

Die Herbstsitzung der Kommission fand am 24. und 25. September 1998 in Bremen statt. Im folgenden wird über die wesentlichen Themen und Ergebnisse berichtet:

• Outsourcing
  Die im Bericht der Erwerbungskommission über die Frühjahrssitzung 1998 (Bibliotheksdienst 32 (1998) H. 8, S. 1400) angekündigte bundesweite Fortbildungsveranstaltung wird am 13/14.04.1999 in Köln stattfinden. Nähere Angaben können dem Veranstaltungsprogramm des HBZ in Köln unter http://www.hbz-nrw.de sowie dem entsprechenden Hinweis im Bibliotheksdienst entnommen werden.

• Zeitschriften
  Die von einzelnen führenden Zeitschriftenverlagen angekündigten Preiserhöhungen von zum Teil weit über 10% bis hin zu 27,3% sind aus Sicht der Kommission alarmierend; sie gefährden ganz massiv die ohnehin engen finanziellen Handlungsspielräume der Bibliotheken und bedrohen, weil Abbestellungen unvermeidlich sein werden, Wissenschaft, Lehre und Forschung, Literaturversorgung und Informationsstrukturen. Die Erwerbungskommission hält es für erforderlich, gemeinsame, auch von Autoren, Agenturen, Unterhaltsträgern sowie Fachgesellschaften getragene Strategien zu entwickeln, um die für Bibliotheken, Nutzer und Verlage gleichermaßen tödliche, aus Preiserhöhung, Abbestellungen, sinkenden Auflagen und erneuten Preiserhöhungen bestehende Spirale zu durchbrechen. Die Erwerbungskommission wird durch Rundschreiben und einen Offenen, namentlich an eine Reihe von Verlagen gerichteten Brief auf die Abbestellstrategien in den Bibliotheken und die beherrschende Marktmacht der Verlage Einfluß zu nehmen versuchen.
  Überlegungen, die seinerzeit im BD 1996, S. 255 f veröffentlichten "Merkpunkte zum Einholen von Zeitschriftenangeboten" zu überarbeiten, wurden zurückgestellt, um zu geeigneter Zeit und nach einer Konsolidierung auch der elektronischen Vertriebsstrukturen die sich daraus ergebenden Aspekte in eine solche Checkliste aufzunehmen.

• Zusammenarbeit mit dem Buchhandel
  Die Kommission legt Wert darauf, die traditionell guten Beziehungen zum Buchhandel weiterzupflegen und steht im Kontakt zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels, mit dessen Sortimenterausschuß sie während der Buchmesse aktuelle Fragen von gemeinsamem Interesse erörtert hat. Man ist übereingekommen, die 3. Empfehlungen zum Geschäftsverkehr mit dem Buchhandel zu überarbeiten, sobald sich die derzeit noch stark im Wandel befindlichen elektronischen Publikations- und Distributionsverfahren stabilisiert haben. Zur Einführung des Euro soll es ein gemeinsam erarbeitetes Positionspapier zur Umstellungsprozedur geben.

• Erwerbungsprofile und Etatverteilungsmodelle
  Auf dem Bibliothekartag in Freiburg wird am 26.05.1999 in einer gemeinsamen Vortragsveranstaltung der beiden Expertengruppen über die Arbeitsergebnisse berichtet werden. Es werden sowohl grundsätzliche Überlegungen zur Notwendigkeit von Erwerbungsprofilen und Etatverteilungsmodellen wie auch praktische Umsetzungsbeispiele präsentiert.

• Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS)
  Für die Aufstellung der Erwerbungshaushalte der Bibliotheken und eine bedarfsgerechte Verteilung der begrenzten Mittel auf Fächer können objektivierte = bewertbare Vergleichsmaßstäbe eine wertvolle Entscheidungshilfe sein. Der Kommission liegen an der TU Chemnitz vorgenommene Auswertungen der DBS-Statistik vor, in der mit Hilfe von dBase unterschiedliche DBS-Tabellen synoptisch zusammengefaßt worden sind und sich dadurch z.B. die Möglichkeit ergibt, die Zahl abonnierter Zeitschriftentitel eines Faches mit den Zeitschriftenausgaben und mit den Durchschnittspreisen in einer Gesamtübersicht aller einschlägigen Bibliotheken zu vergleichen. Diese Auswertung kann auf Anfrage über die Kommission (Frau Allenberg, Bibliothek der TU Chemnitz) bezogen werden.

• Behandlung von Dublettenangeboten, Tausch- und Geschenksendungen
  Die Kommission hat sich aufgrund einer Ende letzten Jahres in ERWERB-L geführten Diskussion und weiterer Anfragen aus einzelnen Bibliotheken eingehend mit der Frage einer ökonomischen Behandlung aller über die Erwerbungsarten Tausch und/oder Geschenk den Bibliotheken angebotenen Literatur beschäftigt. Die Kommission beabsichtigt, Empfehlungen zur Behandlung von Geschenk- und Tauschsendungen zu formulieren. Hier sollen nicht nur die zentralen Fragen des Dissertationstausches, des Schriftentausches zwischen Hochschulen und die Behandlung von Dublettenlisten erörtert werden, sondern auch "Rand-"Probleme wie Spendenbescheinigungen, Dankschreiben und Aufbewahrungspflichten aus unverlangten Ansichtsendungen.