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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 10, 2000

DINI-Appell

Open Archive-Initiative an deutschen Hochschulen

 

Appell an Betreiber von lokalen elektronischen Archiven an deutschen Hochschulen und an Förderinstitutionen zur Implementierung der Spezifikationen der Open Archive-Initiative.

  1. Eine der vordringlichsten Aufgaben der heutigen Zeit ist auch an den Hochschulen Deutschlands die Organisation des Überganges von der traditionellen papiergebundenen Publikation und Kommunikation zu einem modernen, elektronisch basierten, effektiven Informationsmanagement. Die Deutsche Initiative für NetzwerkInformation (DINI) sieht es als ihre zentrale Aufgabe an, angesichts der zunehmend flächendeckenden und in ihrer Leistungsfähigkeit stark ansteigenden Vernetzung den Wandel der Informationsinfrastruktur innerhalb und zwischen den deutschen akademischen Bildungseinrichtungen voranzutreiben. Einen besonderen Schwerpunkt legt DINI in diesem Jahr auf die Entwicklung und Förderung von gemeinsamen arbeitsteiligen Lösungen für wissenschaftliche Informationen an Hochschulen. Dazu gilt es, alle Beteiligten, Autoren, Herausgeber, Serviceeinrichtungen wie Bibliotheken, Rechen- und Medienzentren sowie Nutzer zur Mitwirkung zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht dabei der Aufbau von allgemein zugreifbaren, effektiv recherchierbaren, systematisch gepflegten und authentisierten lokalen Hochschularchiven.
  2. Im Herbst des vergangenen Jahres haben die bedeutenden internationalen wissenschaftlichen digitalen Archive die Open Archive Initiative (OAi)1 gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den freien Zugriff auf verteilte Archive für wissenschaftliche Informationen zu gewährleisten und gemeinsame Standards für den Aufbau und die Interoperabilitiät von lokalen Archiven aufzustellen. Dieser Minimalstandard geht von der Verwendung von persistent identifiers zum eindeutigen Nachweis sowohl des Archivs als auch der Dokumente des Archivs aus. Er verlangt in XML zu codierende Metadatensätze und die Anwendung des Open Archive-Protokolls, um die Nutzung durch beliebige Dienstanbieter zu ermöglichen. In der Zwischenzeit haben sich weitere Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen angeschlossen.
  3. DINI fordert die deutschen Hochschulen auf, ihre lokalen Archive für wissenschaftliche Information nach diesem Standard auszurichten und der OAi beizutreten.
  4. In Deutschland sind in den letzten Jahren auf Fachbereichsebene, Hochschulebene oder Landesebene viele lokale oder regionale elektronische Archive entstanden. Nur in wenigen Fällen ist der Aufbau dieser Archive nach einem abgestimmten, kompatiblen und auf hohe Verfügbarkeit und Retrievalmöglichkeiten orientierten Konzept erfolgt. Sowohl die Persistenz der Datensätze als auch ihre Beschreibung mit Metadaten sind kaum gegeben. Ein Retrieval über mehrere Archive ist so, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich. Diese Situation behindert die nationale und internationale wissenschaftliche Kommunikation in erheblichem Maße und bedarf einer möglichst raschen Verbesserung.
  5. DINI empfiehlt deshalb:
    1. Lokale Volltextserver und Repositorien wissenschaftlicher Information werden von deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen ohne Einschränkungen weltweit angeboten und mit einer einheitlichen OAi-konformen Schnittstelle als Minimalstandard ausgerüstet. Dies führt zu einer Öffnung des eigenen lokalen Archivs und einer internationalen Verbreitung der wissenschaftlichen Arbeiten.
    2. Für diese Archive und die darin enthaltenen Datensätze werden eindeutige und dauerhafte Identifier gebildet und jeder Datensatz mit Metadaten beschrieben. Es werden dazu standardisierte Vorgaben erstellt (z. B. My Meta Maker), um den Autoren die einheitliche Erstellung der Metadaten zu ihrer Publikation zu ermöglichen.
    3. Es wird das von der OAi vorgeschlagene Protokoll implementiert, um den Zugriff effizient mit automatischen Verfahren zu ermöglichen.
    4. Jedes Archiv definiert klar sein Profil, in dem Festlegungen zu Inhalt und Verwaltung dargestellt werden.
    5. DINI empfiehlt allen Einrichtungen in Deutschland, die die wissenschaftliche Kommunikation durch Projekte und Anreizprogramme fördern (insbesondere BLK, BMBF, DFG und DFN), die Einhaltung der OAi-Spezifikationen zur Voraussetzung für Bewilligungen von Förderanträgen zu machen.

DINI wird Handreichungen erstellen, Workshops zur Verbreitung der OAi-Standards anbieten und den Erfahrungsaustausch organisieren.

 

1 http://www.openarchives.org


Stand: 11.10.2000
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