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BIBLIOTHEKSDIENST Heft 9, 97

Die Bibliothek der Universität Konstanz und ihr Internet-Benutzerservice

Günther Rau

Die Bibliothek der Universität Konstanz ist allein für die Literaturversorgung einer Universität mit knapp 10.000 Studenten zuständig; es gibt keine weiteren Fachbereichs- oder Institutsbibliotheken. Sie präsentiert ihren Bestand (ca. 1,8 Mio. Bände) in systematischer Freihandaufstellung. Die Benutzung einschl. Buchausleihe und -rückgabe ist von Montag bis Freitag von 8 bis 23 Uhr, am Samstag von 9 bis 23 Uhr möglich.

Katalogterminals und vernetzte Personal-Computer

Für das KOALA-System (Recherchen im lokalen Katalog, Regionalkatalog und Bodensee-Datenbank sowie Servicefunktionen wie Ausleihkontoabfrage, Vormerkungen, Fernleih-Bestellungen usw.) stehen seit längerer Zeit 25 Terminals zur Verfügung, die direkt am Bibliotheks-Katalogrechner angeschlossen sind.

Im Juli 1996 wurde mit der zusätzlichen Aufstellung von vernetzten Personal-Computern für Benutzer begonnen. Technische Voraussetzung war die Fertigstellung der Vernetzung im Informationszentrum und in den Buchbereichen der Bibliothek ("Benutzernetz"). Zwei weitere Netze für den dienstlichen Gebrauch, das "Verwaltungsnetz" für Buchbearbeitung, Fachreferate und EDV-Abteilung sowie das "Benutzungs-Dienstnetz" für Ausleihverbuchung, Fernleihe, Auskunft usw. waren schon seit längerem im Einsatz.

Mittlerweile stehen 40 Benutzer-PCs mit drei Angebotsvarianten zur Verfügung:
Variante 1 (14 PCs): KOALA für Windows, Journal-Quick-Finder (lokaler Zeitschriftenkatalog) und CD-ROM im Netz (für Psyclit, Psyndex, Econlit, Sociofile und Medline), kein WWW und keine E-Mail.
Variante 2 (17 PCs): Wie Variante 1, jedoch zusätzlich mit World Wide Web.
Variante 3 (9 PCs): Nur E-Mail.

Hardware/Betriebssytem

Die 31 PCs für die Varianten 1 und 2 sind mit einem 486er-Intel-Prozessor (66 MHz, 8 MB Arbeitsspeicher), Festplatte, Floppy-Laufwerk und Netzwerkkarte ausgestattet. Bei den neun Mail-PCs (Variante 3) handelt es sich um ältere Geräte mit 386er-Prozessoren. Als Betriebssystem für alle Geräte wird Windows 3.11 verwendet. Alle PCs sind als Clients an einem zentralen Novell-Server angeschlossen.

Es wurden verschiedene Maßnahmen getroffen, um Manipulationen an Betriebssystem und Konfiguration weitgehend verhindern zu können. So werden das Betriebssytem und die am einzelnen PC erlaubten Programme beim Start/Restart nicht von der lokalen Festplatte, sondern vom Novell-Server geladen. Änderungen auf dem Server sind durch Schreibschutz ausgeschlossen.

An einzelnen Programmen, z. B. beim WWW-Browser, wurden Veränderungen vorgenommen, um verschiedene Funktionen zu deaktivieren. Auch wurden Mechanismen installiert, um den Mehrfachstart gleicher Programme zu verhindern, was sich ungünstig auf die Belegung des Arbeitsspeichers auswirken würde.

Die Programmangebote

Die Bildung von heute drei Angebotsvarianten ergab sich aus den Erfahrungen und Benutzerreaktionen der letzten Monate. Bei den ersten Geräten im Juli 1996 waren zunächst alle Programme und Dienste im Angebot, um Erfahrungen zu sammeln. Wie erwartet, gab es bei den PCs in den Buchbereichen akustische Probleme. Die an den naheliegenden Arbeitsplätzen Arbeitenden fühlten sich durch das Klappern der Tastaturen besonders bei E-Mail gestört, bzw. wenn mehrere Personen zusammen WWW benutzten und sich dabei unterhielten. An PCs mit nahegelegenen Arbeitsplätzen wird deshalb heute nur die Programmvariante 1 ohne WWW und E-Mail angeboten.

E-Mail

Im Informationzentrum, einem Bereich mit höherem Geräuschpegel, ist das akustische Problem sekundär. Hier gab es auf Grund der nicht ausreichenden Gerätezahl Probleme zwischen WWW- und E-Mail-Benutzern. Ist das Anbieten von E-Mail auch nicht primär Aufgabe der Bibliothek, so hat sie doch ein gewisses Eigeninteresse daran. Über 2000 Benutzer erhalten auf eigenen Wunsch KOALA-Nachrichten (Buchrückrufe, Mahnungen, Abholbenachrichtigungen für vorgemerkte Bücher und eingetroffene Fernleihen usw.) automatisch per E-Mail, was der Bibliothek Arbeits- und Portokosten erspart (ca. 800 Mails pro Woche).

Die Bibliothek hat sich deshalb entschlossen, die E-Mail-Funktion separat an 9 PCs in Eingangsnähe bzw. vor der Bibliothek anzubieten. Für diesen Zweck wurden von der Uni-Werkstatt sechs "Schilderhäuschen" konstruiert, bei denen sich der Bildschirm hinter einer Glasscheibe und nur die Tastatur und ein Trackball zur Cursor-Steuerung außerhalb des Gehäuses befinden. Fünf Plätze sind im Stehen zu benutzen; einer wurde in der Arbeitshöhe für die Bedienung durch Rollstuhlfahrer ausgelegt. Eingesetzt wird das Mail-Programm Eudora Light. Es ist ausschließlich mit einer individuellen Diskette zu bedienen, welche die meist studentischen Benutzer mitbringen müssen. Auf dieser befinden sich neben einer Initialisierungsdatei die persönlichen Mailbox-Dateien. Dadurch wird vermieden, daß mit vom Mailserver im Rechenzentrum abgerufenen Mails oder durch die Kopien von abgesandten Mails die Festplatte gefüllt wird. Um erstmalig eine Diskette mit der Initialisierungsdatei erstellen zu können, gibt es ein Hilfsprogramm. Die Ausgabe von Mailbox-Adressen an Uni-Mitarbeiter und Studenten sowie die Betreuung des Uni-Mail-Servers liegt in den Händen der Universitätsrechenzentrums.

World Wide Web

An den 17 PCs mit Variante 2 wird auch WWW alternativ mit Netscape 2.0 oder Microsoft Internet Explorer 3.02 als Browser angeboten. Als Startseite erscheint die Homepage der Bibliothek (URL: http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/index.html).

In der linken Spalte können aus den einzelnen Rubriken Übersichten angewählt werden. Die rechte Spalte enthält in Auswahl einige wichtige Seiten und Anwendungen, die direkt aufgerufen werden können.

Die Bibliotheks-Infos (URL: http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/wwwpc1.html) bieten Hinweise zur Benutzung der Bibliothek, wie sie vergleichbar auch bei den WWW-Seiten anderer Bibliotheken zu finden sind.

Erwähnenswert sind vielleicht die Servicefunktionen. Es ist möglich, eine Fernleihbestellung über das WWW einzugeben und sich über den Status bereits laufender Bestellungen zu informieren: (URL: http://koalix.ub.uni-konstanz.de/flwahl.html).

Die eingegebenen Daten werden über ein CGI-Skript (Common Gateway Interface) dem Fernleih-Server übermittelt und die Ergebnisse und Meldungen vom Server per Programm wieder als HTML-Seite präsentiert.

Man kann auch die Neuerwerbungen der Bibliothek aus den letzten zwölf Monaten abrufen. Selektionsmerkmal sind der Monat und das gewünschte Fachgebiet (URL http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/sv/ne0.html).

Im Bereich der Bibliotheksstatistik gibt es verschiedene Seiten mit ausführlichem Zahlenmaterial zu Bestand, Erwerbung und Benutzung der Bibliothek (URL http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/stat/stat.html).

Bei den Veröffentlichungen der Bibliothek sind die Artikel der letzten Ausgaben der Hauszeitschrift "Bibliothek aktuell" direkt abrufbar (URL: http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/ba/ba.html), außerdem eine Liste von Publikationen, die sich mit der Bibliothek der Universität Konstanz befassen.

Auf der Homepage werden auch Links zu den deutschen Verbundkatalogen (SWB, BVB, GBV, HBZ und KVK) angeboten.

Zu vielen Fachgebieten haben die Fachreferenten der Bibliothek Seiten mit im Internet abrufbaren Fachinformationen zusammengestellt (URL: http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/zs/fach.html).

In der Rubrik "Elektronische Publikationen" (URL: http://www.uni-konstanz.de/ZE/Bib/pub.htm) sind die bereits zahlreichen Veröffentlichungen der Universität Konstanz in elektronischer Form zu finden. Die Bibliothek bietet an, Konstanzer Dissertationen und Publikationen aus Fakultäten und Fachbereichen im WWW zu präsentieren ("virtueller Verlag"). Zu den Dienstleistungen gehört die Formatierung der Texte und die Verpflichtung, diese langfristig verfügbar zu halten.

Für die Internet-PCs gibt es keine besondere Zugangsregelung. Uni-Angehörige (Mitarbeiter und Studenten) haben Vorrang. Als zeitliche Begrenzung pro Nutzer darf eine Stunde nicht überschritten werden. Die Einhaltung der Regelungen ist der sozialen Kontrolle der auf ein freies Gerät Wartenden unterworfen. Konfliktfälle, bei denen das Bibliothekpersonal gerufen wird, sind nach den bisherigen Erfahrungen selten.

Daten aus dem Internet können auf die eigene Diskette transferiert werden. Als zentraler Drucker dient ein Kopierer, der mit einem PC verbunden ist, in den man seine Diskette mit den zu druckenden Daten einschieben kann. Die Abrechnung erfolgt wie bei den normalen Kopierern über aufladbare Chipkarten (Copy-Check-Karten).

Die Betreuung der Benutzer-Internet-PCs bezüglich Hard- und Software liegt in den Händen von zwei Mitarbeitern der EDV-Abteilung der Bibliothek, die auch für etwa 110 weitere PCs aller Leistungsklassen überwiegend im Dienstbereich der Bibliothek zuständig sind.

Für die Pflege der allgemeinen Bibliotheks-WWW-Seiten sind zwei Personen zuständig, für die Aktualität der Fachinformation im Internet sorgen die zuständigen Fachreferenten. Mit der Formatierung und Präsentation von elektronischen Texten sind vier Mitarbeiter beschäftigt. Alle Personen tun dies neben ihren normalen Aufgaben in wechselnden Zeitanteilen je nach Bedarf (von einer Stunde pro Woche bis zu ein bis zwei Stunden pro Tag).

Das Auskunftsteam bietet mehrmals im Jahr einstündige Internet-Schulungen zu verschiedenen Themen an (allgemeine Einführung, Benutzung von Online-Katalogen, WWW-Suchmaschinen, elektronische Zeitschriften u. ä.) und leistet natürlich ad hoc Hilfestellung bei auftretenden Problemen.

Die Internet-PCs mit WWW und E-Mail erfreuen sich großer Resonanz durch die Benutzer und sind meist ständig belegt. Die Geräte laufen insgesamt stabil, Manipulationsversuche waren bisher selten. Die Bedeutung der Internet-Nutzung in der Bibliothek wird weiter zunehmen und die Beschaffung weiterer PCs erforden. Auch gilt es zwischen den verschiedenen Nutzungsinteressen ständig nach einem Ausgleich zu suchen und flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren.


Stand: 04.09.97
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