Bibliothekswesen Hierarchiestufe höher


Aus der 31. Sitzung der AG der Verbundsysteme (Uta Kaminsky, Verbundsekretariat im DBI)

Zum Fortgang des Kooperationsvorhaben "Neues Verbundsystem", das einen festen Tagesordnungspunkt bei den Sitzungen der AG der Verbundsysteme darstellt, berichtete Herr Hoffmann, HBZ, beim Bibliothekartag 1996 in Erlangen ausführlich über die Systemauswahl und die Zuschlagserteilung. Deshalb soll hier nur kurz erwähnt werden, daß im Teilnahme-Wettbewerb 8 Bewerber zur Abgabe eines Angebotes ausgewählt wurden, 3 Firmen kein Angebot auf dieser Grundlage abgaben und das System Horizon der Firma Dynix den Zuschlag erhielt.

 Zu den Details der Funktionalität wurde nun in der letzten Sitzung ausführlich berichtet. Wesentliche Verbesserungen, die über die Funktionen der derzeit eingesetzten Systeme hinausgehen werden, sind geplant: für die Formal und Sachkatalogisierung soll eine bessere Retrieval-Funktionalität für Bibliothekare und Benutzer durch z.B Stichwortretrieval, Phrasensuche, Links-Trunkierung, Mittenjoker, basic index, Proximity-Suche sowie eine weitestgehende Parametrisierbarkeit erreicht werden; graphische Oberflächen mit entsprechenden Fenster-Techniken und Funktionen sind vorgesehen; die Möglichkeit zur Verknüpfung von Titelaufnahmen mit weiteren Dokumenten (Volltexte, Bilder/Images, Abstracts) ist gegeben.

 Die Stärke des Systems wird in den Internet-Funktionalitäten (Z 39.50) sowie der Nutzung genormter Schnittstellen gesehen. Für die Verbund-Schnittstellen zu lokalen Systemen ist das Ziel der Einsatz von Standard-Schnittstellen. Alles, was über die Norm Z 39.50 abgebildet ist, wird darüber abgewickelt werden. Zum beabsichtigten Einsatz von Selbstverbuchung mit Zahlungssystemen und auch für die Abwicklung von Fernleihe und Dokumentlieferung werden aber noch norm-kompatible Entwicklungen notwendig werden, da hier noch keine ausgereiften Normungen vorliegen.

 Die Verwaltungsabkommen zwischen den Partner-Ländern des GBV sind am 14. Juni 1996 geschlossen und ein " Gemeinsamer Bibliotheksverbund" für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen (GBV)" damit offiziell installiert worden. Von der Vertrags-Vorlage bis zur Unterzeichnung hat man somit nur ein Jahr benötigt. Zum fachlichen Stand der Implementation und der Entwicklung des PICA-Systems im GBV wurde berichtet: Die Diskussion um die Art der Verzeichnung mehrbändiger Werke führt weg von der Verzeichnung hierarchischer Strukturen zur Verzeichnung von Stücktiteln. Seit Oktober besteht für den Benutzer die Möglichkeit, mit "deposit accounts" (Guthaben-System) Fernleih-Bestellungen im System direkt, also auch vom häuslichen PC, aufzugeben.

 PICA - Fortgang der Implementation und der Entwicklung im Hessischen Bibliotheksinformationssystem: Oberste Priorität hat weiterhin der Aufbau eines Gesamtsystems mit allen Standardfunktionen. Beim Zentralsystem liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten derzeit bei der Einbindung von Fremd- und Normdaten (GKD, ZDB, DNB). Die einzelnen Lokalsysteme werden wie geplant ausgebaut. Aktuell wird gerade das Ausleihmodul bei der GHB Kassel und der FHB Gießen-Friedberg in Betrieb genommen. Das PICA-Erwerbungsmodul wird zur Zeit für den Einsatz in Hessen nach einer Prioritätenliste funktional erweitert und angepaßt. Pilotinstallationen sind für das erste Halbjahr 1997 geplant (UB Marburg, StUB Frankfurt a. M.).

 Es wurde berichtet, daß die PICA-Stiftung in Bezug auf die Systemarchitektur entschieden hat, keine eigenen Clients einzuführen oder zu entwickeln. Die Entwicklung des WIN-OPAC ist gestrichen worden. Als zukünftiges Lokalsystem hat PICA das System ALS angekauft; die weitere Entwicklung des Systems wird zukünftig bei PICA erfolgen. Da Tandem gemeinsam mit Microsoft mittlerweile ausfallsichere Server entwickelt habe, sei somit eine für die Lokalsysteme interessante Lösung vorhanden. PICA finanziert sich mittlerweile völlig über die Beiträge der Teilnehmerbibliotheken und erhält keine Beiträge mehr vom Staat.

 Zentralen Raum nahm die Erörterung der Frage ein, wie die Zugänglichkeit der Verbundsysteme weltweit und bundesweit zukünftig unter den Aspekten der Kosten und der Zugangswege von der AG der Verbundsysteme beurteilt wird. Man einigte sich darauf, die KMK zu bitten, auf der Basis von Gegenseitigkeit zu regeln, daß für Nutzer außerhalb der eigenen Finanzträger mindestens für die Recherche keine Entgeltpflichtigkeit besteht. Diese Kosten seien über die Finanzierung der Katalogisierung gedeckt. Die originäre Verbunddatenbank müsse entgeltfrei zur Recherche angeboten werden können. Zugekaufte Fremddaten und "andere" Daten könnten allerdings mit Entgelten belegt werden. Die AG hat mittlerweile ein entsprechendes Votum an die KMK formuliert, um für eine Nachnutzung der kooperativen Erschließung, also für Daten mit Besitzvermerk und zukünftig auch für unselbständige Schriften, entsprechende Regelungen zu schaffen.

 Über die Beteiligung der AG der Verbundsysteme am DFG-Programm "Neue Informationsinfrastrukturen fü Forschung und Lehre" konnte aus zwei unterschiedlichen Arbeitsgruppen erstmals berichtet werden. Man vereinbarte, die Entwicklungen als ständigen Tagesordnungspunkt weiter zu beobachten. Zum Fortgang der Unternehmungen SUBITO, DBV OSI und PND wurde in der Sitzung ebenfalls berichtet. In Bezug auf die weitere Entwicklung der Normdateien wurde hervorgehoben, daß die GKD-Daten ab 1997 auch auf der Normdaten-CD-ROM (GKD, PND, SWD) Der Deutschen Bibliothek zugänglich sein werden.

 Der Verbundkatalog maschinenlesbarer Katalogdaten in der Variante des Leihverkehrs-VK hat ein Supplement, mit dem Stichtag 15.12.95 für die Lieferung von Änderungen und neuen Titeln, zur Ergänzung des 4. Grundwerkes erhalten. Es umfaßt 702 Mikrofiches und kostet 540,- DM bzw. 440,- DM für Verbund-Bibliotheken. Die Datenbank-Ausgabe für den Leihverkehr liegt bei DBI-Link als VK ´95 seit dem Bibliothekartag in Erlangen auf. Datenlieferanten waren die Verbundsystemen BVB, BVBB, HBZ, SWB sowie die Bibliotheken IfW Kiel und UB Oldenburg. Die Verbundsysteme GBV und HEBIS waren durch ihre Migrationen nicht zu Lieferungen in der Lage, ebenso die UB Saarbrücken. Ca. 3,9 Mio Haupteintragungen und 3,1 Mio Verweisungen stehen 13 Mio Standort-Nachweisen im Supplement gegenüber.

 Am 25. und 26. April fand in der SUB Göttingen das Planungsforum "Öffentliche Bibliotheken und Verbundsysteme - Möglichkeiten der Zusammenarbeit" statt. Die Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse und der in dieser Veranstaltung gefassten Voten sind im Bibliotheksdienst 6/96 sowie im Internet (auf den Seiten der AG der Verbundsysteme im WWW-Server des DBI) veröffentlicht worden. Zur Umsetzung der gefassten Voten ist beabsichtigt, im Lauf des 1. Halbjahres 1997 das Gespräch mit den politische Verantwortlichen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene aufzunehmen.

 Zur Vorbereitung des 7. Deutschen Bibliothekskongresses 1997 und der Biblioteca in Dortmund vereinbarte man, das Standkonzept neu zu überdenken und eventuell zentrale Demonstrationsschwerpunkte, z.B. DBV/OSI, einzelne Sachgebiete wie PND und Sacherschließung oder ÖB-relevante Themen wie Recherche und Fernleihe statt der jetzt üblichen fest zugewiesenen verbundbezogenen Arbeitsplätze einzuführen. Eine Vortragsveranstaltung zu "Entwicklungen im deutschsprachigen Raum" wird neben einem Bericht zum weiteren Fortgang des Kooperationsvorhaben "Neues Verbundsystem" eine Ist-Aufnahme und Bewertung der (nicht nur im GBV eingesetzten) Lieferdienste und Fernleihverfahren bieten und einen Blick auf Perspektiven der österreichischen Verbundlandschaft richten.

 Man verabschiedete den Verbund der Bibliotheken der obersten Bundesbehörden (VBB), ein Gründungsmitglied der AG der Verbundsysteme, der aufgrund der fachlichen Entwicklungen zukünftig nicht mehr an der AG der Verbundsysteme teilnehmen wird. Die 32. Sitzung der AG der Verbundsysteme wird am 11. und 12. März 1997 im Hochschulbibliothekszentrum in Köln stattfinden.
 

 Bericht 30. Sitzung

 


Stand: 30.1.1997
E-mail: vsek@dbi-berlin.de

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